1Und nach zwei Jahren hatte der Pharao einen Traum, und siehe, er stand am Nil,2und aus dem Wasser stiegen sieben schöne, fette Kühe; die weideten im Grase.3Und siehe, nach diesen stiegen sieben andere Kühe aus dem Wasser; die waren hässlich und mager und traten neben die Kühe am Ufer des Nils.4Und die hässlichen und mageren Kühe fraßen die sieben schönen, fetten Kühe. Da erwachte der Pharao.5Und er schlief wieder ein. Und ihm träumte abermals: Sieben Ähren wuchsen aus einem Halm, voll und dick.6Und siehe, sieben dünne Ähren gingen auf, die waren vom Ostwind versengt.7Und die mageren Ähren verschlangen die sieben dicken und vollen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum war.8Und als es Morgen wurde, war sein Geist bekümmert, und er schickte aus und ließ rufen alle Wahrsager in Ägypten und alle Weisen und erzählte ihnen seine Träume. Aber da war keiner, der sie dem Pharao deuten konnte. (Dan 2,2)9Da redete der Oberste der Mundschenken zum Pharao und sprach: Ich muss heute an meine Sünden denken:10Als der Pharao zornig wurde über seine Knechte und mich mit dem Obersten der Bäcker ins Gefängnis legte im Hause des Obersten der Leibwache,11da träumte uns beiden in einer Nacht einem jeden sein Traum, dessen Deutung ihn betraf.12Da war bei uns ein hebräischer Jüngling, der Knecht des Obersten der Leibwache, dem erzählten wir’s. Und er deutete uns unsere Träume, einem jeden nach seinem Traum.13Und wie er uns deutete, so ist’s gekommen; denn ich bin wieder in mein Amt gesetzt, aber jener wurde aufgehängt.14Da sandte der Pharao hin und ließ Josef rufen, und sie ließen ihn eilends aus dem Gefängnis. Und er ließ sich scheren und zog andere Kleider an und kam hinein zum Pharao.15Da sprach der Pharao zu ihm: Ich habe einen Traum gehabt und es ist niemand, der ihn deuten kann. Ich habe aber von dir sagen hören, wenn du einen Traum hörst, so kannst du ihn deuten.16Josef antwortete dem Pharao und sprach: Das steht nicht bei mir; Gott wird jedoch dem Pharao Gutes verkünden. (1Mo 40,8; Ps 105,20; Dan 5,14)17Der Pharao sprach zu Josef: Mir träumte, und siehe, ich stand am Ufer des Nils,18und aus dem Wasser stiegen sieben schöne, fette Kühe; die weideten im Grase.19Und siehe, nach diesen stiegen sieben dürre, sehr hässliche und magere Kühe heraus. Ich hab in ganz Ägyptenland nicht so hässliche gesehen.20Und die mageren und hässlichen Kühe fraßen die sieben ersten, fetten Kühe auf.21Sie verschwanden in ihrem Bauch, aber man merkte es den mageren nicht an; sie waren so hässlich wie zuvor. Da wachte ich auf.22Dann sah ich in meinem Traum sieben Ähren auf einem Halm wachsen, voll und dick.23Und siehe, sieben dürre Ähren gingen auf, dünn und vom Ostwind versengt.24Und die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken Ähren. Und ich habe es den Wahrsagern gesagt, aber die können’s mir nicht deuten.25Josef antwortete dem Pharao: Beide Träume des Pharao bedeuten das Gleiche. Gott verkündet dem Pharao, was er vorhat.26Die sieben schönen Kühe sind sieben Jahre, und die sieben guten Ähren sind dieselben sieben Jahre. Es ist ein und derselbe Traum.27Die sieben mageren und hässlichen Kühe, die nach jenen aufgestiegen sind, das sind sieben Jahre, und die sieben mageren und versengten Ähren sind sieben Jahre des Hungers.28Das meinte ich, wenn ich gesagt habe zum Pharao, dass Gott dem Pharao zeigt, was er vorhat.29Siehe, sieben reiche Jahre werden kommen in ganz Ägyptenland.30Und nach ihnen werden sieben Jahre des Hungers kommen, sodass man vergessen wird alle Fülle in Ägyptenland. Und der Hunger wird das Land verzehren,31dass man nichts wissen wird von der Fülle im Lande vor der Hungersnot, die danach kommt; denn sie wird sehr schwer sein.32Dass aber dem Pharao zweimal geträumt hat, bedeutet, dass Gott solches gewiss und eilends tun wird.33Nun sehe der Pharao nach einem verständigen und weisen Mann, den er über Ägyptenland setze,34und sorge dafür, dass er Amtleute verordne im Lande und nehme den Fünften in Ägyptenland in den sieben reichen Jahren35und lasse sie sammeln den ganzen Ertrag der guten Jahre, die kommen werden, dass sie Getreide aufschütten im Auftrag des Pharao zum Vorrat in den Städten und es verwahren.36Der Ertrag diene dem Land als Vorrat in den sieben Jahren des Hungers, die über Ägyptenland kommen werden, dass das Land nicht vor Hunger verderbe.
