1Dann fing Jesus an, ihnen Gleichnisse zu erzählen: »Ein Mann legte einen Weinberg an, baute eine Mauer darum, hob eine Grube aus, um den Wein darin zu keltern, und baute einen Wachturm. Dann verpachtete er den Weinberg an Bauern und zog in ein anderes Land. (Jes 5,1)2Zur Zeit der Weinlese schickte er einen seiner Knechte, um seinen Anteil an der Ernte einzufordern.3Doch die Bauern packten den Knecht, schlugen ihn halb tot und schickten ihn mit leeren Händen zurück.4Da sandte der Besitzer einen anderen Knecht, doch dem schlugen sie mit Fäusten ins Gesicht und beschimpften ihn.5Den nächsten Knecht, den er schickte, brachten sie sogar um. Andere Boten, die kamen, wurden entweder halb tot geschlagen oder ermordet, (2Chr 24,21; 2Chr 36,15; Neh 9,26; Mt 23,34; Apg 7,52; 1Thess 2,15)6bis nur noch einer übrig blieb – sein Sohn, den er über alles liebte. Den schickte der Besitzer schließlich als Letzten, weil er dachte: ›Meinen Sohn werden sie sicher nicht antasten.‹ (Röm 8,3; Gal 4,4)7Doch die Weinbauern sagten sich: ›Da kommt der Erbe des Gutes. Kommt, wir bringen ihn um und behalten das Land für uns!‹8Und sie fielen über ihn her, ermordeten ihn und warfen ihn zum Weinberg hinaus. (Hebr 13,12)9Was, glaubt ihr, wird der Besitzer des Weinbergs tun?«, fragte Jesus. »Ich sage es euch – er wird kommen, sie alle töten und den Weinberg an andere verpachten.10Habt ihr das nicht schon einmal in der Schrift gelesen? ›Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. (Ps 118,22; Apg 4,11; Röm 9,33; Eph 2,20; 1Petr 2,5)11Das ist das Werk des Herrn, und es ist wunderbar anzusehen.‹[1]«12Daraufhin wollten ihn die führenden Männer des jüdischen Volkes verhaften, denn sie merkten, dass sie mit den bösen Weinbauern in diesem Gleichnis gemeint waren. Doch aus Angst vor dem Volk wagten sie es nicht, Hand an ihn zu legen. So ließen sie ihn in Ruhe und gingen weg. (Mk 11,18)
Steuern für den Kaiser
13Danach schickten sie einige Pharisäer und Anhänger des Herodes zu Jesus. Sie hofften, Jesus mit seinen eigenen Worten in eine Falle locken zu können, damit sie ihn verhaften konnten.14»Lehrer«, sagten sie, »wir wissen, wie ehrlich und wahrhaftig du bist. Du lässt dich nicht beeinflussen und bevorzugst niemanden. Du lehrst die Wege Gottes und was du sagst, ist wahr. Nun sage uns: Ist es richtig, an den Kaiser Steuern zu zahlen?15Sollen wir sie bezahlen oder nicht?« Jesus durchschaute ihre Scheinheiligkeit und sagte: »Wen wollt ihr mit euren Fangfragen überlisten? Zeigt mir eine römische Münze[2], und ich werde es euch sagen.«16Als sie ihm eine reichten, fragte er: »Wessen Bild und Titel ist hier eingeprägt?« »Bild und Titel des Kaisers«, antworteten sie.17»Nun«, sagte Jesus, »dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott, was Gott gehört.« Diese Antwort verwunderte sie sehr. (Röm 13,7)
Diskussion über die Auferstehung
18Dann kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Diese jüdische Gruppierung vertritt die Auffassung, dass es keine Auferstehung nach dem Tod gibt. Sie stellten ihm folgende Frage: (Apg 23,8; 1Kor 15,12)19»Lehrer, Mose hat uns ein Gesetz gegeben, das besagt: Wenn ein Mann stirbt und eine Frau hinterlässt, aber keine Kinder, dann soll sein Bruder die Witwe heiraten und ihm auf diese Weise zu einem Erben verhelfen.[3] (1Mo 38,1; 5Mo 25,1)20Nun waren da sieben Brüder. Der älteste von ihnen heiratete und starb kinderlos.21Daraufhin heiratete der zweite Bruder die Witwe, doch auch er starb bald und hinterließ keine Kinder. Dann heiratete sie der nächste Bruder und starb kinderlos.22So ging es weiter, bis alle Brüder sie geheiratet hatten und gestorben waren, und es waren immer noch keine Kinder da. Schließlich starb auch die Frau.23Nun sage uns: wessen Frau wird sie nach der Auferstehung sein? Denn alle sieben waren ja mit ihr verheiratet.