1Und als er vorbeiging, sah er einen Menschen, der blind war von Geburt an. (Joh 9,32)2Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Rabbi, wer hat gesündigt, sodass dieser blind geboren ist, er oder seine Eltern?3Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern an ihm sollten die Werke Gottes offenbar werden! (Ps 146,8; Lk 13,2; Joh 11,4)4Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. (Lk 2,49)5Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. (Lk 1,78; Lk 2,32; Joh 8,12)6Als er dies gesagt hatte, spie er auf die Erde und machte einen Brei mit dem Speichel und strich den Brei auf die Augen des Blinden (Mk 8,23)7und sprach zu ihm: Geh hin, wasche dich im Teich Siloah (das heißt übersetzt: »Der Gesandte«)! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder. (2Kön 5,10; Neh 3,15; Jes 8,6; Joh 9,4)8Die Nachbarn nun, und die ihn zuvor als Blinden gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der, welcher dasaß und bettelte? (Rut 1,19; Apg 3,2)9Etliche sagten: Er ist’s! — andere aber: Er sieht ihm ähnlich! Er selbst sagte: Ich bin’s!10Da sprachen sie zu ihm: Wie sind deine Augen geöffnet worden? (Pred 11,5; Joh 9,15; Joh 9,26)11Er antwortete und sprach: Ein Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und bestrich meine Augen und sprach zu mir: Geh hin zum Teich Siloah und wasche dich! Als ich aber hinging und mich wusch, wurde ich sehend. (Joh 9,7)12Da sprachen sie zu ihm: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht! (Joh 5,12)
Verhör des Geheilten durch die Pharisäer
13Da führten sie ihn, der einst blind gewesen war, zu den Pharisäern.14Es war aber Sabbat, als Jesus den Teig machte und ihm die Augen öffnete. (Joh 5,10)15Nun fragten ihn auch die Pharisäer wieder, wie er sehend geworden war. Und er sprach zu ihnen: Einen Brei hat er auf meine Augen gelegt, und ich wusch mich und bin nun sehend! (Joh 9,10; Joh 9,26)16Da sprachen etliche von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält! Andere sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand eine Spaltung unter ihnen. (Lk 6,7; Lk 6,9; Lk 13,14; Joh 3,2; Joh 7,12; Joh 7,43; Joh 9,31)17Sie sprachen wiederum zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, weil er dir die Augen geöffnet hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet! (Lk 7,16; Joh 4,19)18Nun glaubten die Juden nicht von ihm, dass er blind gewesen und sehend geworden war, bis sie die Eltern des Sehendgewordenen gerufen hatten. (1Mo 19,14)19Und sie fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, dass er blind geboren ist? Wieso ist er denn jetzt sehend? (Joh 9,8; Apg 3,10; Apg 4,14)20Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, dass dieser unser Sohn ist und dass er blind geboren ist;21wieso er aber jetzt sieht, das wissen wir nicht; und wer ihm die Augen geöffnet hat, wissen wir auch nicht. Er ist alt genug; fragt ihn selbst. Er soll selbst für sich reden!22Das sagten seine Eltern deshalb, weil sie die Juden fürchteten; denn die Juden waren schon übereingekommen, dass, wenn einer ihn als den Christus anerkennen würde, dieser aus der Synagoge ausgeschlossen werden sollte. (Spr 29,25; Joh 7,13; Joh 12,42; Joh 16,2)23Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug; fragt ihn selbst!24Da riefen sie zum zweiten Mal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. (Jos 7,19; Joh 7,24; Joh 7,51; Joh 8,15; Joh 8,46; Joh 9,16; 1Kor 4,5; 1Joh 2,20)25Da antwortete jener und sprach: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Eines weiß ich: dass ich blind war und jetzt sehend bin!26Sie sprachen aber wiederum zu ihm: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er dir die Augen geöffnet?27Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt nicht darauf gehört; warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Jünger