Matthäus 27

Neue Genfer Übersetzung

1 Bei Tagesanbruch fassten alle führenden Priester zusammen mit den Ältesten des jüdischen Volkes den Beschluss, Jesus hinrichten zu lassen. (Mk 15,1; Lk 23,1; Joh 18,28)2 Sie ließen ihn fesseln und abführen und übergaben ihn dem römischen Gouverneur Pilatus.3 Als Judas sah, dass sein Verrat zur Verurteilung Jesu geführt hatte, bereute er seine Tat. Er brachte den führenden Priestern und den Ältesten die dreißig Silberstücke zurück4 und sagte: »Ich habe gesündigt, ich habe einen unschuldigen Menschen[1] verraten.« – »Was geht uns das an?«, erwiderten sie. »Das ist deine Sache!«5 Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Danach ging er weg und erhängte sich.6 Die führenden Priester nahmen die Silberstücke an sich und sagten: »Dieses Geld darf man nicht zum Tempelschatz legen, weil Blut daran klebt[2]7 Sie berieten über die Sache und kauften dann von dem Geld den so genannten Töpferacker als Friedhof für die Fremden.8 Dieses Stück Land heißt daher bis heute »Blutacker«.9 Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia vorausgesagt worden war: »Sie nahmen die dreißig Silberstücke – den Preis, den die Israeliten für ihn festgesetzt hatten –10 und kauften davon den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte.«[3]11 Als Jesus vor dem Gouverneur stand, fragte ihn dieser: »Bist du der König der Juden?« – »Du selbst sprichst es aus«, erwiderte Jesus. (Mk 15,2; Lk 23,2; Joh 18,29)12 Die führenden Priester und die Ältesten brachten Beschuldigungen gegen ihn vor, aber er verteidigte sich mit keinem Wort.13 Da sagte Pilatus zu ihm: »Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?«14 Doch Jesus gab ihm keine Antwort; zum großen Erstaunen des Gouverneurs sagte er nicht ein einziges Wort[4].15 Nun war es so, dass der Gouverneur zum Passafest einen Gefangenen freizulassen pflegte, den das Volk selbst bestimmen durfte. (Mk 15,6; Lk 23,13; Joh 18,38)16 Damals war gerade ein berüchtigter Aufrührer im Gefängnis; er hieß Jesus[5] Barabbas.17 Pilatus fragte deshalb das Volk, das sich versammelt hatte: »Wen soll ich euch freigeben: Jesus Barabbas oder den Jesus, von dem man sagt, er sei der Messias[6]18 Denn er wusste genau, dass man Jesus nur aus Neid an ihn ausgeliefert hatte.19 Während Pilatus auf dem Richterstuhl saß, ließ seine Frau ihm ausrichten: »Lass die Hände von diesem Mann, er ist unschuldig[7]! Ich habe seinetwegen heute Nacht im Traum viel Schweres durchgemacht.«20 Inzwischen hatten die führenden Priester und die Ältesten das Volk überredet, die Freilassung des Barabbas und die Hinrichtung Jesu zu fordern.21 Als darum der Gouverneur noch einmal fragte: »Wen von den beiden soll ich euch freigeben?«, antwortete die Menge: »Barabbas!« –22 »Und was soll ich mit Jesus tun, von dem es heißt, er sei der Messias?«, wollte Pilatus wissen. »Ans Kreuz mit ihm!«, riefen sie alle.23 »Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?«, fragte Pilatus. Doch sie schrien nur noch lauter: »Ans Kreuz mit ihm!«24 Pilatus sah, dass er nichts erreichte. Im Gegenteil, der Tumult wurde immer schlimmer.[8] Er ließ sich Wasser bringen, wusch sich vor den Augen der Menge die Hände und sagte: »Ich bin unschuldig am Tod[9] dieses Mannes[10]. Was jetzt geschieht, ist eure Sache.«25 Da rief das ganze Volk: »Die Schuld an seinem Tod soll uns und unseren Kindern angerechnet werden![11]«26 Daraufhin gab Pilatus ihnen Barabbas frei. Jesus hingegen ließ er auspeitschen und übergab ihn den Soldaten zur Kreuzigung.27 Die Soldaten des Gouverneurs brachten Jesus ins Prätorium und versammelten die ganze Mannschaft um ihn. (Mk 15,16; Joh 19,2)28 Sie zogen ihn aus und hängten ihm einen scharlachroten Mantel um,29 flochten aus Dornenzweigen eine Krone, setzten sie ihm auf den Kopf und drückten ihm einen Stock in die rechte Hand. Dann knieten sie vor ihm nieder, verspotteten ihn und riefen: »Es lebe der König[12] der Juden!«30 Sie spuckten ihn an, nahmen den Stock und schlugen ihm damit auf den Kopf.31 Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und legten ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie ihn ab, um ihn zu kreuzigen.32 Als sie die Stadt verließen, begegnete ihnen ein Mann, der Simon hieß und aus Zyrene stammte. Den zwangen die Soldaten, Jesus das Kreuz zu tragen. (Mk 15,21; Lk 23,26; Joh 19,17)33 So kamen sie an eine Stelle, die Golgata genannt wird. (Golgata bedeutet »Schädelstätte«.)34 Dort gab man Jesus Wein mit einem Zusatz, der bitter wie Galle war[13].