1Du aber, Ijob, hör mir bitte zu und achte auf die Worte, die ich sage.2Ich möchte meine Rede jetzt beginnen.3Mit ruhigem Gewissen spreche ich, die reine Wahrheit kommt von meinen Lippen.4Von Gottes Geist bin ich geschaffen worden; sein Atem[1] war’s, der mich ins Leben rief. (Hi 27,3)5Du darfst mir widersprechen, wenn du kannst. Bring alle deine Gegengründe vor!6In Gottes Augen sind wir beide gleich, auch mich hat er aus Lehm geformt wie dich.7Du brauchst dich also nicht vor mir zu fürchten, ich setze dich bestimmt nicht unter Druck. (Hi 19,22)8Nun denn, ich selber hab dich sagen hören – den Klang der Worte hab ich noch im Ohr:9›Ich weiß von keiner Schuld und keinem Unrecht, unschuldig bin ich, frei von jedem Tadel. (Hi 11,4; Hi 31,1)10Doch Gott erfindet immer neue Gründe, damit er mich als Feind behandeln kann. (Hi 13,24)11Er lässt nicht zu, dass ich mich frei bewege,[2] argwöhnisch überwacht er jeden Schritt.‹ (Hi 7,19; Hi 13,27)12Ich muss dir sagen, Ijob, du hast unrecht. Mit Menschenmaß lässt Gott sich niemals messen!13Was hast du ihm denn letztlich vorzuwerfen? Dass er zu allen deinen Fragen schweigt?14Gott redet doch! Er tut es immer wieder, mal sanft, mal hart – man achtet nur nicht drauf!15Zur Nachtzeit, wenn die Menschen ruhig schlafen, in tiefem Schlummer auf den Betten liegen, dann redet Gott durch Träume und Visionen. (1Kön 3,5; Hi 4,13; Dan 2,1; Dan 2,28)16Er öffnet ihre Ohren, dass sie hören; mit Nachdruck warnt er sie vor ihrem Tun, (Hi 36,10)17damit er sie von ihrer Bosheit abbringt und ihnen jeden Grund nimmt, stolz zu sein.18So rettet er ihr Leben vor dem Grab und hindert sie, in seinen Speer zu laufen.19Gott mahnt die Menschen auch durchs Krankenlager, wenn jemand Schmerz in allen Gliedern fühlt. (Hi 36,15)20Du magst kein Essen sehn vor lauter Ekel, sogar beim Leibgericht packt dich der Brechreiz.21Zusehends nimmst du ab, dein Fleisch verschwindet, sodass man alle Knochen zählen kann. (Hi 16,8)22Dem Rand des Grabes kommst du immer näher, schon will der Tod nach deinem Leben greifen.23Vielleicht kommt dann ein Engel dir zu Hilfe, nur einer von den tausend Gottesboten, die kundtun, was für Menschen richtig ist.24Vielleicht erbarmt der Engel sich und sagt: ›Lass ihn noch nicht ins Grab hinunterfahren! Ich hab das Lösegeld für ihn bekommen!‹25Dann wird dein Körper wieder frisch und stark, genauso wie in deiner Jugendzeit. (Ps 103,5)26Dann betest du zu Gott und wirst gehört; voll Freude trittst du hin vor deinen Herrn, der dich nun wieder angenommen hat.27Vor aller Welt bekennst du dann voll Dank: ›Gesündigt hatte ich, das Recht verdreht, doch Gott hat mir die Schuld nicht heimgezahlt. (Ps 103,10)28Vom Rand des Grabes hat er mich gerettet und mir erlaubt, dass ich am Leben bleibe.‹29Gott tut dies alles immer, immer wieder; so handelt er im Leben jedes Menschen,30um ihn vom sicheren Grab zurückzubringen und ihm die Lebensfreude zu erhalten. (Ps 30,4)31Du, Ijob, achte gut auf meine Worte! Bleib still und lass mich weiter zu dir reden!32Doch wenn du etwas einzuwenden hast, dann sprich; ich gäbe dir so gerne recht.33Wenn nicht, dann schweig und hör mir weiter zu, dass ich dir zeigen kann, was Weisheit ist.«