1Eines Tages besuchte Dina einige junge Frauen, die in der Gegend lebten. (1Mo 30,21)2Als Sichem, der Sohn des Hiwiters Hamor, des Landesfürsten, sie sah, packte und vergewaltigte er sie. (5Mo 21,14; 2Sam 13,14)3Doch Sichem verliebte sich in Dina und bemühte sich, ihre Zuneigung zu gewinnen.4Er sprach sogar mit seinem Vater darüber. »Nimm mir dieses Mädchen zur Frau«, verlangte er. (1Mo 21,21)5Jakob erfuhr sehr bald, dass seine Tochter vergewaltigt worden war. Doch da seine Söhne gerade draußen auf dem Feld das Vieh hüteten, unternahm er nichts, sondern wartete ihre Heimkehr ab.6Hamor, der Vater von Sichem, kam zu Jakob, um die Sache mit ihm zu besprechen.7Währenddessen kamen auch Jakobs Söhne zurück. Als sie hörten, dass ihre Schwester vergewaltigt worden war, waren sie gekränkt und außer sich vor Wut. Sichem hatte Schande über Jakobs Familie[1] gebracht, indem er mit Dina schlief. So etwas hätte nicht geschehen dürfen. (2Sam 13,12)8Hamor sagte zu Jakob und seinen Söhnen: »Mein Sohn Sichem hat sich in das Mädchen verliebt. Bitte gebt sie ihm zur Frau.9Verschwägert euch mit uns: Heiratet ihr unsere Töchter und gebt uns eure Töchter.10Siedelt euch bei uns an; unser Land steht euch offen! Werdet sesshaft und treibt Handel mit uns. Ihr dürft auch Landbesitz bei uns erwerben.« (1Mo 33,19)11Dann sagte Sichem zu Dinas Vater und ihren Brüdern: »Seid mir doch gewogen«, bat er. »Ich will euch geben, was immer ihr fordert.12Ganz gleich, wie hoch der Brautpreis ist, den ihr verlangt, und auch ein Geschenk, ich will es bezahlen – nur gebt mir das Mädchen zur Frau.« (2Mo 22,15)13Dinas Brüder täuschten Sichem und seinen Vater Hamor jedoch, weil Sichem ihre Schwester Dina entehrt hatte. (1Mo 27,36)14Deshalb sagten sie zu ihnen: »Wir können eurer Bitte unmöglich nachkommen und unsere Schwester einem unbeschnittenen Mann geben. Denn das wäre eine Schande für uns. (1Mo 17,14)15Unter einer Bedingung könnten wir aber doch auf euren Wunsch eingehen: Wenn ihr werdet wie wir und alle eure Männer sich beschneiden[2] lassen,16dann werden wir hier leben und unsere Kinder mit euren Kindern verheiraten. Wir werden hier wohnen bleiben und mit euch zu einem Volk werden.17Wenn ihr das nicht tut, nehmen wir unsere Schwester und ziehen weiter.«18Hamor und seinem Sohn Sichem gefiel der Vorschlag.19Sichem wollte keine Zeit verlieren, der Forderung nachzukommen, denn er liebte Dina sehr. Sichem war ein hoch geachtetes Mitglied seiner Familie. (1Mo 29,20)20Hamor und Sichem gingen zum Stadttor, um diese Angelegenheit mit den Männern der Stadt zu besprechen. (1Mo 18,1)21»Diese Männer sind unsere Freunde«, sagten sie. »Sie könnten doch hier unter uns leben und ihren Geschäften nachgehen. Unser Land ist groß genug, sie aufzunehmen, und wir könnten uns mit ihnen verbinden, indem wir unsere Kinder mit ihren Kindern verheiraten.22Sie sind allerdings nur unter einer Bedingung bereit zu bleiben und mit uns zu einem Volk zu werden: Jeder von uns Männern muss sich beschneiden lassen, so wie es bei ihnen üblich ist. (1Mo 34,15)23Kommt, lasst uns ihrer Forderung nachkommen, damit sie sich bei uns niederlassen. Dann werden alle ihre Herden und ihr Besitz uns gehören.«24Alle Männer der Stadt waren einverstanden und ließen sich beschneiden. (1Mo 28,15)25Drei Tage später jedoch, als ihre Wunden stark schmerzten, nahmen zwei von Dinas Brüdern, Simeon und Levi, ihre Schwerter und drangen ungehindert in die Stadt ein. Sie brachten alle Männer darin um, (1Mo 49,5; Jos 5,8)26auch Hamor und Sichem. Dann holten sie Dina aus Sichems Haus und zogen davon.27Die Söhne Jakobs fielen über die Erschlagenen her und plünderten gemeinsam die Stadt, weil ihre Schwester dort vergewaltigt worden war.28Sie nahmen alle Schafe, Ziegen, Rinder und Esel mit und raubten alles, was sie sonst noch in der Stadt und draußen auf den Feldern fanden. (1Mo 43,18)29Auch die Frauen und Kinder nahmen sie mit und plünderten alles, was sie in den Häusern fanden.30Nach dieser Tat sagte Jakob zu Levi und Simeon: »Ihr habt mich ins Unglück gestürzt! Jetzt bin ich allen Bewohnern dieses Landes – den Kanaanitern und Perisitern – verhasst. Wir sind nur wenige. Wenn sie sich gegen uns zusammentun, werden sie uns vernichten. Sie werden uns alle umbringen!« (1Mo 13,7; 1Mo 49,5; 2Mo 5,21; 2Sam 10,6; 1Chr 16,19)31Doch sie entgegneten: »Hat er nicht unsere Schwester wie eine Prostituierte behandelt?«