1Joab, der Sohn der Zeruja, merkte, wie sehr der König Absalom vermisste.2Er ließ eine Frau aus Tekoa holen, die für ihre Weisheit bekannt war, und sagte zu ihr: »Gib vor, in Trauer zu sein; leg Trauerkleidung an und salbe dich nicht mit Öl. Benimm dich wie eine Frau, die schon seit langer Zeit um einen Toten trauert. (2Chr 11,5; Am 1,1)3Dann geh zum König und erzähl ihm folgende Geschichte.« Und er sagte ihr, was sie dem König erzählen sollte. (2Sam 14,19)4Als die Frau zum König kam, warf sie sich vor ihm zu Boden und rief: »Mein König! Hilf mir!«5»Was fehlt dir?«, fragte der König. »Ach, ich bin Witwe, mein Mann ist tot«, antwortete sie.6»Meine beiden Söhne kämpften auf dem Feld miteinander, und da niemand in der Nähe war und einschreiten konnte, wurde einer von ihnen dabei getötet.7Jetzt verlangt die Familie: ›Gib uns deinen Sohn heraus. Wir werden ihn umbringen und das Leben seines Bruders rächen, den er ermordet hat. So kann er auch nicht den Familienbesitz erben.‹ Sie wollen mir also den letzten Sohn und Erben nehmen[1], sodass der Name meines Mannes und seine Familie vom Angesicht der Erde verschwinden werden.« (4Mo 35,19; 5Mo 19,12)8»Überlass die Sache mir«, sagte der König. »Geh heim, ich werde die nötigen Befehle geben.«9»Mein Herr und König«, antwortete die Frau aus Tekoa, »ich und meine Familie übernehmen die Verantwortung dafür, wenn mein Sohn nicht gerächt wird. Der König aber ist nicht Schuld daran.« (1Mo 43,9; 1Sam 25,24)10Da sagte der König: »Wenn jemand etwas dagegen hat, bring ihn zu mir. Ich versichere dir, er wird dich danach in Ruhe lassen!«11Da sagte sie: »Schwöre mir beim HERRN, deinem Gott, dass du nicht zulässt, dass sich jemand an meinem Sohn rächt und durch Blutrache noch Schlimmeres angerichtet wird.« »So wahr der HERR lebt«, antwortete er, »deinem Sohn soll kein Haar gekrümmt werden!« (4Mo 35,12; 5Mo 19,4; 1Sam 14,45)12»Eine Bitte habe ich noch«, sagte sie. »Sprich«, forderte er sie auf.13Sie entgegnete: »Warum tust du für jemanden aus dem Volk Gottes nicht, was du für mich zu tun versprochen hast? Mit dieser Entscheidung hast du, mein König, dich selbst überführt, denn du lässt deinen verbannten Sohn nicht heimkehren. (2Sam 13,37; 1Kön 20,40)14Wir alle müssen irgendwann sterben. Unser Leben ist wie Wasser, das auf dem Boden verschüttet wurde und nicht wieder eingesammelt werden kann. Aber Gott löscht das Leben nicht aus, sondern versucht den Verbannten heimzuholen, damit er nicht weiter von ihm verstoßen bleibt! (Hi 34,14; Hebr 9,27)15Aber ich bin zu dir gekommen, mein Herr und König, um meine Bitte vorzutragen, weil meine Familie mir Angst einjagt. Ich sagte mir: ›Ich will mit dem König reden. Vielleicht hilft er mir ja.16Ja, er wird meiner Bitte nachgehen und mich vor dem Mann retten, der mich und meinen Sohn um das Erbe, das Gott uns zugedacht hat, bringen will.17Das Wort meines Herrn und Königs wird mir Ruhe schenken.‹ Ich weiß ja, dass mein Herr und König wie ein Engel Gottes ist, der Gutes von Bösem unterscheiden kann. Der HERR, dein Gott, sei mit dir.« (1Sam 29,9; 2Sam 19,28)18»Eines will ich noch wissen, aber antworte mir offen und verschweige nichts«, sagte der König. »Ja, sprich, mein Herr und König«, entgegnete sie.19»Hat Joab dich geschickt?« Und die Frau antwortete: »Mein Herr und König, wie könnte ich das leugnen? Niemand kann etwas vor dir verbergen. Ja, dein Diener Joab hat mich geschickt und mir aufgetragen, was ich sagen soll. (2Sam 14,3)20Er tat es, damit du die Sache einmal mit anderen Augen siehst. Doch du bist weise wie ein Engel Gottes und verstehst alles, was unter uns geschieht!«21Da sagte der König zu Joab: »Nun gut, geh und hol den jungen Mann, Absalom, zurück.«22Joab warf sich vor dem König zu Boden, segnete ihn und sagte: »Nun weiß ich doch, dass ich in deiner Gunst stehe, mein Herr und König, denn du hast mir diese Bitte erfüllt!«23Und Joab ging nach Geschur und holte Absalom nach Jerusalem zurück. (2Sam 13,37)24Doch der König erließ folgenden Befehl: »Absalom soll in sein Haus gehen, aber er darf mir nie unter die Augen kommen.« Deshalb lebte Absalom wieder in seinem Haus, aber den König sah er nicht.
Versöhnung zwischen Absalom und David
25Kein Mann in Israel war so schön und so bewundert wie Absalom. Er war vom Scheitel bis zur Sohle vollkommen.26Sein Haar ließ er sich einmal im Jahr schneiden, weil es ihm zu schwer wurde. Als er es wog, war es 200 Schekel[2] schwer nach königlichem Gewicht.27Er hatte drei Söhne und eine Tochter. Der Name seiner Tochter war Tamar und sie war sehr schön. (2Sam 13,1)28Absalom lebte zwei Jahre in Jerusalem, ohne dass er den König je zu sehen bekam. (2Sam 14,24)29Schließlich schickte er nach Joab, um ihn zu bitten, sich beim König für ihn einzusetzen, aber Joab wollte nicht kommen. Absalom schickte ein zweites Mal nach ihm, doch Joab weigerte sich erneut zu kommen.30Da sagte Absalom zu seinen Knechten: »Geht und zündet das Gerstenfeld von Joab, das neben meinem liegt, an.« Daraufhin steckten die Knechte das Feld in Brand.31Da ging Joab zu Absalom und fragte: »Warum haben deine Knechte mein Feld angezündet?«32Absalom antwortete: »Ich habe nach dir schicken lassen, weil ich wollte, dass du für mich zum König gehst und ihn fragst, warum er mich aus Geschur zurückkommen ließ. Ich wäre besser dort geblieben. Nun aber will ich den König sehen: Wenn er mich in irgendeiner Sache für schuldig befindet, soll er mich hinrichten lassen.« (1Sam 20,8)33Joab berichtete es dem König. Da ließ David Absalom rufen und er kam und warf sich vor dem König zu Boden und David küsste ihn. (1Mo 33,4; Lk 15,20)