1Wehe dir, Gottesherd, Gottesherd (Hes 43,15-16), du Stadt, wo David einst sein Lager aufgeschlagen hat! Füget Jahr zu Jahr, laßt die Feste ihren Kreislauf vollziehen:2dennoch will ich den Gottesherd bedrängen, daß Stöhnen und Wehklagen entstehen soll: dann wird es[1] mir ein richtiger Gottesherd sein.3Ja ich will ein Lager rings um dich aufschlagen und dich mit einer Wagenburg eng einschließen und Belagerungswerke gegen dich aufführen.4Dann wirst du, unten am Boden liegend, gedämpft reden und, in den Staub gesunken, eine bescheidene Sprache führen, deine Stimme wird wie die eines Totengeistes aus der Erde hervorkommen und deine Rede aus dem Staube heraus nur flüstern.5Aber die lärmende Menge deiner Feinde wird wie feiner Staub sein und wie zerstiebende Spreu die lärmende Menge der Gewalttätigen[2]. Doch dann wird es geschehen urplötzlich, in einem Augenblick:6da wirst du vom HERRN der Heerscharen heimgesucht werden unter Donner und Erdbeben und mächtigem Krachen, unter Sturmwind und Unwetter und Flammen verzehrenden Feuers.7Und gleich einem Traum, einem Nachtgesicht wird die lärmende Menge aller der Völker sein, die gegen den Gottesherd zu Felde ziehen, und alle, die ihn und seine Bollwerke bestürmen und ihn bedrängen.8Und es wird so sein, wie wenn ein Hungriger träumt, er esse, dann aber mit ungestilltem Verlangen erwacht; und wie wenn ein Durstiger träumt, er trinke, dann aber beim Erwachen sich noch vor Durst erschöpft fühlt und gierig lechzt: ebenso wird es der lärmenden Menge aller der Völker ergehen, die gegen den Berg Zion zu Felde ziehen.9Starret nur, so daß ihr erstarrt! Lebt in Verblendung, so daß ihr blind werdet! Sie sind trunken, aber nicht vom Wein, sie taumeln, aber nicht vom Rauschtrank.10Denn der HERR hat einen Geist tiefen Schlafes über euch ausgegossen und hat eure Augen, die Propheten, verschlossen und eure Häupter, die Seher, umschleiert.11So ist denn die gesamte Offenbarung für euch geworden wie der Inhalt eines versiegelten Buches, das man einem, der lesen kann, mit den Worten reicht: »Lies doch dies einmal!«, doch er entgegnet dann: »Ich kann nicht, es ist ja versiegelt!«12Reicht man aber das Buch einem, der sich nicht auf Geschriebenes versteht, mit den Worten: »Lies doch dies einmal!«, so entgegnet er: »Ich kann nicht lesen.«13Weiter hat der Allherr gesagt: »Weil dieses Volk sich mir immer nur mit seinem Munde naht und mich nur mit seinen Lippen ehrt, während es sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur in angelernten Menschengeboten besteht:14darum will ich fernerhin wunderlich mit diesem Volk verfahren, wunderlich und wundersam, so daß die Weisheit seiner Weisen zuschanden werden soll und von dem Verstande seiner Verständigen[3] nichts zu sehen ist.«15Wehe denen, die ihre Pläne vor dem HERRN tief geheim halten, damit ihr Tun im Finstern vor sich gehe, und die dabei denken: »Wer sieht uns, und wer kennt uns?