1Flieht, ihr Benjaminiter, aus Jerusalem und blast die Posaune in Tekoa und richtet ein Feldzeichen auf über Bet-Kerem! Denn es droht von Norden Unheil und großer Jammer. (Jer 1,14; Jer 4,5)2Die Tochter Zion ist wie eine liebliche Aue;3aber es werden Hirten über sie kommen mit ihren Herden, die haben Zelte aufgeschlagen rings um sie her. Sie weiden ein jeder seinen Platz ab. (Jer 4,17)4»Rüstet euch zum Krieg gegen sie! Wohlauf, lasst uns hinaufziehen am Mittag!« »Weh uns, es will Abend werden, und die Schatten werden lang!«5»Wohlan, lasst uns hinaufziehen bei Nacht und ihre Paläste zerstören!«6Denn so spricht der HERR Zebaoth: Fällt Bäume und werft einen Wall auf gegen Jerusalem; denn es ist eine Stadt, von der erwiesen ist: Nichts als Unrecht ist darin!7Denn wie ein Brunnen sein Wasser quellen lässt, so quillt auch ihre Bosheit. Frevel und Gewalt hört man in ihr, und Morden und Schlagen treiben sie täglich vor mir.8Bessre dich, Jerusalem, ehe sich mein Herz von dir wende und ich dich zum wüsten Lande mache, darin niemand wohnt!9So spricht der HERR Zebaoth: Halte Nachlese am Rest Israels wie am Weinstock, strecke deine Hand immer wieder aus wie ein Winzer nach den Reben.10»Ach, mit wem soll ich noch reden, und wem soll ich Zeugnis geben? Dass doch jemand hören wollte! Aber ihr Ohr ist unbeschnitten; sie können’s nicht hören. Siehe, sie halten des HERRN Wort für Spott und wollen es nicht. (Jer 4,4)11Darum bin ich von des HERRN Zorn so voll, dass ich ihn nicht zurückhalten kann.« So schütte ihn aus über die Kinder auf der Gasse und über die Schar der jungen Männer! Denn es sollen alle, Mann und Frau, Alte und Hochbetagte, gefangen weggeführt werden.12Ihre Häuser sollen den Fremden zuteilwerden samt den Äckern und Frauen; denn ich will meine Hand ausstrecken wider die Bewohner des Landes, spricht der HERR. (Jer 8,10)13Denn sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um14und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede. (Jer 30,5; Hes 13,10; Hes 13,16; 1Thess 5,3)15Sie werden mit Schande dastehen, weil sie solche Gräuel getrieben haben; aber sie wollen sich nicht schämen und wissen nichts von Scham. Darum sollen sie fallen unter den Fallenden, und wenn ich sie heimsuchen werde, sollen sie stürzen, spricht der HERR.16So spricht der HERR: Tretet hin an die Wege und schaut und fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele! Aber sie sprachen: Wir wollen’s nicht tun! (Mt 11,29)17Auch habe ich Wächter über euch gesetzt: Achtet auf den Hall der Posaune! Aber sie sprachen: Wir wollen’s nicht tun! (Hes 3,17)18Darum höret, ihr Völker, und merkt auf samt euren Leuten!19Du, Erde, höre zu! Siehe, ich will Unheil über dies Volk bringen, ihren verdienten Lohn, weil sie auf meine Worte nicht achten und mein Gesetz verwerfen. (Jes 1,2)20Was frage ich nach dem Weihrauch aus Saba und nach dem köstlichen Gewürz, das aus fernen Landen kommt? Eure Brandopfer sind mir nicht wohlgefällig, und eure Schlachtopfer gefallen mir nicht. (Ps 40,7; Jes 1,11; Jer 7,21; Hos 8,13)21Darum, so spricht der HERR: Siehe, ich will diesem Volk Anstöße in den Weg stellen, daran sich Väter und Kinder zugleich stoßen und ein Nachbar mit dem andern umkommen soll.22So spricht der HERR: Siehe, es kommt ein Volk von Norden, und ein großes Volk wird sich erheben vom Ende der Erde. (5Mo 28,49; Jer 5,15)23Sie führen Bogen und Schwert, sind grausam und ohne Erbarmen. Sie brausen daher wie ein ungestümes Meer und reiten auf Rossen, gerüstet als Kriegsleute, gegen dich, du Tochter Zion. (Jer 50,42)24Wir haben von ihnen gehört und unsre Hände sind uns niedergesunken; es ist uns angst und weh geworden wie einer Gebärenden.25Niemand gehe hinaus auf den Acker, niemand gehe über Land; denn es ist Schrecken um und um vor dem Schwert des Feindes. (Jer 20,3; Jer 20,10)26O Tochter meines Volks, zieh den Sack an und wälze dich im Staube! Trage Leid wie um den einzigen Sohn und klage bitterlich; denn der Verderber kommt über uns plötzlich. (Jer 4,8; Am 8,10)
