1Ein Lied, ein Psalm von den Korahiten; dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »die Krankheit«; ein Lehrgedicht von Heman, dem Esrahiten. (Ps 32,1)2O HERR, du Gott meines Heils, ich rufe bei Tage und schreie nachts vor dir:3o laß mein Gebet vor dich kommen, neige dein Ohr meinem Flehen zu!4Denn meine Seele ist mit Leiden gesättigt, und mein Leben naht sich dem Totenreich.5Schon zählt man mich zu den ins Grab Gesunknen, ich bin wie ein Mann ohne Lebenskraft.6Unter den Toten hab’ ich mein Lager gleichwie Erschlagne, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst: sie sind ja deiner Hand entrückt.7Du hast mich in die Grube der Unterwelt versetzt, in finstre Nacht, in die Tiefe;8auf mir lastet schwer dein Grimm, und mit all deinen Wogen drückst du mich nieder. SELA.9Meine Bekannten hast du mir entfremdet, hast mich ihnen zum Abscheu gemacht; eingeschlossen bin ich und kann nicht hinaus:10mein Auge erlischt vor Elend. Ich rufe zu dir, o HERR, jeden Tag, ich breite zu dir meine Hände aus:11»Kannst an den Toten du Wunder tun, oder werden Schatten aufstehn, um dich zu preisen? SELA.12Wird man im Grabe von deiner Gnade erzählen, von deiner Treue im Abgrund?13Verkündet man dein Wunderwalten in der Finsternis und deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?«14Ich dagegen rufe laut zu dir, o HERR, schon am Morgen tritt mein Gebet vor dich:15»Warum, o HERR, verwirfst du mich, verbirgst du dein Antlitz vor mir?«16Elend bin ich und siech von Jugend auf, ich trage deine Schrecken und verzweifle.17Deine Zornesgluten sind über mich hingegangen, deine Schrecknisse haben mich vernichtet;18sie umgeben mich immerdar wie Wasserfluten, umringen mich allzumal.19Freunde und Gefährten hast du mir entfremdet: nur die Finsternis ist mir vertraut (geblieben).
Psalm 88
Einheitsübersetzung 2016
Klage eines Vereinsamten im Angesicht des Todes
1Ein Lied. Ein Psalm der Korachiter. Für den Chormeister. Nach der Weise Krankheit zu singen. Ein Weisheitslied Hemans, des Esrachiters.2HERR, du Gott meiner Rettung,
am Tag und in der Nacht schrei ich vor dir. (Ps 77,3)3Lass mein Bittgebet vor dein Angesicht kommen,
neige dein Ohr meinem Rufen! (Ps 17,6; Ps 119,170)4Denn mit Leid ist meine Seele gesättigt,
mein Leben berührt die Totenwelt. (Hi 17,1; Hi 33,22)5Schon zähle ich zu denen, die hinabsteigen in die Grube,
bin wie ein Mensch, in dem keine Kraft mehr ist. (Ps 143,7)6Ausgestoßen unter den Toten,
wie Erschlagene, die im Grab liegen,
derer du nicht mehr gedenkst,
abgeschnitten sind sie von deiner Hand.[1]7Du brachtest mich in die unterste Grube,
in Finsternisse, in Tiefen.8Auf mir lastet dein Grimm,
mit all deinen Wogen drückst du mich nieder. [Sela][2] (Ps 42,8)9Entfernt hast du von mir meine Vertrauten,
zum Abscheu machtest du mich ihnen.
Gefangen bin ich und komm nicht heraus. (Ps 31,12)10Mein Auge erlischt vor Elend.
Den ganzen Tag, HERR, ruf ich zu dir,
ich strecke nach dir meine Hände aus.11Wirst du an den Toten Wunder tun,
werden Schatten aufstehn, um dir zu danken? [Sela] (Ps 6,6)12Erzählt man im Grab von deiner Huld,
von deiner Treue im Totenreich?13Werden deine Wunder in der Finsternis erkannt,
deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?14Ich aber, HERR, ich schreie zu dir um Hilfe,
am Morgen komme zu dir mein Bittgebet. (Ps 5,4)15Warum, HERR, verstößt du mich,
verbirgst vor mir dein Angesicht? (Hi 13,24)16Elend bin ich, ein Sterbender von Jugend an,
ich trage deine Schrecken und erstarre. (Hi 6,4; Hi 20,25)17Über mich fuhr dahin die Glut deines Zorns,
deine Schrecken haben mich vernichtet.18Sie umfluten mich den ganzen Tag wie Wasser,
sie dringen auf mich ein von allen Seiten. (Ps 42,8)19Entfernt hast du von mir Freunde und Nachbarn,
mein Vertrauter ist nur noch die Finsternis. (Hi 17,13; Ps 31,12)