Josefs Aufstieg
37Die Rede gefiel dem Pharao und allen seinen Knechten gut. (Spr 14,35)38Und der Pharao sprach zu seinen Knechten: Wie könnten wir einen Mann wie diesen finden, in dem der Geist Gottes ist? (Spr 2,6)39Und der Pharao sprach zu Josef: Weil dir Gott dies alles kundgetan hat, ist keiner so verständig und weise wie du.40Du sollst über mein Haus sein, und deinem Wort soll all mein Volk gehorsam sein; allein um den königlichen Thron will ich höher sein als du.41Und weiter sprach der Pharao zu Josef: Siehe, ich habe dich über ganz Ägyptenland gesetzt.42Und er tat seinen Siegelring von seiner Hand und gab ihn Josef an seine Hand und kleidete ihn in kostbares Leinen und legte ihm eine goldene Kette um seinen Hals (Est 3,10; Dan 5,29)43und ließ ihn auf seinem zweiten Wagen fahren und ließ vor ihm her ausrufen: Auf die Knie! Und setzte ihn über ganz Ägyptenland. (Est 10,3)44Und der Pharao sprach zu Josef: Ich bin der Pharao, aber ohne deinen Willen soll niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Ägyptenland.45Und er nannte ihn Zafenat-Paneach und gab ihm zur Frau Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters zu On. Also zog Josef aus, das Land Ägypten zu besehen.46Und Josef war dreißig Jahre alt, als er vor dem Pharao stand, dem König von Ägypten. Und er ging hinweg vom Pharao und zog durch ganz Ägyptenland. (1Mo 37,2)
Josefs Fürsorge für Ägypten. Die Geburt seiner Söhne
47Und das Land trug in den sieben reichen Jahren die Fülle.48Und Josef sammelte die ganze Ernte der sieben Jahre, da Überfluss im Lande Ägypten war, und tat sie in die Städte. Was an Getreide auf dem Felde rings um eine jede Stadt wuchs, das tat er hinein.49So schüttete Josef das Getreide auf, über die Maßen viel wie Sand am Meer, sodass er aufhörte zu zählen; denn man konnte es nicht zählen.50Und Josef wurden zwei Söhne geboren, bevor die Hungerzeit kam; die gebar ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters zu On.51Und er nannte den ersten Manasse; denn Gott, sprach er, hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus.52Den andern nannte er Ephraim: Denn Gott hat mich wachsen lassen in dem Lande meines Elends.53Als nun die sieben reichen Jahre um waren im Lande Ägypten,54da fingen an die sieben Hungerjahre zu kommen, wie Josef gesagt hatte. Und es ward eine Hungersnot in allen Landen, aber in ganz Ägyptenland war Brot.55Als nun ganz Ägyptenland auch Hunger litt, schrie das Volk zum Pharao um Brot. Aber der Pharao sprach zu allen Ägyptern: Geht hin zu Josef; was der euch sagt, das tut.56Als nun im ganzen Lande Hungersnot war, tat Josef alle Kornhäuser auf und verkaufte den Ägyptern; denn der Hunger ward je länger, je größer im Lande.57Und alle Welt kam nach Ägypten, um bei Josef zu kaufen; denn der Hunger war groß in allen Landen.
