1Daraufhin führte der gesamte Hohe Rat Jesus zu Pilatus, dem römischen Statthalter,2und sie trugen ihm die Anklage vor: »Dieser Mann verführt unser Volk. Er fordert es auf, dem Kaiser keine Steuern zu zahlen, und er behauptet, der Christus, ein König, zu sein.« (Joh 19,12)3Pilatus fragte ihn: »Bist du der König der Juden?« Jesus erwiderte: »Ja, du sagst es selbst.«4Pilatus wandte sich an die obersten Priester und an die Menge und sagte: »Ich finde keine Schuld an diesem Mann!« (1Tim 6,13)5Doch sie bestanden darauf: »Wo er auch hinkommt, verursacht er Unruhe im Volk – in ganz Judäa, von Galiläa bis nach Jerusalem!«6»Der Mann ist also ein Galiläer?«, fragte Pilatus.7Als sie das bestätigten, ließ Pilatus Jesus zu Herodes Antipas bringen, denn Galiläa unterstand seiner Rechtsprechung und Herodes hielt sich gerade in Jerusalem auf.8Herodes freute sich sehr, Jesus kennenzulernen. Er hatte schon viel von ihm gehört und immer gehofft, einmal Zeuge eines seiner Wunder zu werden. (Lk 9,9)9Er stellte Jesus eine Frage nach der anderen, aber Jesus gab keine Antwort. (Joh 19,9)10Währenddessen standen die obersten Priester und Schriftgelehrten dabei und brachten mit lauter Stimme ihre Anklagen vor.11Da begannen Herodes und seine Soldaten Jesus zu verhöhnen und zu verspotten. Sie legten ihm ein prächtiges Gewand an und schickten ihn zu Pilatus zurück.12An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus, die bis dahin verfeindet gewesen waren, Freunde. (Apg 4,27)13Pilatus berief die obersten Priester und Schriftgelehrten und das Volk ein14und gab sein Urteil bekannt. »Ihr habt mir diesen Mann vorgeführt und ihn beschuldigt, das Volk aufzuhetzen. Ich habe ihn in eurer Anwesenheit gründlich befragt und habe keine Schuld an ihm gefunden.15Herodes ist zum gleichen Schluss gelangt und hat ihn zu uns zurückbringen lassen. Dieser Mann hat nichts getan, wofür er den Tod verdient.16-17Ich werde ihn auspeitschen lassen und danach lasse ich ihn frei.«[1] (Joh 19,1; Apg 16,37)18Da ging ein Aufschrei durch die Menge, und die Leute riefen wie aus einem Mund: »Töte ihn und gib Barabbas frei!« (Apg 3,13)19Barabbas war verhaftet worden, weil er einen Mord begangen hatte und an einem Volksaufstand in Jerusalem beteiligt gewesen war.20Pilatus redete ihnen zu, denn er wollte lieber Jesus freilassen.21Aber sie schrien nur: »Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!«22Zum dritten Mal wandte er ein: »Warum? Welches Verbrechen hat er begangen? Ich habe keinen Grund gefunden, ihn zum Tod zu verurteilen. Ich werde ihn auspeitschen lassen und dann freigeben.«23Aber die Menge schrie noch lauter und verlangte seine Kreuzigung. Sie übertönten Pilatus mit ihrem Geschrei.24Da verurteilte Pilatus Jesus zum Tod, wie sie es verlangten.25Auf ihren Wunsch ließ er Barabbas frei, den Mann, der wegen eines Aufruhrs und eines Mordes im Gefängnis saß. Jesus dagegen lieferte er ihnen aus, wie sie es gefordert hatten.