«16O über eure Verkehrtheit! Ist etwa der Töpfer dem Ton gleichzuachten, so daß ein hergestelltes Werk von seinem Hersteller sagen könnte: »Er hat mich nicht geschaffen«, und ein Gebilde von seinem Bildner sagen dürfte: »Er versteht nichts«?17Dauert es nicht nur noch eine ganz kleine Weile, daß der Libanon sich zu einem Fruchtgarten umwandelt und der Fruchtgarten nur als Wald geachtet werden wird?18An jenem Tage werden die Tauben Worte der Schrift[4] vernehmen und die Augen der Blinden aus Dunkel und Finsternis heraus sehen;19und die Demütigen werden sich des HERRN aufs neue freuen und die Armen[5] unter den Menschen über den Heiligen Israels jubeln.20Denn die Gewalttätigen werden ein Ende genommen haben, und mit den Spöttern wird es aus sein, und alle, deren Gedanken auf Böses gerichtet sind, werden ausgerottet sein,21alle, die da Menschen in einer Rechtssache zur Sünde verleiteten und dem, der im Tor[6] Recht spricht[7], Schlingen legten und den, der im Recht ist, auf nichtige Gründe hin ins Unrecht setzten.22Darum hat der HERR, der einst Abraham erlöst hat, so zum Hause[8] Jakobs gesprochen: »Nunmehr soll Jakob nicht mehr enttäuscht werden, und nunmehr soll sein Angesicht nicht mehr erblassen; (Jos 24,1)23sondern wenn er [d.h. seine Kinder] das Werk[9] meiner Hände in seiner Mitte sieht, so werden sie meinen Namen heiligen und den Heiligen Jakobs als heilig anerkennen und vor dem Gott Israels Ehrfurcht haben;24und solche, die jetzt verkehrten Sinnes sind, werden Einsicht gewinnen, und die Murrenden werden Belehrung annehmen.«
Jesaja 29
Schlachter 2000
Weheruf über Jerusalem
1Wehe dir, Ariel[1], Ariel, du Stadt, wo David lagerte! Zählt noch ein Jahr zu diesem hinzu, die Feste mögen ihren Kreislauf vollenden! (3Mo 23,4; 2Sam 5,9; Ps 2,6; Ps 122,5; Jes 1,14; Jes 29,2; Jes 29,7; Jes 32,10; Jes 37,25)2Dann will ich Ariel bedrängen, dass Traurigkeit und Klage entstehen; und er wird mir zum rechten Gottesaltar werden. (Jes 33,7; Hes 24,2; Hes 43,15)3Denn ich will dich ringsum belagern und dich mit einem Belagerungswall einschließen und Bollwerke gegen dich aufrichten. (Jes 1,8; Jes 36,2)4Dann wirst du erniedrigt, von der Erde aus reden, und aus dem Staub werden deine Worte gedämpft ertönen. Deine Stimme wird wie die eines Totengeistes aus der Erde kommen und deine Rede aus dem Staub heraus flüstern. (Jes 36,22; Jes 37,1)5Aber wie feiner Staub wird die Menge deiner Feinde sein und wie zerstiebende Spreu die Menge der Tyrannen, und das plötzlich, in einem Augenblick. (Jes 17,13; Jes 37,36; Offb 18,10)6Vom HERRN der Heerscharen wirst du heimgesucht werden mit Donner und Erdbeben und mit großem Krachen, Sturmwind und Ungewitter und mit verzehrenden Feuerflammen. (2Mo 8,15; 2Mo 8,19; Jes 28,29; Jes 30,30; Jes 31,9)7Und wie ein Traum, wie ein Nachtgesicht wird die Menge aller Völker sein, die gegen Ariel zu Felde ziehen, und alle, die gegen ihn und seine Festung Krieg führen und ihn bedrängen. (Jes 17,12; Jes 29,2; Jes 29,5; Hes 39,11; Offb 20,8)8Und es wird geschehen: Wie der Hungrige träumt, er esse, und wenn er erwacht, ist sein Verlangen ungestillt; oder wie der Durstige träumt, er trinke, und wenn er erwacht, so ist er matt und seine Seele lechzt — so wird es der Menge der Heidenvölker ergehen, die Krieg führen gegen den Berg Zion! (2Chr 32,21; Hi 20,8; Ps 73,20; Jes 41,11)9Stutzt und staunt, lasst euch verblenden und erblindet! Sie sind trunken, aber nicht vom Wein; sie schwanken, aber nicht vom Rauschtrank. (Jes 6,9; Jes 28,7; Jes 51,21; Jer 2,12)10Denn der HERR hat über euch einen Geist tiefen Schlafes ausgegossen, und er hat eure Augen, die Propheten, verschlossen