1Eines Tages zeigte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, wie wichtig es ist, beständig zu beten und nicht aufzugeben. (Röm 12,12; Kol 4,2; 1Thess 5,17)2»In einer Stadt lebte ein Richter«, sagte er. »Es war ein harter, gottloser Mann, der den Menschen mit Verachtung begegnete.3Eine Witwe aus der Stadt sprach immer wieder bei ihm vor und forderte ihr Recht gegenüber jemandem, der ihr unrecht getan hatte.4Der Richter ging eine Weile über ihre Klagen hinweg, doch irgendwann wurde er ihrer müde. ›Ich fürchte weder Gott noch Menschen‹, dachte er,5›aber diese Frau raubt mir den Verstand. Ich will zusehen, dass sie ihr Recht bekommt, damit sie mich mit ihren ständigen Anträgen verschont.[1]‹« (Lk 11,7)6Und der Herr sagte: »Aus dem Handeln dieses ungerechten Richters sollt ihr etwas lernen:7Wenn selbst er schließlich ein gerechtes Urteil fällte – wird Gott da nicht seinen Auserwählten, die ihn Tag und Nacht anflehen, ihr Recht verschaffen? Wird er sie vertrösten? (Offb 6,10)8Ich sage euch, er wird ihnen Recht verschaffen, und zwar schnell! Doch wenn der Menschensohn wiederkommt, wie viele wird er dann vorfinden, die solch einen Glauben haben?« (1Tim 4,1)
Das Gleichnis vom Pharisäer und dem Steuereintreiber
9Dann erzählte Jesus ein paar Leuten, die sehr selbstgerecht waren und alle anderen mit Geringschätzung behandelten, folgendes Gleichnis:10»Zwei Männer gingen in den Tempel, um zu beten. Der eine war ein Pharisäer, der andere ein Steuereintreiber.11Der stolze Pharisäer stand da und betete: ›Ich danke dir, Gott, dass ich kein Sünder bin wie die anderen Menschen, wie die Räuber und die Ungerechten, die Ehebrecher oder besonders wie dieser Steuereintreiber da! Denn ich betrüge niemanden, ich begehe keinen Ehebruch, (Mt 6,5)12ich faste zweimal in der Woche und gebe dir regelmäßig den zehnten Teil von meinem Einkommen.‹ (Mt 23,23)13Der Steuereintreiber dagegen blieb in einigem Abstand stehen und wagte nicht einmal den Blick zu heben, während er betete: ›O Gott, sei mir gnädig, denn ich bin ein Sünder.‹14Ich sage euch, dieser Sünder – und nicht der Pharisäer – kehrte heim als ein vor Gott Gerechtfertigter. Denn die Stolzen werden gedemütigt, die Demütigen aber werden geehrt werden.[2]« (Mt 23,12; Lk 14,11)
Jesus segnet die Kinder
15Eines Tages brachten Eltern ihre kleinen Kinder zu Jesus. Er sollte ihnen die Hand auflegen und für sie beten. Doch die Jünger fuhren die Leute an, ihn nicht zu belästigen.16Da rief Jesus die Kinder zu sich und sagte zu den Jüngern: »Lasst die Kinder doch zu mir kommen. Hindert sie nicht daran! Denn solchen gehört das Reich Gottes.17Ich versichere euch: Wer nicht wie ein Kind glaubt, wird nicht ins Reich Gottes kommen.« (Mt 18,3)
Der reiche Mann
18Ein führender Mann des jüdischen Volkes stellte Jesus einmal folgende Frage: »Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?«19»Warum nennst du mich gut?«, fragte Jesus ihn. »Nur Gott ist wirklich gut.20Doch du kennst die Gebote: ›Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht stehlen. Du sollst keine Falschaussage machen. Ehre deinen Vater und deine Mutter.‹[3]« (2Mo 20,1; 5Mo 5,17)21Der Mann erwiderte: »Seit meiner Kindheit habe ich diese Gebote alle befolgt.«22»Es gibt noch eines, das dir fehlt«, sagte daraufhin Jesus. »Verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Dann komm und folge mir nach.« (Mt 6,20)23Als der Mann das hörte, wurde er traurig, denn er war sehr reich.24Jesus sah ihm nach, als er wegging, und sagte dann zu seinen Jüngern: »Wie schwer ist es doch für die Reichen, ins Reich Gottes zu kommen!25Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt!«26Als die Umstehenden das hörten, sagten sie: »Wer kann denn dann überhaupt gerettet werden?«27Er antwortete: »Was menschlich gesehen unmöglich ist, ist bei Gott möglich.«28Da sagte Petrus: »Wir haben unser Zuhause verlassen und sind dir nachgefolgt.« (Mt 4,19)29»Ja«, erwiderte Jesus, »und ich versichere euch: Wer Haus oder Frau oder Geschwister oder Eltern oder Kinder für das Reich Gottes aufgegeben hat,30wird es in diesem Leben vielfältig zurückbekommen und in der zukünftigen Welt das ewige Leben erhalten.«
Jesus kündigt erneut seinen Tod an
31Jesus versammelte die zwölf Jünger um sich und erklärte ihnen: »Wie ihr wisst, werden wir nach Jerusalem gehen. Dort wird sich erfüllen, was die Propheten über den Menschensohn gesagt haben. (Ps 22,1; Jes 53,1; Lk 9,51; Lk 24,25)32Man wird ihn an die Römer ausliefern, und er wird verspottet, gedemütigt und angespuckt werden. (Mt 16,21; Lk 9,22)33Sie werden ihn auspeitschen und töten, doch am dritten Tag wird er wieder auferstehen.«34Doch sie verstanden kein Wort. Die Bedeutung blieb ihnen verborgen, und sie begriffen nicht, wovon er sprach.
Jesus heilt einen blinden Bettler
35Kurz vor Jericho saß ein blinder Bettler am Wegrand.36Er hörte die große Menschenmenge vorüberziehen und fragte, was da los sei.37Man sagte ihm, dass Jesus von Nazareth vorübergehe.38Da fing er an zu rufen: »Jesus, Sohn Davids, hab Mitleid mit mir!« (Mt 9,27)39Die Leute, die vor Jesus gingen, versuchten den Mann zum Schweigen zu bringen, aber er schrie nur noch lauter: »Sohn Davids, hab Mitleid mit mir!«40Als Jesus ihn hörte, blieb er stehen und befahl, den Mann zu ihm zu bringen. Als er sich ihm näherte,41fragte er ihn: »Was soll ich für dich tun?« Er bat: »Herr, ich möchte sehen können!« (Mk 10,36)42Da sagte Jesus: »Du sollst wieder sehen können. Dein Glaube hat dich gerettet.« (Mt 9,22; Lk 7,50; Lk 17,19)43Und augenblicklich konnte der Mann sehen. Er folgte Jesus und lobte Gott. Und auch alle anderen, die es miterlebt hatten, rühmten Gott. (Lk 19,37)