1Ausspruch über das Tal der Vision.
Was ist denn mit dir, / dass du mit all den Deinen auf die Dächer gestiegen bist? (Jes 22,5)2Vom Lärm erfüllte, tobende Stätte, / fröhliche Stadt!
Deine Durchbohrten sind nicht vom Schwert durchbohrt / und keine Toten des Krieges.3Alle deine Wortführer sind gemeinsam geflohen, / ohne einen Bogenschuss wurden sie gefangen;
alle, die man von dir noch fand, wurden miteinander gefangen, / wenn sie auch noch so weit flohen.4Darum habe ich gesagt: Schaut weg von mir, / ich weine bitterlich!
Bemüht euch nicht, mich zu trösten / über die Verwüstung der Tochter meines Volkes!5Denn der Tag des tobenden Lärms, des Niedertretens und der Verwirrung / gehört Gott, dem HERRN der Heerscharen, im Tal der Vision.
Die Mauer bricht / und das Hilfegeschrei reicht bis zum Berg. (Jes 22,1)6Elam hat den Köcher erhoben, / bemannte Wagen, Reiter / und Kir hat den Schild enthüllt.7Deine erlesenen Täler füllten sich mit Wagen, / die Reiter bezogen Stellung zum Tor hin.8So legte er den Schutz Judas bloß. / Und du blicktest an jenem Tag auf die Waffen im Waldhaus;9und ihr habt gesehen, dass die Risse der Stadt Davids zahlreich waren, / und habt das Wasser des unteren Teichs gesammelt.10Und habt Jerusalems Häuser gezählt; / ihr habt die Häuser abgerissen, / um die Mauer zu verstärken.11Ein Sammelbecken habt ihr zwischen den Mauern angelegt / für das Wasser des alten Teiches.
Aber ihr habt nicht auf den geblickt, der es bewirkt, / und auf den, der es von Ferne gestaltet, habt ihr nicht geschaut.[1] (2Kön 20,20; Sir 48,17)12Und der Herr, der GOTT der Heerscharen, rief an jenem Tag zum Weinen und zur Klage auf, / zum Scheren einer Glatze und zum Gürten mit Sacktuch.13Doch siehe: Freude und Frohsinn, / Rindertöten und Schafeschlachten, / Fleischessen und Weintrinken:
Essen und trinken, / denn morgen sterben wir. (1Kor 15,32)14Der HERR der Heerscharen offenbart sich in meinen Ohren: / Diese Schuld wird euch nicht vergeben, bis ihr sterbt, / spricht der Herr, der GOTT der Heerscharen.
Gerichtswort über Schebna
15So spricht der Herr, der GOTT der Heerscharen: Auf, geh zu diesem Verwalter, zu Schebna, dem Palastvorsteher! (Jes 36,3)16Wie kommst du dazu und wer bist du, dass du dir hier ein Grab ausgehauen hast? - Einer, der sich hoch oben sein Grab aushaut, sich im Felsen seine Wohnung ausmeißelt! -17Siehe, der HERR schleudert dich in hohem Bogen weg, Mann! - Er wickelt dich fest ein,18knäult dich zu einem Knäuel zusammen - wie einen Ball in ein nach allen Seiten hin offenes Land. Dort wirst du sterben und dorthin kommen deine Prunkwagen, du Schande im Haus deines Herrn.19Ich werde dich von deinem Posten stoßen und er wird dich aus deiner Stellung reißen.
Einsetzung Eljakims
20An jenem Tag werde ich meinen Knecht Eljakim, den Sohn Hilkijas, berufen.21Ich werde ihn mit deinem Gewand bekleiden und ihm deine Schärpe fest umbinden. Deine Herrschaft gebe ich in seine Hand und er wird zum Vater für die Einwohner Jerusalems und für das Haus Juda.22Ich werde ihm den Schlüssel des Hauses David auf die Schulter legen. Er wird öffnen und niemand ist da, der schließt; er wird schließen und niemand ist da, der öffnet. (Mt 16,19; Offb 3,7)23Ich werde ihn als Pflock an einer festen Stelle einschlagen und er wird zum Thron der Ehre für sein Vaterhaus.24Dann wird sich an ihn das ganze Gewicht seines Vaterhauses hängen: die Sprösslinge und die Schösslinge, alles Kleingeschirr, von Schalen bis hin zu allen möglichen Krügen.25An jenem Tag - Spruch des HERRN der Heerscharen - weicht der Pflock, eingeschlagen an fester Stelle. Er wird herausbrechen, herunterfallen und die Last, die an ihm hängt, wird zerschlagen. Ja, der HERR hat gesprochen.
