1Die Männer von Efraïm sagten zu Gideon: »Warum hast du uns nicht gerufen, als du in den Kampf gegen die Midianiter gezogen bist? Das hättest du uns nicht antun dürfen!« Sie machten Gideon schwere Vorwürfe. (Ri 12,1)2Doch er antwortete ihnen: »Der Sieg, den ich errungen habe, ist nichts, verglichen mit dem, was euch geglückt ist. Ihr kennt doch das Sprichwort: ›Die Nachlese Efraïms ist besser als die Lese Abiësers!‹3Gott hat die Anführer der Midianiter in eure Hand gegeben; das stellt alles in den Schatten, was ich getan habe.« So beruhigte er sie und sie gaben sich zufrieden.
Gideon besiegt den Rest der Midianiter
4Gideon hatte mit seinen 300 Mann den Jordan überschritten. Weil sie von der Verfolgung ganz erschöpft waren,5sagte er zu den Männern der Stadt Sukkot: »Gebt meinen Leuten ein paar Brotlaibe! Sie sind ganz ausgehungert. Wir verfolgen die Midianiterkönige Sebach und Zalmunna.«6Aber die führenden Männer der Stadt erwiderten: »Warum sollten wir deiner Truppe Brot geben? Hast du Sebach und Zalmunna schon in der Hand?«7Da sagte Gideon: »Das werdet ihr mir büßen! Wenn der HERR die Könige der Midianiter in meine Hand gegeben hat, werde ich mit Dornen und Stachelpeitschen auf euch eindreschen!«8Gideon zog weiter nach Penuël und bat auch dort um Brot, aber die Männer der Stadt antworteten ihm genau wie die Männer von Sukkot.9Gideon sagte: »Wenn ich wohlbehalten zurückkomme, werde ich eure Burg niederreißen!«10Sebach und Zalmunna lagerten mit ihrem Heer in Karkor. Noch 15000 Mann waren ihnen geblieben, 120000 hatten in der vorangegangenen Schlacht den Tod gefunden.11Gideon näherte sich ihnen auf der Straße am Rand der Wüste, die östlich von Nobach und Jogboha verläuft. Während die Midianiter sich in Sicherheit glaubten, überfiel er völlig unerwartet ihr Lager.12Die beiden Könige Sebach und Zalmunna flohen, aber er verfolgte sie und nahm sie gefangen. Das Heer im Lager versetzte er in einen solchen Schrecken, dass alle davonliefen.
Gideon nimmt Rache
13Als Gideon, der Sohn Joaschs, von der Midianiterschlacht zurückkehrte und die Steige von Heres hinabging,14traf er auf einen jungen Mann aus der Stadt Sukkot. Er hielt ihn fest und ließ sich von ihm die führenden Männer und die Ältesten der Stadt aufschreiben, insgesamt 77 Namen.15Als er nach Sukkot kam, sagte er zu den Männern der Stadt: »Hier bringe ich Sebach und Zalmunna, derentwegen ihr mich verspottet und gesagt habt: ›Hast du denn Sebach und Zalmunna schon in der Hand, dass wir deinen erschöpften Leuten Brot geben sollen?‹«16Er ließ die Ältesten der Stadt ergreifen und sie mit stachligen Ruten zu Tode peitschen.17Die Burg von Penuël ließ er niederreißen und die Männer der Stadt umbringen.18Sebach und Zalmunna aber fragte er: »Wie sahen die Männer aus, die ihr auf dem Berg Tabor getötet habt?« Sie antworteten: »Genau wie du, jeder so stattlich wie ein Königssohn.«19»Es waren meine Brüder, Söhne meiner eigenen Mutter!«, rief Gideon. »So gewiss der HERR lebt: Wenn ihr sie verschont hättet, würde ich euch nicht umbringen.« (4Mo 35,31)20Er befahl seinem erstgeborenen Sohn Jeter: »Auf, schlag sie tot!« Aber der brachte sein Schwert nicht aus der Scheide. Er schreckte vor der Tat zurück, weil er noch so jung war.21Sebach und Zalmunna sagten: »Steh auf und tu es selbst! Wie der Mann, so seine Kraft!« Da stand Gideon auf und erschlug die beiden. Die goldenen Halbmonde, die als Amulette an den Hälsen ihrer Kamele hingen, nahm er an sich. (Ps 83,12)
Gideon lehnt die Königswürde ab
22Die Männer Israels sagten zu Gideon: »Sei du unser Herrscher, und dein Sohn und dein Enkel nach dir! Denn du hast uns aus der Hand der Midianiter gerettet.«23Aber Gideon erwiderte: »Ich will nicht euer Herrscher sein und auch mein Sohn soll es nicht sein; der HERR soll über euch herrschen!« (1Sam 8,6)24Doch dann fügte er hinzu: »Nur eine Bitte habe ich: Gebt mir die Ohrringe, die ihr erbeutet habt!« Die besiegten Feinde hatten goldene Ohrringe getragen; denn es waren Ismaëliter. (2Mo 32,2)25»Wir geben sie dir gern«, sagten die Männer Israels. Man breitete ein Obergewand aus und jeder warf seine erbeuteten Ringe darauf.26Das Gold, das auf diese Weise zusammenkam, wog fast 20 Kilo,[1] und dazu kamen noch die Amulette, Ohrgehänge und Purpurkleider, die die Midianiterkönige getragen hatten, sowie der Schmuck an den Hälsen ihrer Kamele.27Gideon machte aus dem Gold ein Gottesbild[2] und stellte es in seiner Heimatstadt Ofra auf. Alle Israeliten kamen dorthin, beteten das Bild an und wurden so dem HERRN untreu. Für Gideon und seine Familie wurde das zum Verderben.
Gideons Tod. Neuer Ungehorsam der Israeliten
28So zwang Gott die Midianiter vor den Israeliten in die Knie; sie konnten nicht mehr gegen Israel aufstehen. Solange Gideon lebte, hatte das Land Ruhe vor Feinden, vierzig Jahre lang.29Gideon[3] kehrte nach Hause zurück und blieb dort.30Von seinen vielen Frauen hatte er siebzig Söhne.31Eine Nebenfrau lebte in der Stadt Sichem. Sie gebar ihm einen Sohn, den er Abimelech nannte.32Gideon starb in hohem Alter und wurde in der Grabstätte seines Vaters Joasch in Ofra, im Gebiet der Sippe Abiëser, beigesetzt.33Nachdem Gideon gestorben war, liefen die Israeliten von Neuem den Baalen nach und machten den Bundes-Baal von Sichem zu ihrem Gott. (Ri 9,4; Ri 9,46)34Sie vergaßen den HERRN, ihren Gott, der sie aus der Gewalt aller Feinde rings um sie her gerettet hatte.35Auch den Nachkommen Gideons vergalten sie die großen Taten, die Gideon[4] für Israel getan hatte, mit Undank.