[14] Aber als er gekostet hatte, wollte er nicht davon trinken. (Ps 69,22)35 Nachdem die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, warfen sie das Los um seine Kleider und verteilten sie unter sich. (Ps 22,19)36 Dann setzten sie sich beim Kreuz nieder und hielten Wache.37 Über dem Kopf Jesu hatten sie eine Aufschrift angebracht, die den Grund für seine Verurteilung angab: »Dies ist Jesus, der König der Juden.«38 Zusammen mit ihm wurden zwei Verbrecher[15] gekreuzigt, einer rechts und einer links von ihm.39 Die Leute, die vorübergingen, schüttelten den Kopf und riefen höhnisch:40 »Du wolltest doch den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen! Wenn du Gottes Sohn bist, dann hilf dir selbst[16] und steig herab vom Kreuz!«41 Ebenso machten sich die führenden Priester und die Schriftgelehrten und Ältesten über ihn lustig.42 »Anderen hat er geholfen, aber sich selbst kann er nicht helfen«, spotteten sie. »Er ist ja der König von Israel! Soll er doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, dann werden wir an ihn glauben.43 Er hat auf Gott vertraut; der soll ihn jetzt befreien, wenn er Freude an ihm hat.[17] Er hat ja gesagt: ›Ich bin Gottes Sohn.‹« (Ps 22,9)44 Und genauso beschimpften ihn die Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt worden waren.45 Um zwölf Uhr mittags brach über das ganze Land eine Finsternis herein, die bis drei Uhr nachmittags andauerte. (Mk 15,33; Lk 23,44; Joh 19,28)46 Gegen drei Uhr[18] schrie Jesus laut: »Eli, Eli[19], lema sabachtani?« (Das bedeutet: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« ) (Ps 22,2)47 Einige der Umstehenden sagten, als sie das hörten: »Er ruft Elia.«48 Sofort lief einer los und holte einen Schwamm, tauchte ihn in Weinessig, steckte ihn auf einen Stab und hielt ihn Jesus zum Trinken hin.49 »Wartet[20]«, riefen die anderen, »wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihn rettet!«50 Jesus aber schrie noch einmal laut auf; dann starb er.51 Im selben Augenblick riss der Vorhang im Tempel von oben bis unten entzwei; die Erde begann zu beben, die Felsen spalteten sich,52 und die Gräber öffneten sich. Viele verstorbene Heilige[21] wurden auferweckt.53 Sie kamen nach der Auferstehung Jesu aus ihren Gräbern, gingen[22] in die Heilige Stadt und erschienen vielen Menschen.54 Der Hauptmann und die Soldaten, die mit ihm zusammen beim Kreuz Jesu Wache hielten, waren zutiefst erschrocken über das Erdbeben und die anderen Dinge, die sie miterlebt hatten, und sagten: »Dieser Mann war wirklich Gottes Sohn.«55 Es waren auch viele Frauen dort, die von weitem zusahen. Sie waren Jesus seit den Anfängen in Galiläa gefolgt und hatten ihm gedient.56 Unter ihnen befanden sich Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus und Josef[23], sowie die Mutter der Zebedäussöhne. (Mk 15,40)57 Als es Abend wurde, kam Josef, ein reicher Mann, der aus Arimatäa stammte und ein Jünger Jesu war. (Mk 15,42; Lk 23,50; Joh 19,38)58 Er ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus ordnete an, der Tote solle Josef überlassen werden.59 Da nahm Josef den Leichnam, wickelte ihn in ein reines Leinentuch60 und legte ihn in das noch unbenutzte Grab, das er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Bevor er fortging, wälzte er einen großen Stein vor den Eingang des Grabes.61 Maria aus Magdala und die andere Maria waren dabei; sie hatten sich dem Grab gegenüber hingesetzt.62 Am nächsten Tag gingen die führenden Priester und die Pharisäer gemeinsam zu Pilatus; es war der Tag nach dem Rüsttag[24].63 »Herr«, sagten sie, »uns ist eingefallen, dass dieser Betrüger[25], als er noch lebte, behauptet hat: ›Nach drei Tagen[26] werde ich auferstehen.‹64 Befiehl deshalb bitte, dass das Grab bis zum dritten Tag bewacht[27] wird! Sonst könnten seine Jünger kommen und den Leichnam stehlen und dann dem Volk gegenüber behaupten, er sei von den Toten auferstanden. Dieser zweite Betrug[28] wäre noch schlimmer als der erste.« –65 »Ihr sollt eure Wache haben[29]«, antwortete Pilatus. »Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt[30]66 Da gingen sie zum Grab, versiegelten den Stein am Eingang und sicherten es, indem sie die Wache aufstellten[31].

