1Sie tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: / Kurz und traurig ist unser Leben;
für das Ende des Menschen gibt es keine Heilung / und man kennt keinen, der aus der Unterwelt befreit. (Ps 30,4)2Durch Zufall sind wir geworden / und danach werden wir sein, als wären wir nie gewesen.
Rauch ist der Atem in unserer Nase / und das Denken ein Funke beim Schlag unseres Herzens; (1Mo 2,7; Ob 1,16; Sir 44,9)3verlöscht er, dann zerfällt der Leib zu Asche / und der Geist verweht wie dünne Luft.4Unser Name wird mit der Zeit vergessen, / niemand erinnert sich unserer Werke.
Unser Leben geht vorüber wie die Spur einer Wolke / und löst sich auf wie ein Nebel, / der von den Strahlen der Sonne verscheucht / und von ihrer Wärme zu Boden gedrückt wird. (Hi 7,9; Pred 9,5; Hos 13,3)5Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, / unser Ende wiederholt sich nicht; / es ist versiegelt und keiner kommt zurück. (Hi 8,9)6Auf, lasst uns die Güter des Lebens genießen / und die Schöpfung auskosten, wie es der Jugend zusteht! (Pred 9,7)7Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, / keine Blume des Frühlings darf uns entgehen.8Bekränzen wir uns mit Rosen, ehe sie verwelken. /9Keine Wiese bleibe unberührt von unserem Treiben,
überall wollen wir Zeichen der Fröhlichkeit zurücklassen; / denn dies ist unser Anteil und dies das Erbe. (5Mo 10,9; Jes 57,6)10Lasst uns den Gerechten unterdrücken, / der in Armut lebt, die Witwe nicht schonen / und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen! (3Mo 19,32; Jer 7,6; Jer 22,3; Hes 22,7; Hab 1,4; Sach 7,10; Mal 3,5)11Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; / denn das Schwache erweist sich als unnütz.12Lasst uns dem Gerechten auflauern! / Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg.
Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor / und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. (Jes 3,10)13Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, / und nennt sich einen Knecht des Herrn.14Er ist unserer Gesinnung ein Vorwurf, / schon sein Anblick ist uns lästig;15denn er führt ein Leben, / das dem der andern nicht gleicht, / und seine Wege sind grundverschieden.16Als falsche Münze gelten wir ihm; / von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat.
Das Ende der Gerechten preist er glücklich / und prahlt, Gott sei sein Vater.17Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, / und prüfen, wie es mit ihm ausgeht.18Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an / und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. (Ps 22,9; Jes 42,1)19Durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn prüfen, / um seinen Gleichmut kennenzulernen / und seine Widerstandskraft auf die Probe zu stellen.20Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; / er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.21So denken sie, aber sie irren sich; / denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind.22Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, / sie hoffen nicht auf Lohn für Heiligkeit / und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen.23Denn Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen / und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.[1] (1Mo 1,26; Jes 44,7; Jes 54,16)24Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt / und ihn erfahren alle, die ihm angehören. (1Mo 3,1)
Weisheit 2
Lutherbibel 2017
Rede der Frevler
1In die Irre gingen ihre Gedanken, und sie sagten zueinander: »Kurz und mühselig ist unser Leben, und wenn ein Mensch dahin ist, so ist es aus mit ihm. Auch weiß man von keinem, der aus dem Totenreich befreit. (Hi 14,10; Mt 20,28)2Denn nur zufällig sind wir geworden, und nachher werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Denn der Atem in unsrer Nase ist nur Rauch und unser Denken nur ein Funke, der aus dem Pochen unsres Herzens entsteht.3Wenn er verloschen ist, so geht der Leib dahin wie Asche, und der Geist zerflattert wie Luft. (Pred 3,20)4Unser Name wird mit der Zeit vergessen, und niemand wird sich unseres Tuns erinnern. Unser Leben fährt dahin, als wäre nur eine Wolke da gewesen, und zergeht wie Nebel, der von den Strahlen der Sonne verjagt und von ihrer Hitze verzehrt wird.5Unsre Zeit geht vorbei wie ein Schatten, und wenn wir weg sind, gibt es keine Wiederkehr; denn es ist besiegelt, dass niemand wiederkommt.6Kommt nun und lasst uns genießen, was wir jetzt haben, und die Schöpfung auskosten, solange wir jung sind. (Jes 22,13; 1Kor 15,32)7Wir wollen mit bestem Wein uns füllen und uns salben, und keine Frühlingsblume soll uns entgehen. (Jes 56,11)8Lasst uns Kränze tragen von Rosenknospen, ehe sie welk werden.9Keine Wiese bleibe von unserem Übermut verschont; überall lasst uns Spuren unserer Freude hinterlassen. Denn das ist unser Teil und dies unser Los.10Lasst uns den Gerechten unterdrücken, der in Armut lebt; lasst uns keine Witwe verschonen; wir wollen uns nicht scheuen vor dem grauen Haar des Greises. (Am 8,4)11Unsere Stärke sei das Gesetz der Gerechtigkeit; denn es zeigt sich, dass Schwäche nichts ausrichtet. (Hab 1,11)12So lasst uns dem Gerechten auflauern; denn er ist uns lästig und widersetzt sich unserm Tun und schilt uns, weil wir gegen das Gesetz sündigen, und hält uns vor, dass wir gegen die Zucht verstoßen. (Jer 11,18; Lk 11,54)13Er behauptet, Erkenntnis Gottes zu haben, und rühmt sich, ein Kind des Herrn zu sein.14Er wird uns zum Vorwurf bei allem, was wir denken; er ist uns unleidlich, wenn er sich nur sehen lässt. (1Petr 4,4)15Denn sein Leben unterscheidet sich von dem der andern, und ganz anders sind seine Wege.16Als falsche Münze gelten wir ihm, und er meidet unsre Wege wie Schmutz; er rühmt, wie es die Gerechten zuletzt gut haben werden, und prahlt damit, dass Gott sein Vater sei. (Ps 2,7; Ps 37,37; Sir 23,1)17So lasst doch sehen, ob sein Wort wahr ist, und prüfen, was bei seinem Ende geschehen wird.18Ist der Gerechte Gottes Sohn, so wird er ihm helfen und ihn erretten aus der Hand der Widersacher. (Mt 27,43)19Durch Schmach und Qual wollen wir ihn auf die Probe stellen, damit wir sehen, wie es mit seiner Sanftmut steht, und prüfen, wie geduldig er ist. (Jak 5,6)20Wir wollen ihn zu schändlichem Tod verurteilen, denn er selbst sagt ja, es werde ihm Rettung zuteil.«21Das alles dachten sie – und irrten; denn ihre Bosheit hat sie verblendet,22sodass sie Gottes Geheimnisse nicht erkannten; auch hatten sie nicht die Hoffnung, dass ein frommes Leben belohnt wird, und sie achteten die Ehre für nichts, die untadeligen Seelen gegeben wird.23Denn Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit geschaffen und ihn zum Abbild seines eignen Wesens gemacht. (1Mo 1,27; 2Tim 1,10; Weis 6,17)24Aber durch des Teufels Neid ist der Tod in die Welt gekommen, (1Mo 3,1; Joh 8,44; Röm 5,12; Röm 7,7)25und es müssen ihn erfahren, die ihm angehören.