Richter 18

Neue Genfer Übersetzung

1 Damals gab es in Israel keinen König. Der Stamm Dan war gerade dabei, einen Ort zu suchen, an dem er sich niederlassen konnte. Denn er hatte das ihm zugeteilte Gebiet nicht in Besitz nehmen können[1]. (Jos 19,40; Ri 1,34)2 Zu jener Zeit lebten die Daniter in der Gegend von Zora und Eschtaol. Sie wählten aus ihren Sippen fünf bewährte Männer als Kundschafter und gaben ihnen den Auftrag: »Zieht durch das Land und findet heraus, wo wir uns niederlassen können[2]!« Die Kundschafter zogen durch das Bergland von Efraim und kamen zu Michas Gehöft, wo sie die Nacht verbrachten.3 Während sie dort waren, fiel ihnen der Dialekt des jungen Leviten auf. Sie gingen zu ihm und fragten: »Wie bist du hierhergekommen und was machst du hier?«4 Der Levit erzählte ihnen seine Geschichte. »Micha hat mich in seinen Dienst genommen«, sagte er, »und ich bin sein Priester geworden.«5 Da baten ihn die Kundschafter: »Frage Gott, ob unsere Reise erfolgreich sein wird.«6 »Ihr könnt unbesorgt weiterziehen[3]«, gab der Priester zur Antwort. »Der HERR billigt euer Vorhaben[4]7 So zogen die fünf Kundschafter weiter. Sie kamen nach Lajisch und sahen, dass die Leute dort nach Art der Sidonier[5] ruhig und friedlich lebten und sich völlig sicher fühlten. Es gab niemand, der sie unterdrückt oder ausgebeutet hätte. Allerdings waren die Sidonier weit entfernt, und sonst hatte die Stadt keine Verbündeten[6].8 Als die Kundschafter zu ihrem Stamm nach Zora und Eschtaol zurückkamen, fragte man sie: »Wie ist es euch ergangen?«9 »Wir müssen uns sofort auf den Weg machen und nach Lajisch ziehen«, antworteten die Kundschafter. »Wir haben gesehen, wie fruchtbar das Land dort ist. Warum sitzt ihr hier noch untätig herum? Zögert nicht, sondern brecht auf und nehmt das Land in Besitz!10 Ihr werdet auf ein Volk stoßen, das nicht mit einem Angriff rechnet. Das Land liegt nach allen Seiten offen da. Gott hat es in eure Gewalt gegeben! Es ist eine Gegend, in der alles wächst, was man sich nur wünschen kann.«11 Da brachen sechshundert bewaffnete Daniter mit ihren Familien von Zora und Eschtaol auf12 und zogen in Richtung Lajisch. Ihr erstes Lager schlugen sie westlich von Kirjat-Jearim im Stammesgebiet von Juda auf. Deshalb heißt diese Stelle bis heute Mahane-Dan (»Lager Dans«).13 Von dort zogen sie ins Bergland von Efraim und kamen an Michas Gehöft vorbei.14 Die fünf Männer, die das Gebiet von Lajisch erkundet hatten, sagten zu ihren Stammesbrüdern: »Wisst ihr, dass es in diesen Häusern ein silberbeschlagenes Gottesbild, mehrere Hausgötter und einen Priesterschurz gibt? Bedenkt, welche Gelegenheit sich da bietet![7]«15 Daraufhin bog der ganze Trupp vom Weg ab und ging zu dem Haus des jungen Leviten in Michas Gehöft. Die fünf Kundschafter betraten das Gehöft und begrüßten den Leviten;16 die sechshundert bewaffneten Männer aber warteten draußen am Tor.17 Der Levit ging zu den sechshundert Mann hinaus, und während er bei ihnen stand, drangen die Kundschafter in das Heiligtum ein und stahlen das silberbeschlagene Gottesbild, den Priesterschurz und die Hausgötter.18 Als der Levit sie damit herauskommen sah[8], rief er: »Was macht ihr denn da?«19 »Halt den Mund und sei still!«, erwiderten sie. »Komm mit uns und werde unser Ratgeber[9] und Priester. Es ist doch besser, für einen ganzen Stamm[10] Priester zu sein als nur für eine Familie.«20 Dieses Angebot gefiel dem Leviten. Er nahm den Priesterschurz, die Hausgötter und das silberbeschlagene Gottesbild und schloss sich dem Stamm Dan an.21 Die Daniter machten sich wieder auf den Weg. Die Frauen, die Kinder und die alten Leute sowie das Vieh und die Lasttiere mit den Wertgegenständen ließen sie an der Spitze des Zuges gehen.22 Sie waren schon ein gutes Sück weit gekommen, als sie von Micha und einer Reihe von Männern, die er aus der Nachbarschaft zusammengerufen hatte, eingeholt wurden.23 Micha und die Nachbarn riefen ihnen zu: »Halt! Bleibt stehen!« Die Daniter drehten sich um und fragten Micha: »Was ist los? Warum jagst du uns mit all diesen Leuten hinterher?«[11]24 »Ihr habt die Götter gestohlen, die ich mir gemacht habe«, rief Micha, »und meinen Priester habt ihr auch mitgenommen. Ihr habt mich ausgeraubt.[12] Und da fragt ihr noch, was los ist?«25 Die Daniter entgegneten: »Hör auf, hier herumzuschreien! Manche von uns sind sehr leicht reizbar. Sie könnten wütend werden und auf euch losgehen.[13] Das würden du und deine Familie nicht überleben.«26 Dann setzten die Daniter ihren Weg fort. Micha sah ein, dass er ihnen nicht gewachsen war, und kehrte nach Hause zurück.27 Die Daniter nahmen Michas Gottesbild und seinen Priester mit und zogen weiter nach Lajisch. Sie fielen über die Menschen her, die dort ruhig und friedlich lebten, töteten sie mit dem Schwert und brannten die Stadt nieder.28 Niemand kam den Angegriffenen zu Hilfe, denn Sidon war weit entfernt und sie hatten keine anderen Verbündeten. Lajisch lag einsam und ungeschützt in der Ebene von Bet-Rehob. Die Daniter bauten die Stadt wieder auf und ließen sich darin nieder.29 Sie nannten den Ort jedoch nicht mehr Lajisch, sondern gaben ihm den Namen Dan nach ihrem Stammvater, einem der Söhne Jakobs[14].30 Dort stellten sie das silberbeschlagene Gottesbild auf und ernannten den Leviten Jonatan, der von Moses Sohn Gerschom abstammte[15], zu ihrem Priester. Nach Jonatan übernahmen seine Nachkommen das Amt, bis die Israeliten von den Assyrern in die Verbannung geführt wurden.31 So lange, wie das Heiligtum Gottes in Schilo bestand, verehrte man auch Michas Gottesbild in Dan.

