1Als Jesus dies gesagt hatte, ging er mit seinen Jüngern hinaus über den Bach Kidron, wo ein Garten war, in den er hineinging, er und seine Jünger. (2Sam 15,23; Mt 26,30)2Aber auch Judas, der ihn überlieferte, wusste den Ort, weil Jesus dort oft mit seinen Jüngern zusammen war. (Mk 3,19; Joh 6,71; Joh 8,1)3Als nun Judas die Schar[1] und von den Hohen Priestern und Pharisäern Diener genommen hatte, kommt er dahin mit Leuchten und Fackeln und Waffen. (Mt 26,46)4Jesus nun, der alles wusste, was über ihn kommen würde, ging hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? (Joh 13,1)5Sie antworteten ihm: Jesus, den Nazoräer[2]. Er spricht zu ihnen: Ich bin ⟨es⟩! Aber auch Judas, der ihn überlieferte, stand bei ihnen. (Mt 2,23; Joh 6,20; Joh 19,19; Apg 1,16)6Als er nun zu ihnen sagte: Ich bin ⟨es⟩!, wichen sie zurück und fielen zu Boden. (Ps 27,2)7Da fragte er sie wieder: Wen sucht ihr? Sie aber sprachen: Jesus, den Nazoräer[3].8Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen!9Damit das Wort erfüllt wurde, das er sprach: Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren. (Joh 6,39)10Simon Petrus nun, der ein Schwert hatte, zog es und schlug den Knecht[4] des Hohen Priesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. Der Name des Knechtes aber war Malchus. (Joh 18,26)11Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke das Schwert in die Scheide! Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken? (Mt 26,39; Mt 26,57; Mk 14,53; Lk 22,54)
Verhör durch Hannas – Verleugnung durch Petrus
12Die Schar nun und der Oberst[5] und die Diener der Juden nahmen Jesus und banden ihn;13und sie führten ihn zuerst hin zu Hannas, denn er war Schwiegervater des Kaiphas, der jenes Jahr Hoher Priester war. (Joh 11,49; Apg 4,6)14Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte, es sei nützlich, dass ein Mensch für das Volk sterbe. (Joh 11,50)15Simon Petrus aber folgte Jesus und ein anderer Jünger. Dieser Jünger aber war dem Hohen Priester bekannt und ging mit Jesus hinein in den Hof des Hohen Priesters. (Joh 20,2)16Petrus aber stand an der Tür draußen. Da ging der andere Jünger, der dem Hohen Priester bekannt war, hinaus und sprach mit der Türhüterin und führte Petrus hinein.17Da spricht die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist nicht auch du ⟨einer⟩ von den Jüngern dieses Menschen? Er sagt: Ich bin es nicht.18Es standen aber die Knechte[6] und die Diener da, die ein Kohlenfeuer gemacht hatten, weil es kalt war, und wärmten sich; Petrus aber stand auch bei ihnen und wärmte sich.19Der Hohe Priester nun fragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.20Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der Welt geredet; ich habe allezeit in der Synagoge und in dem Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen, und im Verborgenen habe ich nichts geredet. (Joh 7,14)21Was fragst du mich? Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe.22Als er aber dies sagte, gab einer der Diener, der dabeistand, Jesus einen Schlag ⟨ins Gesicht⟩ und sagte: Antwortest du so dem Hohen Priester? (Joh 19,3; Apg 23,2)23Jesus antwortete ihm: Wenn ich schlecht geredet habe, so gib Zeugnis von dem Schlechten! Wenn aber recht, was schlägst du mich? (1Petr 2,23)24Hannas nun sandte ihn gebunden zu Kaiphas, dem Hohen Priester.25Simon Petrus aber stand da und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist nicht auch du ⟨einer⟩ von seinen Jüngern? Er leugnete und sprach: Ich bin es nicht.26Es spricht einer von den Knechten[7] des Hohen Priesters, der ein Verwandter dessen war, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht in dem Garten bei ihm? (Joh 18,10)27Da leugnete Petrus wieder; und gleich darauf krähte der Hahn. (Mt 27,2; Mk 15,1; Lk 23,1; Joh 13,38)
Verhör durch Pilatus