Matthäus 27

Schlachter 2000

1 Als es aber Morgen geworden war, hielten alle obersten Priester und die Ältesten des Volkes einen Rat gegen Jesus, um ihn zu töten. (Mt 26,3; Mt 26,66)2 Und sie banden ihn, führten ihn ab und lieferten ihn dem Statthalter[1] Pontius Pilatus aus. (Mt 20,19; Lk 3,1; Apg 3,13; Apg 13,28)3 Als nun Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass er verurteilt war, reute es ihn; und er brachte die 30 Silberlinge den obersten Priestern und den Ältesten zurück (Mt 26,15; Mt 27,5; 2Kor 7,10)4 und sprach: Ich habe gesündigt, dass ich unschuldiges Blut verraten habe! Sie aber sprachen: Was geht das uns an? Da sieh du zu! (1Mo 42,22; Mt 23,35; Mt 27,24)5 Da warf er die Silberlinge im Tempel hin und machte sich davon, ging hin und erhängte sich. (2Sam 17,23; Ps 55,24)6 Die obersten Priester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Wir dürfen sie nicht in den Opferkasten legen, weil es Blutgeld ist! (Mt 23,24)7 Nachdem sie aber Rat gehalten hatten, kauften sie dafür den Acker des Töpfers als Begräbnisstätte für die Fremdlinge. (Mt 12,14; Mt 22,15; Mt 26,4; Mt 28,12)8 Daher wird jener Acker »Blutacker« genannt bis zum heutigen Tag.9 Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia gesagt ist, der spricht: »Und sie nahmen die 30 Silberlinge, den Wert dessen, der geschätzt wurde, den die Kinder Israels geschätzt hatten, (Sach 11,13; Mt 26,56)10 und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie der Herr mir befohlen hatte.«11 Jesus aber stand vor dem Statthalter; und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus sprach zu ihm: Du sagst es! (Mt 2,2; Joh 19,19; 1Tim 6,13)12 Und als er von den obersten Priestern und den Ältesten verklagt wurde, antwortete er nichts. (Mt 26,62)13 Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was sie alles gegen dich aussagen? (Joh 19,10)14 Und er antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, sodass der Statthalter sich sehr verwunderte. (Hi 17,9; Kla 3,28; Lk 23,9)15 Aber anlässlich des Festes pflegte der Statthalter der Volksmenge einen Gefangenen freizugeben, welchen sie wollten.16 Sie hatten aber damals einen berüchtigten Gefangenen namens Barabbas.17 Als sie nun versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr, dass ich euch freilasse, Barabbas oder Jesus, den man Christus nennt?18 Denn er wusste, dass sie ihn aus Neid ausgeliefert hatten. (Joh 11,47; 1Joh 3,12)19 Als er aber auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute im Traum seinetwegen viel gelitten! (Hi 7,14; Hi 33,15; Mt 2,12; Joh 19,13; Apg 3,14; Apg 25,6; Jak 5,6)20 Aber die obersten Priester und die Ältesten überredeten die Volksmenge, den Barabbas zu erbitten, Jesus aber umbringen zu lassen. (Apg 3,14)21 Der Statthalter aber antwortete und sprach zu ihnen: Welchen von diesen beiden wollt ihr, dass ich euch freilasse? Sie sprachen: Den Barabbas!22 Pilatus spricht zu ihnen: Was soll ich denn mit Jesus tun, den man Christus nennt? Sie sprachen alle zu ihm: Kreuzige ihn! (Apg 13,28)23 Da sagte der Statthalter: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien noch viel mehr und sprachen: Kreuzige ihn! (Lk 23,41; Joh 8,46; Joh 14,30)24 Als nun Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern dass vielmehr ein Aufruhr entstand, nahm er Wasser und wusch sich vor der Volksmenge die Hände und sprach: Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten; seht ihr zu! (5Mo 21,6; Jer 2,22; Mt 27,19)25 Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder! (3Mo 19,10; Jos 2,19; Kla 5,7; Mt 23,35; Apg 5,28)26 Da gab er ihnen den Barabbas frei; Jesus aber ließ er geißeln und übergab ihn zur Kreuzigung. (Jes 50,6; Mt 20,19)27 Da nahmen die Kriegsknechte des Statthalters Jesus in das Prätorium und versammelten die ganze Schar um ihn.