1.Mose 41
Neues Leben. Die Bibel
Pharaos Träume
1Zwei Jahre später träumte der Pharao, dass er am Nilufer stand.2In dem Traum stiegen plötzlich sieben fette, gesunde Kühe aus dem Fluss und begannen am Ufer zu weiden. (Jes 19,6)3Dann stiegen sieben magere, hässliche Kühe aus dem Fluss und stellten sich neben die sieben fetten Kühe.4Und die mageren, hässlichen Kühe fraßen die fetten, gesunden Kühe auf. Da erwachte der Pharao.5Bald schlief er wieder ein und hatte einen zweiten Traum: Sieben Ähren wuchsen auf einem einzigen Halm und jede einzelne Ähre war schön und prall gefüllt. (2Kön 4,42)6Dann plötzlich wuchsen sieben weitere Ähren an dem Halm, doch diese waren verkümmert und vom Ostwind vertrocknet. (Hes 19,12)7Die verkümmerten Ähren verschluckten die sieben schönen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum gewesen war.8Am nächsten Morgen war der Pharao sehr beunruhigt über die Bedeutung der Träume. Er ließ alle Wahrsager und Gelehrten Ägyptens zu sich kommen und erzählte ihnen seine Träume. Aber keiner von ihnen konnte sie deuten. (2Mo 7,11; Dan 2,1; Dan 4,2)9Da sprach der Mundschenk beim König vor. »Majestät, heute ist mir mein Versäumnis wieder eingefallen«, sagte er. (1Mo 40,14)10»Vor einiger Zeit, als Sie auf den obersten Bäcker und mich zornig waren, haben Sie uns ins Gefängnis werfen lassen. (1Mo 40,2)11Eines Nachts hatten der Bäcker und ich einen Traum und jeder Traum hatte eine Bedeutung. (1Mo 40,5)12Wir erzählten die Träume einem jungen Hebräer, einem ehemaligen Sklaven des Oberbefehlshabers der königlichen Leibwache. Er sagte uns, was unsere Träume bedeuteten, (1Mo 40,12)13und alles traf genauso ein, wie er vorausgesagt hatte. Ich wurde wieder in meine Stellung als Mundschenk eingesetzt und der oberste Bäcker wurde gehängt.« (1Mo 40,22)14Sofort schickte der Pharao nach Josef und er wurde schnell aus dem Gefängnis herbeigeholt. Josef ließ sich die Haare schneiden, wechselte seine Kleider und trat vor den Pharao. (Ps 105,20)15»Letzte Nacht hatte ich einen Traum«, erzählte der Pharao ihm, »und keiner kann mir sagen, was er bedeutet. Doch ich habe gehört, dass du Träume deuten kannst, deshalb habe ich dich rufen lassen.« (Dan 2,25)16»Es steht nicht in meiner Macht, das zu tun, Majestät«, antwortete Josef, »nur Gott kann es. Aber er wird Ihnen sicher etwas Gutes ankündigen.« (1Mo 40,8)17Der Pharao erzählte ihm den Traum. »Ich stand am Ufer des Nil«, sagte er. (1Mo 41,1)18»Plötzlich stiegen sieben fette, gesunde Kühe aus dem Fluss und begannen am Ufer zu weiden.19Dann stiegen sieben weitere Kühe aus dem Fluss. Sie waren dünn und ausgemergelt – ich habe in ganz Ägypten noch nie so hässliche Tiere gesehen.20Diese mageren Kühe fraßen die sieben fetten auf, die zuerst aus dem Wasser gestiegen waren.21Aber danach waren sie trotzdem noch genauso hässlich und mager wie zuvor! Dann erwachte ich.22Ich schlief wieder ein und hatte einen zweiten Traum. An einem Halm wuchsen sieben schöne, pralle Ähren.23Nach ihnen wuchsen sieben verkümmerte, vom Ostwind vertrocknete Ähren aus dem Halm.24Und die vertrockneten Ähren verschlangen die schönen! Ich habe die Träume meinen Wahrsagern erzählt, aber keiner von ihnen konnte mir sagen, was sie bedeuten.