1Das Wort des HERRN erging an mich, er sagte:2»Du Mensch, mache den Leuten von Israel durch ein Gleichnis deutlich,3was ich, der HERR, der mächtige Gott, ihnen zu sagen habe: Ein großer Adler mit mächtigen Flügeln und dichten bunten Federn kam zum Libanon und brach den Wipfel einer Zeder ab.4Er brachte ihn ins Krämerland in eine Händlerstadt. (Hes 16,29)5Dann nahm er aus dem Boden Israels einen Steckling und pflanzte ihn in ein wohlbewässertes Feld neben einem Wassergraben. (Hes 15,1)6Der Adler wollte, dass daraus ein üppig wuchernder, aber niedrig bleibender Weinstock werden sollte. Seine Wurzeln sollten unter den Flügeln des Adlers verbleiben und seine Ranken sich ihm zuwenden. Und aus dem Steckling wurde tatsächlich ein Weinstock mit kräftigen Ranken.7Aber da war noch ein anderer Adler mit großen Flügeln und dichten Federn. Ihm streckte der Weinstock seine Ranken entgegen und ließ seine Wurzeln zu dessen Land hinwachsen, damit er ihm Wasser gäbe – weg von dem Land, in das er gepflanzt worden war.8Dabei war er doch in gutes, wasserreiches Land gepflanzt und hatte dort alles, was er brauchte, um Ranken zu treiben und Frucht zu bringen und ein prächtiger Weinstock zu werden.9Erzähl den Leuten von Israel dieses Gleichnis und dann sag zu ihnen: ›So spricht der HERR, der mächtige Gott: Meint ihr, dass das gut geht? Wird nicht der erste Adler die Trauben des Weinstocks zerfetzen und seine Wurzeln ausreißen, sodass alle seine Blätter verdorren? Es wird keine große Kraft brauchen, um ihn aus dem Boden zu reißen.10Es wird bestimmt nicht gut gehen! Wenn der glühend heiße Ostwind kommt, wird der Weinstock auf dem Feld, in das er gepflanzt worden ist, verdorren. Völlig verdorren wird er.‹«
Die Deutung des Gleichnisses: König Zidkijas Untreue
11Darauf erging an mich das Wort des HERRN, er sagte:12»Sag zu diesem widerspenstigen Volk: ›Habt ihr begriffen, was dieses Gleichnis bedeutet? Ich will es euch erklären: Der König von Babylonien kam nach Jerusalem und nahm den König und seine Minister mit sich nach Babylon. (2Kön 24,10; 2Kön 24,15; Hes 2,3)13Er setzte an dessen Stelle einen anderen aus der königlichen Familie als König ein, schloss einen Vertrag mit ihm und ließ ihn Treue schwören. Die führenden Männer nahm er mit, (2Kön 24,17)14um zu verhindern, dass der neue König seine Befugnisse überschreite und sich über den Vertrag hinwegsetze und ihn breche.15Trotzdem brach der König den Vertrag und schickte Gesandte zum König von Ägypten, damit er ihn mit Pferden und Streitwagen und einem starken Heer unterstütze. Wird das gut gehen? Kann einer, der Verträge bricht, Erfolg haben? Wird er seiner Strafe entgehen? (2Chr 36,13)16So gewiss ich, der HERR, lebe: In Babylon wird er sterben, in der Stadt des Königs, der ihn eingesetzt und dem er einen Eid geschworen hat – und dann hat er trotzdem den Vertrag gebrochen! (2Kön 25,7; Hes 12,13)17Der Pharao kommt ihm nicht mit seiner Heeresmacht zu Hilfe, wenn er belagert wird und die Angreifer einen Wall um die Stadt aufschütten und Angriffsrampen gegen die Mauern vortreiben und viele Menschen den Tod finden. (Hes 4,2)18Er hat den Eid missachtet und den Vertrag gebrochen; er gab sein Wort und hat es nicht gehalten. Für ihn gibt es keine Rettung.‹19Der HERR, der mächtige Gott, sagt: ›So gewiss ich lebe, das wird er mir büßen! Bei meinem Namen hat er geschworen und es nicht gehalten, meinen Vertrag hat er gebrochen!20Deshalb spanne ich mein Netz aus und fange ihn ein, ich bringe ihn nach Babylon und stelle ihn dort vor mein Gericht, denn mir ist er untreu geworden. (Hes 12,13)21Seine Kriegsleute werden davonlaufen und mit dem Schwert niedergemacht werden; ihr Rest wird in alle Winde zerstreut. Dann werdet ihr erkennen, dass ich geredet habe, ich, der HERR!‹
Der künftige Herrscher auf dem Zionsberg
22Der HERR, der mächtige Gott, sagt: ›Ich werde einen zarten Spross aus dem Wipfel der hohen Zeder brechen und ihn auf einem hoch ragenden Berg einpflanzen. (Jes 11,1)23Auf dem Berg in der Mitte Israels werde ich ihn einpflanzen und er wird Zweige treiben und Frucht tragen und zur prächtigen Zeder werden. In ihren Zweigen werden alle Arten von Vögeln wohnen. (Hes 20,40)24Dann werden alle Bäume auf dem Feld erkennen, dass ich, der HERR, den hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe, den Baum mit saftigem Grün verdorren und den verdorrten Baum von Neuem grünen ließ. Ich, der HERR, sage das und tue es auch.‹« (1Sam 2,7; Hes 21,30; Hes 31,10)