[2] (Joh 18,28)28 Und sie zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel um29 und flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie auf sein Haupt, gaben ihm ein Rohr in die rechte Hand und beugten vor ihm die Knie, verspotteten ihn und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden! (Ps 69,21)30 Dann spuckten sie ihn an und nahmen das Rohr und schlugen ihn auf das Haupt. (Mi 4,14; Mt 26,67; 2Kor 12,10; Hebr 13,13)31 Und nachdem sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und legten ihm seine Kleider an. Und sie führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen. (Jes 53,7)32 Als sie aber hinauszogen, fanden sie einen Mann von Kyrene namens Simon; den zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen. (Mt 21,39; Hebr 13,12)33 Und als sie an den Platz kamen, den man Golgatha nennt, das heißt »Schädelstätte«,34 gaben sie ihm Essig mit Galle vermischt zu trinken; und als er es gekostet hatte, wollte er nicht trinken. (Ps 69,22)35 Nachdem sie ihn nun gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider unter sich und warfen das Los, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt, und das Los über mein Gewand geworfen«.[3] (Ps 22,19; Joh 3,14; Gal 3,13; Phil 2,8)36 Und sie saßen dort und bewachten ihn.37 Und sie befestigten über seinem Haupt die Inschrift seiner Schuld: »Dies ist Jesus, der König der Juden«. (Mt 27,11; Mt 27,29; Joh 19,19)38 Dann wurden mit ihm zwei Räuber gekreuzigt, einer zur Rechten, der andere zur Linken. (Jes 53,12)39 Aber die Vorübergehenden lästerten ihn, schüttelten den Kopf (Ps 22,8; Ps 109,25; Kla 1,12)40 und sprachen: Der du den Tempel zerstörst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab! (Mt 4,3; Mt 4,6; Mt 26,61; Mt 26,63; Mt 27,43)41 Gleicherweise spotteten aber auch die obersten Priester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:42 Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten! Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz herab, und wir wollen ihm glauben! (Mt 26,53; Lk 4,23; Lk 23,2; Joh 1,49; Joh 10,11; Joh 10,18; 1Kor 1,18)43 Er hat auf Gott vertraut; der befreie ihn jetzt, wenn er Lust an ihm hat; denn er hat ja gesagt: Ich bin Gottes Sohn! (Mt 27,40; Joh 5,17; Joh 10,30; Joh 10,36)44 Ebenso schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren.45 Aber von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. (Am 8,9; Offb 8,12)46 Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lama sabachthani, das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«[4] (Ps 22,2; Jes 53,10; Jes 54,7)47 Etliche der Anwesenden sprachen, als sie es hörten: Der ruft den Elia!48 Und sogleich lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. (Rut 2,14; Ps 69,21)49 Die Übrigen aber sprachen: Halt, lasst uns sehen, ob Elia kommt, um ihn zu retten!50 Jesus aber schrie nochmals mit lauter Stimme und gab den Geist auf. (Joh 10,18)51 Und siehe, der Vorhang im Tempel riss von oben bis unten entzwei, und die Erde erbebte, und die Felsen spalteten sich. (2Mo 26,31)52 Und die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt (Joh 5,28)53 und gingen aus den Gräbern hervor nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. (1Kor 15,20; 1Thess 4,14)54 Als aber der Hauptmann und die, welche mit ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und was da geschah, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn! (Mt 3,17; Mt 17,5; Joh 3,16; Röm 1,3; 1Joh 4,9)55 Es waren aber dort viele Frauen, die von ferne zusahen, welche Jesus von Galiläa her gefolgt waren und ihm gedient hatten; (Ps 38,12; Lk 8,2; Joh 19,25)56 unter ihnen waren Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus und Joses, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. (Joh 20,1)57 Als es nun Abend geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathia namens Joseph, der auch ein Jünger Jesu geworden war.58 Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, dass ihm der Leib gegeben werde.59 Und Joseph nahm den Leib, wickelte ihn in reine Leinwand60 und legte ihn in sein neues Grab, das er im Felsen hatte aushauen lassen; und er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging davon. (Jes 22,16; Jes 53,9; Mk 16,4; Apg 13,29)61 Es waren aber dort Maria Magdalena und die andere Maria, die saßen dem Grab gegenüber. (Mt 27,56)62 Am anderen Tag nun, der auf den Rüsttag folgt, versammelten sich die obersten Priester und die Pharisäer bei Pilatus (Joh 19,31)63 und sprachen: Herr, wir erinnern uns, dass dieser Verführer sprach, als er noch lebte: Nach drei Tagen werde ich auferstehen. (Mt 12,40; Mt 16,21; Mt 17,23; Mt 20,19; Mt 27,64; Joh 7,12; Joh 7,47; Apg 3,17)64 So befiehl nun, dass das Grab sicher bewacht wird bis zum dritten Tag, damit nicht etwa seine Jünger in der Nacht kommen, ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist aus den Toten auferstanden!, und der letzte Betrug schlimmer wird als der erste. (Mt 28,13)65 Pilatus aber sprach zu ihnen: Ihr sollt eine Wache haben! Geht hin und bewacht es, so gut ihr könnt!66 Da gingen sie hin, versiegelten den Stein und bewachten das Grab mit der Wache. (Spr 21,30; Dan 6,17; Mt 22,29; Mt 27,65; Mt 28,4; Mt 28,11)