«25»Beide Träume bedeuten dasselbe«, sagte Josef zum Pharao. »Gott hat Ihnen durch sie mitgeteilt, was er tun wird.26Die sieben fetten Kühe und die sieben schönen Ähren stehen für sieben reiche, fruchtbare Jahre.27Die sieben mageren, hässlichen Kühe und die sieben vertrockneten Ähren stehen für sieben Hungerjahre. (2Kön 8,1)28Gott hat Ihnen gezeigt, was er tun wird.29In den nächsten sieben Jahren wird es in ganz Ägypten reiche Ernten geben. (1Mo 41,47)30Nach ihnen werden jedoch sieben Jahre des Hungers kommen. Sie werden so schwer sein, dass der Überfluss vergessen sein wird. Der Hunger wird das Land aufzehren. (1Mo 47,13)31Die Hungersnot wird so schrecklich sein, dass sich niemand mehr an die guten Jahre erinnern wird.32Dass Sie den Traum zweimal geträumt haben, bedeutet, dass diese Ereignisse bei Gott beschlossene Sache sind und dass er sie bald eintreten lassen wird.33Mein Rat lautet, dass Sie sich einen weisen Mann suchen und ihn über ganz Ägypten setzen. (1Mo 41,39)34Der Pharao sollte Minister ernennen, die in den sieben guten Jahren den fünften Teil der Ernte als Steuern einziehen.35Sie sollen alles Getreide der sieben guten Jahre in den königlichen Vorratshäusern in den Städten sammeln und aufbewahren.36Auf diese Weise wird es genug Vorrat für die sieben Hungerjahre geben und das Volk wird nicht verhungern.« (1Mo 47,14)
Josef wird Stellvertreter des Pharaos
37Josefs Vorschlag fand Gehör beim Pharao und seinen Beratern.38Als sie beratschlagten, wer für diese Aufgabe ernannt werden sollte, sagte der Pharao: »Wer könnte besser dafür geeignet sein als Josef? Denn er ist ein Mann, der ganz offensichtlich vom Geist Gottes erfüllt ist.« (Dan 4,5; Dan 5,11)39Und er wandte sich an Josef und sagte: »Da Gott dir die Bedeutung der Träume offenbart hat, musst du der weiseste Mann im ganzen Land sein! (1Mo 41,33)40Hiermit ernenne ich dich zu meinem Stellvertreter. Mein Volk soll deinen Anweisungen gehorchen. Nur ich allein werde im Rang noch über dir stehen.« (1Mo 39,9; Apg 7,10)41Und der Pharao sagte zu Josef: »Hiermit gebe ich dir Vollmacht über ganz Ägypten.« (Est 8,2; Dan 6,4)42Dann steckte er ihm seinen königlichen Siegelring an den Finger. Er gab ihm kostbare Gewänder und legte ihm eine goldene Kette um den Hals. (Est 3,10; Est 6,8)43Außerdem stellte er Josef einen zweisitzigen Wagen zur Verfügung. Und wo immer er hinkam, ließ man ausrufen: »Werft euch vor ihm nieder!« So erhielt Josef die Vollmacht über ganz Ägypten.44Und der Pharao sagte zu Josef: »Ich bin der König, aber ohne deine Zustimmung soll niemand in Ägypten auch nur eine Hand oder einen Fuß heben.« (1Mo 45,8; Ps 105,22)45Der Pharao gab Josef den Namen Zafenat-Paneach[1] und gab ihm Asenat zur Frau. Sie war die Tochter von Potifera, dem Priester von On. So übernahm Josef die Regierungsgewalt über ganz Ägypten. (Hes 30,17)46Er war 30 Jahre alt, als er der Stellvertreter des Pharaos, des Königs von Ägypten, wurde. Josef verließ den Pharao und reiste durchs ganze Land. (1Mo 37,2)47In den nächsten sieben Jahren gab es überall reiche Ernten.48In diesen Jahren zog Josef einen Teil der Ernte aus ganz Ägypten ein und ließ sie in die Vorratshäuser der Städte bringen, in jede Stadt den Ertrag der sie umgebenden Felder.49Nach sieben Jahren waren die Getreidespeicher bis zum Rand gefüllt. Es gab Korn wie Sand am Meer, so viel, dass man es nicht mehr abmessen konnte.50In dieser Zeit vor der Hungersnot bekamen Josef und seine Frau Asenat zwei Söhne. Asenat war die Tochter von Potifera, dem Priester von On.51Josef nannte seinen ältesten Sohn Manasse[2], denn er sagte: »Gott hat mich all meinen Kummer und die Familie meines Vaters vergessen lassen.« (1Mo 48,1; 5Mo 33,17)52Seinen zweiten Sohn nannte er Ephraim[3], denn er sagte: »Gott hat mir im Land meiner Leiden Kinder geschenkt.