Jeremia als Prüfer des Volkes
27Ich habe dich zum Prüfer gesetzt für mein Volk, dass du ihren Wandel erkennen und prüfen sollst.28Alle sind sie abtrünnig und wandeln verleumderisch; Erz und Eisen sind sie; alle bringen sie Verderben. (Hes 22,18)29Der Blasebalg schnaubte, das Blei verschwand im Feuer; aber das Schmelzen war umsonst, denn die Bösen sind nicht ausgeschieden.30Darum heißen sie »Verworfenes Silber«; denn der HERR hat sie verworfen. (1Kön 9,7)
Jeremia 6
Hoffnung für alle
Lass dich warnen, Jerusalem!
1»Flieht, ihr Leute von Benjamin, lauft weg aus Jerusalem! Blast das Signalhorn in Tekoa, richtet oberhalb von Bet-Kerem Zeichen auf, die den Menschen den Fluchtweg weisen. Denn von Norden her droht euch Unheil, euer Untergang naht!2Jerusalem ist schön und verwöhnt, doch ich mache die Stadt auf dem Berg Zion dem Erdboden gleich.3Herrscher ziehen heran wie Hirten mit ihren Herden. Sie schlagen ringsumher die Zelte auf und weiden Jerusalem ab, ein jeder bekommt seinen Anteil.4›Los‹, sagen sie, ›bereitet den Angriff vor! Noch am Mittag stürmen wir die Stadt!‹ ›Ach, es ist zu spät! Der Tag ist vergangen, es wird schon dunkel.‹5›Dann greifen wir eben bei Nacht an und legen Jerusalems Paläste in Trümmer.‹6Ich, der HERR, der allmächtige Gott, habe ihnen befohlen: ›Fällt Bäume und schüttet einen Belagerungswall auf!‹ Diese Stadt hat die Strafe verdient, denn in ihr herrscht nichts als Unterdrückung!7Wie aus einem Brunnen Wasser fließt, so sprudelt die Bosheit aus ihr hervor. Sie ist voller Gewalt und Verbrechen, ihre Krankheit und ihre Wunden stehen mir ständig vor Augen.8Lass dich warnen, Jerusalem, sonst reiße ich mich von dir los und mache dich zur Wüste, zu einem menschenleeren Land!9Ich, der HERR, der allmächtige Gott, sage: Jeremia, wende dich noch einmal diesem Volk zu wie ein Winzer, der Ranke für Ranke umdreht. Halte Nachlese an denen, die vom Volk Israel übrig bleiben.«10HERR, wen soll ich überhaupt noch warnen? Keiner hört mir zu, sie haben ihre Ohren verschlossen und können kein Wort verstehen. Was du sagst, finden sie lächerlich, es ist ihnen zuwider.11Dein Zorn über sie glüht auch in mir, ich kann ihn nicht mehr zügeln! Da sprach der Herr: »Gieß meinen Zorn über sie aus, damit alle ihn zu spüren bekommen: die spielenden Kinder auf der Straße und die jungen Leute, die beieinanderstehen. Alle wird es treffen, Männer und Frauen, sogar die älteren Menschen und die Greise.12Ja, ich, der HERR, kündige ihnen an: Ihre Frauen, ihre Häuser und Felder werden Fremde zum Besitz erhalten. Denn ich strecke meine Hand aus zum Gericht über die Bewohner dieses Landes!13Sie alle, vom einfachen Volk bis zu den Mächtigen, wollen nur eins: Gewinn um jeden Preis! Auch die Priester und Propheten betrügen das Volk,14weil sie seine tiefen Wunden nur schnell verbinden. ›Es ist halb so schlimm, alles wird wieder gut!‹, sagen sie. Nein, nichts wird gut![1]15Schämen müssten sie sich über ihre abscheulichen Taten, aber sie kennen keine Scham mehr, sie werden nicht einmal rot! Doch wenn die Zeit gekommen ist, werden sie stürzen; wenn ich sie strafe, werden sie mit allen anderen in Israel untergehen. Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort.«
Fragt nach dem richtigen Weg!
