Jeremia 9

Hoffnung für alle

1 Wenn ich doch eine Herberge wüsste, irgendwo in der Wüste, wo Karawanen die Nacht verbringen, dann würde ich mein Volk verlassen und mich dorthin zurückziehen. Denn Ehebrecher sind sie, einer wie der andere, eine Bande von Betrügern!2 Der HERR spricht: »Sie schießen ihre Lügen ab wie Pfeile; sie besitzen die Macht im Land, weil sie betrügen, und nicht, weil sie die Wahrheit lieben. Sie begehen ein Verbrechen nach dem anderen und wollen mich nicht als ihren Gott anerkennen.3 Nimm dich vor deinem Freund in Acht! Trau deinem eigenen Bruder nicht über den Weg! Denn ein Bruder betrügt den anderen,[1] und ein Freund wird vom anderen verleumdet. (1Mo 27,36)4 Sie überlisten sich gegenseitig, keines ihrer Worte ist wahr. Sie haben sich an das Lügen gewöhnt und können das Böse nicht lassen.5 Unter Betrügern wohnst du, die vor lauter Lug und Trug von mir, dem HERRN, nichts mehr wissen wollen.6 Darum sage ich, der HERR, der allmächtige Gott: Ich will sie schmelzen und läutern wie Metall im Feuer; was sollte ich sonst mit meinem Volk tun?7 Jedes ihrer Worte ist ein tödlicher Pfeil, sie lügen unentwegt. Nach außen geben sie sich freundlich, aber insgeheim stellt einer dem anderen Fallen.8 Und das sollte ich ungestraft lassen, ich, der HERR? Muss ich ein solches Volk nicht zur Rechenschaft ziehen?«9 Ich klage und weine über das Bergland, ich stimme ein Trauerlied an über die Weiden in der Steppe. Denn sie sind verbrannt, kein Hirte zieht hindurch, und man hört keine Herden mehr. Die Tiere sind geflohen, selbst die Vögel sind fortgezogen.10 Der Herr sagt: »Ich werde Jerusalem zum Schutthaufen machen, wo die Schakale hausen; die Städte Judas verwandle ich in eine Wüste, in der niemand wohnt!«11 Wer ist weise genug, um zu verstehen, warum dies so kommen musste? Wem hat der HERR gezeigt, wieso das Land verödet und verdorrt ist wie eine Wüste, die keiner durchquert? Wer kann es erklären?12 Der HERR antwortet: »Ich habe es so weit kommen lassen, weil sie mein Gesetz missachtet haben, nicht danach lebten und nicht auf mich hörten.13 Stattdessen taten sie, wozu ihr Eigensinn sie trieb, und liefen den Götzen nach, wie sie es von ihren Vorfahren gelernt hatten.14 Darum sage ich, der HERR, der allmächtige Gott Israels: Ich werde diesem Volk bittere Kost[2] zu essen und giftiges Wasser zu trinken geben.15 Ich will sie unter fremde Völker zerstreuen, die weder sie noch ihre Vorfahren gekannt haben; mit dem Schwert verfolge ich sie, bis sie vernichtet sind.16 Ich, der HERR, der allmächtige Gott, fordere euch auf: Begreift doch endlich, wie schlimm es um euch steht! Holt die Klageweiber, ja, lasst die weisen Frauen kommen!«17 »Schnell«, rufen die Judäer, »sie sollen über uns die Klage anstimmen, bis wir in Tränen ausbrechen und nicht mehr aufhören zu weinen!«18 Da! Vom Berg Zion hört man laute Klagerufe: »Die Stadt ist verwüstet, welch unerträgliche Schande! Wir müssen unser Land verlassen, denn unsere Häuser sind zerstört!«19 Hört, ihr Frauen, was der HERR euch sagt, achtet auf jedes Wort: »Bringt euren Töchtern die Totenklage bei, lernt miteinander dieses Trauerlied:20 ›Durch die Fenster stieg der Tod herein in unsre Häuser und Paläste. Draußen auf der Straße bringt er unsre Kinder um, und auf dem Marktplatz schlachtet er die jungen Männer ab!‹«21 So spricht der HERR: »Die Leichen werden überall verstreut liegen wie Dünger auf dem Feld, wie abgemähtes Korn, das niemand aufliest.22 Ich, der HERR, sage: Ein Weiser soll nicht stolz sein auf seine Weisheit, der Starke nicht auf seine Stärke und ein Reicher nicht auf seinen Reichtum.23 Nein, Grund zum Stolz hat nur, wer mich erkennt und begreift, dass ich der HERR bin. Ich bin barmherzig und sorge auf der Erde für Recht und Gerechtigkeit. Denn daran habe ich Gefallen! Mein Wort gilt!24-25 Es kommt die Zeit, in der ich die Ägypter, Judäer, Edomiter, Ammoniter und Moabiter strafen werde sowie alle Beduinenstämme der Wüste, die sich das Haar an den Schläfen stutzen. Denn all diese Völker halten sich zwar an die Vorschrift der Beschneidung, aber ihr Herz gehört mir nicht[3] – und selbst in Israel ist es nicht anders!«