Matthäus 27

Elberfelder Bibel

1 Als es aber Morgen geworden war, hielten alle Hohen Priester[1] und Ältesten des Volkes Rat gegen Jesus, um ihn zu Tode zu bringen. (Mt 26,3)2 Und nachdem sie ihn gebunden hatten, führten sie ihn weg und überlieferten ihn dem Statthalter Pilatus[2]. (Mt 20,19; Apg 1,16; Apg 13,28)3 Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass er verurteilt wurde, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohen Priestern und den Ältesten zurück (Mt 26,15)4 und sagte: Ich habe gesündigt, denn ich habe schuldloses Blut überliefert. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Sieh du zu! (Mt 27,24)5 Und er warf die Silberlinge in den Tempel und machte sich davon und ging hin und erhängte sich. (2Sam 17,23)6 Die Hohen Priester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht erlaubt, sie in den Tempelschatz zu werfen, weil es Blutgeld ist.7 Sie hielten aber Rat und kauften dafür den Acker des Töpfers zum Begräbnis für die Fremden.8 Deswegen ist jener Acker Blutacker genannt worden bis auf den heutigen Tag.9 Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia geredet ist, der spricht: »Und sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte seitens der Söhne Israel, (Mt 26,56)10 und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat.« (Jer 32,9; Sach 11,12; Mk 15,2; Lk 23,2; Joh 18,29)11 Jesus aber wurde dem Statthalter vorgeführt. Und der Statthalter fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst es. (Mt 2,2; Mt 27,29; 1Tim 6,13)12 Und als er von den Hohen Priestern und den Ältesten angeklagt wurde, antwortete er nichts. (Mt 26,63)13 Da spricht Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie vieles sie gegen dich vorbringen?14 Und er antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, sodass der Statthalter sich sehr wunderte. (Mt 26,63; Mk 15,6; Lk 23,13; Joh 18,39; Joh 19,1)15 Zum Fest aber war der Statthalter gewohnt, der Volksmenge einen Gefangenen loszugeben, den sie verlangten.16 Sie hatten aber damals einen berüchtigten Gefangenen, mit Namen Barabbas[3].17 Als sie nun versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Wen wollt ihr, dass ich euch losgeben soll, Barabbas[4] oder Jesus, der Christus genannt wird? (Mt 1,16)18 Denn er wusste, dass sie ihn aus Neid überliefert hatten.19 Während er aber auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ⟨ihm⟩ sagen: Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten! Denn im Traum habe ich heute um seinetwillen viel gelitten. (Lk 23,47; Joh 19,13)20 Aber die Hohen Priester und die Ältesten überredeten die Volksmengen, dass sie den Barabbas forderten, Jesus aber umbrächten. (Apg 13,28)21 Der Statthalter aber antwortete und sprach zu ihnen: Welchen von den beiden wollt ihr, dass ich euch losgebe? Sie aber sprachen: Barabbas.22 Pilatus spricht zu ihnen: Was soll ich denn mit Jesus tun, der Christus genannt wird? Sie sagen alle: Er werde gekreuzigt! (Mt 1,16; Mt 20,19; Mt 26,2)23 Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie aber schrien über die Maßen und sagten: Er werde gekreuzigt! (Mt 20,19; Mt 26,2; Lk 23,41; Joh 8,46)24 Als aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Tumult entstand, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor der Volksmenge und sprach: Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten[5]. Seht ihr zu! (5Mo 21,6; Mt 27,4; Lk 23,47)25 Und das ganze Volk antwortete und sprach: Sein Blut ⟨komme⟩ über uns und über unsere Kinder! (2Mo 20,5; 5Mo 19,10; Apg 5,28)26 Dann gab er ihnen den Barabbas los; Jesus aber ließ er geißeln und überlieferte ihn, damit er gekreuzigt wurde. (Ps 94,21; Jes 50,6; Mk 15,16; Joh 19,2)27 Dann nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit in das Prätorium[6] und versammelten um ihn die ganze Schar[7];28 und sie zogen ihn aus und legten ihm einen scharlachroten Mantel[8] um. (Lk 23,11)29 Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und ⟨gaben ihm⟩ ein Rohr in seine Rechte; und sie fielen vor ihm auf die Knie und verspotteten ihn und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! (Ps 69,20; Mt 27,11)30 Und sie spien ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn auf das Haupt. (Mt 26,67)31 Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine ⟨eigenen⟩ Kleider an; und sie führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen. (Mk 15,21; Lk 23,26; Joh 19,16)32 Als sie aber hinauszogen, trafen sie einen Mann von Kyrene, mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er sein Kreuz trug.33 Und als sie an einen Ort gekommen waren, genannt Golgatha, das heißt Schädelstätte,34 gaben sie ihm mit Galle vermischten Wein zu trinken; und als er ihn geschmeckt hatte, wollte er nicht trinken. (Ps 69,22; Mt 27,48)35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los warfen. (Ps 22,19; Phil 2,8)36 Und sie saßen und bewachten ihn dort.37 Und sie brachten oben über seinem Haupt seine Beschuldigungsschrift an: Dies ist Jesus, der König der Juden. (Mt 27,11)38 Dann werden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken. (Jes 53,12)39 Die Vorübergehenden aber lästerten ihn, schüttelten ihre Köpfe (Ps 22,8; Ps 109,25)40 und sagten: Der du den Tempel abbrichst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz! (Mt 4,3; Mt 26,61)41 Ebenso aber spotteten auch die Hohen Priester mit den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: (Ps 69,21)42 Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Er ist Israels König, so steige er jetzt vom Kreuz herab, und wir werden an ihn glauben. (Lk 23,2)43 Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn liebt[9]; denn er sagte: Ich bin Gottes Sohn. (Ps 3,2; Ps 22,9; Lk 22,70; Joh 10,36; Joh 19,7)44 Auf dieselbe Weise schmähten ihn auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. (Mk 15,33; Lk 23,44; Joh 19,28)45 Aber von der sechsten Stunde[10] an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde;46 um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit lauter Stimme auf und sagte: Elí, Elí, lemá sabachtháni? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Ps 22,2; Hebr 5,7)47 Als aber einige von den Umstehenden es hörten, sagten sie: Der ruft den Elia.48 Und sogleich lief einer von ihnen und nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und gab ihm zu trinken. (Mt 27,34)49 Die Übrigen aber sagten: Halt, lasst uns sehen, ob Elia kommt, ihn zu retten!50 Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf. (Hebr 5,7)51 Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei ⟨Stücke⟩, von oben bis unten; und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, (2Mo 26,31; 2Chr 3,14; Mt 28,2; Hebr 10,19)52 und die Grüfte öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt,53 und sie gingen nach seiner Auferweckung aus den Grüften und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen. (Mt 4,5)54 Als aber der Hauptmann und die, die mit ihm Jesus bewachten, das Erdbeben sahen und das, was geschah, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn! (Mt 14,33)55 Es sahen aber dort viele Frauen von Weitem zu, die Jesus von Galiläa nachgefolgt waren und ihm gedient hatten; (Ps 38,12; Lk 8,2)56 unter ihnen waren Maria Magdalena[11] und Maria, des Jakobus und Josefs Mutter, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. (Mk 15,42; Lk 23,50; Joh 19,25; Joh 19,38)57 Als es aber Abend geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathäa, mit Namen Josef, der selbst auch ein Jünger Jesu war.58 Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, ⟨den Leib⟩ zu übergeben.59 Und Josef nahm den Leib und wickelte ihn in ein reines Leinentuch60 und legte ihn in seine neue Gruft, die er in den Felsen ausgehauen hatte; und er wälzte einen großen Stein an die Tür der Gruft und ging weg. (Jes 53,9; Mk 16,4; Joh 11,38; Apg 13,29)61 Es waren aber dort Maria Magdalena[12] und die andere Maria, die dem Grab gegenübersaßen. (Mt 28,1)62 Am nächsten Tag aber, der auf den Rüsttag[13] folgt, versammelten sich die Hohen Priester und die Pharisäer bei Pilatus (Mk 15,42; Lk 23,54; Joh 19,31)63 und sprachen: Herr, wir haben uns erinnert, dass jener Verführer sagte, als er noch lebte: Nach drei Tagen stehe ich ⟨wieder⟩ auf. (Mt 16,21; Joh 7,12)64 So befiehl nun, dass das Grab gesichert wird bis zum dritten Tag, damit nicht etwa seine Jünger kommen, ihn stehlen und dem Volk sagen: Er ist von den Toten auferweckt worden. Und die letzte Verführung wird schlimmer sein als die erste. (Mt 28,13)65 Pilatus sprach zu ihnen: Ihr sollt eine Wache haben. Geht hin, sichert es, so gut ihr könnt!66 Sie aber gingen hin und sicherten, nachdem sie den Stein versiegelt hatten, das Grab mit der Wache. (Dan 6,18; Mk 16,1; Lk 24,1; Joh 20,1)

