1O dass ich in der Wüste eine Herberge für Wanderer hätte, dass ich mein Volk verlassen und von ihm wegziehen könnte! Denn sie sind alle Ehebrecher und ein treuloser Haufen. (Ps 55,7; Jer 3,9; Jer 5,7; Jer 7,2)2Sie haben ihre Zunge als ihren Bogen mit Lügen gespannt, und nicht durch Wahrheit sind sie mächtig geworden im Land; denn sie schreiten fort von Bosheit zu Bosheit; mich aber erkennen sie nicht!, spricht der HERR. (Ps 64,4; Jes 59,3; Jer 4,22; Jer 5,1; Jer 7,28; Jer 9,4; Jer 9,24; Jer 12,1; Jer 22,16; Jer 31,34; 1Kor 15,34; 2Tim 3,13)3Jeder hüte sich vor seinem Freund, und keiner traue seinem Bruder! Denn jeder Bruder übt Hinterlist, und jeder Freund geht als Verleumder umher. (3Mo 19,16; Spr 26,25; Jer 6,28; Jer 12,6; Hes 22,9; Mi 7,5; 1Petr 2,1)4Einer hintergeht den anderen, und die Wahrheit reden sie nicht; sie haben ihre Zungen das Lügen gelehrt; sie mühen sich ab mit Unrechttun. (Spr 4,16; Jes 5,18; Jes 9,16)5Deine Wohnung ist mitten in Arglist; aus Arglist wollen sie mich nicht kennen!, spricht der HERR. (Jer 9,3; Joh 7,17; 2Thess 2,10; Offb 2,13)6Darum spricht der HERR der Heerscharen so: Siehe, ich will sie schmelzen und läutern; denn wie sollte ich anders umgehen mit der Tochter meines Volkes? (Jes 1,25; Hos 6,4; Hos 11,8; Sach 13,9)7Ihre Zunge ist ein tödlicher Pfeil, Lügen redet sie: Mit dem Mund redet man Frieden mit seinem Nächsten, aber im Herzen legt man ihm einen Hinterhalt. (Ps 55,22; Ps 109,3; Ps 120,2; Spr 26,24; Jer 9,2)8Sollte ich sie wegen dieser Dinge nicht strafen?, spricht der HERR, und sollte sich meine Seele an einem solchen Volk nicht rächen? (Jes 1,24; Jer 5,9; Jer 5,29)9Auf den Bergen will ich ein Weinen und Klagen anheben und auf den Auen der Steppe ein Trauerlied anstimmen, weil sie so verbrannt sind, dass niemand sie mehr durchwandert; man hört das Blöken der Herde nicht mehr; die Vögel des Himmels und das Vieh sind entflohen, weggezogen. (Jer 4,19; Jer 4,25; Jer 12,4; Jer 12,11; Jer 14,6; Hos 4,3)10Ich will Jerusalem zu einem Steinhaufen machen, zu einer Wohnung für Schakale; und die Städte Judas will ich so wüst machen, dass niemand mehr darin wohnt. (Jer 4,7; Jer 10,22; Jer 34,22; Kla 5,18; Mi 3,12)11Wer ist so weise, dass er dies versteht? Und zu wem hat der Mund des HERRN geredet, dass er verkündet, weshalb das Land zugrunde geht und warum es verbrannt ist gleich einer Wüste, die niemand durchwandert? (Jer 8,22; Jer 23,18; Jer 23,28; Hos 14,10)12Und der HERR spricht: Weil sie mein Gesetz verlassen haben, das ich ihnen gab, und meiner Stimme nicht gehorcht haben und nicht danach lebten, (5Mo 31,16; Esr 9,10; Spr 28,4; Jer 5,19; Jer 13,1; Jer 22,9; Zef 3,1)13sondern dem Starrsinn ihres Herzens und den Baalen nachgelaufen sind, was ihre Väter sie gelehrt haben. (5Mo 4,9; Jer 7,24; Jer 7,26; Jer 19,4)14Darum, so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will sie, dieses Volk, mit Wermut speisen und sie mit Giftwasser tränken; (Ps 80,6; Jer 8,14; Jer 23,15)15und ich will sie unter die Heidenvölker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt haben, und will das Schwert hinter ihnen herschicken, bis ich sie aufgerieben habe. (5Mo 4,27; 5Mo 28,36; 5Mo 28,64; Jer 24,10; Jer 44,27)16So spricht der HERR der Heerscharen: Gebt acht, und ruft die Klageweiber herbei und lasst sie kommen, und schickt nach weisen Frauen und lasst sie kommen (Pred 12,5; Am 5,1; Am 5,16; Mt 9,23)17und eilends ein Trauerlied über uns singen, dass Tränen aus unseren Augen rinnen und Wasser von unseren Wimpern fließt. (Jes 22,4; Jer 6,26; Jer 8,23; Kla 1,2; Kla 2,18; Lk 19,41)18Denn man hört ein klägliches Geschrei von Zion: »Wie sind wir so verwüstet! Wie sind wir so jämmerlich geschändet! Wir mussten ja das Land verlassen; denn sie haben unsere Wohnungen niedergerissen!