1Jeftah aus Gilead war ein großer Krieger. Er war aber der Sohn einer Prostituierten, sein Vater war Gilead. (1Sam 12,11; Hebr 11,32)2Auch Gileads Frau gebar ihm Söhne, und als diese erwachsen waren, jagten sie Jeftah fort. »Du wirst nichts vom Erbe unseres Vaters bekommen«, sagten sie, »denn du bist der Sohn einer anderen Frau.«3Jeftah floh vor seinen Brüdern und ließ sich im Land Tob nieder. Eine Gruppe zwielichtiger Männer schloss sich Jeftah an und zog mit ihm umher. (Ri 9,4; 2Sam 10,6)4Etwa um diese Zeit kam es zum Krieg zwischen den Ammonitern und Israel. (Ri 10,9)5Als die Ammoniter angriffen, gingen die Ältesten von Gilead ins Land Tob, um Jeftah zu holen.6Sie baten ihn: »Komm zurück, du sollst unser Oberbefehlshaber sein! Hilf uns im Kampf gegen die Ammoniter!«7Doch Jeftah entgegnete ihnen: »Habt ihr mich nicht gehasst und aus dem Haus meines Vaters vertrieben? Warum wendet ihr euch jetzt an mich, wo ihr in Not seid?«8»Wir wenden uns an dich, weil wir wollen, dass du mit uns in den Kampf gegen die Ammoniter ziehst«, antworteten die Ältesten von Gilead. »Du sollst der Herrscher über das ganze Volk von Gilead werden.«9Da fragte Jeftah: »Wenn ich mit euch komme und der HERR mir den Sieg über die Ammoniter schenkt, werde ich dann wirklich euer Herrscher sein?«10»Der HERR ist unser Zeuge«, erwiderten die Ältesten von Gilead. »Hiermit versprechen wir zu tun, was wir vereinbart haben.« (1Mo 31,50)11Da ging Jeftah mit den Ältesten von Gilead, und das Volk machte ihn zu seinem Anführer und zum Oberbefehlshaber des Heeres. In Mizpa brachte Jeftah alle Anliegen, die ihn bewegten, vor den HERRN. (Ri 10,17)12Danach schickte Jeftah Boten zum König von Ammon und ließ ihn fragen: »Was liegt zwischen uns vor, dass du hergekommen bist, um mein Land anzugreifen?«13Der König von Ammon antwortete Jeftahs Boten: »Als die Israeliten aus Ägypten hierher kamen, haben sie mir das Land vom Arnon bis zum Jabbok und hinunter bis zum Jordan weggenommen. Gib dieses Land freiwillig zurück.« (4Mo 21,24)14Jeftah sandte noch einmal Boten zu dem Ammoniterkönig15und ließ ihm ausrichten: »Jeftah sagt: ›Israel hat Moab oder Ammon kein Land weggenommen.16Als die Israeliten aus Ägypten auszogen und nach der Wanderung durch die Wüste bis zum Roten Meer und nach Kadesch kamen, (4Mo 20,1)17schickten sie Boten zum König von Edom und baten: Erlaube uns, durch dein Land zu ziehen. Doch der König von Edom verweigerte es ihnen. Daraufhin schickten sie Boten zum König von Moab, aber auch er lehnte ihre Bitte ab. Also blieben sie in Kadesch. (4Mo 20,14; Jos 24,9)18Schließlich umgingen sie Edom und Moab und wählten den Weg durch die Wüste. Sie zogen an der Ostgrenze von Moab entlang und lagerten jenseits des Arnon, ohne das Gebiet von Moab zu betreten, denn der Arnon ist die Grenze von Moab. (4Mo 21,4; 5Mo 2,1)19Dann schickte Israel Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, der in Heschbon herrschte, mit der Bitte: Erlaube uns, durch dein Land zu ziehen, um an unseren Bestimmungsort zu gelangen. (4Mo 21,21)20Aber König Sihon traute den Israeliten nicht und wollte sie ebenfalls nicht durch sein Land ziehen lassen. Stattdessen sammelte er ein Heer und lagerte bei Jahaz und griff sie an.21Doch der HERR, der Gott Israels, schenkte seinem