28Sie führen nun Jesus von Kaiphas in das Prätorium[8]; es war aber frühmorgens. Und sie gingen nicht hinein in das Prätorium, damit sie sich nicht verunreinigten, sondern das Passah⟨mahl⟩ essen ⟨konnten⟩. (2Chr 30,18)29Pilatus[9] ging nun zu ihnen hinaus und sprach: Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?30Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wenn dieser nicht ein Übeltäter wäre, würden wir ihn dir nicht überliefert haben.31Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu töten; (Joh 19,6; Apg 18,15)32damit das Wort Jesu erfüllt wurde, das er sprach, um anzudeuten, welches Todes er sterben sollte. (Joh 12,33)33Pilatus ging nun wieder hinein in das Prätorium und rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden? (Joh 19,19)34Jesus antwortete: Sagst du dies von dir selbst aus, oder haben dir andere von mir gesagt?35Pilatus antwortete: Bin ich etwa ein Jude? Deine Nation und die Hohen Priester haben dich mir überliefert. Was hast du getan? (Joh 19,11; Apg 4,26)36Jesus antwortete: Mein Reich[10] ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich[11] von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde, jetzt aber ist mein Reich[12] nicht von hier. (Lk 17,20; Joh 6,15)37Da sprach Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. (Joh 8,47; Joh 12,13; 1Tim 6,13; Offb 1,5)38Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm. (Joh 7,18)39Es ist aber ein Brauch bei euch, dass ich euch an dem Passah einen losgebe. Wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden losgebe?40Da schrien sie wieder[13] alle und sagten: Nicht diesen, sondern den Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber. (Mt 27,26; Mk 15,15; Apg 3,13)
Johannes 18
Hoffnung für alle
Jesus stellt sich seinen Gegnern
1Nach diesem Gebet verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt und überquerte den Bach Kidron. Auf der anderen Seite lag ein Garten. Dorthin ging Jesus mit seinen Jüngern. (Mt 26,47; Mk 14,43; Lk 22,47)2Judas, der Verräter, kannte diese Stelle, denn Jesus hatte sich oft mit seinen Jüngern dort aufgehalten.3Nun erschien Judas mit einem Trupp römischer Soldaten sowie einigen Männern der Tempelwache, die ihm die obersten Priester und die Pharisäer mitgegeben hatten. Sie trugen Fackeln und Laternen und waren bewaffnet.4Jesus wusste, was ihm jetzt bevorstand. Er ging aus dem Garten zu ihnen hinaus und fragte: »Wen sucht ihr?«5»Jesus aus Nazareth«, war die Antwort. »Ich bin es!«, erklärte Jesus. Judas, sein Verräter, stand bei den Soldaten.6Als Jesus klar und offen sagte: »Ich bin es«, wichen die Bewaffneten erschrocken zurück und fielen zu Boden.7Jesus fragte sie noch einmal: »Wen sucht ihr?« »Jesus aus Nazareth!«, antworteten sie wieder.8»Ich habe euch doch schon gesagt, dass ich es bin«, entgegnete Jesus. »Wenn ihr also nur mich sucht, dann lasst die anderen hier gehen!«9Damit sollte sich erfüllen, was Jesus früher gesagt hatte: »Ich habe keinen von denen verloren, die du mir anvertraut hast.«[1] (Joh 6,39; Joh 17,12)10Simon Petrus hatte ein Schwert dabei. Plötzlich zog er es, schlug damit auf Malchus, den Diener des Hohenpriesters, ein und hieb ihm das rechte Ohr ab.11Aber Jesus befahl Petrus: »Steck dein Schwert weg! Soll ich etwa den bitteren Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?«12Die römischen Soldaten, ihr Offizier und die Männer der Tempelwache nahmen Jesus fest und fesselten ihn.13Dann brachten sie ihn zunächst zu Hannas. Hannas war der Schwiegervater von Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war.14Kaiphas war es gewesen, der früher den führenden Männern der Juden geraten hatte: »Es ist für euch alle besser, wenn dieser eine Mann für das ganze Volk stirbt!«[2] (Joh 11,50)
Petrus behauptet, Jesus nicht zu kennen
15Simon Petrus und ein anderer Jünger folgten Jesus, als er abgeführt wurde. Weil dieser andere Jünger mit dem Hohenpriester bekannt war, ließ man ihn mit Jesus bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Palastes gehen. (Mt 26,69; Mk 14,66; Lk 22,55)16Petrus blieb draußen vor dem Tor stehen. Da kam der andere Jünger, der Bekannte des Hohenpriesters, wieder zurück, redete mit der Pförtnerin und verschaffte Petrus Zutritt.17Die Pförtnerin fragte Petrus: »Gehörst du nicht auch zu den Jüngern dieses Mannes?« »Nein, ich nicht!«, antwortete er.18Die Männer der Tempelwache und die Diener des Hohenpriesters hatten ein Kohlenfeuer angezündet. Sie standen um das Feuer herum und wärmten sich, denn es war kalt. Petrus ging zu ihnen, um sich auch zu wärmen.
