1Davon hörte in jenen Tagen Judit, die Tochter Meraris, des Sohnes des Uz, des Sohnes Josefs, des Sohnes Usiëls, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Hananjas, des Sohnes Gideons, des Sohnes Rafains, des Sohnes Ahitubs, des Sohnes Elijas, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Eliabs, des Sohnes Natanaels, des Sohnes Schelumiëls, des Sohnes Zurischaddais, des Sohnes Simeons, des Sohnes Israels. (4Mo 1,6; 4Mo 2,12)2Ihr Mann Manasse, der aus ihrem Stamm und ihrer Sippe war, hatte zur Zeit der Gerstenernte den Tod gefunden.3Als er nämlich bei den Garbenbindern auf dem Feld stand, traf ihn ein Hitzschlag; er musste sich zu Bett legen und starb in seiner Heimatstadt Betulia. Man begrub ihn bei seinen Vätern auf dem Feld zwischen Dotan und Jibleam.4Nun lebte Judit schon drei Jahre und vier Monate als Witwe in ihrem Haus.5Sie hatte für sich auf dem flachen Dach ihres Hauses ein Zelt aufstellen lassen, hatte ein Trauergewand angelegt und trug die Kleider einer Witwe. (1Mo 38,1)6Sie fastete, seit sie Witwe war, alle Tage, außer am Sabbat und am Vortag des Sabbats, am Neumond und am Vortag des Neumonds und an den Festen und Freudentagen des Hauses Israel.7Sie hatte eine schöne Gestalt und ein blühendes Aussehen. Ihr Gatte Manasse hatte ihr Gold und Silber, Knechte und Mägde, Vieh und Felder hinterlassen, die sie in ihrem Besitz hielt. (1Mo 29,17; 1Mo 39,6)8Niemand konnte ihr etwas Böses nachsagen; denn sie war sehr gottesfürchtig. (Ps 112,1)
Judit und die Verzweiflung der Bewohner
9Judit hörte von den Vorwürfen des Volkes gegen das Stadtoberhaupt, als es wegen des Wassermangels den Mut verlor. Ebenso erfuhr sie, was Usija den Leuten geantwortet hatte und dass er ihnen unter Eid versprochen hatte, nach Ablauf von fünf Tagen die Stadt an die Assyrer auszuliefern.10Da ließ sie durch ihre Dienerin, die ihren ganzen Besitz verwaltete, die Ältesten ihrer Heimatstadt, Kabri und Karmi, herbeiholen.
Judits Gespräch mit den Ältesten der Stadt
11Als sie zu ihr kamen, sagte sie zu ihnen: Hört mich an, ihr Vorsteher der Einwohner von Betulia! Es war nicht recht, was ihr heute vor dem Volk gesagt habt. Durch diesen Eid, den ihr geschworen habt, habt ihr Gott und euch selbst festgelegt; denn ihr habt erklärt, dass ihr die Stadt unseren Feinden ausliefern wollt, wenn der Herr euch nicht inzwischen Hilfe schickt.12Wer seid ihr denn, dass ihr am heutigen Tag Gott auf die Probe stellt und euch vor allen Leuten an die Stelle Gottes setzt? (2Mo 17,2; 4Mo 14,22; 5Mo 6,16; Sir 18,23)13Ihr wollt den Herrn, den Allmächtigen, auf die Probe stellen und kommt doch ewig zu keiner Erkenntnis.14Nicht einmal die Tiefe des Menschenherzens könnt ihr ergründen und die Gedanken seines Geistes erfassen. Wie wollt ihr dann Gott erforschen, der das alles geschaffen hat? Wie wollt ihr seine Gedanken erkennen und seine Absichten verstehen? Nein, meine Brüder, reizt den Herrn, unseren Gott, nicht zum Zorn!15Auch wenn er nicht gewillt ist, uns in diesen fünf Tagen Hilfe zu schaffen, so hat doch er zu bestimmen, zu welcher Zeit er uns helfen oder uns vor den Augen unserer Feinde vernichten will.16Versucht nicht, die Entscheidungen des Herrn, unseres Gottes, zu erzwingen; denn Gott ist nicht wie ein Mensch, dem man drohen kann, und wie ein Menschenkind, das man beeinflussen kann. (4Mo 23,19; 1Sam 15,29; Weis 9,13)17Darum wollen wir die Rettung von ihm erwarten und ihn um Hilfe anrufen. Er wird unser Flehen erhören, wenn es seinem Willen entspricht.18Denn eines gab es bei uns nicht und gibt es auch