1Ein Lehrgedicht von Asaph. Gib acht, mein Volk, auf meine Belehrung, leiht euer Ohr den Worten meines Mundes! (Ps 50,1)2Ich will auftun meinen Mund zur Rede in Sprüchen, will Rätsel verkünden von der Vorzeit her.3Was wir gehört und erfahren und unsere Väter uns erzählt haben,4das wollen wir ihren Kindern nicht verschweigen, sondern dem künftgen Geschlecht verkünden die Ruhmestaten des HERRN und seine Stärke und die Wunder, die er getan hat.5Denn er hat ein Zeugnis aufgerichtet in Jakob und festgestellt in Israel ein Gesetz, von dem er unsern Vätern gebot, es ihren Kindern kundzutun,6auf daß die Nachwelt Kenntnis davon erhielte: die Kinder, die geboren würden, sollten aufstehn und ihren Kindern davon erzählen,7daß sie auf Gott ihr Vertrauen setzten und die Taten Gottes nicht vergäßen und seine Gebote befolgten,8daß sie nicht wie ihre Väter würden, ein trotziges und widerspenstiges Geschlecht, ein Geschlecht mit wankelmütigem Herzen, dessen Geist sich nicht zuverlässig zu Gott hielt.9Ephraims Söhne, bogengerüstete Schützen, haben den Rücken gewandt am Tage des Kampfes.10Sie hielten den gottgestifteten Bund nicht und wollten nicht wandeln in seinem Gesetz;11nein, sie vergaßen seine Taten und seine Wunder, die er sie hatte sehen lassen.12Vor ihren Vätern hatte er Wunder getan im Lande Ägypten, im Gefilde von Zoan.13Er spaltete das Meer und ließ sie hindurchziehn und türmte die Wasser auf wie einen Wall;14er leitete sie bei Tag durch die Wolke und während der ganzen Nacht durch Feuerschein;15er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie reichlich wie mit Fluten;16Bäche ließ er aus dem Felsen hervorgehn und Wasser gleich Strömen niederfließen.17Dennoch fuhren sie fort, gegen ihn zu sündigen, und widerstrebten dem Höchsten in der Wüste;18ja, sie versuchten Gott in ihren Herzen, indem sie Speise verlangten für ihr Gelüst,19und redeten gegen Gott mit den Worten: »Kann Gott wohl einen Tisch in der Wüste uns decken?20Wohl hat er den Felsen geschlagen, daß Wasser flossen heraus und Bäche sich ergossen; doch wird er auch vermögen Brot zu geben oder Fleisch seinem Volke zu schaffen?«21Drum, als der HERR das hörte, ergrimmte er: Feuer entbrannte gegen Jakob, und Zorn stieg auf gegen Israel,22weil sie an Gott nicht glaubten und auf seine Hilfe nicht vertrauten.23Und doch gebot er den Wolken droben und tat die Türen des Himmels auf,24ließ Manna auf sie regnen zum Essen und gab ihnen himmlisches Brotkorn:25Engelspeise aßen sie allesamt, Reisekost sandte er ihnen zur Sättigung.26Hinfahren ließ er den Ostwind am Himmel und führte durch seine Kraft den Südwind herbei;27Fleisch ließ er auf sie regnen wie Staub und beschwingte Vögel wie Meeressand;28mitten in ihr Lager ließ er sie fallen, rings um ihre Wohnungen her.29Da aßen sie und wurden reichlich satt, und was sie gewünscht, gewährte er ihnen.30Noch hatten sie ihres Gelüsts sich nicht entschlagen, noch hatten sie ihre Speise in ihrem Munde,31da stieg der Ingrimm Gottes gegen sie auf und erwürgte die kräftigen Männer unter ihnen und streckte Israels junge Mannschaft zu Boden.32Trotz alledem sündigten sie weiter und glaubten nicht an seine Wunder[1].33Drum ließ er ihre Tage vergehn wie einen Hauch und ihre Jahre in angstvoller Hast.34Wenn er sie sterben ließ, dann fragten sie nach ihm und kehrten um und suchten Gott eifrig35und dachten daran, daß Gott ihr Fels sei und Gott, der Höchste, ihr Erlöser.36Doch sie heuchelten ihm mit ihrem Munde