1Zwei Jahre später träumte der Pharao, dass er am Nilufer stand.2In dem Traum stiegen plötzlich sieben fette, gesunde Kühe aus dem Fluss und begannen am Ufer zu weiden. (Jes 19,6)3Dann stiegen sieben magere, hässliche Kühe aus dem Fluss und stellten sich neben die sieben fetten Kühe.4Und die mageren, hässlichen Kühe fraßen die fetten, gesunden Kühe auf. Da erwachte der Pharao.5Bald schlief er wieder ein und hatte einen zweiten Traum: Sieben Ähren wuchsen auf einem einzigen Halm und jede einzelne Ähre war schön und prall gefüllt. (2Kön 4,42)6Dann plötzlich wuchsen sieben weitere Ähren an dem Halm, doch diese waren verkümmert und vom Ostwind vertrocknet. (Hes 19,12)7Die verkümmerten Ähren verschluckten die sieben schönen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum gewesen war.8Am nächsten Morgen war der Pharao sehr beunruhigt über die Bedeutung der Träume. Er ließ alle Wahrsager und Gelehrten Ägyptens zu sich kommen und erzählte ihnen seine Träume. Aber keiner von ihnen konnte sie deuten. (2Mo 7,11; Dan 2,1; Dan 4,2)9Da sprach der Mundschenk beim König vor. »Majestät, heute ist mir mein Versäumnis wieder eingefallen«, sagte er. (1Mo 40,14)10»Vor einiger Zeit, als Sie auf den obersten Bäcker und mich zornig waren, haben Sie uns ins Gefängnis werfen lassen. (1Mo 40,2)11Eines Nachts hatten der Bäcker und ich einen Traum und jeder Traum hatte eine Bedeutung. (1Mo 40,5)12Wir erzählten die Träume einem jungen Hebräer, einem ehemaligen Sklaven des Oberbefehlshabers der königlichen Leibwache. Er sagte uns, was unsere Träume bedeuteten, (1Mo 40,12)13und alles traf genauso ein, wie er vorausgesagt hatte. Ich wurde wieder in meine Stellung als Mundschenk eingesetzt und der oberste Bäcker wurde gehängt.« (1Mo 40,22)14Sofort schickte der Pharao nach Josef und er wurde schnell aus dem Gefängnis herbeigeholt. Josef ließ sich die Haare schneiden, wechselte seine Kleider und trat vor den Pharao. (Ps 105,20)15»Letzte Nacht hatte ich einen Traum«, erzählte der Pharao ihm, »und keiner kann mir sagen, was er bedeutet. Doch ich habe gehört, dass du Träume deuten kannst, deshalb habe ich dich rufen lassen.« (Dan 2,25)16»Es steht nicht in meiner Macht, das zu tun, Majestät«, antwortete Josef, »nur Gott kann es. Aber er wird Ihnen sicher etwas Gutes ankündigen.« (1Mo 40,8)17Der Pharao erzählte ihm den Traum. »Ich stand am Ufer des Nil«, sagte er. (1Mo 41,1)18»Plötzlich stiegen sieben fette, gesunde Kühe aus dem Fluss und begannen am Ufer zu weiden.19Dann stiegen sieben weitere Kühe aus dem Fluss. Sie waren dünn und ausgemergelt – ich habe in ganz Ägypten noch nie so hässliche Tiere gesehen.20Diese mageren Kühe fraßen die sieben fetten auf, die zuerst aus dem Wasser gestiegen waren.21Aber danach waren sie trotzdem noch genauso hässlich und mager wie zuvor! Dann erwachte ich.22Ich schlief wieder ein und hatte einen zweiten Traum. An einem Halm wuchsen sieben schöne, pralle Ähren.23Nach ihnen wuchsen sieben verkümmerte, vom Ostwind vertrocknete Ähren aus dem Halm.24Und die vertrockneten Ähren verschlangen die schönen! Ich habe die Träume meinen Wahrsagern erzählt, aber keiner von ihnen konnte mir sagen, was sie bedeuten.«25»Beide Träume bedeuten dasselbe«, sagte Josef zum Pharao. »Gott hat Ihnen durch sie mitgeteilt, was er tun wird.26Die sieben fetten Kühe und die sieben schönen Ähren stehen für sieben reiche, fruchtbare Jahre.27Die sieben mageren, hässlichen Kühe und die sieben vertrockneten Ähren stehen für sieben Hungerjahre. (2Kön 8,1)28Gott hat Ihnen gezeigt, was er tun wird.29In den nächsten sieben Jahren wird es in ganz Ägypten reiche Ernten geben. (1Mo 41,47)30Nach ihnen werden jedoch sieben Jahre des Hungers kommen. Sie werden so schwer sein, dass der Überfluss vergessen