werden? (Lk 9,62)28Sie beschimpften ihn nun und sprachen: Du bist sein Jünger! Wir aber sind Moses Jünger. (Mt 5,11; Joh 5,45)29Wir wissen, dass Gott zu Mose geredet hat; von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist. (Mal 3,22; Joh 7,27)30Da antwortete der Mensch und sprach zu ihnen: Das ist doch verwunderlich, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und er hat doch meine Augen geöffnet. (Jes 29,14; Jes 42,7; Mt 16,2)31Wir wissen aber, dass Gott nicht auf Sünder hört; sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er. (1Sam 2,30; Ps 34,16; Ps 66,18; Ps 145,19; Mal 3,16; 1Joh 3,21)32Von Ewigkeit her hat man nicht gehört, dass jemand einem Blindgeborenen die Augen geöffnet hat.33Wenn dieser nicht von Gott wäre, so könnte er nichts tun! (Joh 3,2; Joh 9,16; Apg 5,38)34Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und willst uns lehren? Und sie stießen ihn hinaus. (Jes 66,5; Joh 9,2)
Blinde sehen und Sehende werden blind
35Jesus hörte, dass sie ihn ausgestoßen hatten, und als er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes? (Ps 12,6; Zef 3,19; Joh 3,16; Joh 20,31; Apg 26,27)36Er antwortete und sprach: Wer ist es, Herr, damit ich an ihn glaube?37Jesus aber sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es! (Joh 4,26; Joh 9,25)38Er aber sprach: Ich glaube, Herr! und fiel anbetend vor ihm nieder. (Mt 14,33; Joh 11,27; Joh 20,28; Apg 8,37)39Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit die, welche nicht sehen, sehend werden und die, welche sehen, blind werden. (Mt 13,13; Lk 2,34; Joh 3,19; Apg 26,18; 1Petr 2,9)40Und dies hörten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind denn auch wir blind? (Röm 2,17; Offb 3,17)41Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wärt, so hättet ihr keine Sünde; nun sagt ihr aber: Wir sind sehend! — deshalb bleibt eure Sünde. (Jes 5,21; Lk 12,48; Lk 18,14; Joh 15,22; Joh 15,24)
Johannes 9
Neues Leben. Die Bibel
Jesus heilt einen Blindgeborenen
1Unterwegs sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind war.2»Meister«, fragten die Jünger ihn, »warum wurde dieser Mann blind geboren? Ist es wegen seiner eigenen Sünden oder wegen der Sünden seiner Eltern?« (2Mo 20,5; Hes 18,20; Lk 13,2; Joh 9,34)3»Es lag nicht an seinen Sünden oder den Sünden seiner Eltern«, antwortete Jesus. »Er wurde blind geboren, damit die Kraft Gottes an ihm sichtbar werde. (Joh 11,4)4Wir alle müssen die Aufgaben dessen, der mich gesandt hat, rasch erfüllen. Denn nicht mehr lange und die Nacht bricht herein, in der niemand mehr etwas tun kann. (Joh 5,17; Joh 11,9; Joh 12,35)5Doch solange ich noch in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.« (Jes 49,6; Joh 1,4; Joh 8,12; Joh 12,46)6Dann spuckte er auf die Erde, vermischte den Lehm mit seinem Speichel zu einem Brei und strich ihn dem Blinden auf die Augen. (Mk 8,23)7Daraufhin sagte er zu ihm: »Geh und wasch dich im Teich Siloah.« Siloah bedeutet: Gesandter. Da ging der Mann und wusch sich und kam sehend zurück! (2Kön 5,10; Jes 35,5)8Seine Nachbarn und andere, die ihn als blinden Bettler kannten, fragten einander: »Ist das derselbe Mann – der Bettler?« (Apg 3,10)9Einige meinten, er sei es; andere sagten: »Nein, aber er sieht aus wie jener!« Der Bettler aber sagte immer nur: »Ich bin derselbe Mann!«10Da fragten sie ihn: »Was ist geschehen? Wie wurden deine Augen geöffnet?«11Und er erzählte: »Der Mann, den sie Jesus nennen, machte aus Lehm und Speichel einen Brei, den er mir auf die Augen strich, und dann sagte er: ›Geh zum Teich Siloah und wasche dich.‹ Ich ging und wusch mich, und nun kann ich sehen!«12»Wo ist er jetzt?