Matthäus 27

Hoffnung für alle

1 Am frühen Morgen fassten die obersten Priester und die führenden Männer des Volkes gemeinsam den Beschluss, Jesus hinrichten zu lassen. (Mk 15,1; Lk 23,1; Joh 18,28)2 Sie ließen ihn gefesselt abführen und übergaben ihn Pilatus, dem römischen Statthalter.3 Als Judas, der Verräter, sah, dass Jesus zum Tode verurteilt werden sollte, tat es ihm leid, was er getan hatte. Er brachte den obersten Priestern und den führenden Männern des Volkes die 30 Silbermünzen zurück. (Apg 1,16)4 »Ich habe Unrecht getan und einen Unschuldigen verraten!«, bekannte er. »Was geht uns das an?«, gaben sie ihm zur Antwort. »Das ist deine Sache!«5 Da nahm Judas das Geld und warf es in den Tempel. Dann lief er fort und erhängte sich.6 Die obersten Priester nahmen die Münzen an sich, waren aber der Meinung: »Dieses Geld dürfen wir nicht in den Tempelschatz legen, weil Blut daran klebt!«7 Nachdem sie die Sache besprochen hatten, beschlossen sie, mit dem Geld eine Tongrube zu kaufen und einen Friedhof für die Fremden daraus zu machen.8 Noch heute heißt dieser Friedhof deshalb »Blutacker«.9 Auf diese Weise erfüllte sich, was Gott durch den Propheten Jeremia gesagt hatte: »Sie nahmen die 30 Silberstücke – so viel war er dem Volk Israel wert –10 und kauften das Land von den Töpfern, wie der Herr es mir befohlen hatte.« (Jer 32,6; Sach 11,12)11 Jesus wurde dem römischen Statthalter Pilatus vorgeführt. Der fragte ihn: »Bist du der König der Juden?« Jesus antwortete: »Ja, du sagst es!« (Mk 15,2; Lk 23,2; Lk 23,17; Joh 18,33)12 Als nun die obersten Priester und die führenden Männer des Volkes ihre Anklagen gegen ihn vorbrachten, schwieg Jesus.13 »Hörst du denn nicht, was sie dir alles vorwerfen?«, fragte Pilatus.14 Aber Jesus erwiderte kein Wort. Darüber wunderte sich Pilatus sehr.15 Der Statthalter begnadigte jedes Jahr zum Passahfest einen Gefangenen, den sich das Volk selbst auswählen durfte.16 In diesem Jahr saß ein berüchtigter Verbrecher im Gefängnis. Er hieß Barabbas[1].17 Als sich nun die Menschenmenge vor dem Haus von Pilatus versammelt hatte, fragte er sie: »Wen soll ich diesmal begnadigen? Barabbas oder Jesus, den manche für den Christus halten?«18 Denn Pilatus wusste genau, dass das Verfahren gegen Jesus nur aus Neid angezettelt worden war.19 Während Pilatus die Gerichtsverhandlung leitete, ließ ihm seine Frau eine Nachricht zukommen: »Unternimm nichts gegen diesen Mann. Er ist unschuldig! Ich habe seinetwegen in der letzten Nacht einen furchtbaren Traum gehabt.«20 Inzwischen aber hatten die obersten Priester und die führenden Männer des Volkes die Menge aufgewiegelt. Sie sollten von Pilatus verlangen, Barabbas zu begnadigen und Jesus umzubringen.21 Als der Statthalter nun seine Frage wiederholte: »Wen von den beiden soll ich freilassen?«, schrie die Menge: »Barabbas!«22 »Und was soll mit Jesus geschehen, dem angeblichen Christus?« Da riefen sie alle: »Ans Kreuz mit ihm!«23 »Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?«, fragte Pilatus. Doch die Menge schrie immer lauter: »Ans Kreuz mit ihm!«24 Als Pilatus sah, dass er so nichts erreichte und der Tumult nur immer größer wurde, ließ er eine Schüssel mit Wasser bringen. Für alle sichtbar wusch er sich die Hände und sagte: »Ich bin nicht schuld daran, wenn das Blut dieses Menschen vergossen wird. Die Verantwortung dafür tragt ihr!«25 Die Menge erwiderte: »Ja, wir und unsere Kinder, wir tragen die Folgen!«[2]26 Da gab Pilatus ihnen Barabbas frei. Jesus ließ er auspeitschen und zur Kreuzigung abführen.27 Die Soldaten brachten Jesus in den Hof des Statthalterpalastes und riefen die ganze Truppe zusammen. (Mk 15,16; Joh 19,2)28 Dann zogen sie ihm die Kleider aus und hängten ihm einen scharlachroten Mantel um.29 Aus Dornenzweigen flochten sie eine Krone und drückten sie ihm auf den Kopf. Sie gaben ihm einen Stock in die rechte Hand, knieten vor ihm nieder und riefen höhnisch: »Es lebe der König der Juden!