16»So spricht der HERR zu seinem Volk: Stellt euch an die Straßen und schaut euch um! Erkundigt euch, welchen Weg eure Vorfahren gegangen sind! Fragt nach dem richtigen Weg, und dann beschreitet ihn. So findet ihr Ruhe für euer Leben. Aber ihr sagt: ›Nein, diesen Weg gehen wir nicht!‹17Immer wieder habe ich euch Wächter gegeben und euch befohlen: ›Achtet auf ihre Warnsignale!‹, aber ihr habt euch beharrlich geweigert.18Hört, ihr Völker, ihr seid meine Zeugen; gebt acht, was nun mit ihnen geschieht.19Die ganze Erde soll es hören: Ich will Unheil bringen über dieses Volk, es ist der gerechte Lohn für ihre Machenschaften. Denn sie haben meine Worte in den Wind geschlagen und mein Gesetz missachtet.20Was soll ich mit ihrem Weihrauch aus Saba und mit den kostbaren Gewürzen, die sie aus fernen Ländern holen? Ihre Brand- und Schlachtopfer sind mir zuwider, ich nehme sie nicht an!21Seht, ich lege diesem Volk Hindernisse in den Weg, über die es stürzen wird. Väter und Söhne, Nachbarn und Freunde, sie alle kommen um! Darauf gebe ich, der HERR, mein Wort.«
Ein starker Feind aus dem Norden
22»So spricht der HERR: Seht, von Norden zieht ein Volk heran, vom Ende der Erde macht sich eine mächtige Nation auf den Weg.23Mit Schwertern und Bogen sind sie bewaffnet, sie sind grausam und kennen kein Erbarmen. Wenn sie auf ihren Pferden heranstürmen, klingt es wie das Tosen des Meeres. Sie haben sich zum Kampf gerüstet gegen dich, du Stadt auf dem Berg Zion!24›Wir haben die Nachricht bekommen‹, sagt man in Jerusalem, ›und uns hat aller Mut verlassen. Wir zittern vor Angst und winden uns wie eine Frau in den Wehen.‹25Geht nicht aus der Stadt, lasst euch auf den Straßen nirgends blicken! Denn dort trifft euch das Schwert des Feindes – überall herrschen Angst und Schrecken!26Ihr Menschen aus meinem Volk, zieht Trauerkleider an und wälzt euch in der Asche! Weint, als ob euer einziges Kind gestorben wäre! Stimmt ein bitteres Klagelied an, denn plötzlich ist der Feind da. Er wird alles verwüsten!«
Jeremia soll sein Volk prüfen
27Gott sprach zu mir: »Prüfe mein Volk, so wie man die Reinheit von Metallen prüft! Ich gebe dir den Auftrag herauszufinden, wie es um sie steht.«28Da musste ich erkennen: Sie sind widerspenstig, schlimmer geht es nicht mehr. Sie begehen Verbrechen und verleumden andere. Sie sind nichts als Bronze und Eisen – nur unedles Metall!29Der Blasebalg schnaubte, das Feuer war heiß genug, doch das Silber ließ sich von den Schlacken nicht trennen. Alles Schmelzen war umsonst – die Gottlosen wurden nicht ausgeschieden.30Das ganze Volk ist wertloses Silbererz, der HERR hat es verworfen.