und belogen ihn mit ihrer Zunge;37denn ihr Herz hing nicht fest an ihm, und sie hielten nicht treu an seinem Bunde.38Doch er war barmherzig, vergab die Schuld und vertilgte sie nicht, nein, immer wieder hielt er seinen Zorn zurück und ließ nicht seinen ganzen Grimm erwachen;39denn er dachte daran, daß Fleisch sie waren, ein Windhauch, der hinfährt und nicht wiederkehrt.40Wie oft widerstrebten sie ihm in der Wüste, kränkten sie ihn in der Öde!41Und immer aufs neue versuchten sie Gott und betrübten den Heiligen Israels.42Sie dachten nicht mehr an seine starke Hand, an den Tag, wo er sie vom Bedränger erlöste,43als er seine Zeichen in Ägypten tat, seine Wunder im Gefilde von Zoan (V.12).44Er verwandelte dort in Blut ihre Ströme[2], so daß man ihr fließendes Wasser nicht trinken konnte;45er sandte unter sie Ungeziefer, das sie fraß, und Frösche, die ihnen Verderben brachten;46er gab ihre Ernte den Freßgrillen preis und die Frucht ihrer Arbeit den Heuschrecken;47er zerschlug ihre Reben mit Hagel, ihre Maulbeerfeigenbäume mit Schloßen;48er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihren Besitz den Blitzen;49er sandte gegen sie seines Zornes Glut, Wut und Grimm und Drangsal: eine Schar von Unglücksengeln;50er ließ seinem Ingrimm freien Lauf, entzog ihre Seele nicht dem Tode, überließ vielmehr ihr Leben der Pest;51er ließ alle Erstgeburt in Ägypten sterben, der Manneskraft Erstlinge in den Zelten Hams.52Dann ließ er sein Volk ausziehn wie Schafe und leitete sie in der Wüste wie eine Herde53und führte sie sicher, so daß sie nicht bangten; ihre Feinde aber bedeckte das Meer.54So brachte er sie nach seinem heiligen Gebiet, in das Bergland, das er mit seiner Rechten erworben,55und vertrieb vor ihnen her die Völker, verloste ihr Gebiet als erblichen Besitz und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen.56Doch sie versuchten und reizten Gott, den Höchsten, und hielten sich nicht an seine Gebote,57sondern fielen ab und handelten treulos, ihren Vätern gleich; sie versagten wie ein trüglicher[3] Bogen58und erbitterten ihn durch ihren Höhendienst und reizten ihn zum Eifer durch ihre Götzenbilder.59Als Gott es vernahm, ergrimmte er und verwarf Israel ganz und gar:60er gab seine Wohnung in Silo auf, das Zelt, das er aufgeschlagen unter den Menschen;61er ließ seine Macht in Gefangenschaft fallen und seine Zier in die Hand des Feindes;62er gab sein Volk dem Schwerte preis und war entrüstet über sein Erbteil[4];63seine jungen Männer fraß das Feuer, und seine Jungfraun blieben ohne Brautlied;64seine Priester fielen durchs Schwert, und seine Witwen konnten keine Totenklage halten.65Da erwachte der Allherr wie ein Schlafender, wie ein vom Wein übermannter Kriegsheld;66er schlug seine Feinde von hinten und gab sie ewiger Schande preis.67Auch verwarf er das Zelt Josephs und erwählte nicht den Stamm Ephraim,68sondern erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er liebgewonnen;69und er baute den ragenden Bergen[5] gleich sein Heiligtum, fest wie die Erde, die er auf ewig gegründet.70Dann erwählte er David, seinen Knecht, den er wegnahm von den Hürden des Kleinviehs;71von den Mutterschafen holte er ihn, daß er Jakob weide, sein Volk, und Israel, seinen Erbbesitz.72Der weidete sie mit redlichem Herzen und leitete sie mit kundiger Hand.
Psalm 78
Einheitsübersetzung 2016
Erzählung und Lehre aus der Geschichte Israels
1Ein Weisheitslied Asafs.
Lausche, mein Volk, meiner Weisung!