Richter 18

Lutherbibel 2017

1 Zu der Zeit war kein König in Israel. Und der Stamm der Daniter suchte sich zu der Zeit ein Erbteil, wo sie wohnen könnten; denn es war ihm bis auf den Tag noch kein Erbbesitz zuteilgeworden unter den Stämmen Israels. (Jos 19,40; Ri 1,34; Ri 17,6)2 Und die Daniter sandten aus ihrem ganzen Geschlecht fünf Männer aus, tüchtige Männer aus Zora und Eschtaol, um das Land zu erkunden und zu erforschen, und sprachen zu ihnen: Zieht hin und erforscht das Land! Und sie kamen auf das Gebirge Ephraim zum Haus Michas und blieben dort über Nacht. (Jos 2,1; Ri 13,25)3 Und während sie dort bei Michas Haus waren, fiel ihnen die Stimme des jungen Leviten auf, und sie gingen dorthin und sprachen zu ihm: Wer hat dich hierher gebracht? Was machst du hier? Und was hast du hier vor? (Ri 17,7)4 Er antwortete ihnen: So und so hat Micha an mir getan und hat mich in Dienst genommen, dass ich sein Priester sei.5 Sie sprachen zu ihm: Befrage doch Gott, dass wir erfahren, ob unser Weg, den wir gehen, auch zum Ziel führt.6 Der Priester antwortete ihnen: Zieht hin mit Frieden; euer Weg, den ihr geht, ist dem HERRN vor Augen.7 Da gingen die fünf Männer hin und kamen nach Lajisch und sahen das Volk, das darin war, sicher wohnen in der Weise der Sidonier, ruhig und sicher. Niemand war da, der jemandem etwas zuleide tat im Lande, der etwas gewaltsam an sich nahm. Und sie waren ferne von den Sidoniern und hatten mit den Aramäern nichts zu tun.8 Und sie kamen zu ihren Brüdern nach Zora und Eschtaol, und ihre Brüder sprachen zu ihnen: Wie steht’s mit euch?9 Sie sprachen: Auf, lasst uns gegen sie hinaufziehen! Denn wir haben das Land angesehen, und siehe, es ist sehr gut. Und ihr sitzt noch untätig da? Seid doch nicht faul hinzuziehen, dass ihr kommt und das Land einnehmt.10 Wenn ihr hinzieht, werdet ihr zu einem Volk kommen, das sicher wohnt, und das Land ist weit nach allen Seiten; denn Gott hat’s in eure Hände gegeben, einen Ort, da nichts von alledem fehlt, was es auf Erden gibt.11 Da brachen sie auf von dort aus dem Geschlecht Dan, aus Zora und Eschtaol, sechshundert Mann, gerüstet mit Waffen zum Kampf, (Ri 13,2; Ri 13,25)12 und sie zogen hinauf und lagerten sich bei Kirjat-Jearim in Juda. Daher heißt die Stätte »Lager Dans« bis auf diesen Tag; es liegt hinter Kirjat-Jearim.13 Und von dort gingen sie auf das Gebirge Ephraim und kamen zum Hause Michas.14 Da hoben die fünf Männer an, die ausgezogen waren, um das Land bei Lajisch zu erkunden, und sprachen zu ihren Brüdern: Wisst ihr auch, dass es in diesen Häusern einen Efod, einen Hausgott[1] und ein geschnitztes und gegossenes Bild gibt? Bedenkt nun, was ihr zu tun habt.15 Sie wandten sich vom Wege ab und kamen an das Haus des jungen Leviten, das Haus Michas, und grüßten ihn freundlich.16 Und sechshundert