«24Jesus erwiderte: »Ihr irrt euch, weil ihr weder die Schrift noch die Macht Gottes kennt.25Denn wenn die Toten auferstehen, werden sie nicht verheiratet sein. Sie werden sein wie die Engel im Himmel. (1Kor 15,42)26Doch nun zu der Frage, ob die Toten auferweckt werden – habt ihr nie bei Mose die Geschichte vom brennenden Dornbusch gelesen? Lange nachdem Abraham, Isaak und Jakob gestorben waren, sagte Gott zu Mose:[4] ›Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.‹[5] (2Mo 3,1)27Er ist doch der Gott der Lebenden und nicht der Toten. Ihr seid völlig im Irrtum.« (Mt 22,32; Lk 20,38)
Das wichtigste Gebot
28Einer der Schriftgelehrten stand dabei und hörte dem Gespräch zu. Er merkte, wie gut Jesus geantwortet hatte; deshalb fragte er ihn: »Welches von allen Geboten ist das wichtigste?«29Jesus antwortete: »Das wichtigste Gebot ist dies: ›Höre, o Israel! Der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. (5Mo 6,1; Jos 22,5; Lk 10,27)30Und du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft lieben.‹[6]31Das zweite ist ebenso wichtig: ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.‹[7] Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.« (3Mo 19,1; Röm 13,9; Gal 5,14; Jak 2,8)32Der Schriftgelehrte erwiderte: »Das hast du sehr gut gesagt, Lehrer. Du hast die Wahrheit gesprochen, als du sagtest, dass es nur einen einzigen Gott gibt und keinen außer ihm. (5Mo 4,1; 1Kor 8,4)33Und ich weiß auch, dass es wichtig ist, ihn von ganzem Herzen, mit all meinen Gedanken und all meiner Kraft zu lieben und meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst. Das ist weit wichtiger, als all die Brandopfer und Opfergaben darzubringen, die vom Gesetz vorgeschrieben werden.« (3Mo 19,1; Mi 6,6)34Als Jesus sah, welche Einsicht dieser Mann besaß, sagte er zu ihm: »Du bist nicht weit vom Reich Gottes entfernt.« Danach wagte niemand mehr, ihm weitere Fragen zu stellen. (Mt 22,46; Lk 20,40)
Wessen Sohn ist der Christus?
35Als Jesus später die Menschen im Tempel lehrte, fragte er: »Warum behaupten die Schriftgelehrten, dass der Christus der Sohn Davids sei?36David selbst hat doch, geleitet vom Heiligen Geist, gesagt: ›Der Herr sagte zu meinem Herrn: Setze dich auf den Ehrenplatz zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde demütige und sie zum Schemel unter deinen Füßen mache.‹[8] (2Sam 23,2; Ps 110,1)37Wenn selbst David ihn also Herr nannte, wie kann er da gleichzeitig sein Sohn sein?« Und die Menge hörte ihm gebannt zu. (Röm 1,3; Röm 9,5; Offb 22,16)38Und er lehrte sie noch Weiteres: »Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie lieben es, sich in wehenden Gewändern zu präsentieren und zu sehen, wie sich alle tief vor ihnen verneigen, wenn sie über die Marktplätze flanieren.39Und sie beanspruchen, in den Synagogen und bei Festen auf den Ehrenplätzen zu sitzen! (Lk 11,43)40Doch gleichzeitig betrügen sie Witwen schamlos um ihren Besitz. Und um zu verbergen, wie sie wirklich sind, sprechen sie in der Öffentlichkeit lange Gebete. Deshalb wird ihre Strafe umso härter sein.«
Die Spende der Witwe
41Jesus setzte sich in die Nähe des Opferkastens im Tempel und beobachtete, wie die Menschen Geld hineinwarfen. Viele reiche Leute legten große Beträge hinein. (2Kön 12,10; Joh 8,20)42Dann kam eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen[9] hinein.43Da rief er seine Jünger zu sich und sagte: »Ich versichere euch: Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. (2Kor 8,12)44Denn sie alle haben nur einen winzigen Bruchteil von ihrem Überfluss abgegeben, während diese Frau, so arm sie ist, alles gegeben hat, was sie besaß.«