Volk den Sieg über König Sihon und sein Heer. So nahm Israel das ganze Land der Amoriter, die in diesem Gebiet lebten, in Besitz. (5Mo 2,32)22Und Israel eroberte das ganze Land der Amoriter, vom Arnon bis zum Jabbok und von der Wüste bis zum Jordan.23Du siehst, es war der HERR, der Gott Israels, der den Amoritern das Land weggenommen und es Israel gegeben hat. Und nun willst du es wieder in Besitz nehmen?24Du behältst doch auch, was dein Gott Kemosch dir gibt, und wir behalten, was der HERR, unser Gott, uns gibt. (4Mo 21,27; 1Kön 11,7)25Bist du vielleicht etwas Besseres als Balak, der Sohn von Zippor, der König von Moab? Hat dieser etwa Israel das Land streitig gemacht? Hat er etwa Krieg mit den Israeliten angefangen? (4Mo 22,2)26Schon seit 300 Jahren leben die Israeliten in Heschbon und den zugehörigen Ortschaften, in Aroër und den umliegenden Dörfern und in den Städten am Arnon. Warum habt ihr nicht schon früher versucht sie zurückzuerobern? (4Mo 21,25)27Ich habe mir dir gegenüber nichts zu Schulden kommen lassen, aber du tust mir Unrecht, indem du mich angreifst. Der HERR ist der Richter. Er soll heute entscheiden, wer von uns recht hat – Israel oder Ammon.‹«28Doch der König von Ammon hörte nicht auf Jeftahs Botschaft.
Jeftahs Schwur
29Da kam der Geist des HERRN über Jeftah. Er zog durch das Land Gilead und Manasse und nach Mizpa in Gilead und zog von Mizpa aus gegen die Ammoniter. (Ri 3,10)30Jeftah legte dem HERRN ein Gelübde ab. Er versprach: »Wenn du mir den Sieg über die Ammoniter schenkst,31will ich dem HERRN das Erste geben, das mir aus der Tür meines Hauses entgegenkommt, wenn ich wohlbehalten von den Ammonitern heimkehre. Ich will es als Brandopfer darbringen.«32Jeftah führte sein Heer gegen die Ammoniter, und der HERR schenkte ihm den Sieg.33Es gelang ihm, die Ammoniter vernichtend zu schlagen, von Aroër bis Minnit – 20 Städte –, sogar bis Abel-Keramim. Auf diese Weise unterwarf Israel die Ammoniter.34Als Jeftah nach Mizpa heimkehrte, lief ihm seine Tochter entgegen. Sie schlug das Tamburin und tanzte vor Freude. Sie war sein einziges Kind; er hatte sonst keinen Sohn und keine Tochter. (2Mo 15,20; 1Sam 18,6; Jer 31,4)35Als er sie erblickte, zerriss er vor Kummer seine Kleider. »Meine Tochter!«, rief er aus. »Mir bricht das Herz! Was für einen Kummer bereitest du mir! Denn ich habe dem HERRN ein Versprechen gegeben und kann es nicht mehr zurücknehmen.« (4Mo 30,3; Pred 5,1)36Sie antwortete: »Vater, du hast dem HERRN ein Versprechen gegeben. Du musst mit mir tun, was du vereinbart hast, denn der HERR hat dir zur Rache an deinen Feinden, den Ammonitern, verholfen.« (2Sam 18,19; Lk 1,38)37Und sie bat ihren Vater: »Aber erlaube mir nur eines: Lass mich noch in die Berge hinaufgehen und zwei Monate lang mit meinen Freundinnen weinen, denn ich werde als Jungfrau sterben.«38»So geh«, sagte Jeftah. Und er ließ sie für zwei Monate fortgehen. Sie und ihre Freundinnen gingen in die Berge und weinten, weil sie nie einem Mann gehören würde[1].39Als sie nach zwei Monaten nach Hause zurückkehrte, hielt ihr Vater sein Gelübde, und sie starb als Jungfrau. So wurde es Brauch in Israel,40dass die jungen Israelitinnen sich jedes Jahr für vier Tage zurückziehen, um die Tochter von Jeftah aus Gilead zu beklagen.