und eure Häupter, die Seher, verhüllt. (Mi 3,6; Joh 9,39; Röm 11,8; 2Kor 4,4)11Darum ist alle Offenbarung für euch geworden wie die Worte eines versiegelten Buches. Wenn man dieses einem gibt, der lesen kann, und zu ihm sagt: Lies das!, so antwortet er: Ich kann nicht, weil es versiegelt ist! (Dan 12,4; Dan 12,9; Mt 11,25; Apg 8,30; 2Kor 3,14; Offb 5,1; Offb 5,5)12Wenn man aber das Buch einem gibt, der nicht lesen kann, und zu ihm sagt: Lies das!, so spricht er: Ich kann nicht lesen! (2Mo 24,7; Neh 8,8; Jes 34,16; Joh 20,30)13Weiter spricht der Herr: Weil sich dieses Volk mit seinem Mund mir naht und mich mit seinen Lippen ehrt, während es doch sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur angelerntes Menschengebot ist, (Spr 30,6; Jes 30,11; Jes 42,25; Jer 5,23; Hes 14,3; Mt 15,8; Mk 7,6; Kol 2,20)14siehe, so will auch ich künftig mit diesem Volk wundersam, ja überaus wundersam und verwunderlich umgehen; und die Weisheit seiner Weisen soll zunichtewerden und der Verstand seiner Verständigen unauffindbar sein. (Jes 28,21; Jer 8,9; Jer 49,7; Apg 13,41; 1Kor 1,18)15Wehe denen, die [ihren] Plan vor dem HERRN tief verbergen, damit ihre Werke im Finstern geschehen, die sprechen: Wer sieht uns, oder wer kennt uns? (Hi 34,22; Ps 64,6; Ps 94,7; Jes 30,1; Hes 8,12; Joh 3,19)16O eure Verkehrtheit! Soll denn der Töpfer dem Ton gleichgeachtet werden oder das Werk von seinem Meister sagen: »Er hat mich nicht gemacht«? Oder soll das Geschöpf von seinem Schöpfer sagen: »Er versteht es nicht«? (Ps 94,8; Jes 45,9; Jer 18,1; Röm 9,20)
Verheißung der künftigen Rettung für Israel
17Geht es doch nur noch eine kleine Weile, so wird der Libanon in einen Baumgarten verwandelt und der Karmel für einen Wald gehalten werden. (Jes 32,15; Lk 1,52)18An jenem Tag werden die Tauben die Worte des Buches hören, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis heraus sehen. (Jes 35,5; Jes 42,16; Lk 7,22; Apg 26,18)19Und die Elenden werden wieder Freude am HERRN haben, und die Armen unter den Menschen werden frohlocken über den Heiligen Israels. (Ps 22,27; Jes 41,17; Jes 61,1; Zef 3,14; Mt 5,3; Jak 2,5)20Denn der Tyrann hat ein Ende, und der Spötter verschwindet, und alle sollen ausgerottet werden, die auf Unrecht lauern, (Ps 92,10; Jes 28,14; Jer 15,21; Mal 3,19)21die einen Menschen auf bloße Anklage hin schuldig sprechen und demjenigen Schlingen legen, der im Tor Recht spricht, und den Gerechten aus nichtigen Gründen verdrängen. (Spr 28,17; Jes 5,20; Jer 18,18; Jer 26,2; Am 5,10)22Darum, so spricht der HERR zum Haus Jakobs, er, der Abraham erlöst hat: Nun soll Jakob nicht mehr zuschanden werden, und nun soll sein Angesicht nicht mehr erbleichen. (Jos 24,3; Jes 41,8; Jes 45,17; Jes 51,1; Jes 54,4; Jes 61,7; Lk 1,54)23Denn wenn er, wenn seine Kinder das Werk meiner Hände in ihrer Mitte sehen, so werden sie meinen Namen heiligen; sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und den Gott Israels fürchten; (5Mo 5,29; Ps 34,8; Ps 46,9; Ps 145,9; Jes 5,12; Jes 8,13; Jes 10,20; Jes 17,7; Jes 29,19; Jes 41,14; Jes 41,20; Jes 53,10; Mal 3,16; Mt 6,9; Offb 15,4; Offb 19,5)24und die, welche in ihrem Geist irren, werden Einsicht bekommen, und die Murrenden werden Belehrung annehmen. (Jes 29,18; Jer 31,34; 2Kor 3,16)