1-2Folgende Völker ließ der HERR im Land übrig, um den Gehorsam des Volkes durch sie auf die Probe zu stellen – aber auch, um ihnen Gelegenheit zu geben, sich im Kriegführen zu üben. Alle Männer Israels, die die Kämpfe um das Land nicht mehr selbst erlebt hatten, sollten diese Gelegenheit bekommen. (Ri 2,21)3Dies waren die Völker: die fünf Fürstentümer der Philister, alle Kanaaniter, die Phönizier und schließlich die Hiwiter, die im Libanongebirge zwischen dem Hermon und Lebo-Hamat wohnen. (Jos 13,2)4Durch sie sollten die Leute von Israel auf die Probe gestellt werden. Der HERR wollte sehen, ob sie seinen Geboten gehorchen würden, die er ihren Vorfahren durch Mose gegeben hatte.5Die Leute von Israel lebten also mitten unter den Kanaanitern, Hetitern, Amoritern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern.6Und was taten sie? Sie nahmen die Töchter dieser Völker als Frauen und gaben den Männern dieser Völker ihre eigenen Töchter, und sie opferten ihren Göttern.
Der Richter Otniël
7Die Leute von Israel taten, was dem HERRN missfällt: Sie vergaßen den HERRN, ihren Gott, und beteten zu den Göttern der Kanaaniter, dem Baal und der Aschera.[1]8Da wurde der HERR zornig auf sie und gab sie in die Hand Kuschan-Rischatajims, eines Königs im oberen Mesopotamien. Acht Jahre lang wurden sie von ihm unterdrückt.9Da schrien die Israeliten zum HERRN um Hilfe und er ließ ihnen einen Retter erstehen: Otniël, den jüngeren Bruder Kalebs, einen Sohn von Kenas. (Ri 1,13)10Der Geist des HERRN nahm Besitz von ihm und machte ihn zum Richter und Anführer des Volkes. Er zog gegen Kuschan-Rischatajim in den Kampf, und der HERR half ihm, sodass er dem König von Mesopotamien eine schwere Niederlage beibrachte. (Ri 6,34; Ri 11,29; Ri 13,25; Ri 14,6; Ri 14,19; Ri 15,14; 1Sam 10,6; 1Sam 11,6)11Otniël lebte danach noch 40 Jahre und in dieser ganzen Zeit hatte das Land Ruhe vor Feinden.
Ehud rettet Israel durch eine List
12Die Leute von Israel aber taten von Neuem, was dem HERRN missfällt. Deshalb ließ er Eglon, den König der Moabiter, über sie Macht gewinnen.13Eglon verbündete sich mit den Ammonitern und den Amalekitern, besiegte die Israeliten und besetzte die Stadt Jericho. (2Mo 17,14; Ri 5,14)14Achtzehn Jahre lang mussten die Leute von Israel dem Moabiterkönig Tribut zahlen.15Da schrien sie zum HERRN um Hilfe und er ließ ihnen einen Retter erstehen: Ehud, den Sohn von Gera aus dem Stamm Benjamin. Ehud war Linkshänder. Als die führenden Männer des Volkes ihn dazu bestimmten, den Tribut an König Eglon abzuliefern,16schmiedete er sich ein kurzes, beidseitig geschärftes Schwert und band es sich unter dem Gewand auf der rechten Seite fest.17So übergab er den Tribut. – König Eglon war übrigens ein Mann von mächtiger Körperfülle.18Nach der Übergabe ließ Ehud die Männer, die den Tribut hergetragen hatten, nach Hause gehen.19Er selbst kehrte bei den steinernen Götterbildern[2] um und ging noch einmal zu Eglon zurück. Er sagte zum König: »Ich habe eine geheime Botschaft für dich!« »Pst!«, machte Eglon. »Dass keiner es hört!« So gingen alle Diener des Königs hinaus.20Eglon saß in dem kühlen Obergemach, das nur für ihn allein bestimmt war. Ehud sagte zu ihm: »Ich habe für dich eine Botschaft von Gott.« Darauf erhob sich Eglon von seinem Sitz.21Ehud griff mit der linken Hand nach dem Schwert an seiner rechten Seite und stieß es ihm in den Bauch.22Die ganze Klinge drang in Eglons Leib ein und sogar noch der Griff verschwand im Fett. Ehud ließ das Schwert stecken,23verriegelte die Tür und stieg durchs Fenster hinaus.[3]24Nachdem Ehud gegangen war, wollten Eglons Diener nach dem König sehen, aber sie fanden die Tür des Obergemachs verriegelt. »Er wird wohl gerade seine Notdurft verrichten«, sagten sie.25Sie warteten vergeblich; die Tür wurde nicht geöffnet. Schließlich holten sie den Schlüssel und schlossen auf. Da lag ihr Herr tot auf dem Boden.26Während die Diener vor der Tür gewartet hatten, hatte sich Ehud in Sicherheit gebracht. Er war an den Steinbildern vorbeigegangen und gelangte unbehelligt nach Seïra.27Dort angekommen, ließ er im Bergland von Efraïm das Signalhorn blasen und die Männer Israels zogen hinter ihm her in die Jordanebene hinunter.28Er sagte zu ihnen: »Folgt mir schnell! Der HERR hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben.« Da zogen sie hinter ihm her und besetzten die Furten über den Jordan, sodass die Moabiter nicht entkommen konnten.29Sie erschlugen an diesem Tag 10000 von ihnen, lauter starke und kampferprobte Männer; kein Einziger konnte sich retten.30So zwang der HERR die Moabiter an diesem Tag vor Israel in die Knie. Das Land hatte nun 80 Jahre lang Ruhe vor Feinden.
Der Richter Schamgar
31Nach Ehud trat Schamgar, der Sohn Anats, auf. Er erschlug 600 Philister mit einem Ochsenstachel. So rettete auch er die Leute von Israel vor ihren Feinden. (Ri 5,6)