Das Opfer ist eine bei allen Völkern des Altertums verbreitete, besonders wichtige und feierliche Form des Gottesdienstes, mit dem Sinn, der Gottheit Verehrung darzubringen, ihre Gunst zu gewinnen oder ihre Strafe abzuwenden. Es gibt blutige und unblutige Opfer. Zu den unblutigen zählen Früchte, Getreide, Brot, Wein, Öl, Weihrauch, für die blutigen sind geeignet Rinder, Kälber, Schafe, Ziegen, Tauben. Wichtigstes Opfer ist das Brandopfer (Lev 1), das in Israel in der Regel zweimal täglich, als Morgen- und Abendopfer, dargebracht und bei dem das Opfertier ganz und gar auf dem Altar verbrannt wurde. Die gewöhnlichste Opferart ist das Mahlopfer (Lev 3); jede Schlachtung war ursprünglich ein solches Opfer. Die Innereien und die Fettstücke wurden zusammen mit einem Brandopfer dargebracht, während das Fleisch des geschlachteten Tieres beim Opfermahl im Bereich des Heiligtums von der Familie oder Gemeinde verzehrt wurde. Der hebräische Ausdruck könnte am besten als »Gemeinschaftsopfer« übersetzt werden, weil durch das Mahl Gemeinschaft zwischen den Essenden und Gott gestiftet wurde, dessen Anteil man auf dem Altar verbrannte (Lev 7,28-31). Mahlopfer sind meist Dankopfer eines Einzelnen oder einer Gruppe, die aus besonderem Anlass (Rettung aus Krankheit und Not) dargebracht werden. Zur Sühne von schwer wiegenden Verstößen gegen das göttliche Gesetz dient das Sühneopfer, bei dem der Priester mit dem Blut des Opfertieres bestimmte Sühnehandlungen vornimmt und die Fettstücke auf dem Altar verbrennt (Lev 4). Das Fleisch wurde von den Priestern verzehrt (Lev 6,17-23). Die Sühnewirkung dieses Opfers betraf Verfehlungen, die unbeabsichtigt und unwissend begangen wurden. Mit dem Sühneopfer verwandt ist das Wiedergutmachungsopfer, mit dem eine über das Opfer hinausgehende Wiedergutmachung verbunden ist und durch das auch bestimmte wissentlich und willentlich begangene Verfehlungen gesühnt werden konnten (Lev 5,14-26). Das Speiseopfer (Lev 2) bestand in einer Naturalabgabe: Mehl oder Backwaren mit Öl oder auch Getreide von Erstlingsabgaben. Es konnte als selbstständiges Opfer (Lev 6,13-16; Num 5,15) oder in Verbindung mit anderen Opfern (Num 28–29) dargebracht werden. Eine Hand voll wurde mit Weihrauch auf dem Altar verbrannt; der Rest fiel dem Priester zu (Lev 6,7-11). Das Trankopfer, bei dem roter Wein am Altar ausgegossen wurde, steht immer in Verbindung mit anderen Opfern, vor allem dem Brandopfer (Num 28-29). Für das Räucheropfer wurde eine besondere Mischung von Weihrauch und verschiedenen anderen Bestandteilen hergestellt (Ex 30,34-38). Die Weihrauchmischung wurde auf Räucherpfannen (Lev 10,1) oder auf dem Räucheraltar im Innern des Heiligtums (Lk 1,9) verbrannt. Seit der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n.Chr. wird der Opferdienst nicht mehr ausgeübt. Die christliche Gemeinde sieht ihn in seinem eigentlichen Sinn erfüllt und abgelöst durch das Opfer, das Jesus mit seinem Sterben gebracht hat (Röm 3,25-26; Eph 5,2; Hebr 8,1-10,18). Als Antwort darauf ist sie gehalten, ihr ganzes Leben Gott zum Opfer zu weihen (Röm 12,1). Der Apostel Paulus versteht seine Missionsarbeit unter den nichtjüdischen Völkern als einen Opferdienst für Gott (Röm 15,16; Phil 2,17).
Wörterbuch: Sacherklärungen der Gute Nachricht Bibel