Das Verhör vor dem Hohenpriester
19Drinnen im Palast begann das Verhör. Der Hohepriester Hannas[3] fragte Jesus nach seinen Jüngern und nach seiner Lehre. (Mt 26,59; Mk 14,55; Lk 22,66; Apg 4,6)20Jesus antwortete: »Ich habe in aller Öffentlichkeit zu den Menschen gesprochen. Niemals habe ich etwas im Geheimen gelehrt, sondern immer in den Synagogen und im Tempel, wo es jeder hören konnte.21Weshalb fragst du mich also? Frag doch die Leute, die mich gehört haben! Sie wissen, was ich gesagt habe.«22Da schlug ihm einer von den Wächtern, die neben ihm standen, ins Gesicht und rief: »Was fällt dir ein, so mit dem Hohenpriester zu reden?«23Jesus erwiderte: »Wenn ich etwas Falsches gesagt habe, dann weise es mir nach! War es aber richtig, weshalb schlägst du mich dann?«24Da ließ Hannas Jesus in Fesseln zum Hohenpriester Kaiphas bringen.
Petrus verleugnet Jesus noch einmal
25Simon Petrus stand noch immer am Feuer und wärmte sich. Da fragte man ihn: »Bist du nicht auch einer von seinen Jüngern?« »Nein, ich bin es nicht«, leugnete er. (Mt 26,71; Mk 14,69; Lk 22,58)26Aber ein Diener des Hohenpriesters, ein Verwandter des Mannes, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, meinte: »Ich habe dich doch selbst im Garten bei ihm gesehen!«27Wieder stritt Petrus ab, Jesus zu kennen. Und im selben Augenblick krähte ein Hahn.
Jesus wird von Pilatus verhört
28In den frühen Morgenstunden wurde Jesus vom Haus des Hohenpriesters Kaiphas zum Palast des Statthalters gebracht. Die Juden selbst betraten dieses Gebäude nicht, denn sie wollten nicht unrein werden. Dann hätten sie nicht das Passahmahl essen dürfen. (Mt 27,2; Mt 27,11; Mk 15,1; Lk 23,1)29Deshalb ging Pilatus zu ihnen hinaus und fragte: »Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Mann? Was hat er getan?«30Sie antworteten: »Wenn er kein Verbrecher wäre, hätten wir ihn nicht zu dir gebracht.«31»Dann nehmt ihn mit und verurteilt ihn nach eurem Gesetz!«, entgegnete Pilatus. »Aber wir dürfen doch niemanden hinrichten«, wandten sie ein.32So sollten sich die Worte von Jesus erfüllen, mit denen er vorausgesagt hatte, wie er sterben würde.33Pilatus kam nun in den Gerichtssaal zurück, ließ Jesus vorführen und fragte ihn: »Bist du der König der Juden?«34Jesus entgegnete: »Bist du selbst auf die Frage gekommen oder haben dir das andere über mich gesagt?«35»Bin ich etwa ein Jude?«, fragte Pilatus. »Die führenden Männer deines eigenen Volkes und die obersten Priester haben dich hergebracht, damit ich über dich urteile. Was also hast du getan?«36Jesus antwortete: »Mein Königreich gehört nicht zu dieser Welt. Wäre ich ein weltlicher Herrscher, dann hätten meine Leute für mich gekämpft, damit ich nicht in die Hände der Juden falle. Aber mein Reich ist von ganz anderer Art.«37Da fragte ihn Pilatus: »Dann bist du also doch ein König?« Jesus antwortete: »Ja, du hast recht. Ich bin ein König. Und dazu bin ich Mensch geworden und in diese Welt gekommen, um ihr die Wahrheit zu bezeugen. Wer sich von der Wahrheit bestimmen lässt, der hört auf mich.«38»Wahrheit? Was ist das überhaupt?«, erwiderte Pilatus. Dann ging er wieder zu den Juden hinaus und sagte ihnen: »Meiner Meinung nach ist der Mann unschuldig.39Ich will euch wie üblich auch in diesem Jahr am Passahfest einen Gefangenen freigeben. Wenn ihr wollt, lasse ich diesen König der Juden frei.«40Aber sie schrien laut: »Nein! Nicht den! Wir wollen Barabbas!« Barabbas aber war ein Verbrecher.