1Ich hatte einen Bund geschlossen mit meinen Augen, dass ich ja nicht [begehrlich] auf eine Jungfrau blickte. (1Mo 38,9; Spr 6,25; Mt 5,28; 2Petr 2,14; 1Joh 2,16)2Denn was würde mir Gott vom Himmel her zuteilen, und welchen Lohn erhielte ich von dem Allmächtigen aus der Höhe? (Hi 27,13; Hebr 13,4)3Ist denn das Unglück nicht für den Ungerechten und das Missgeschick für die Übeltäter? (Ps 55,24; Ps 73,18; Mt 7,27)4Sieht Er denn nicht meine Wege und zählt alle meine Schritte, (Hi 34,21; Ps 139,1; Spr 5,21; Jer 16,17; Jer 32,19)5sodass er wissen kann, ob ich mit Lügen umgegangen oder auf Betrug ausgegangen bin? (Hi 6,28; Ps 26,4)6Er wäge mich auf der Waage der Gerechtigkeit, so wird Gott meine Tadellosigkeit erkennen! (Ps 7,9; Ps 17,2; Spr 21,2)7Ist mein Schritt vom Weg abgewichen oder mein Herz den Augen nachgewandelt, und klebt an meinen Händen ein Makel, (4Mo 15,39; Jos 7,21; Hi 17,9; Hi 31,9; Ps 7,4; Spr 4,4; Spr 4,21; Spr 4,23; Jes 33,15; Mt 5,29)8so will ich säen, und ein anderer soll essen, und meine Pflanzungen sollen entwurzelt werden! (3Mo 26,16; 5Mo 28,33; Ri 6,3; Hes 34,29)9Hat sich mein Herz zu einer Frau hinreißen lassen, oder habe ich an der Tür meines Nächsten gelauert, (5Mo 5,21; Spr 6,25; Pred 7,26; Jer 5,8)10so soll meine Frau für einen anderen mahlen, und andere mögen sich über sie beugen! (2Sam 12,11; Hos 4,13)11Denn das wäre eine Schandtat und ein strafwürdiges Vergehen, (1Mo 38,24; 3Mo 20,10)12ja, ein Feuer wär’s, das bis zum Abgrund fräße und all meinen Ertrag verzehren würde mit Stumpf und Stiel! (Spr 6,27; Jer 5,7; Hebr 13,4)13Wenn ich meinem Knecht oder meiner Magd das Recht verweigert hätte, als sie einen Rechtsstreit gegen mich hatten, (3Mo 25,43; 3Mo 25,46; Eph 6,9; Kol 4,1)14was wollte ich tun, wenn Gott gegen mich aufträte; und wenn er mich zur Rede stellte, was wollte ich ihm antworten? (Hi 9,3; Hi 9,14; Hi 9,32; Hi 40,4; Ps 76,8; Kol 3,25)15Hat nicht der, der mich im Mutterleib bereitete, auch ihn gemacht? Hat nicht ein und derselbe uns im Mutterleib gebildet? (Hi 3,11; Hi 10,18; Hi 34,19; Ps 139,13; Spr 14,31; Spr 22,2; Jer 1,5; Jer 20,17; Mal 2,10; Lk 1,15; Lk 2,21)16Habe ich den Armen versagt, was sie begehrten, und die Augen der Witwe verschmachten lassen? (5Mo 10,18; 5Mo 24,19; Hi 29,12; Hi 29,13; Hi 29,16; Hi 30,25; Spr 14,31; Spr 19,17; Jak 1,27)17Habe ich meinen Bissen allein verzehrt, und hat der Verwaiste nichts davon essen können? (5Mo 15,11; 5Mo 15,14; Neh 8,10; Röm 12,13; 1Joh 3,17)18Wahrlich, von meiner Jugend auf ist er bei mir aufgewachsen wie bei einem Vater, und von meiner Mutter Leib an habe ich [die Witwe] geführt! (Hi 29,12; Jak 1,27)19Habe ich mit angesehen, wie einer umherirrte ohne Kleider, oder der Arme ohne Decke? (2Chr 28,15; Lk 3,11; Jak 2,15; 1Joh 3,18)20Wenn seine Lenden mich nicht gesegnet haben und er sich von der Wolle meiner Lämmer nicht wärmen durfte, (5Mo 24,13; Hi 29,11; Jes 58,6)21wenn ich meine Hand gegen die Waise erhob, weil ich sah, dass man mir helfen würde im Tor, (Hi 22,9; Ps 82,3; Spr 23,10)22so soll mir meine Schulter vom Nacken fallen und mein Arm aus seinem Gelenk brechen! (Hi 10,14; Ps 7,4; Ps 137,6)23Denn schrecklich wäre Gottes Strafe für mich gewesen, und vor seiner Hoheit hätte ich nicht bestehen können. (Ps 76,8; Ps 119,120)24Habe ich mein Vertrauen je auf Gold gesetzt und zum Feingold gesagt: »Sei du meine Zuversicht!