sein wird. Der Hunger wird das Land aufzehren. (1Mo 47,13)31Die Hungersnot wird so schrecklich sein, dass sich niemand mehr an die guten Jahre erinnern wird.32Dass Sie den Traum zweimal geträumt haben, bedeutet, dass diese Ereignisse bei Gott beschlossene Sache sind und dass er sie bald eintreten lassen wird.33Mein Rat lautet, dass Sie sich einen weisen Mann suchen und ihn über ganz Ägypten setzen. (1Mo 41,39)34Der Pharao sollte Minister ernennen, die in den sieben guten Jahren den fünften Teil der Ernte als Steuern einziehen.35Sie sollen alles Getreide der sieben guten Jahre in den königlichen Vorratshäusern in den Städten sammeln und aufbewahren.36Auf diese Weise wird es genug Vorrat für die sieben Hungerjahre geben und das Volk wird nicht verhungern.« (1Mo 47,14)
Josef wird Stellvertreter des Pharaos
37Josefs Vorschlag fand Gehör beim Pharao und seinen Beratern.38Als sie beratschlagten, wer für diese Aufgabe ernannt werden sollte, sagte der Pharao: »Wer könnte besser dafür geeignet sein als Josef? Denn er ist ein Mann, der ganz offensichtlich vom Geist Gottes erfüllt ist.« (Dan 4,5; Dan 5,11)39Und er wandte sich an Josef und sagte: »Da Gott dir die Bedeutung der Träume offenbart hat, musst du der weiseste Mann im ganzen Land sein! (1Mo 41,33)40Hiermit ernenne ich dich zu meinem Stellvertreter. Mein Volk soll deinen Anweisungen gehorchen. Nur ich allein werde im Rang noch über dir stehen.« (1Mo 39,9; Apg 7,10)41Und der Pharao sagte zu Josef: »Hiermit gebe ich dir Vollmacht über ganz Ägypten.« (Est 8,2; Dan 6,4)42Dann steckte er ihm seinen königlichen Siegelring an den Finger. Er gab ihm kostbare Gewänder und legte ihm eine goldene Kette um den Hals. (Est 3,10; Est 6,8)43Außerdem stellte er Josef einen zweisitzigen Wagen zur Verfügung. Und wo immer er hinkam, ließ man ausrufen: »Werft euch vor ihm nieder!« So erhielt Josef die Vollmacht über ganz Ägypten.44Und der Pharao sagte zu Josef: »Ich bin der König, aber ohne deine Zustimmung soll niemand in Ägypten auch nur eine Hand oder einen Fuß heben.« (1Mo 45,8; Ps 105,22)45Der Pharao gab Josef den Namen Zafenat-Paneach[1] und gab ihm Asenat zur Frau. Sie war die Tochter von Potifera, dem Priester von On. So übernahm Josef die Regierungsgewalt über ganz Ägypten. (Hes 30,17)46Er war 30 Jahre alt, als er der Stellvertreter des Pharaos, des Königs von Ägypten, wurde. Josef verließ den Pharao und reiste durchs ganze Land. (1Mo 37,2)47In den nächsten sieben Jahren gab es überall reiche Ernten.48In diesen Jahren zog Josef einen Teil der Ernte aus ganz Ägypten ein und ließ sie in die Vorratshäuser der Städte bringen, in jede Stadt den Ertrag der sie umgebenden Felder.49Nach sieben Jahren waren die Getreidespeicher bis zum Rand gefüllt. Es gab Korn wie Sand am Meer, so viel, dass man es nicht mehr abmessen konnte.50In dieser Zeit vor der Hungersnot bekamen Josef und seine Frau Asenat zwei Söhne. Asenat war die Tochter von Potifera, dem Priester von On.51Josef nannte seinen ältesten Sohn Manasse[2], denn er sagte: »Gott hat mich all meinen Kummer und die Familie meines Vaters vergessen lassen.« (1Mo 48,1; 5Mo 33,17)52Seinen zweiten Sohn nannte er Ephraim[3], denn er sagte: »Gott hat mir im Land meiner Leiden Kinder geschenkt.« (1Mo 17,6)53Schließlich gingen die sieben Jahre des Überflusses zu Ende.54Danach begannen die sieben Hungerjahre, so wie Josef es vorausgesagt hatte. Auch in den angrenzenden Ländern herrschte Hungersnot, aber in Ägypten waren die Vorratshäuser gefüllt. (1Mo 41,30; Ps 105,16; Apg 7,11)55Doch auch in Ägypten begannen die Menschen schließlich zu hungern. Sie flehten den Pharao um Nahrung an und er sagte zu ihnen: »Geht zu Josef und tut, was er euch sagt.« (1Mo 41,41)56Als die Hungersnot immer drückender wurde, ließ Josef die Vorratshäuser öffnen und verkaufte den Ägyptern das Getreide.57Auch die Menschen aus den benachbarten Ländern kamen nach Ägypten, um Getreide bei Josef zu kaufen, denn auf der ganzen Welt herrschte großer Hunger. (1Mo 42,5; 1Mo 47,15; Ps 105,16)