« (1Mo 17,6)53Schließlich gingen die sieben Jahre des Überflusses zu Ende.54Danach begannen die sieben Hungerjahre, so wie Josef es vorausgesagt hatte. Auch in den angrenzenden Ländern herrschte Hungersnot, aber in Ägypten waren die Vorratshäuser gefüllt. (1Mo 41,30; Ps 105,16; Apg 7,11)55Doch auch in Ägypten begannen die Menschen schließlich zu hungern. Sie flehten den Pharao um Nahrung an und er sagte zu ihnen: »Geht zu Josef und tut, was er euch sagt.« (1Mo 41,41)56Als die Hungersnot immer drückender wurde, ließ Josef die Vorratshäuser öffnen und verkaufte den Ägyptern das Getreide.57Auch die Menschen aus den benachbarten Ländern kamen nach Ägypten, um Getreide bei Josef zu kaufen, denn auf der ganzen Welt herrschte großer Hunger. (1Mo 42,5; 1Mo 47,15; Ps 105,16)
1.Mose 41
Hoffnung für alle
Der Pharao weiß nicht weiter
1Zwei Jahre waren inzwischen vergangen. Eines Nachts hatte der Pharao einen Traum: Er stand am Nilufer,2als sieben schöne, wohlgenährte Kühe aus dem Wasser stiegen und im Ufergras weideten.3Danach kamen sieben magere und unansehnliche Kühe aus dem Fluss und stellten sich neben die anderen.4Plötzlich stürzten sich die mageren auf die dicken Kühe und verschlangen sie. Der Pharao wachte auf,5schlief aber sofort wieder ein und hatte einen zweiten Traum: Sieben volle, reife Ähren wuchsen an einem Halm.6Danach wuchsen sieben kümmerliche Ähren, die vom heißen Wüstenwind verdorrt waren.7Die dürren fielen über die vollen her und fraßen sie auf. Der Pharao erwachte und merkte, dass es nur ein Traum gewesen war.8Aber auch am nächsten Morgen ließen die Träume ihn nicht los. Beunruhigt rief er alle Wahrsager und Gelehrten Ägyptens zu sich. Er erzählte ihnen, was er geträumt hatte, aber keiner konnte es deuten.9Da meldete sich der Mundschenk beim König: »Heute muss ich mich an ein Unrecht erinnern, das ich begangen habe.10Vor einiger Zeit warst du, Pharao, zornig auf den obersten Bäcker und mich. Darum hast du uns ins Gefängnis geworfen.11Dort hatte jeder von uns einen seltsamen Traum.12Wir erzählten ihn einem jungen Hebräer, der mit uns im Gefängnis saß, einem Sklaven von Potifar, dem Oberbefehlshaber der königlichen Leibwache. Er konnte unsere Träume für jeden richtig deuten.13Was er vorausgesagt hatte, traf ein: Ich wurde wieder in mein Amt eingesetzt, und der oberste Bäcker wurde erhängt.«
Josef kann helfen
14Sofort ließ der Pharao Josef aus dem Gefängnis holen. Josef rasierte sich, zog neue Kleider an und trat vor den Pharao.15»Ich habe etwas geträumt«, begann der König, »und keiner kann mir sagen, was es bedeutet. Aber ich habe erfahren, dass du Träume auslegen kannst, sofort nachdem du sie gehört hast.«16»Ich selbst kann das nicht«, erwiderte Josef, »aber Gott wird dir sicher eine gute Antwort geben!«17Der Pharao begann: »In meinem Traum stand ich am Nilufer.18Da stiegen sieben schöne, wohlgenährte Kühe aus dem Fluss. Sie weideten im Ufergras.19Nach ihnen kamen sieben hässliche Kühe aus dem Nil. Sie waren dürr und abgemagert – noch nie habe ich in Ägypten so erbärmliche Kühe gesehen!20Die mageren fraßen die sieben dicken Kühe auf,21aber es half ihnen nichts. Sie blieben genauso dünn wie vorher! Ich wachte auf,22dann schlief ich wieder ein und träumte, dass an einem Halm sieben volle, reife Ähren wuchsen.23Danach wuchsen sieben kümmerliche heran, vom heißen Wüstenwind verdorrt.24Sie verschlangen die sieben vollen Ähren. Ich erzählte alles meinen Wahrsagern, aber keiner wusste eine Deutung.