Jeremia 9

English Standard Version

1 [1] Oh that my head were waters, and my eyes a fountain of tears, that I might weep day and night for the slain of the daughter of my people! (Jer 8,21; Jer 13,17)2 [2] Oh that I had in the desert a travelers’ lodging place, that I might leave my people and go away from them! For they are all adulterers, a company of treacherous men. (Jes 21,2; Jer 5,7; Jer 23,10; Hos 7,4)3 They bend their tongue like a bow; falsehood and not truth has grown strong[3] in the land; for they proceed from evil to evil, and they do not know me, declares the Lord. (Ri 2,10; Ps 64,3; Hos 4,1)4 Let everyone beware of his neighbor, and put no trust in any brother, for every brother is a deceiver, and every neighbor goes about as a slanderer. (1Mo 27,36; 3Mo 19,16; Ps 41,9; Jer 6,28; Jer 12,6; Mi 7,5)5 Everyone deceives his neighbor, and no one speaks the truth; they have taught their tongue to speak lies; they weary themselves committing iniquity.6 Heaping oppression upon oppression, and deceit upon deceit, they refuse to know me, declares the Lord. (Jer 8,5)7 Therefore thus says the Lord of hosts: “Behold, I will refine them and test them, for what else can I do, because of my people? (Jes 1,25; Jer 6,27; Jer 8,21)8 Their tongue is a deadly arrow; it speaks deceitfully; with his mouth each speaks peace to his neighbor, but in his heart he plans an ambush for him. (Ps 12,2; Ps 28,3; Ps 57,4; Ps 120,3; Hos 7,6)9 Shall I not punish them for these things? declares the Lord, and shall I not avenge myself on a nation such as this? (Jer 5,9; Jer 5,29)10 “I will take up weeping and wailing for the mountains, and a lamentation for the pastures of the wilderness, because they are laid waste so that no one passes through, and the lowing of cattle is not heard; both the birds of the air and the beasts have fled and are gone. (Ps 65,12; Jer 4,25; Jer 9,12; Jer 12,4)11 I will make Jerusalem a heap of ruins, a lair of jackals, and I will make the cities of Judah a desolation, without inhabitant.” (Jes 25,2; Jer 10,22; Jer 34,22; Jer 44,6; Jer 49,33; Jer 51,37)12 Who is the man so wise that he can understand this? To whom has the mouth of the Lord spoken, that he may declare it? Why is the land ruined and laid waste like a wilderness, so that no one passes through? (Ps 107,43; Jer 9,10; Jer 23,18; Hos 14,9)13 And the Lord says: “Because they have forsaken my law that I set before them, and have not obeyed my voice or walked in accord with it, (Ps 89,30)14 but have stubbornly followed their own hearts and have gone after the Baals, as their fathers taught them. (Jer 3,17)15 Therefore thus says the Lord of hosts, the God of Israel: Behold, I will feed this people with bitter food, and give them poisonous water to drink. (5Mo 29,18; Ps 80,5; Jer 8,14)16 I will scatter them among the nations whom neither they nor their fathers have known, and I will send the sword after them, until I have consumed them.” (3Mo 26,33; 5Mo 28,64; Jer 14,12; Jer 15,14; Jer 49,37; Hes 5,2; Hes 5,12)17 Thus says the Lord of hosts: “Consider, and call for the mourning women to come; send for the skillful women to come; (2Chr 35,25)18 let them make haste and raise a wailing over us, that our eyes may run down with tears and our eyelids flow with water. (Jer 9,1; Jer 14,17; Am 5,16; Mt 9,23; Mk 5,38)19 For a sound of wailing is heard from Zion: ‘How we are ruined! We are utterly shamed, because we have left the land, because they have cast down our dwellings.’” (Jer 4,13)20 Hear, O women, the word of the Lord, and let your ear receive the word of his mouth; teach to your daughters a lament, and each to her neighbor a dirge.21 For death has come up into our windows; it has entered our palaces, cutting off the children from the streets and the young men from the squares. (Jer 6,11)22 Speak: “Thus declares the Lord, ‘The dead bodies of men shall fall like dung upon the open field, like sheaves after the reaper, and none shall gather them.’” (3Mo 23,22; Hi 5,26; Jer 8,2)23 Thus says the Lord: “Let not the wise man boast in his wisdom, let not the mighty man boast in his might, let not the rich man boast in his riches, (Spr 3,5; Spr 21,30; Pred 9,11)24 but let him who boasts boast in this, that he understands and knows me, that I am the Lord who practices steadfast love, justice, and righteousness in the earth. For in these things I delight, declares the Lord.” (Ps 34,2; Mi 6,8; Mi 7,18; 1Kor 1,31; 2Kor 10,17)25 “Behold, the days are coming, declares the Lord, when I will punish all those who are circumcised merely in the flesh— (Jes 24,21)26 Egypt, Judah, Edom, the sons of Ammon, Moab, and all who dwell in the desert who cut the corners of their hair, for all these nations are uncircumcised, and all the house of Israel are uncircumcised in heart.” (3Mo 19,27; 3Mo 26,41; 5Mo 10,16; Jer 4,4; Jer 25,19; Jer 25,23; Jer 49,32; Hes 44,7; Röm 2,28)