Jeremia 6
Gute Nachricht Bibel 2018
Jerusalem am Rand der Katastrophe
1Flieht aus Jerusalem, ihr Leute von Benjamin! In Tekoa blast das Signalhorn, gebt Rauchzeichen auf dem Berg von Bet-Kerem! Denn von Norden her naht Verderben und Untergang! (Jer 1,14; Jer 4,5)2Jerusalem, du schöne, wohlbehütete Stadt, jetzt ist dein Ende da!3Völkerhirten kommen zu dir mit ihren Herden, sie schlagen rings um dich ihre Zelte auf. Jeder weidet seinen Teil ab und dann heißt es: (Jer 4,17; Jer 12,10; Jer 25,34)4»Auf jetzt zum Kampf gegen die Stadt! Noch am Mittag schlagen wir los!« – »Zu spät! Die Zeit reicht nicht aus, es wird ja bald dunkel!« –5»Dann greifen wir eben bei Nacht an. Wir zerstören die Paläste Jerusalems!«6Der HERR, der Herrscher der Welt,[1] hat den Feinden befohlen: »Fällt die Bäume rings um die Stadt und treibt eine Angriffsrampe gegen sie vor; denn in ihr gibt es nichts als brutale Unterdrückung. Sie hat ihre Strafe verdient.7Wie aus einem Brunnen immer neues Wasser quillt, so bringt sie stets neue Bosheit hervor. Überall hört man nur von Gewalt und Misshandlung. Vor meinen Augen wird pausenlos geschlagen und gequält.8Jerusalem, lass dich doch warnen, sonst kehre ich dir den Rücken! Ich mache dich zur Wüste, zu einem Land, in dem niemand mehr wohnt!«
Das Maß ist voll
9Der HERR, der Herrscher der Welt, sagte zu mir: »Wie man am Weinstock Nachlese hält, so soll auch an dem, was von Israel übrig geblieben ist, noch eine Nachlese gehalten werden. Wie die Hand des Winzers noch einmal alle Reben durchgeht, so wende auch du dich noch einmal diesem Volk zu!« (Jer 2,21)10Ich aber sagte: »Wen soll ich denn noch ansprechen, wem ins Gewissen reden? Wer hört denn? Ihre Ohren sind zugewachsen,[2] sie können gar nicht hören! Was du mich ihnen sagen lässt, empfinden sie als Beschimpfung und ärgern sich darüber.11Dein Zorn ist auf mich übergesprungen; ich schaffe es nicht länger, ihn zurückzuhalten!« Da sagte der HERR zu mir: »Dann gieß meinen Zorn über sie aus, sogar über die Kinder auf der Straße und die Heranwachsenden! Sag ihnen: Alle wandern in die Verbannung, Männer wie Frauen, auch die Alten und Hochbetagten!12Ihre Häuser und Äcker nehmen andere in Besitz; ihre Frauen werden eine Beute der Fremden. Denn ich erhebe meine Hand zum Schlag gegen die Bewohner dieses Landes«, sagt der HERR. (Jer 8,10)13»Vornehme wie Geringe sind darauf aus, sich zu bereichern. Propheten wie Priester täuschen das Volk:14Sie tun so, als wären die Wunden meines Volkes nur leichte Schrammen. ›Alles steht gut‹, sagen sie, ›alles ist in Ordnung.‹ Aber nichts steht gut, nichts ist in Ordnung! (Jer 23,17; Hes 13,10; Mi 2,11)15Sie müssten sich schämen wegen ihres schändlichen Treibens. Aber sie denken nicht daran; sie wissen gar nicht, was Schämen ist. Deshalb werden sie untergehen, zusammen mit allen anderen in Israel. Wenn ich komme und sie bestrafe, ist es aus mit ihnen.« Das sagt der HERR.
