1Sechs Tage vor Beginn der Passah-Feierlichkeiten kam Jesus nach Betanien, in die Heimatstadt von Lazarus – jenes Mannes, den er von den Toten auferweckt hatte. (Joh 11,1)2Dort wurde zu seinen Ehren ein Festessen gegeben. Marta bediente die Gäste, und Lazarus saß mit ihm am Tisch. (Lk 10,38)3Da nahm Maria ein zwölf Unzen fassendes Fläschchen[1] mit kostbarem Nardenöl, salbte Jesus mit dem Öl die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Der Duft des Öls erfüllte das ganze Haus. (Lk 7,37)4Da sagte Judas Iskariot, einer seiner Jünger – der, der ihn später verriet: (Joh 6,71)5»Dieses Parfüm war ein kleines Vermögen[2] wert. Man hätte es verkaufen und das Geld den Armen geben sollen.«6Doch es ging ihm gar nicht um die Armen – er war ein Dieb und führte die Kasse der Jünger und entwendete hin und wieder etwas Geld für den eigenen Bedarf. (Joh 13,29)7Jesus erwiderte: »Lass sie. Sie hat es als Vorbereitung für mein Begräbnis getan. (Joh 19,40)8Die Armen habt ihr immer bei euch, aber ich werde nicht mehr lange bei euch sein.« (5Mo 15,11)9Als die Leute[3] erfuhren, dass Jesus dort war, kamen sie scharenweise herbei, um nicht nur Jesus, sondern vor allem Lazarus zu sehen, den Jesus von den Toten auferweckt hatte.10Daraufhin beschlossen die obersten Priester, auch Lazarus umzubringen, (Lk 16,31)11denn seinetwegen waren viele Leute von ihnen abgefallen und glaubten nun an Jesus.
Der triumphale Einzug
12Am nächsten Tag verbreitete sich die Nachricht, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem sei, in der ganzen Stadt. Scharen von Menschen, die zum Passahfest gekommen waren,13hielten Palmzweige in den Händen und zogen die Straße hinunter, ihm entgegen. Dabei riefen sie: »Gelobt sei Gott![4] Gepriesen sei, der im Namen des Herrn kommt! Heil dem König Israels!«[5] (3Mo 23,40; Ps 118,25; Zef 3,15)14Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf. Damit erfüllte er die Prophezeiung der Heiligen Schrift:15»Fürchte dich nicht, Volk Israel[6]. Sieh, dein König kommt; er sitzt auf einem Eselsfohlen.«[7] (Jes 35,4; Sach 9,9)16Damals erkannten die Jünger noch nicht, dass sich damit eine Weissagung erfüllte. Doch nachdem Jesus verherrlicht worden war, erinnerten sie sich daran, wie diese Schriftstelle sich vor ihren eigenen Augen erfüllt hatte. (Joh 2,22; Joh 7,39)17Die Leute in der Menge, die gesehen hatten, wie Jesus Lazarus aus dem Grab ins Leben zurückgerufen hatte, erzählten den anderen davon. (Joh 11,43)18Das war der Hauptgrund, warum so viele ihm entgegenzogen – weil sie von diesem großen Wunder gehört hatten, dass er es getan hatte. (Joh 12,11; Joh 19,37)19Da sagten die Pharisäer zueinander: »So bewirken wir nichts. Seht doch, die ganze Welt läuft ihm nach!«
Jesus sagt seinen Tod voraus
20Einige Griechen, die zum Passahfest nach Jerusalem gekommen waren, um anzubeten,21besuchten Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte. Sie sagten: »Herr, wir möchten gern Jesus kennenlernen.« (Joh 1,43)22Philippus sagte es Andreas, und beide gingen gemeinsam zu Jesus, um ihn zu fragen.23Jesus erwiderte: »Für den Menschensohn ist die Zeit gekommen, dass er verherrlicht wird. (Joh 13,32; Joh 17,1)24Ich versichere euch: Ein Weizenkorn muss in die Erde ausgesät werden. Wenn es dort nicht stirbt, wird es allein bleiben – ein einzelnes Samenkorn. Sein Tod aber wird viele neue Samenkörner hervorbringen – eine reiche Ernte neuen Lebens. (1Kor 15,36)25Wer sein Leben in dieser Welt liebt, wird es verlieren. Wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es zum ewigen Leben bewahren. (Mt 10,39; Lk 9,24; Lk 17,33)26Wer mein Jünger sein will, muss sich aufmachen und mir nachfolgen, denn mein Diener wird da sein, wo ich bin. Wer mir nachfolgt, den wird der Vater ehren. (Joh 14,3; Joh 17,24)27Meine Seele ist in diesem Augenblick tieftraurig. Soll ich beten: ›Vater, bewahre mich vor dem, was vor mir liegt‹? Doch eben deshalb bin ich ja gekommen! (Ps 6,4; Mt 26,38; Mk 14,34)28Vater, verherrliche deinen Namen.