«, (Hi 22,24; Ps 52,9; Ps 62,11; Spr 11,28; Mk 10,24; 1Tim 6,17)25habe ich mich gefreut, weil ich reich geworden bin und meine Hand viel erworben hat; (5Mo 8,17; Hos 12,9; Lk 12,15)26habe ich die Sonne angesehen, wenn sie leuchtete, und den Mond, wie er so prächtig dahinzog, (5Mo 4,19; 5Mo 17,3; Hes 8,16)27und habe ich mein Herz im Geheimen verführen lassen, dass ich ihnen Kusshände zuwarf, (5Mo 11,16; 5Mo 13,6; 1Kön 19,18; Hes 8,16; Hos 13,2)28so wäre auch das ein strafwürdiges Vergehen gewesen; denn ich hätte Gott in der Höhe verleugnet. (5Mo 17,2; 5Mo 17,7; 5Mo 17,9; Hi 31,11; Tit 1,16; 2Petr 2,1; Jud 1,4)29Habe ich mich gefreut über den Sturz meines Feindes und mich ergötzt daran, wenn ihn ein Unglück traf? (Ps 35,13; Spr 17,5; Spr 24,17)30Nein, ich habe meine Zunge nie hergegeben zum Sündigen, dass ich mit einem Fluch sein Leben gefordert hätte. (Mt 5,44; Röm 12,14; 1Petr 2,23; 1Petr 3,9)31Haben meine Hausgenossen nicht oft gesagt: »Wer wäre nicht von seinem Fleisch satt geworden?« (Jes 58,10)32Kein Fremder brauchte draußen zu übernachten; ich öffnete meine Tür dem Wandersmann. (1Mo 19,2; Ri 19,20; Röm 12,13; Hebr 13,2)33Habe ich, wie Adam, meine Übertretung zugedeckt, sodass ich meine Schuld in meiner Brust verbarg, (1Mo 3,6; Jos 7,11; Spr 28,13; Hos 6,7; 1Joh 1,8)34weil ich die große Menge fürchtete und die Verachtung [meiner] Verwandten mich niedergeschlagen hätte, sodass ich geschwiegen hätte und nicht zur Tür hinausgegangen wäre? (Est 4,12; Spr 24,11; Spr 29,25; Jes 42,14; Jer 38,5; Am 5,13; Lk 19,40)35O dass ich einen hätte, der mir Gehör schenkte! Siehe, da ist meine Unterschrift; der Allmächtige antworte mir, und mein Gegner schreibe eine Klageschrift gegen mich! (Hi 13,17; Hi 23,5; Hi 30,20; Hi 40,2)36Wahrlich, ich würde sie auf meine Schulter nehmen und als Ehrenkranz um mein Haupt winden! (2Mo 28,12; Hi 19,9; Spr 4,9; Jes 22,22; Jes 62,3; 1Petr 5,4)37Meine Schritte dürfte ich ihm getrost aufzählen und ihm nahen wie ein Fürst! (1Sam 14,36; Hi 14,16; Ps 74,3; Ps 91,10; Jer 30,21; Jak 4,4)38Wenn mein Ackerboden gegen mich schreit und seine Furchen miteinander weinen, (Hab 2,11)39weil ich, ohne ihn zu bezahlen, seinen Ertrag verzehrt habe und die Seele seines Besitzers aushauchen ließ, (1Kön 21,13; 1Kön 21,16; Jer 22,13; Mi 2,2; Mt 21,38; Jak 5,4)40so soll statt Weizen Dorngestrüpp hervorkommen und Unkraut anstatt der Gerste! Zu Ende sind die Reden Hiobs. (1Mo 3,18; Ps 72,20; Jes 7,23; Mt 13,25)
Hiob 31
Hoffnung für alle
Mein letztes Wort: Ich bin unschuldig!
