1SIE Nachts lieg ich auf dem Bett und kann nicht schlafen. Ich sehne mich nach ihm und suche ihn, doch nirgends kann mein Herz den Liebsten finden.2Ich seh mich aufstehn und die Stadt durcheilen, durch Gassen streifen, über leere Plätze – ich sehne mich nach ihm und suche ihn, doch nirgends kann ich meinen Liebsten finden.3Die Wache greift mich auf bei ihrem Rundgang. »Wo ist mein Liebster, habt ihr ihn gesehn?« (Hl 5,7)4Nur ein paar Schritte weiter find ich ihn. Ich halt ihn fest und lass ihn nicht mehr los; ich nehm ihn mit nach Hause in die Kammer, wo meine Mutter mich geboren hat. (Hl 8,2)
Der Bräutigam kommt
5Ihr Mädchen von Jerusalem, lasst uns allein! Denkt an die scheuen Rehe und Gazellen: Wir lieben uns, schreckt uns nicht auf! DIE ZUSCHAUER6Was kommt dort herauf aus der Wüste? Wie Rauchsäulen zieht es heran; es duftet nach Weihrauch und Myrrhe, nach allen Gewürzen der Händler. (Hl 8,5)7Schaut hin! Das ist Salomos Sänfte, geleitet von sechzig Beschützern, von Israels tapfersten Helden,8im Kampfe erprobt und bewährt. Das Schwert hat ein jeder am Gürtel zum Schutz gegen nächtliche Schrecken.9Aus edelstem Holz[1] ließ der König den tragbaren Thronsessel machen,10die Säulen mit Silber beschlagen, die Lehne mit Gold überziehen. Aus purpurnem Stoff sind die Kissen, mit Liebe gewebt und bestickt von Jerusalems Frauen und Mädchen.11Ihr Frauen von Zion, kommt her, den König zu sehn und die Krone, mit der seine Mutter ihn schmückte zum heutigen Tag seiner Hochzeit, dem Tag voller Freude und Glück.