Die Folge der Halsstarrigkeit
16Der HERR sagt: »Ich habe mein Volk gemahnt: ›Haltet an auf dem Weg, den ihr geht; seht euch um und fragt, wie es euren Vorfahren ergangen ist! Dann wählt den richtigen Weg und folgt ihm, so wird euer Leben Erfüllung finden!‹ Aber sie sagten: ›Wir wollen nicht.‹ (Ps 25,4; Jer 18,15; Mt 11,29)17Ich gab ihnen immer wieder Wächter, ich sagte zu ihnen: ›Achtet darauf, wenn sie das Alarmhorn blasen!‹ Aber sie sagten: ›Das tun wir nicht.‹ (Hes 3,17; Hes 33,1)18Darum hört, ihr Völker, und gebt gut acht,[3] was jetzt mit ihnen geschieht!19Die ganze Welt soll es hören: Ich bringe Unglück über dieses Volk; es ist die Folge ihrer eigenen Pläne. Meine Weisungen und Warnungen haben sie in den Wind geschlagen. (Jer 2,19)20Was soll ich mit dem Weihrauch aus Saba und den teuren Gewürzen aus irgendeinem fernen Land? Ich halte nichts von ihren Brandopfern; mit ihren Mahlopfern machen sie mir keine Freude! (Jes 1,10; Jer 7,21; Jer 14,12)21Darum sage ich, der HERR: Ich lege diesem Volk jetzt Hindernisse in den Weg, es soll darüber stolpern und stürzen. Alle werden umkommen: Väter und Söhne, Nachbarn und Freunde.«
Der Feind aus dem Norden
22Der HERR sagt: »Gebt acht, ein großes Volk kommt aus seinem Land im fernen Norden, vom Ende der Erde macht es sich auf. (Jer 1,14; Jer 5,15; Jer 50,41)23Seine Krieger kämpfen mit Bogen und Krummschwert, sie sind grausam und kennen kein Erbarmen. Auf Pferden reiten sie heran; es dröhnt wie das Tosen der Meeresbrandung. Sie sind bereit zum Angriff – zum Angriff auf dich, du Zionsstadt!«24Die Bewohner Jerusalems sagen: »Wir haben gehört, was uns droht, und die Hände sind uns herabgesunken. Angst hat uns gepackt; es geht uns wie einer Frau, die von den Wehen überfallen wird.«25»Geht ja nicht aufs Feld!«, rufen sie einander zu. »Nur weg von der Straße! Die Feinde bringen euch um! Schrecken überall!« (Jer 20,3; Jer 20,10; Jer 46,5; Jer 49,29)26Du, mein Volk,[4] zieh den Sack an und wälze dich in Asche! Stimm die Totenklage an, so verzweifelt wie beim Tod des einzigen Sohnes; denn plötzlich ist der Feind da, der alles verwüstet! (Am 8,10; Sach 12,10)
Hartes Eisen und wertloses Silber
27Der HERR sagte zu mir: »Ich gab dir den Auftrag, mein Volk unnachgiebig[5] zu prüfen und über sein Tun und Treiben ein Urteil zu fällen. Du solltest die Menschen prüfen, so wie Metalle geprüft werden.« (Hes 22,17)28Das tat ich auch und ich bin zu dem Urteil gekommen:[6] Dieses Volk ist hart wie Bronze und Eisen. Alle sind sie Rebellen, Verleumder und Verbrecher! (Jer 7,26)29Der Blasebalg fauchte, aber nichts kam aus dem Ofen heraus. Alle Mühe war vergeblich: Das Blei ließ sich nicht ausscheiden; reines Silber war nicht zu gewinnen.[7] (Jes 1,25; Jer 17,1)30»Wertloses Silber« werden sie das Volk Israel nun nennen, denn der HERR hat es als wertlos weggeworfen.