1»Mit meinen Augen habe ich einen Bund geschlossen, niemals ein Mädchen lüstern anzusehen.2Was hätte ich von Gott sonst zu erwarten, von ihm, der in der Höhe thront? Welches Urteil hätte der Allmächtige dann über mich verhängt?3Den Bösen trifft das Unheil, und den Übeltätern schickt Gott Unglück.4Er sieht doch all mein Tun, er kennt jeden Schritt.5War ich jemals verlogen und falsch, habe ich andere betrogen?6Gott soll mich wiegen auf seiner gerechten Waage – und er wird feststellen, dass ich unschuldig bin!7Wenn ich von seinem Wege abgewichen bin, wenn mein Herz alles begehrte, was meine Augen sahen, oder wenn an meinen Händen irgendein Unrecht klebt,8dann soll ein anderer verzehren, was ich gesät und geerntet habe, ausreißen soll man das Getreide auf meinem Feld!9Wenn ich mich von der Frau meines Nachbarn betören ließ und an ihrer Tür auf sie gewartet habe,10dann soll meine Frau für einen anderen kochen, und andere sollen sich über sie hermachen!11Denn dann hätte ich eine Schandtat begangen, ein Verbrechen, das vor die Richter gehört.12Ein Feuer ist der Ehebruch! Es brennt bis in den Tod. Es würde all mein Hab und Gut bis auf den Grund zerstören.13Wenn ich das Recht meines Knechtes oder meiner Magd missachtet hätte, als sie gegen mich klagten,14was wollte ich tun, wenn Gott Gericht hält, was könnte ich ihm erwidern, wenn er mich zur Rechenschaft zieht?15Denn er, der mich im Mutterleib gebildet hat, er hat auch meinen Knecht geschaffen. Wir beide verdanken unser Leben ihm!16Niemals habe ich die Bitte eines Armen abgeschlagen und keine Witwe weggeschickt, die verzweifelt zu mir kam.17Ich habe mein Brot nicht für mich selbst behalten, nein – mit den Waisenkindern habe ich es geteilt.18Von meiner Jugend an habe ich sie großgezogen wie ein Vater, für die Witwen habe ich mein Leben lang gesorgt.19Habe ich ruhig zugesehen, wie einer vor Kälte umkam? Ließ ich den Armen ohne warme Kleider weitergehen?20Nein, die Wolle meiner Lämmer wärmte ihn, er dankte mir von ganzem Herzen.21Wenn ich je ein Waisenkind bedrohte, wohl wissend, dass ich vor Gericht die größere Macht besaß,22dann soll mir der Arm von der Schulter fallen, abbrechen soll er, gerade am Gelenk!23Doch ich habe Gottes Strafgericht immer gefürchtet. Die Furcht vor seiner Hoheit hat mich vom Unrecht ferngehalten.24Ich habe nicht auf Gold vertraut; zum reinen Gold habe ich niemals gesagt: ›Du sicherst mir das Leben!‹25Ich habe mir auch nichts auf meinen großen Reichtum eingebildet, den ich mit eigener Hand erworben habe.26-27Und hätte ich mich heimlich dazu verführen lassen, die strahlende Sonne zu verehren oder den Mond auf seiner silbernen Bahn –28auch das wäre ein Vergehen, das vor die Richter gehört, denn damit hätte ich Gott verleugnet, der hoch über allen Gestirnen thront.29Habe ich hämisch gegrinst, wenn meinen Feind das Unglück traf, habe ich über seinen Untergang schadenfroh gelacht?30Nein, ich habe mit keinem Wort gesündigt, ich habe ihn nicht verflucht, ihm nicht den Tod gewünscht!31-32Kein Gast ist je von meinem Haus hungrig weggegangen, keinen Fremden ließ ich draußen auf der Straße übernachten, nein, meine Tür stand dem Wanderer stets offen – meine Männer können es bezeugen!33Ich habe nie versucht, mein Unrecht zu verbergen oder meine Schuld geheim zu halten, wie alle anderen es tun[1]. (1Mo 3,1)34Ich bin nicht stumm zu Hause geblieben aus Angst, dass meine Sippe mich verachten könnte; ich scheute nicht die große Menge.35Ach, wenn Gott mich nur anhörte! Hier ist die Unterschrift unter meine Verteidigung! Ich erwarte, dass der Allmächtige mir darauf antwortet! Mein Gegner soll seine Anklagen schriftlich niederlegen!36Ja, ich würde dieses Schriftstück auf der Schulter tragen und es mir wie eine Krone aufsetzen!37Über jeden Schritt würde ich Gott Rechenschaft geben, wie ein Fürst ihm gegenübertreten!38Wenn mein Acker meinetwegen um Hilfe schreien musste und seine Furchen von Tränen durchnässt waren,39wenn ich seinen Ertrag verzehrt habe, ohne ihm zu geben, was ihm zusteht; wenn ich die Pächter zugrunde gerichtet habe,40dann sollen auf dem Acker Dornen statt Weizen wachsen und Unkraut statt der Gerste!« Hier enden die Reden von Hiob.