Neigt euer Ohr den Worten meines Munds!2Ich öffne meinen Mund zu einem Spruch;
ich will Geheimnisse der Vorzeit verkünden. (Ps 49,5; Mt 13,35)3Was wir hörten und erfuhren,
was uns die Väter erzählten, (Ps 22,31; Ps 44,2)4das wollen wir ihren Kindern nicht verbergen,
sondern dem kommenden Geschlecht erzählen:
die ruhmreichen Taten des HERRN und seine Stärke,
die Wunder, die er getan hat.5Er richtete ein Zeugnis auf in Jakob,
Weisung gab er in Israel
und gebot unseren Vätern,
ihre Kinder das alles zu lehren, (Ps 147,19)6damit das kommende Geschlecht davon erfahre, /
die Kinder, die noch geboren werden;
sie sollen aufstehen und es ihren Kindern erzählen,7damit sie ihr Vertrauen auf Gott setzen, /
die Taten Gottes nicht vergessen
und seine Gebote bewahren8und nicht werden wie ihre Väter,
ein Geschlecht voll Trotz und Empörung,
ein Geschlecht, dessen Herz nicht fest war
und dessen Geist nicht treu zu Gott hielt. (5Mo 32,5)9Die Söhne Efraims, Kämpfer mit Pfeil und Bogen,
wandten den Rücken am Tag der Schlacht;10Gottes Bund hielten sie nicht,
sie weigerten sich, seiner Weisung zu folgen.11Sie vergaßen seine Taten,
die Wunder, die er sie sehen ließ.12Vor den Augen ihrer Väter vollbrachte er Wunder
im Land Ägypten, im Gefilde von Zoan. (4Mo 13,22)13Er spaltete das Meer und führte sie hindurch,
er ließ das Wasser feststehen wie einen Damm. (2Mo 14,21)14Er führte sie bei Tag mit der Wolke
und die ganze Nacht mit leuchtendem Feuer. (2Mo 13,21)15Er spaltete Felsen in der Wüste
und gab dem Volk reichlich zu trinken, wie mit Wassern der Urflut. (2Mo 17,6; 4Mo 20,11)16Er ließ Bäche aus dem Gestein entspringen,
ließ Wasser fließen gleich Strömen.17Doch sie sündigten weiter gegen ihn,
sie trotzten in der Wüste dem Höchsten. (Hes 20,13)18In ihrem Herzen versuchten sie Gott:
Sie forderten Nahrung für ihr Verlangen. (2Mo 16,3; Ps 106,14)19Sie redeten gegen Gott; /
sie fragten: Kann uns denn Gott
den Tisch decken in der Wüste?20Zwar hat er an den Felsen geschlagen,
sodass Wasser floss und Bäche strömten.
Kann er auch Brot geben
und Fleisch bereiten seinem Volk?21Das hörte der HERR und ergrimmte; /
Feuer flammte auf gegen Jakob,
Zorn erhob sich gegen Israel, (4Mo 11,1)22weil sie Gott nicht glaubten
und nicht auf seine Hilfe vertrauten.23Da gebot er den Wolken droben
und öffnete die Tore des Himmels. (Mal 3,10)24Er ließ Manna auf sie regnen als Speise,
er gab ihnen Korn vom Himmel. (2Mo 16,4; Joh 6,31)25Jeder aß vom Brot der Starken;
er sandte Nahrung, sie zu sättigen. (Ps 105,40)26Er ließ den Ostwind losbrechen am Himmel,
führte in seiner Macht den Südwind herbei.27Er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub,
gefiederte Vögel wie Sand am Meer.28Er ließ sie mitten ins Lager fallen,
rings um ihre Zelte.29Sie aßen und wurden reichlich gesättigt;
er hatte ihnen gebracht, was sie begehrten.30Noch aber hatten sie ihre Gier nicht gestillt,
noch war die Speise in ihrem Mund, (4Mo 11,33)31da erhob sich gegen sie Gottes Zorn; /
unter ihren Kräftigen schlug er zu
und streckte die jungen Männer Israels nieder.32Doch sie sündigten trotz allem weiter
und glaubten nicht seinen Wundern. (4Mo 14,11)33Darum ließ er ihre Tage schwinden wie einen Hauch
und ihre Jahre in jähem Schrecken. (4Mo 14,22)34Wenn er dreinschlug, fragten sie nach Gott,
kehrten um und suchten ihn. (4Mo 21,7; Jes 26,16)35Sie dachten daran, dass Gott ihr Fels ist
und Gott, der Höchste, ihr Erlöser. (Ps 92,16)36Doch sie täuschten ihn mit ihrem Mund
und belogen ihn mit ihrer Zunge. (Jes 29,13)37Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm,
sie hielten seinem Bund nicht die Treue. (Ps 95,10)38Doch er ist barmherzig,
vergab die Schuld und vernichtete nicht.