« Da sprach eine Stimme aus dem Himmel: »Ich habe ihn schon verherrlicht und werde es wieder tun.« (Mt 3,17; Mt 17,5; Mk 1,11; Mk 9,7; Lk 3,22; Lk 9,35; 2Petr 1,17)29Als die Menge die Stimme hörte, hielten einige sie für Donner, während andere erklärten, ein Engel habe zu ihm gesprochen.30Da sagte Jesus zu ihnen: »Die Stimme erklang euretwegen, nicht meinetwegen.31Für die Welt ist die Zeit des Gerichts gekommen, in der der Herrscher dieser Welt[8] vertrieben wird. (Joh 14,30; Joh 16,11; Eph 2,2)32Und wenn ich am Kreuz aufgerichtet bin,[9] werde ich alle zu mir ziehen.« (Joh 3,14; Joh 6,44)33Mit diesen Worten deutete er an, wie er sterben würde.34Da erwiderte die Menge: »Wir haben in der Schrift gelesen, dass der Christus ewig leben wird. Warum sagst du, der Menschensohn müsse am Kreuz aufgerichtet werden[10]? Wer ist dieser Menschensohn, von dem du sprichst?« (Ps 89,5; Ps 110,4; Jes 9,6; Hes 37,25; Dan 7,14)35Jesus erwiderte: »Das Licht wird nur noch kurze Zeit für euch leuchten. Lebt darin, solange ihr es noch könnt, damit ihr nicht stolpert, wenn die Dunkelheit kommt. Wenn ihr im Dunkel lebt, könnt ihr nicht sehen, wohin ihr geht. (Joh 8,12; Joh 9,4; Joh 12,46)36Glaubt an das Licht, solange noch Zeit dazu ist; dann werdet ihr Kinder des Lichts werden.« Nachdem er diese Dinge gesagt hatte, ging Jesus fort, und sie sahen ihn nicht mehr. (Joh 8,59; Eph 5,8; 1Thess 5,5)
Der Unglaube des Volkes
37Doch trotz der vielen Wunder, die er getan hatte, glaubten die meisten Menschen nicht an ihn.38Genau das hatte der Prophet Jesaja vorausgesagt: »Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? Wem wird der Herr seine rettende Macht offenbaren?«[11] (Jes 53,1; Röm 10,16)39Die Menschen waren nicht fähig zu glauben, denn Jesaja sagte auch:40»Der Herr hat ihre Augen blind gemacht und ihre Herzen verhärtet – damit ihre Augen nicht sehen und ihre Herzen nicht verstehen können und damit sie nicht zu mir umkehren, um sich von mir heilen zu lassen.«[12] (Jes 6,10; Mt 13,14)41Diese Weissagung Jesajas bezog sich auf Jesus, denn Jesaja hatte dessen Herrlichkeit gesehen. (Jes 6,1)42Viele Menschen, darunter auch einige der führenden Männer, glaubten an Jesus, scheuten sich aber, es zuzugeben. Sie fürchteten, dass die Pharisäer sie deswegen aus der Synagoge ausschließen würden. (Joh 7,13; Joh 9,22; Joh 12,11)43Die Anerkennung der Menschen war ihnen wichtiger als die Anerkennung durch Gott. (Joh 5,44)44Jesus rief der Menge zu: »Wenn ihr mir glaubt, glaubt ihr nicht nur an mich, sondern an Gott, der mich gesandt hat.45Denn wenn ihr mich seht, seht ihr den, der mich gesandt hat.46Ich bin als Licht gekommen, um in dieser dunklen Welt zu leuchten, damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben. (Joh 1,4; Joh 3,19; Joh 8,12; Joh 9,5)47Wenn jemand mich hört und mir nicht gehorcht, bin ich nicht sein Richter – denn ich bin gekommen, um die Welt zu retten, und nicht, um sie zu richten. (Joh 3,17; Joh 8,15)48Doch wer mich und meine Botschaft ablehnt, wird am Tag des Gerichts durch meine Worte, die ich gesprochen habe, gerichtet werden.49Ich spreche nicht aufgrund eigener Vollmacht. Der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen soll.50Und ich weiß, dass seine Weisungen zum ewigen Leben führen; deshalb sage ich, was der Vater mir zu sagen gebietet!«