«25»Beide Träume bedeuten dasselbe«, erklärte Josef. »Gott sagt dir, was er vorhat:26Sowohl die sieben dicken Kühe als auch die sieben vollen Ähren bedeuten sieben Jahre, in denen es eine überreiche Ernte gibt.27Die sieben mageren Kühe und die sieben verdorrten Ähren, die du dann gesehen hast, bedeuten sieben Jahre Missernte und Hunger.28Gott lässt dich wissen, was er tun will:29In den nächsten sieben Jahren wird es in ganz Ägypten mehr als genug zu essen geben.30-31Aber danach kommen sieben Jahre Hungersnot. Dann ist der Überfluss schnell vergessen, der Hunger wird das Land auszehren. Nichts wird mehr darauf hindeuten, dass es einmal gute Zeiten bei euch gab – so schlimm wird das Elend sein.32Dass du sogar zwei Träume hattest, zeigt dir: Gott hat dies fest beschlossen! Schon bald wird er es wahr werden lassen.33Darum empfehle ich dir, einen klugen Mann zu suchen und ihm die Aufsicht über das ganze Land zu übertragen.34Setz noch weitere Verwalter ein, die in den fruchtbaren Jahren ein Fünftel der Ernte als Steuern erheben.35Den Ertrag sollen sie in den Städten in Kornspeichern sammeln, damit er dir zur Verfügung steht.36So haben wir genug Vorrat für die sieben dürren Jahre und müssen nicht verhungern.«
Josef wird der Stellvertreter des Pharaos
37Josefs Vorschlag gefiel dem Pharao und seinen Hofbeamten.38»Wir finden für diese Aufgabe keinen besseren Mann als Josef«, sagte der König, »denn in ihm wohnt Gottes Geist!«39Er wandte sich an Josef: »Gott hat dir dies gezeigt, darum bist du weiser als alle anderen und für die Aufgabe am besten geeignet.40Meine Hofbeamten und das ganze Volk sollen auf dein Wort hören, nur ich selbst stehe noch über dir.41Ich ernenne dich hiermit zu meinem Stellvertreter, der über das ganze Land verfügen kann!«42Er nahm den Siegelring mit dem königlichen Wappen von seinem Finger und steckte ihn Josef an. Dann gab er ihm kostbare Kleidung aus Leinen und legte eine goldene Kette um seinen Hals.43Er ließ ihn den Wagen des zweiten Staatsoberhaupts besteigen. Wo immer Josef sich sehen ließ, wurde vor ihm ausgerufen: »Werft euch vor ihm nieder und ehrt ihn!« So setzte der Pharao ihn zu seinem Stellvertreter über ganz Ägypten ein.44»Ich bin der König«, sagte er zu ihm, »und ich bestimme, dass ohne deine Einwilligung niemand auch nur einen Finger rühren darf!«45Er gab Josef den ägyptischen Namen Zafenat-Paneach (»Gott lebt, und er redet«) und verheiratete ihn mit Asenat. Sie war eine Tochter Potiferas, des Priesters von On.46Josef war 30 Jahre alt, als der Pharao ihn zu seinem Stellvertreter machte. Er verließ den Königshof und reiste durch ganz Ägypten.
Die Regierungsmaßnahmen Josefs
47Die folgenden sieben Jahre brachten dem Land überreiche Ernten.48Josef verlangte, dass das überflüssige Getreide abgegeben und in den Städten gesammelt wurde. In jede Stadt ließ er den Ertrag der sie umgebenden Felder bringen.49Die Getreideberge waren nicht mehr zu wiegen – ja, nicht einmal mehr schätzen konnte man die riesigen Mengen!50In den Jahren vor der Hungersnot bekamen Josef und Asenat, die Tochter eines ägyptischen Priesters, zwei Söhne.51»Gott hat mich mein Elternhaus und meine Sorgen vergessen lassen!«, rief Josef und nannte den erstgeborenen Jungen Manasse (»der vergessen lässt«).52Den zweiten nannte er Ephraim (»fruchtbar«), denn er sagte: »Gott hat mir im Land meines Elends ein Leben voller Frucht und Segen geschenkt!«53Nach den sieben fruchtbaren Jahren54begann die Hungersnot – wie Josef es vorausgesagt hatte. Alle Länder ringsum waren betroffen, nur Ägypten besaß genug Vorräte.55Doch auch hier hungerten die Menschen und flehten den Pharao um Brot an. »Wendet euch an Josef«, antwortete er ihnen, »und tut, was er euch sagt!«56-57Als die Hungersnot immer drückender wurde, öffnete Josef die Kornspeicher und verkaufte Getreide an die Ägypter und die vielen anderen Menschen, die aus aller Welt herbeiströmten.