Hesekiel 17
Lutherbibel 2017
Das Gleichnis vom Zedernwipfel und vom Weinstock
1Und des HERRN Wort geschah zu mir:2Du Menschenkind, lege dem Hause Israel ein Rätsel vor und ein Gleichnis3und sprich: So spricht Gott der HERR: Ein großer Adler mit großen Flügeln und langen Fittichen und vollen Schwingen, die bunt waren, kam auf den Libanon und nahm hinweg den Wipfel einer Zeder4und brach die Spitze ab und führte sie ins Land der Händler und setzte sie in die Stadt der Kaufleute. (Hes 16,29)5Dann nahm er ein Gewächs des Landes und pflanzte es in gutes Land, wo viel Wasser war, und setzte es am Ufer ein.6Und es wuchs und wurde ein ausgebreiteter Weinstock mit niedrigem Stamm; denn seine Ranken bogen sich zu ihm und seine Wurzeln blieben unter ihm; und so wurde es ein Weinstock, der Schösslinge hervortrieb und Zweige. (Hes 19,10)7Da kam ein anderer großer Adler mit großen Flügeln und starken Schwingen. Und siehe, der Weinstock bog seine Wurzeln zu diesem Adler hin und streckte seine Ranken ihm entgegen; der Adler sollte ihm mehr Wasser geben als das Beet, in das er gepflanzt war.8Und er war doch auf guten Boden an viel Wasser gepflanzt, sodass er wohl hätte Zweige bringen können, Früchte tragen und ein herrlicher Weinstock werden.9So sage nun: So spricht Gott der HERR: Sollte der geraten? Wird man nicht seine Wurzeln ausreißen, dass seine Früchte verderben? Und er wird verdorren; alle Blätter, die ihm gewachsen sind, werden verwelken. Ohne große Kraft und ohne viel Volk wird man ihn mit seinen Wurzeln ausreißen.10Siehe, er ist zwar gepflanzt; aber sollte er geraten? Sobald der Ostwind ihn trifft, wird er verdorren auf dem Beet, auf dem er gewachsen ist.11Und des HERRN Wort geschah zu mir:12Sprich doch zu dem Haus des Widerspruchs: Wisst ihr nicht, was damit gemeint ist? Und sprich: Siehe, es kam der König von Babel nach Jerusalem und nahm seinen König und seine Oberen und führte sie weg zu sich nach Babel. (2Kön 24,10; 2Kön 24,15)13Und er nahm einen vom königlichen Geschlecht und schloss einen Bund mit ihm und nahm einen Eid von ihm; aber die Gewaltigen im Lande führte er fort, (2Kön 24,17; 2Chr 36,13)14damit das Königtum niedrig bliebe und sich nicht erheben könnte, sondern sein Bund gehalten würde und bestünde.15Aber er fiel von ihm ab und sandte seine Boten nach Ägypten, dass man ihm Rosse und viel Kriegsvolk schicken sollte. Sollte es ihm gelingen? Sollte davonkommen, wer das tut? Sollte davonkommen, wer den Bund bricht?16So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: An dem Ort des Königs, der ihn als König eingesetzt hat, dessen Eid er verachtet und dessen Bund er gebrochen hat, da soll er sterben, mitten in Babel.17Auch wird ihm der Pharao nicht beistehen im Kriege mit einem großen Heer und viel Volk, wenn man zum Sturm den Wall aufwerfen und die Bollwerke bauen wird, sodass viele umkommen.18Denn weil er den Eid verachtet und den Bund gebrochen hat, weil er seine Hand darauf gegeben und doch dies alles getan hat, wird er nicht davonkommen.19Darum, so spricht Gott der HERR: So wahr ich lebe, will ich meinen Eid, den er verachtet hat, und meinen Bund, den er gebrochen hat, auf seinen Kopf kommen lassen.20Ich will mein Netz über ihn werfen, und er soll in meinem Garn gefangen werden, und ich will ihn nach Babel bringen und will dort mit ihm ins Gericht gehen, weil er mir die Treue gebrochen hat. (Hes 12,13)21Und alle Auserlesenen von seiner ganzen Streitmacht sollen durchs Schwert fallen, und alle, die übrig geblieben sind, sollen in alle Winde zerstreut werden, und ihr sollt erfahren, dass ich, der HERR, es geredet habe.22So spricht Gott der HERR: Dann will ich selbst von dem Wipfel der Zeder die Spitze wegnehmen und ihr einen Platz geben; ich will oben von ihren Zweigen ein zartes Reis brechen und will’s auf einen hohen und erhabenen Berg pflanzen. (Jes 11,1)23Auf den hohen Berg Israels will ich’s pflanzen, dass es Zweige gewinnt und Früchte bringt und ein herrlicher Zedernbaum wird, sodass Vögel aller Art in ihm wohnen und alles, was fliegt, im Schatten seiner Zweige bleiben kann. (Hes 20,40; Dan 4,9; Mt 13,32)24Und alle Bäume auf dem Felde sollen erkennen, dass ich der HERR bin: Ich erniedrige den hohen Baum und erhöhe den niedrigen; ich lasse den grünen Baum verdorren und den dürren Baum lasse ich grünen. Ich, der HERR, rede es und tue es auch. (1Sam 2,7; Hes 21,31)