Die Kreuzigung
26Als sie Jesus abführten, kam Simon aus Kyrene[2] gerade vom Feld zurück. Sie zwangen ihn, hinter Jesus herzugehen und ihm sein Kreuz zu tragen.27Ihnen schloss sich eine große Menschenmenge an, darunter viele trauernde, wehklagende Frauen.28Doch Jesus wandte sich um und sagte zu ihnen: »Töchter Jerusalems, weint nicht um mich, sondern klagt über euch selbst und eure Kinder.29Denn es kommt die Zeit, da werden sie sagen: ›Glücklich sind die Frauen, die kinderlos geblieben sind, deren Körper nie ein Kind geboren und deren Brüste keinen Säugling gestillt haben.‹ (Lk 21,23)30Die Menschen werden die Berge anflehen, auf sie zu fallen, und die Hügel, sie unter sich zu begraben. (Jes 2,19; Hos 10,8; Offb 6,16)31Denn wenn dies schon mit dem grünen Holz geschieht, wie wird es dann erst dem toten Holz ergehen?[3]«32Auch zwei andere Männer, beides Verbrecher, wurden abgeführt, um mit ihm hingerichtet zu werden. (Jes 53,12; Mt 27,38; Mk 15,27; Joh 19,18)33Schließlich kamen sie an einen Ort, der Schädelstätte[4] heißt. Dort wurden alle drei gekreuzigt – Jesus in der Mitte und die zwei Verbrecher rechts und links von ihm.34Jesus sagte: »Vater, vergib diesen Menschen, denn sie wissen nicht, was sie tun.«[5] Und die Soldaten würfelten[6] um seine Kleider. (Ps 22,19)35Das Volk schaute zu, während die führenden Männer lachten und spotteten. »Er hat andere gerettet«, sagten sie. »Soll er sich jetzt doch selbst retten, wenn er wirklich Gottes Auserwählter, der Christus, ist.« (Ps 22,18)36Auch die Soldaten verhöhnten ihn. Sie gaben ihm Weinessig zu trinken und (Ps 22,8; Ps 69,22; Mt 27,48)37riefen ihm zu: »Wenn du der König der Juden bist, rette dich doch selbst!«38Über ihm am Kreuz wurde eine Inschrift mit den Worten angebracht: »Dies ist der König der Juden.«39Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, spottete: »Du bist also der Christus? Beweise es, indem du dich rettest – und uns mit!«40Doch der andere mahnte: »Hast du nicht einmal jetzt Ehrfurcht vor Gott, da du den Tod vor Augen hast?41Wir haben für unsere Vergehen den Tod verdient, aber dieser Mann hat nichts Unrechtes getan.«42Dann sagte er: »Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.«43Da antwortete Jesus: »Ich versichere dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.« (2Kor 12,3; Offb 2,7)
Jesus stirbt
44Inzwischen war es Mittag geworden, und Dunkelheit legte sich über das ganze Land bis um drei Uhr nachmittags.45Die Sonne hatte sich verfinstert. Plötzlich zerriss der Vorhang im Tempel. (2Mo 26,31; Hebr 9,3; Hebr 10,19)46Jesus rief: »Vater, ich lege meinen Geist in deine Hände!«[7] Und mit diesen Worten starb er.[8] (Ps 31,6)47Der Hauptmann der römischen Soldaten, der die Hinrichtung überwachte, sah, was geschehen war, lobte Gott und sagte: »Dieser Mann war wirklich unschuldig[9].«48Und die vielen Zuschauer, die zur Kreuzigung gekommen waren und alles miterlebt hatten, was geschehen war, gingen voll Reue[10] wieder nach Hause. (Lk 18,13)49Aber die Freunde von Jesus, unter ihnen die Frauen, die ihm aus Galiläa gefolgt waren, schauten aus einiger Entfernung zu. (Ps 38,12)
Das Begräbnis
50Nun lebte dort ein gütiger und gerechter Mann mit Namen Josef. Er war ein Mitglied des Hohen Rats,51doch er war mit der Entscheidung und dem Vorgehen der anderen Ratsmitglieder nicht einverstanden gewesen. Er stammte aus der Stadt Arimathäa in Judäa und wartete auf das Kommen des Reiches Gottes.52Dieser Josef ging zu Pilatus und bat um den Leichnam von Jesus.53Dann nahm er ihn vom Kreuz, hüllte ihn in ein langes Leinentuch und legte ihn in ein neues Grab, das in einen Felsen gehauen war. (Lk 19,30)54Dies geschah am späten Freitagnachmittag, dem Rüsttag[11] für den Sabbat.55Als sein Leichnam fortgebracht wurde, folgten die Frauen aus Galiläa und sahen das Grab, in das sie ihn legten. (Lk 8,2; Lk 23,49)56Dann gingen sie nach Hause und bereiteten Kräuter und Öle vor, um ihn damit einzubalsamieren. Doch als sie mit den Vorbereitungen fertig waren, war der Sabbat angebrochen, und sie ruhten den ganzen Tag, wie es im Gesetz vorgeschrieben ist. (2Mo 12,16; 2Mo 20,10; 3Mo 23,8)