1.Mose 41
Gute Nachricht Bibel 2018
Der Pharao träumt
1Zwei volle Jahre waren vergangen, da hatte der Pharao einen Traum. In dem Traum stand er am Ufer des Nils,2und er sah: Aus dem Nil stiegen sieben schöne, wohlgenährte Kühe und weideten in dem Gras, das am Ufer wuchs.3Danach sah er sieben andere Kühe aus dem Nil steigen, hässlich und mager, die stellten sich neben sie.4Und die mageren Kühe fielen über die fetten her und fraßen sie auf. Der Pharao wachte auf5und schlief noch einmal ein. Wieder hatte er einen Traum, und er sah: Auf einem einzigen Halm wuchsen sieben dicke, volle Ähren.6Nach ihnen wuchsen sieben andere Ähren auf, die blieben kümmerlich und waren vom Ostwind ausgedörrt.7Und die kümmerlichen Ähren verschlangen die sieben dicken, vollen Ähren. Da erwachte der Pharao und merkte, dass es ein Traum gewesen war.8Am Morgen war er sehr beunruhigt und ließ alle Gelehrten und Wahrsager Ägyptens rufen. Er erzählte ihnen, was er geträumt hatte, aber keiner von ihnen konnte ihm sagen, was es bedeuten sollte. (Dan 2,1)9Da wandte sich der oberste Mundschenk an den Pharao und sagte: »Ich muss den Pharao heute an meine früheren Verfehlungen erinnern.10Mein Herr, der Pharao, war unzufrieden mit seinen Dienern, mit mir und mit dem obersten Bäcker, und ließ uns im Haus des Befehlshabers der Leibwache gefangen halten.11Dort hatte einmal jeder von uns beiden einen Traum, der für ihn wichtig war, in derselben Nacht.12Nun hatten wir im Gefängnis als Diener einen jungen Hebräer, einen Sklaven des Befehlshabers der Leibwache; dem erzählten wir unsere Träume, und er erklärte jedem, was sein Traum bedeutete.13Und es ist alles genauso eingetroffen, wie er es vorausgesagt hatte: Ich wurde wieder in mein Amt eingesetzt und der andere wurde gehängt.«
Josef deutet die Träume des Pharaos
14Sofort sandte der Pharao nach Josef und sie holten ihn aus dem Kerker. Er ließ sich die Haare schneiden, zog seine guten Kleider an und trat vor den Pharao. (Ps 105,20)15Der sagte zu ihm: »Ich habe etwas geträumt, und niemand kann mir sagen, was es bedeutet. Man hat mir gesagt, dass du jeden Traum auf der Stelle deuten kannst.«16»Nicht ich!«, erwiderte Josef. »Die Antwort kommt von Gott, und er wird dem Pharao bestimmt etwas Gutes ankündigen.«17Da erzählte der Pharao: »In meinem Traum stand ich am Nil18und sah sieben schöne, wohlgenährte Kühe aus dem Wasser steigen und im Ufergras weiden.19Und dann stiegen sieben andere Kühe heraus, ganz elend und bis auf die Knochen abgemagert; ich habe in ganz Ägypten noch nie so hässliche gesehen.20Die mageren Kühe fraßen die fetten;21aber es half ihnen nichts, sie blieben so dürr und hässlich wie zuvor. Da wachte ich auf.22Dann hatte ich einen zweiten Traum: Ich sah, wie auf einem einzigen Halm sieben prächtige, volle Ähren wuchsen.23Danach sah ich sieben schwache, kümmerliche Ähren aufwachsen, ganz vom Ostwind ausgedörrt.24Und die kümmerlichen Ähren verschlangen die sieben vollen. Ich habe es schon den Wahrsagern erzählt«, schloss der Pharao, »aber keiner konnte mir sagen, was es bedeutet.«25Da antwortete Josef: »Gott hat dem Pharao im Traum gezeigt, was er vorhat. Beide Träume bedeuten dasselbe;26es ist eigentlich ein einziger Traum. Die sieben fetten Kühe und die sieben prächtigen Ähren bedeuten sieben fruchtbare Jahre.27Die sieben mageren, hässlichen Kühe und die sieben kümmerlichen, vertrockneten Ähren bedeuten ebenso viele Hungerjahre.28Ich habe es schon gesagt: Damit will Gott dem Pharao ankündigen, was er in Kürze geschehen lässt.29In den nächsten sieben Jahren wird in ganz Ägypten Überfluss herrschen.30-31Aber