Jeremia 6
Neues Leben. Die Bibel
Letzte Warnung an Jerusalem
1Lauft um euer Leben, ihr Einwohner Benjamins! Flieht aus Jerusalem! Schlagt Alarm in Tekoa! Richtet in Bet-Kerem ein Zeichen auf! Von Norden zieht Unheil herauf, das dieses Volk zu vernichten droht. (Neh 3,14; Jer 1,14; Jer 4,6)2O Jerusalem[1], du Schöne und Verweichlichte – ich werde dich vernichten!3Feindliche Hirten ziehen gegen dich heran. Sie werden ihre Zelte rings um die Stadt aufschlagen und Jerusalem abweiden, sodass jeder seinen Anteil bekommt. (2Kön 25,1; Jer 4,17; Jer 12,10; Lk 19,43)4Sie rufen: ›Rüstet euch zur Schlacht! Wir wollen noch am Mittag angreifen!‹ – ›Dazu ist es schon zu spät: Der Tag geht zu Ende, die Schatten werden länger.‹ –5›Dann lass uns bei Nacht angreifen und ihre Paläste in Trümmer legen.‹« (Jes 32,14)6So spricht der HERR, der Allmächtige: »Fällt Bäume und macht Sturmböcke daraus. Errichtet Rampen vor den Mauern Jerusalems. Das ist die Stadt, die bestraft werden soll, denn in ihr herrscht nur Unrecht. (5Mo 20,19; Jer 22,17; Jer 32,24)7Sie speit Böses wie ein Springbrunnen. Ihre Rücksichtslosigkeit und ihre Straftaten sind sprichwörtlich. Ständig habe ich ihre Krankheit und ihre Wunden vor Augen. (Jer 20,8; Jer 30,12; Hes 7,11; Jak 3,10)8Lass dich warnen, Jerusalem! Wenn du nicht hörst, werde ich mich von dir losreißen und dich zur Wüste machen, zu einem unbewohnten Land.«9So spricht der HERR, der Allmächtige: »Wie ein Winzer in seinem Weinberg gründliche Nachlese hält, so sollst auch du an dem Rest, der in Israel übrig geblieben ist, gründliche Nachlese halten.« (Jer 8,3; Jer 16,16; Jer 49,9; Ob 1,5)
Israels ständige Auflehnung
10»Zu wem soll ich denn noch reden? Wen soll ich warnen? Wer hört mir denn noch zu, wenn ich rede? Sie haben taube Ohren und können nicht hören. Sie machen das Wort des HERRN lächerlich und gewinnen ihm nichts ab. (Jer 7,26; Jer 20,8; Apg 7,51)11Aber ich bin vom glühenden Zorn des HERRN erfüllt, und ich kann ihn kaum mehr zurückhalten!« »Ja, dein Zorn soll sich über Jerusalem ergießen! Über die Kinder beim Spielen und über die jungen Leute. Die Männer soll er genauso treffen wie die Frauen, ebenso die Alten und Hochbetagten. (Hi 32,18)12Ihre Häuser, Äcker und Frauen sollen von Fremden in Besitz genommen werden. Denn ich werde mit meiner Hand die Strafe an den Bewohnern dieses Landes vollstrecken«, so ist der Ausspruch des HERRN. (5Mo 28,30; Jer 8,10; Jer 15,6)13»Vom Niedrigsten bis zum Höchsten übervorteilen sie einander, um an sich zu reißen, was ihnen nicht gehört. Auch meine Priester und Propheten sind keine Ausnahme! (Jes 56,11; Jes 57,17; Jer 22,17; Mi 3,5)14Sie behandeln die tödlichen Wunden meines Volkes leichtfertig, als wären sie nur oberflächlich: Sie rufen: ›Heil, Heil!‹, wo doch kein Heil ist. (Jer 8,11; Hes 13,10)15Wegen dieser Taten sollten sie sich von Herzen schämen! Aber sie schämen sich nicht im Geringsten – sie werden nicht einmal rot! Doch auch sie werden fallen, wenn alles fällt: Wenn ich über sie zu Gericht sitze, werden sie stürzen«, spricht der HERR. (Jer 3,3; Jer 8,12)