1.Mose 41
Lutherbibel 2017
Josef deutet die Träume des Pharao
1Und nach zwei Jahren hatte der Pharao einen Traum, und siehe, er stand am Nil,2und aus dem Wasser stiegen sieben schöne, fette Kühe; die weideten im Grase.3Und siehe, nach diesen stiegen sieben andere Kühe aus dem Wasser; die waren hässlich und mager und traten neben die Kühe am Ufer des Nils.4Und die hässlichen und mageren Kühe fraßen die sieben schönen, fetten Kühe. Da erwachte der Pharao.5Und er schlief wieder ein. Und ihm träumte abermals: Sieben Ähren wuchsen aus einem Halm, voll und dick.6Und siehe, sieben dünne Ähren gingen auf, die waren vom Ostwind versengt.7Und die mageren Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum war.8Und als es Morgen wurde, war sein Geist bekümmert, und er schickte aus und ließ rufen alle Wahrsager in Ägypten und alle Weisen und erzählte ihnen seine Träume. Aber da war keiner, der sie dem Pharao deuten konnte. (Dan 2,2)9Da redete der Oberste der Mundschenken zum Pharao und sprach: Ich muss heute an meine Sünden denken:10Als der Pharao zornig wurde über seine Knechte und mich mit dem Obersten der Bäcker ins Gefängnis legte im Hause des Obersten der Leibwache,11da träumte uns beiden in einer Nacht einem jeden sein Traum, dessen Deutung ihn betraf.12Da war bei uns ein hebräischer Jüngling, der Knecht des Obersten der Leibwache, dem erzählten wir’s. Und er deutete uns unsere Träume, einem jeden nach seinem Traum.13Und wie er uns deutete, so ist’s gekommen; denn ich bin wieder in mein Amt gesetzt, aber jener wurde aufgehängt.14Da sandte der Pharao hin und ließ Josef rufen, und sie ließen ihn eilends aus dem Gefängnis. Und er ließ sich scheren und zog andere Kleider an und kam hinein zum Pharao.15Da sprach der Pharao zu ihm: Ich habe einen Traum gehabt und es ist niemand, der ihn deuten kann. Ich habe aber von dir sagen hören, wenn du einen Traum hörst, so kannst du ihn deuten.16Josef antwortete dem Pharao und sprach: Das steht nicht bei mir; Gott wird jedoch dem Pharao Gutes verkünden. (1Mo 40,8; Ps 105,20; Dan 5,14)17Der Pharao sprach zu Josef: Mir träumte, und siehe, ich stand am Ufer des Nils,18und aus dem Wasser stiegen sieben schöne, fette Kühe; die weideten im Grase.19Und siehe, nach diesen stiegen sieben dürre, sehr hässliche und magere Kühe heraus. Ich hab in ganz Ägyptenland nicht so hässliche gesehen.20Und die mageren und hässlichen Kühe fraßen die sieben ersten, fetten Kühe auf.21Sie verschwanden in ihrem Bauch, aber man merkte es den mageren nicht an; sie waren so hässlich wie zuvor. Da wachte ich auf.22Dann sah ich in meinem Traum sieben Ähren auf einem Halm wachsen, voll und dick.23Und siehe, sieben dürre Ähren gingen auf, dünn und vom Ostwind versengt.24Und die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken Ähren. Und ich habe es den Wahrsagern gesagt, aber die können’s mir nicht deuten.25Josef antwortete dem Pharao: Beide Träume des Pharao bedeuten das Gleiche. Gott verkündet dem Pharao, was er vorhat.26Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben guten Ähren sind dieselben sieben Jahre. Es ist ein und derselbe Traum.27Die sieben mageren und hässlichen Kühe, die nach jenen aufgestiegen sind, das sind sieben Jahre, und die sieben mageren und versengten Ähren sind sieben Jahre des Hungers.28Das meinte ich, wenn ich gesagt habe zum Pharao, dass Gott dem Pharao zeigt, was er vorhat.29Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen in ganz Ägyptenland.30Und nach