Jesaja 22
Hoffnung für alle
Jerusalems Schicksal
1Dies ist Gottes Botschaft über den Ort, an dem er sich immer wieder offenbart hat[1]: Was ist los, ihr Einwohner von Jerusalem? Warum seid ihr alle auf die flachen Dächer eurer Häuser gestiegen?2Du lebenslustige Stadt voller Betriebsamkeit und Lärm: Was ist mit all den Toten, die hier herumliegen? Fielen sie etwa dem Schwert zum Opfer? Sind sie ehrenvoll im Krieg gefallen?3Nein, deine Heerführer haben sich alle aus dem Staub gemacht. Doch einer nach dem anderen wurde vom Feind aufgestöbert und gefangen genommen, auch wenn sie schon weit geflohen waren. Sie wurden gefasst, ehe sie auch nur einen Pfeil abschießen konnten.4Ach, lasst mich allein! In meinem großen Schmerz muss ich den Tränen freien Lauf lassen. Redet doch nicht länger auf mich ein, versucht mich nicht mehr zu trösten über den Zusammenbruch meiner geliebten Stadt!5Der HERR, der allmächtige Gott, ließ einen Tag voller Schrecken über Jerusalem hereinbrechen: Verwirrung herrscht in der Stadt, Angst und Entsetzen hat alle gepackt. Schon reißen die Feinde die Stadtmauer ein. Die umliegenden Berge hallen wider von verzweifelten Hilfeschreien.6Die elamitischen Truppen stürmen auf Pferden und Wagen heran, die Bogenschützen hängen ihre vollen Köcher um, bereit zum Schießen, und die Söldner aus Kir packen ihre Schilde aus den Hüllen.7Feindliche Streitwagen und Reiter füllen die prächtigen Täler rund um Jerusalem. Schon dringen sie bis zu den Stadttoren vor und errichten dort ihre Stellungen.8Judas letzter Zufluchtsort, Jerusalem, liegt schutzlos da. Und ihr? Ihr rennt zum Waffenlager und schaut, ob die Waffen alle griffbereit sind.9-11Ihr überprüft alle Häuser der Stadt und wählt einige zum Abreißen aus. Mit ihren Steinen wollt ihr die Stadtmauer ausbessern. Denn ihr seht, dass die Mauer der Stadt Davids brüchig ist und viele gefährliche Risse aufweist. Das Wasser des unteren Teiches staut ihr auf. Für das Wasser, das vom oberen Teich abfließt, baut ihr ein Sammelbecken zwischen dem inneren und äußeren Mauerring. Doch was nützt euch dieses fieberhafte Treiben, solange ihr für Gott blind seid? Ihr schaut nicht auf den, der euch in diese verzweifelte Lage kommen ließ. Ihr wollt nichts von ihm wissen, der schon seit langem dieses Unheil über euch beschlossen hat.12Der HERR, der allmächtige Gott, hat euch damals aufgefordert, eure Sünden zu bereuen. Er wollte sehen, wie ihr weint und eure Schuld beklagt, wie ihr euch den Kopf kahl schert und in Trauergewändern herumlauft.13Doch stattdessen habt ihr ausgelassen gefeiert. Bei euren Festgelagen wurden Berge von Fleisch verzehrt, ihr habt euch mit Wein volllaufen lassen und gerufen: »Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!«14Es klingt mir noch in den Ohren, was der HERR, der allmächtige Gott, dazu gesagt hat: »Diese Sünde wird euch nie vergeben, solange ihr lebt!« Ja, das hat der HERR, der allmächtige Gott, geschworen.
Schebna verliert seinen Posten an Eljakim
15Der HERR, der allmächtige Gott, befahl mir: »Geh zu Schebna, diesem Palastvorsteher, dem obersten Beamten! Sag ihm:16Was hast du eigentlich hier zu suchen? Und für wen hältst du dich, dass du dir hier eine Grabkammer aus dem Felsen meißelst? Ja, hoch oben in der Felswand lässt du dir ein Prachtgrab aushauen, eine letzte Ruhestätte willst du dir schaffen.17Doch ich, der HERR, werde dich in hohem Bogen fortschleudern. Mit eisernem Griff werde ich dich packen,18wie Wolle zu einem Knäuel zusammenwickeln und dich dann wie einen Ball wegwerfen in ein großes, weites Land. Dort wirst du enden mitsamt deinen Prachtwagen, du Schandfleck des königlichen Hofes.19Ja, ich vertreibe dich aus deinem Amt und stoße dich von deinem hohen Posten hinunter!20Dann berufe ich meinen Diener Eljakim, den Sohn von Hilkija, zu deinem Nachfolger.21Ich ziehe ihm deine Amtstracht an und binde ihm deinen Gürtel um. Alle Vollmachten, die du bisher innehattest, übertrage ich ihm. Er wird wie ein Vater sein für die Einwohner Jerusalems und für das ganze Volk von Juda.22Ihm vertraue ich den Schlüssel des Königshauses David an. Was er öffnet, wird kein anderer verschließen, und was er zuschließt, wird niemand öffnen.23Ich festige seine Macht, und er gleicht einem Pflock, der tief in eine Mauer eingeschlagen ist. Seine ganze Verwandtschaft wird durch ihn zu Ansehen kommen.24Doch dann hängen sie sich an ihn, mit Kind und Kegel. So gleicht er einem Pflock, an dem man das ganze Geschirr eines Haushalts aufhängt – Schüsseln, Becken und Krüge.25Eines Tages kann der starke Pflock die Last nicht mehr tragen, obwohl er tief eingeschlagen ist. Er bricht ab und fällt zu Boden. Und mit ihm zerbricht alles, was sich an ihn gehängt hat. Ich, der HERR, habe es angekündigt!«