Oftmals ließ er ab von seinem Zorn
und unterdrückte seinen Groll. (2Mo 32,14; 4Mo 14,20; Jes 48,9; Hos 11,8)39Denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind,
nur ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt. (Hi 7,7; Ps 103,14)40Wie oft haben sie ihm in der Wüste getrotzt,
ihn gekränkt in der Steppe! (5Mo 9,22)41Immer wieder stellten sie ihn auf die Probe,
sie reizten den Heiligen Israels. (Ps 71,22)42Sie dachten nicht mehr an seine Hand,
an den Tag, als er sie vom Gegner befreite, (Ps 106,21)43als er in Ägypten seine Zeichen tat
und seine Wunder im Gefilde von Zoan. (Ps 78,12; Ps 135,9)44Er verwandelte ihre Flüsse und Bäche in Blut;
sie konnten daraus nicht mehr trinken. (2Mo 7,17)45Er schickte einen Schwarm von Fliegen gegen sie, der fraß sie auf,
ein Heer von Fröschen, das sie vertilgte. (2Mo 8,17)46Ihre Ernte überließ er den Grillen
und Heuschrecken den Ertrag ihrer Mühen. (2Mo 10,4)47Ihre Reben zerschlug er mit Hagel,
ihre Maulbeerbäume mit Körnern aus Eis. (2Mo 9,18)48Ihr Vieh überließ er dem Hagel
und ihre Herden den Seuchen. (2Mo 9,3)49Er schickte gegen sie die Glut seines Zorns, /
Grimm und Wut und Bedrängnis,
Boten des Unheils in Scharen.50Er ließ seinem Zorn freien Lauf; /
er bewahrte sie nicht vor dem Tod
und lieferte ihr Leben der Pest aus. (2Mo 9,8)51Er schlug in Ägypten alle Erstgeburt,
in den Zelten Hams die Erstlinge ihrer Manneskraft. (2Mo 12,29; Ps 105,36; Ps 135,8; Ps 136,10)52Dann führte er sein Volk hinaus wie Schafe,
leitete sie wie eine Herde durch die Wüste. (Ps 77,21)53Er führte sie sicher, sie mussten nichts fürchten,
doch ihre Feinde bedeckte das Meer. (2Mo 14,19)54Er brachte sie in sein heiliges Gebiet,
zum Berg, den seine Rechte erworben hat. (2Mo 15,17; Ps 114,2)55Er vertrieb die Nationen vor ihnen /
und verteilte ihr Land als Erbe
und ließ in ihren Zelten die Stämme Israels wohnen. (Jos 24,8; Ps 44,3)56Doch sie versuchten ihn und trotzten Gott, dem Höchsten;
sie hielten sich nicht an seine Zeugnisse.57Wie ihre Väter fielen sie treulos von ihm ab,
sie wandten sich ab wie ein Bogen, der versagt. (Hos 7,16)58Sie erbitterten ihn mit ihrem Kult auf den Höhen
und reizten seine Eifersucht mit den Bildern ihrer Götter. (5Mo 32,16)59Gott hörte es und er ergrimmte,
ganz und gar verwarf er Israel.60Er gab seine Wohnung auf in Schilo,
das Zelt, das er aufgerichtet hatte unter den Menschen. (1Sam 1,3; Jer 7,12)61Er gab seine Macht in Gefangenschaft,
seine Zierde in die Hand des Feindes. (1Sam 4,11)62Er lieferte sein Volk dem Schwert aus
und war voll Grimm über sein Eigentum.63Die jungen Männer fraß das Feuer;
den jungen Mädchen sang man kein Brautlied. (Jer 7,34)64Die Priester wurden mit dem Schwert erschlagen;
die Witwen konnten die Toten nicht beweinen. (1Sam 4,11; Hi 27,15)65Da erwachte der Herr wie aus dem Schlaf,
wie ein Held, der betäubt war vom Wein.66Er schlug seine Feinde zurück
und übergab sie ewiger Schande. (1Sam 5,6)67Das Zelt Josefs verwarf er,
dem Stamm Efraim entzog er die Erwählung.68Doch den Stamm Juda erwählte er,
den Berg Zion, den er liebt. (2Chr 6,6)69Dort baute er sein hoch ragendes Heiligtum,
so fest wie die Erde, die er für immer gegründet hat. (Ps 48,3)70Und er erwählte David, seinen Knecht;
er holte ihn weg von den Hürden der Schafe, (1Sam 16,11; 2Sam 7,8; Ps 89,21)71von den Muttertieren nahm er ihn fort, /
damit er Jakob weide, sein Volk,
und Israel, sein Erbe.72Und er weidete sie mit lauterem Herzen
und führte sie mit klugen Händen.