«, fragten sie. »Das weiß ich nicht«, erwiderte er.13Daraufhin brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern.14Nun hatte Jesus den Mann an einem Sabbat geheilt. (Lk 13,14; Joh 5,9)15Die Pharisäer ließen sich von dem Mann alles erzählen. Er berichtete: »Er strich mir einen Brei auf die Augen, und als ich ihn abgewaschen hatte, konnte ich sehen!«16Einige der Pharisäer meinten: »Dieser Mensch, Jesus, kommt nicht von Gott, denn er bricht das Gesetz und arbeitet am Sabbat.« Andere dagegen sagten: »Aber wie könnte ein gewöhnlicher Sünder solche Wunder[1] tun?« So gingen ihre Meinungen über ihn weit auseinander. (Joh 3,2; Joh 7,43)17Da befragten die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, noch einmal und wollten wissen: »Dieser Mann, der dir die Augen geöffnet hat – was meinst du, wer er ist?« Der Mann erwiderte: »Er muss ein Prophet sein.« (Mt 21,11)18Die führenden Juden wollten nicht glauben, dass der Mann blind gewesen war. Deshalb ließen sie seine Eltern holen19und fragten: »Ist das euer Sohn? Behauptet ihr, dass er von Geburt an blind gewesen ist? Wenn das stimmt, wie kommt es, dass er jetzt sehen kann?«20Seine Eltern antworteten: »Wir wissen, dass dies unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde,21aber wir wissen nicht, warum er jetzt sehen kann oder wer ihn geheilt hat. Er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen. Fragt ihn doch selbst.«22Das sagten sie aus Angst vor den führenden Juden, weil diese angekündigt hatten, jeden aus der Synagoge auszuschließen, der Jesus als Christus bezeichnete. (Lk 6,22; Joh 7,13; Joh 12,42; Joh 16,2; Joh 19,38; Apg 5,13)23Deshalb sagten die Eltern: »Er ist alt genug, um für sich selbst zu sprechen. Fragt ihn doch selbst.«24Da riefen sie den Mann, der blind geboren worden war, zum zweiten Mal herein und ermahnten ihn: »Gib Gott die Ehre und sage die Wahrheit,[2] denn wir wissen, dass dieser Mann ein Sünder ist.« (Jos 7,19)25»Ich weiß nicht, ob er ein Sünder ist«, erwiderte der Mann. »Aber eins weiß ich: Ich war blind, und jetzt kann ich sehen!«26»Aber was hat er mit dir gemacht?«, fragten sie. »Wie hat er dich von deiner Blindheit geheilt?«27»Das habe ich euch doch bereits erzählt!«, rief der Mann aus. »Habt ihr denn nicht zugehört? Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?«28Da beschimpften sie ihn und sagten: »Du bist sein Jünger, wir aber sind Jünger Moses. (Joh 5,45)29Wir wissen, dass Gott zu Mose gesprochen hat, doch von diesem Mann wissen wir nicht einmal, woher er ist.« (Joh 8,14)30»Seltsam!«, entgegnete der Mann. »Er hat meine Augen geheilt und ihr wisst nicht, woher er ist!31Wir wissen, dass Gott Sünder nicht erhört, aber er erhört die, die ihn anbeten und seinen Willen tun. (Hi 27,8; Ps 34,16; Ps 66,18; Ps 145,19; Spr 15,29; Jes 1,15; Jer 11,11; Jer 14,12; Mi 3,4; Sach 7,13)32Solange die Welt besteht, hat noch niemand die Augen eines Blindgeborenen öffnen können.33Wenn dieser Mann nicht von Gott käme, könnte er so etwas nicht tun.« (Joh 3,2)34Da hielten sie ihm vor: »Du bist ganz in Sünden geboren und willst uns belehren?« Und sie warfen ihn aus der Synagoge. (Joh 9,2)
Glaubensblindheit
35Als Jesus hörte, was geschehen war, suchte er den Mann auf und sagte: »Glaubst du an den Menschensohn[3]?«36Der Mann erwiderte: »Sag mir, wer es ist, Herr, denn ich würde gern an ihn glauben.«37»Du hast ihn gesehen«, sagte Jesus, »und jetzt spricht er mit dir!« (Joh 4,26)38»Ja, Herr!«, antwortete der Mann. »Ich glaube!« Und er fiel vor Jesus nieder und betete ihn an.39Da sagte Jesus zu ihm: »Zum Gericht bin ich in die Welt gekommen. Ich bin gekommen, die Blinden sehend zu machen, und denen, die sich für sehend halten, zeige ich, dass sie blind sind.« (Lk 4,18)40Die Pharisäer, die in der Nähe standen, hörten ihn und fragten: »Willst du damit sagen, dass etwa auch wir blind sind?« (Röm 2,19)41»Wenn ihr blind wärt, wärt ihr unschuldig«, erwiderte Jesus. »So aber bleibt ihr schuldig, weil ihr behauptet, sehen zu können. (Joh 15,22)