dann kommen sieben Hungerjahre, da wird es mit dem Überfluss vorbei sein; man wird nichts mehr davon merken, und drückende Hungersnot wird im Land herrschen.32Dass der Pharao zweimal das Gleiche geträumt hat, bedeutet: Gott ist fest entschlossen, seinen Plan unverzüglich auszuführen.33Darum rate ich dem Pharao, einen klugen, einsichtigen Mann zu suchen und ihm Vollmacht über ganz Ägypten zu geben.34Der Pharao sollte in den kommenden guten Jahren den fünften Teil der Ernte als Abgabe erheben. Er sollte dafür Beamte einsetzen,35die unter der Aufsicht des Pharaos das Getreide in den Städten sammeln und speichern.36Dann ist ein Vorrat da für die sieben schlechten Jahre, und das Volk im ganzen Land Ägypten wird nicht vor Hunger zugrunde gehen.«
Josef wird der Stellvertreter des Pharaos
37Der Pharao fand den Vorschlag gut, und alle seine Berater ebenso.38Er sagte zu den Beratern: »In diesem Mann ist der Geist Gottes. So einen finden wir nicht noch einmal.«39Zu Josef sagte er: »Gott hat dir dies alles enthüllt. Daran erkenne ich, dass keiner so klug und einsichtig ist wie du.40Du sollst mein Stellvertreter sein und mein ganzes Volk soll deinen Anordnungen gehorchen.[1] Nur die Königswürde will ich dir voraushaben.41Ich gebe dir die Vollmacht über ganz Ägypten.«42Mit diesen Worten zog er seinen Siegelring vom Finger und steckte ihn Josef an. Dann ließ er ihn in feinstes Leinen kleiden und legte ihm eine goldene Halskette um. (Est 3,10; Est 8,2; Dan 5,7; Dan 5,29)43Er ließ ihn den Wagen besteigen, der für den Stellvertreter des Königs bestimmt war, und die Läufer, die vor ihm her den Weg bahnten, riefen den Leuten zu: »Abrek! Aus dem Weg!« So machte der Pharao Josef zum Herrn über ganz Ägypten.44»Ich bin und bleibe der Pharao«, sagte er zu ihm, »aber ohne deine Erlaubnis darf niemand im ganzen Land auch nur die Hand oder den Fuß bewegen.«45Er verlieh Josef den Namen Zafenat-Paneach[2] und gab ihm Asenat, die Tochter des Priesters Potifera von On,[3] zur Frau. So wurde Josef Herr über ganz Ägypten.46Er war 30 Jahre alt, als er vor dem Pharao, dem König von Ägypten, stand. Josef bereiste sofort das ganze Land.47Es begannen jetzt die sieben fruchtbaren Jahre und die Felder brachten einen überreichen Ertrag.48Josef ließ während dieser Jahre alles Getreide, das geerntet wurde, in die Städte bringen, in jede Stadt den Ertrag der Felder, die in ihrer Umgebung lagen.49In den Speichern häufte sich das Getreide wie der Sand am Meer. Josef musste schließlich darauf verzichten, es abmessen zu lassen, weil es jedes Maß überstieg.50Noch ehe die Hungerjahre begannen, gebar Asenat dem Josef zwei Söhne.51»Gott hat mich alle Not und den Verlust meiner Familie vergessen lassen«, sagte er und nannte den Erstgeborenen Manasse.52Den zweiten nannte er Efraïm, denn er sagte: »Gott hat mir im Land meines Unglücks Kinder geschenkt.«[4]
Josefs Brüder reisen nach Ägypten
53Als die sieben reichen Jahre vorüber waren,54brachen die Hungerjahre an, genau wie Josef es vorausgesagt hatte. In allen Ländern rings um Ägypten herrschte Hungersnot, nur in Ägypten gab es Vorräte.55Aber auch dort hungerten die Menschen und verlangten vom Pharao Brot. Da ließ der Pharao im ganzen Land verkünden: »Wenn ihr Brot wollt, dann wendet euch an Josef und tut, was er euch sagt.«56Die Not wurde immer drückender. Josef ließ alle Kornspeicher öffnen und verkaufte den Ägyptern Getreide. Denn die Hungersnot war drückend im ganzen Land und ebenso in allen anderen Ländern.57Deshalb kamen Leute aus aller Welt nach Ägypten zu Josef, um Getreide zu kaufen; denn überall herrschte Hungersnot.