« (3Mo 20,22; Jer 3,25; Jer 4,20; Jer 4,31; Jer 16,13; Jer 22,26; Jer 30,5)19So hört nun, ihr Frauen, das Wort des HERRN, und fasst zu Ohren das Wort seines Mundes, und lehrt eure Töchter Wehklage und jede ihre Nachbarin den Trauergesang! (Hi 22,22; Jes 32,9; Jer 9,16; Lk 23,27)20Denn der Tod ist durch unsere Fenster hereingestiegen; er ist in unsere Paläste gekommen, um die Kinder von der Straße wegzuraffen und die jungen Männer von den Plätzen. (Jer 6,11; Jer 14,16; Jer 15,7; Kla 2,19)21Sage: So spricht der HERR: Die Leichname der Menschen werden fallen wie Dünger auf dem freien Feld und wie Garben hinter dem Schnitter, die niemand sammelt. (Jer 7,33; Jer 8,2; Jer 25,33; Am 8,3)22So spricht der HERR: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums; (5Mo 8,17; Hi 5,13; Ps 33,16; Ps 49,7; Pred 9,11; Hab 1,11; Lk 12,16; 1Kor 3,18; 2Kor 12,9)23sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er Einsicht hat und mich erkennt, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden! Denn daran habe ich Wohlgefallen, spricht der HERR. (Ps 33,5; Ps 145,17; Jer 31,34; Mi 6,8; Mal 3,4; Joh 17,3; 1Kor 1,31; 2Kor 10,17)24Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da werde ich alle heimsuchen, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind: (3Mo 26,41; 5Mo 30,6; Jer 4,4; Hes 44,7; Röm 2,25)25die Ägypter, die Juden, die Edomiter, die Ammoniter, die Moabiter und alle mit gestutztem Bart, die in der Wüste wohnen; denn alle Heiden sind unbeschnitten, das ganze Haus Israel aber hat ein unbeschnittenes Herz. (3Mo 19,27; Jer 25,23; Jer 49,32; Röm 2,28)
Jeremia 9
Menge Bibel
Jeremia verzweifelt an seinem sittlich zerrütteten Volke
1O hätte ich doch eine Wanderer-Herberge[1] fern in der Wüste, so wollte ich mein Volk verlassen und von ihnen weggehen! Denn sie sind allesamt Ehebrecher, eine Gesellschaft von Treulosen[2].2»Sie spannen ihre Zunge wie einen Bogen: mit Lüge und nicht durch Wahrhaftigkeit schalten sie als Herren im Lande; denn von einer Bosheit schreiten sie zur andern fort, mich aber kennen sie nicht!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.3Seid auf der Hut, ein jeder vor seinem Freunde, und schenkt auch keinem Bruder Vertrauen! Denn jeder Bruder übt Lug und Trug, und jeder Freund geht auf Verleumdung aus;4sie hintergehen einer den andern, und keiner redet ein wahres Wort; sie haben ihre Zunge an Lügenreden gewöhnt und mühen sich ab, verkehrt zu handeln, können nicht anders:5»Gewalttat über Gewalttat, Arglist über Arglist! Sie wollen mich nicht kennen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.6Darum hat der HERR der Heerscharen so gesprochen: »Gib acht: ich will sie schmelzen und läutern! Denn wie sollte ich anders mit der Tochter meines Volks verfahren?7Ein todbringender Pfeil ist ihre Zunge, Trug sind die Worte ihres Mundes; man redet freundlich mit seinem Nächsten, aber im Herzen stellt man ihm eine Falle.8Sollte ich so etwas bei ihnen ungestraft lassen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »oder sollte ich mich an einem solchen Volk nicht rächen?«