Männer, die von den Danitern waren, standen mit ihren Waffen gerüstet vor dem Tor.17 Und die fünf Männer, die das Land zu erkunden ausgezogen waren, gingen hinauf, drangen dort ein und nahmen das geschnitzte und gegossene Bild, den Efod und den Hausgott; unterdessen stand der Priester vor dem Tor bei den sechshundert mit Waffen gerüsteten Männern. (Ri 17,4)18 Als nun jene in das Haus Michas gekommen waren und das geschnitzte und gegossene Bild, den Efod und den Hausgott nahmen, sprach der Priester zu ihnen: Was macht ihr?19 Sie antworteten ihm: Schweig und halt den Mund und zieh mit uns, dass du uns Vater und Priester seist. Ist es für dich besser, Priester in eines Mannes Haus zu sein oder unter einem ganzen Stamm und Geschlecht in Israel?20 Das gefiel dem Priester gut, und er nahm den Efod, den Hausgott und das geschnitzte Bild und schloss sich dem Volk an.21 Und sie wandten sich und zogen hin und schickten die Frauen und die Kinder und das Vieh und was sie an wertvollem Gut hatten vor sich her.22 Als sie sich nun von Michas Haus entfernt hatten, wurden die Männer in den Häusern, die bei Michas Haus waren, zusammengerufen, und sie jagten den Danitern nach23 und riefen hinter ihnen her. Sie aber wandten sich um und sprachen zu Micha: Was hast du, dass du die Leute zusammengerufen hast?24 Er antwortete: Ihr habt meine Götter genommen, die ich gemacht hatte, und den Priester und seid fortgezogen. Was hab ich nun noch? Und da fragt ihr, was mir fehlt? (1Mo 31,30)25 Aber die Daniter sprachen zu ihm: Lass deine Stimme nicht weiter bei uns hören, damit nicht etwa zornige Leute über euch herfallen und ihr euer Leben verliert, du und dein Haus.26 So gingen die Daniter ihres Weges. Und als Micha sah, dass sie ihm zu stark waren, wandte er sich um und kehrte zurück zu seinem Hause.27 Sie aber nahmen, was Micha gemacht hatte, und den Priester, den er hatte, und fielen über Lajisch her, über ein Volk, das ruhig und sicher wohnte, und schlugen sie mit der Schärfe des Schwerts und verbrannten die Stadt mit Feuer.28 Und es war niemand, der sie errettet hätte; denn die Stadt lag fern von Sidon, und sie hatten mit den Aramäern nichts zu schaffen; und die Stadt lag in der Ebene bei Bet-Rehob. Dann bauten sie die Stadt wieder auf und wohnten darin29 und nannten sie Dan nach dem Namen ihres Vaters Dan, der dem Israel geboren war. Vorzeiten aber hieß die Stadt Lajisch. (Jos 19,47)30 Und die Daniter richteten für sich das Schnitzbild auf. Und Jonatan, der Sohn Gerschoms, des Sohnes des Mose[2], und seine Söhne waren Priester im Stamm der Daniter bis auf den Tag, da sie aus dem Lande gefangen weggeführt wurden. (2Mo 18,3; 1Kön 12,29; 2Kön 15,29; Am 8,14)31 So stellten sie das Schnitzbild, das Micha gemacht hatte, bei sich auf, solange das Haus Gottes zu Silo stand. (Jos 18,1; Jer 7,12)