ihnen werden sieben Jahre des Hungers kommen, sodass man vergessen wird alle Fülle in Ägyptenland. Und der Hunger wird das Land verzehren,31dass man nichts wissen wird von der Fülle im Lande vor der Hungersnot, die danach kommt; denn sie wird sehr schwer sein.32Dass aber dem Pharao zweimal geträumt hat, bedeutet, dass Gott solches gewiss und eilends tun wird.33Nun sehe der Pharao nach einem verständigen und weisen Mann, den er über Ägyptenland setze,34und sorge dafür, dass er Amtleute verordne im Lande und nehme den Fünften in Ägyptenland in den sieben reichen Jahren35und lasse sie sammeln den ganzen Ertrag der guten Jahre, die kommen werden, dass sie Getreide aufschütten im Auftrag des Pharao zum Vorrat in den Städten und es verwahren.36Der Ertrag diene dem Land als Vorrat in den sieben Jahren des Hungers, die über Ägyptenland kommen werden, dass das Land nicht vor Hunger verderbe.
Josefs Aufstieg
37Die Rede gefiel dem Pharao und allen seinen Knechten gut. (Spr 14,35)38Und der Pharao sprach zu seinen Knechten: Wie könnten wir einen Mann wie diesen finden, in dem der Geist Gottes ist? (Spr 2,6)39Und der Pharao sprach zu Josef: Weil dir Gott dies alles kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du.40Du sollst über mein Haus sein, und deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein; allein um den königlichen Thron will ich höher sein als du.41Und weiter sprach der Pharao zu Josef: Siehe, ich habe dich über ganz Ägyptenland gesetzt.42Und er tat seinen Siegelring von seiner Hand und gab ihn Josef an seine Hand und kleidete ihn in kostbares Leinen und legte ihm eine goldene Kette um seinen Hals (Est 3,10; Dan 5,29)43und ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und ließ vor ihm her ausrufen: Auf die Knie! Und setzte ihn über ganz Ägyptenland. (Est 10,3)44Und der Pharao sprach zu Josef: Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen soll niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Ägyptenland.45Und er nannte ihn Zafenat-Paneach und gab ihm zur Frau Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters zu On. Also zog Josef aus, das Land Ägypten zu besehen.46Und Josef war dreißig Jahre alt, als er vor dem Pharao stand, dem König von Ägypten. Und er ging hinweg vom Pharao und zog durch ganz Ägyptenland. (1Mo 37,2)
Josefs Fürsorge für Ägypten. Die Geburt seiner Söhne
47Und das Land trug in den sieben reichen Jahren die Fülle.48Und Josef sammelte die ganze Ernte der sieben Jahre, da Überfluss im Lande Ägypten war, und tat sie in die Städte. Was an Getreide auf dem Felde rings um eine jede Stadt wuchs, das tat er hinein.49So schüttete Josef das Getreide auf, über die Maßen viel wie Sand am Meer, sodass er aufhörte zu zählen; denn man konnte es nicht zählen.50Und Josef wurden zwei Söhne geboren, bevor die Hungerzeit kam; die gebar ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters zu On.51Und er nannte den ersten Manasse; denn Gott, sprach er, hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus.52Den andern nannte er Ephraim: Denn Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends.53Als nun die sieben reichen Jahre um waren im Lande Ägypten,54da fingen an die sieben Hungerjahre zu kommen, wie Josef gesagt hatte. Und es ward eine Hungersnot in allen Landen, aber in ganz Ägyptenland war Brot.55Als nun ganz Ägyptenland auch Hunger litt, schrie das Volk zum Pharao um Brot. Aber der Pharao sprach zu allen Ägyptern: Geht hin zu Josef; was der euch sagt, das tut.56Als nun im ganzen Lande Hungersnot war, tat Josef alle Kornhäuser auf und verkaufte den Ägyptern; denn der Hunger ward je länger, je größer im Lande.57Und alle Welt kam nach Ägypten, um bei Josef zu kaufen; denn der Hunger war groß in allen Landen.