Die Wehklage des Propheten; Gottes Gerichtsspruch; Klagelieder
9Um die Berge will ich ein Weinen und eine Wehklage erheben und um die Auen der Trift ein Trauerlied! Denn sie sind verödet, so daß niemand sie durchwandert und man die Stimmen der Herden nicht mehr vernimmt; die Vögel des Himmels und das Wild – alles ist entflohen, ist weggezogen!10»Auch Jerusalem will ich zu Steinhaufen machen, zur Behausung der Schakale; und die Ortschaften Judas verwandle ich in eine Einöde, in der kein Mensch mehr wohnt!«
Die Frage des Propheten und der Gerichtsspruch Gottes als Antwort
11Wer ist ein so weiser Mann, daß er dies verstehen mag? Und zu wem hat der Mund des HERRN geredet, daß er es kundtue, warum das Land zugrunde gegangen ist und verödet daliegt wie die Wüste, so daß niemand es durchwandert?12Der HERR hat gesagt: »Weil sie mein Gesetz, das ich ihnen vorgelegt hatte, unbeachtet gelassen und meinen Weisungen nicht gehorcht und nicht nach ihnen gelebt haben,13vielmehr dem Starrsinn ihres eigenen Herzens gefolgt und den Baalen nachgelaufen sind, wie sie es von ihren Vätern gelernt hatten;14darum« – so hat der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, gesprochen: »Nunmehr will ich sie, dieses Volk da, mit Wermut speisen und ihnen Giftwasser zu trinken geben15und will sie unter die Heidenvölker zerstreuen, die weder sie noch ihre Väter gekannt haben, und will das Schwert hinter ihnen her senden, bis ich sie vertilgt habe!«
Klagelieder über das Volk
16So hat der HERR der Heerscharen gesprochen: »Merkt auf und ruft die Klageweiber herbei, daß sie kommen, und schickt zu den weisen Frauen[3], daß sie herkommen17und eilends ein Klagelied[4] über uns anstimmen, damit unsere Augen in Tränen zerfließen und unsere Wimpern von Zähren triefen!« –18Ach horch! Eine Wehklage vernimmt man von Zion her: »Wehe, wie sind wir vergewaltigt und schmählich in Schande geraten! Ach, wir müssen das Land verlassen! Ach, man hat unsere Wohnungen niedergerissen!« –19Ach hört, ihr Frauen, das Wort des HERRN, und euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes, und lehrt eure Töchter das Klagelied und eine jede die andere den Grabgesang:20»Ach, der Tod ist in unsere Fenster eingestiegen, in unsere Paläste eingedrungen, hat die Kinder von der Straße weggerafft, die Jünglinge[5] von den Marktplätzen!« –21Rede: »So lautet der Ausspruch des HERRN: Es liegen die Leichen der Menschen da wie Dünger auf dem Felde und wie Ährenbündel hinter dem Schnitter, ohne daß jemand sie aufliest!«
Anhang: Der wahre Selbstruhm; die rechte Beschneidung
22So hat der HERR gesprochen: »Nicht rühme sich der Weise seiner Weisheit, und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, nicht rühme sich der Reiche seines Reichtums!23Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er Einsicht besitzt und von mir erkennt, daß ich, der HERR, es bin, der Gnade, Recht und Gerechtigkeit auf Erden übt[6]; denn an solchen[7] habe ich Wohlgefallen« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
Israel ist unbeschnitten am Herzen
24»Gebt acht: es kommt die Zeit« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »da werde ich alle, die, obgleich beschnitten, doch unbeschnitten sind, zur Rechenschaft ziehen:25Ägypten und Juda, Edom, die Ammoniter und Moabiter und alle, die sich das Haar an den Schläfen stutzen, die in der Wüste wohnen. Denn wohl sind alle Heidenvölker unbeschnitten, aber das ganze Haus Israel ist unbeschnitten am Herzen!«