Israel verwirft den Weg des HERRN
16Und deshalb spricht der HERR auch: »Bleibt stehen! Schaut euch um! Erkundigt euch nach den Wegen, auf denen eure Vorfahren gegangen sind, und prüft, was der Weg ist, der mir gefällt! Auf dem sollt ihr gehen. Dann werdet ihr innerlich ruhig werden. Doch ihr entgegnet: ›Nein, auf diesem Weg wollen wir nicht gehen!‹ (Jer 18,15; Jer 31,21; Mal 3,22; Mt 11,29)17Immer wieder habe ich Wächter eingesetzt, die euch ermahnten: ›Hört auf den Klang der Trompete!‹ Doch ihr habt geantwortet: ›Nein, wir wollen uns doch gar nicht warnen lassen!‹ (Jes 21,11; Jes 58,1; Jer 25,4; Hes 3,17)18Deshalb, hört her, ihr Völker: Ihr sollt meine Zeugen sein. Achtet sorgfältig darauf, was mit meinem Volk geschehen wird.19Die ganze Welt soll es hören: Ich werde mein Volk ins Unglück stürzen. Dieses Unglück ist der Lohn für ihre bösen Taten! Sie haben vor meinen Worten die Ohren verstopft und meine Weisungen in den Wind geschlagen.20Welchen Sinn sollte es haben, mir Weihrauch aus Saba zu opfern? Warum mir kostbare Gewürze darbringen? Eure Brandopfer will ich nicht und eure Schlachtopfer widern mich an.« (Ps 40,7; Ps 50,7; Jes 1,11; Jes 60,6; Jes 66,3; Am 5,21)21Deshalb spricht der HERR: »Ich will meinem Volk Steine des Anstoßes in den Weg legen. Väter und Söhne sollen gleichermaßen über sie stolpern, Nachbarn und Freunde gemeinsam umkommen.« (Jes 8,14; Jes 9,14; Jer 9,20; Jer 13,16)
Ein Überfall aus dem Norden
22So spricht der HERR: »Seht, ein großes Volk zieht aus dem Norden heran, und vom äußersten Ende der Erde macht sich ein gewaltiges Heer gegen euch auf. (Jer 1,15; Jer 10,22; Jer 50,41)23Seine Krieger sind bis an die Zähne bewaffnet. Sie sind grausam und kennen kein Erbarmen. Sie sprengen auf ihren Pferden heran, dass es tost wie das Brausen des Meeres. Sie haben sich zum Kampf formiert, um dich zu zerstören, Jerusalem[2].« (Jes 5,30; Jer 4,29; Jer 50,42)24»Ja, wir haben von dem Herannahen des Feindes gehört – und aller Mut ist uns entwichen. Wir sind gepackt von Furcht und winden uns wie eine Frau in den Wehen. (Jes 28,19; Jer 4,19)25›Wagt euch nicht mehr aus der Stadt hinaus! Nur weg von der Straße! Überall lauert der Feind, bereit zuzuschlagen!‹ Wo wir uns auch hinwenden, erwarten uns Angst und Schrecken.«26»Nun, mein Volk, kleide dich in Sack und Asche. Trauere und weine bitterlich, genauso, als wäre dein einziger Sohn gestorben. Denn ein feindliches Heer wird plötzlich über dich kommen und alles verwüsten. (Jer 4,8; Jer 25,34; Am 8,10; Mi 1,10; Sach 12,10)27Jeremia, ich habe dich zum Prüfer für mein Volk berufen. Prüfe mein Volk, wie man Metalle prüft, damit du ihren Lebenswandel erkennen und beurteilen kannst. (Jer 1,18; Jer 15,20)28Sie sind allesamt widerspenstige Rebellen, voller Lüge und Verleumdung. Sie sind wie Erz und Bronze – unedle Metalle. (Hes 22,18)29Obwohl der Blasebalg schnaubte, ist aus dem Feuer nur Blei geflossen. Alles Schmelzen war vergeblich, die Schlacken ließen sich nicht vom Silber trennen.30Sie sind wertloses Erz, weil ich, der HERR, sie verworfen habe.« (Ps 119,119; Jes 1,22)