«30 Sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder aus der Hand und schlugen ihm damit auf den Kopf.31 Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, zogen sie ihm den roten Mantel aus und legten ihm seine eigenen Kleider wieder an. Dann führten sie Jesus ab zur Kreuzigung.32 Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte begegnete ihnen ein Mann aus Kyrene, der Simon hieß. Ihn zwangen sie, das Kreuz zu tragen, an das Jesus gehängt werden sollte. (Mk 15,21; Lk 23,26; Joh 19,16)33 So zogen sie aus der Stadt hinaus nach Golgatha, was »Schädelstätte« heißt.34 Dort gaben die Soldaten Jesus Wein, der mit einem bitteren Zusatz vermischt war. Als Jesus ihn probiert hatte, wollte er nichts davon trinken.35 Dann nagelten sie ihn an das Kreuz. Seine Kleider teilten sie unter sich auf und warfen das Los darum.[3] (Ps 22,19)36 Sie setzten sich neben das Kreuz und bewachten Jesus.37 Über seinem Kopf brachten sie ein Schild an, auf dem stand, weshalb man ihn verurteilt hatte: »Das ist Jesus, der König der Juden!«38 Mit Jesus wurden zwei Verbrecher gekreuzigt, der eine rechts, der andere links von ihm.39 Die Leute, die am Kreuz vorübergingen, verspotteten ihn und schüttelten verächtlich den Kopf:40 »Den Tempel wolltest du abreißen und in drei Tagen wieder aufbauen! Dann rette dich doch selber! Komm vom Kreuz herunter, wenn du wirklich der Sohn Gottes bist!«41 Auch die obersten Priester, die Schriftgelehrten und führenden Männer des Volkes verhöhnten Jesus:42 »Anderen hat er geholfen, aber sich selbst kann er nicht helfen. Wenn er wirklich der König von Israel ist, soll er doch vom Kreuz heruntersteigen. Dann wollen wir an ihn glauben!43 Er hat sich doch immer auf Gott verlassen; jetzt wollen wir sehen, ob Gott ihn wirklich liebt und ihm hilft. Schließlich hat er behauptet: ›Ich bin Gottes Sohn.‹«44 Ebenso beschimpften ihn die beiden Verbrecher, die mit ihm gekreuzigt worden waren.45 Am Mittag wurde es plötzlich im ganzen Land dunkel. Diese Finsternis dauerte drei Stunden. (Mk 15,33; Lk 23,44; Joh 19,28)46 Gegen drei Uhr schrie Jesus laut: »Eli, Eli, lema sabachtani?« Das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Ps 22,2)47 Einige von den Umstehenden aber meinten: »Der ruft den Propheten Elia.«48 Einer von ihnen holte schnell einen Schwamm, tauchte ihn in Essigwasser und steckte ihn auf einen Stab, um Jesus davon trinken zu lassen.49 Aber die anderen sagten: »Lass doch! Wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihm hilft.«50 Da schrie Jesus noch einmal laut auf und starb.51 Im selben Augenblick zerriss im Tempel der Vorhang vor dem Allerheiligsten von oben bis unten. Die Erde bebte, und die Felsen zerbarsten.52 Gräber öffneten sich, und viele Verstorbene, die nach Gottes Willen gelebt hatten, erwachten vom Tod.53 Nach der Auferstehung von Jesus verließen sie ihre Gräber, gingen in die heilige Stadt Jerusalem hinein und erschienen dort vielen Leuten.54 Der römische Hauptmann und die Soldaten, die Jesus bewachten, erschraken sehr bei diesem Erdbeben und allem, was sich sonst ereignete. Sie sagten: »Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen!«55 Viele Frauen aus Galiläa waren mit Jesus zusammen nach Jerusalem gekommen. Sie hatten für ihn gesorgt, und jetzt beobachteten sie das Geschehen aus der Ferne.56 Unter ihnen waren Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus und Josef, sowie die Mutter von Jakobus und Johannes, den beiden Söhnen von Zebedäus.57 Am Abend kam ein reicher Mann aus Arimathäa. Er hieß Josef und war ein Jünger von Jesus. (Mk 15,42; Lk 23,50; Joh 19,38)58 Er ging zu Pilatus und bat ihn um den Leichnam von Jesus. Pilatus befahl, diese Bitte zu erfüllen.59 Josef nahm den Toten, wickelte ihn in ein neues Leinentuch60 und legte ihn in eine unbenutzte Grabkammer, die er für sich selbst in einen Felsen hatte hauen lassen. Dann wälzte er einen großen Stein vor den Eingang des Grabes.61 Maria aus Magdala und die andere Maria blieben gegenüber vom Grab sitzen.62 Am nächsten Tag, es war der Sabbat, kamen die obersten Priester und die Pharisäer miteinander zu Pilatus63 und sagten: »Herr, uns ist eingefallen, dass dieser Verführer einmal behauptet hat: ›Drei Tage nach meinem Tod werde ich von den Toten auferstehen!‹64 Lass darum das Grab bis zum dritten Tag bewachen, sonst stehlen seine Jünger noch den Leichnam und erzählen jedem, Jesus sei von den Toten auferstanden. Das aber wäre ein noch größerer Betrug.«65 »Ich will euch eine Wache geben«,[4] antwortete Pilatus. »Geht und sichert das Grab, so gut ihr könnt!«66 Da versiegelten sie den Stein, der den Eingang des Grabes verschloss, und stellten Wachposten auf.