heute nicht: Es gibt weder einen Stamm noch eine Familie, weder ein Gebiet noch eine Stadt, die von Menschen gemachte Götter anbeten, wie es in früherer Zeit geschah. (Jes 44,9; Jer 10,3)19Damals wurden unsere Väter dem Schwert und der Plünderung preisgegeben und mussten vor den Augen unserer Feinde schwere Niederlagen erleiden.20Wir aber kennen keinen anderen Gott als ihn allein. Daher dürfen wir hoffen, dass er uns und unser Volk nicht im Stich lassen wird. (5Mo 5,6)21Wenn wir nämlich überwältigt werden, dann wird auch ganz Judäa erobert und unser Heiligtum geplündert werden. Von uns aber wird Gott für die Entweihung des Heiligtums blutige Rechenschaft fordern.22Uns wird er die Ermordung unserer Brüder, die Entvölkerung des Landes, die Verwüstung unseres Erbbesitzes zur Last legen, inmitten der Heiden, bei denen wir als Sklaven dienen und unseren Herren Anlass zu Spott und Verachtung sein werden. (Ps 7,17)23Unsere Knechtschaft wird dann nicht mehr zum Guten gewendet werden, sondern der Herr, unser Gott, wird sie für uns zur Schande werden lassen.24Daher, Brüder, wollen wir jetzt unseren Stammesbrüdern beweisen, dass wir für ihr Leben einstehen und dass das Heiligtum, der Tempel und der Altar, sich auf uns verlassen können.25Bei alldem aber lasst uns dem Herrn, unserem Gott, danken, dass er uns ebenso prüft wie schon unsere Väter. (1Mo 22,1; 1Mo 29,1; 5Mo 8,2; Jer 10,24)26Denkt daran, was er mit Abraham machte, wie er Isaak prüfte und was Jakob im syrischen Mesopotamien erlebte, als er die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, hütete.27Denn wie er diese Männer im Feuer geläutert hat, um ihr Herz zu prüfen, so hat er auch mit uns kein Strafgericht vor, sondern der Herr züchtigt seine Freunde, um sie zur Einsicht zu führen. (Spr 3,11; Jdt 2,1; Jdt 6,5; Weis 3,1; Sir 2,1; Sir 4,11)28Da sagte Usija zu ihr: Alles, was du gesagt hast, kam aus einem edlen Herzen und es gibt niemand, der deinen Worten widersprechen kann.29Deine Weisheit wird ja nicht erst heute offenbar, sondern schon von deiner frühesten Jugend an kennt das ganze Volk deine Einsicht und weiß, wie edel die Gedanken deines Herzens sind. (Spr 1,1)30Aber das Volk leidet furchtbaren Durst; sie zwangen uns zu tun, was wir ihnen versprochen haben, und einen Eid auf uns zu laden, den wir nicht brechen dürfen. (2Mo 32,21)31Doch bete du jetzt für uns, denn du bist eine gottesfürchtige Frau! Dann wird der Herr Regen schicken, um unsere Zisternen zu füllen, und wir brauchen nicht zu verschmachten.32Da sagte Judit zu ihnen: Hört mich an! Ich will eine Tat vollbringen, von der man noch in fernsten Zeiten den Kindern unseres Volkes erzählen wird.33Ihr werdet diese Nacht am Tor stehen und ich werde mit meiner Dienerin hinausgehen. In den Tagen, nach denen ihr gesagt habt, die Stadt unseren Feinden zu übergeben, wird sich der Herr durch meine Hand um Israel kümmern. (Jdt 4,15)34Ihr aber werdet nicht nach meinem Vorhaben fragen; denn ich werde euch nichts mitteilen, bevor das vollendet ist, was ich tun will.35Da sagten Usija und die Stadtältesten zu ihr: Geh in Frieden! Gott, der Herr, sei dein Führer bei dem Strafgericht an unseren Feinden.36Dann verließen sie das Zelt und kehrten auf ihre Posten zurück.
Judit 8
Lutherbibel 2017
Judits Herkunft und Lebensführung
1Das hörte in jenen Tagen auch Judit, die Tochter Meraris, des Sohnes des Uz, des Sohnes Josefs, des Sohnes Usiëls, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes des Hananjas, des Sohnes Gideons, des Sohnes Rafaïns, des Sohnes Ahitubs, des Sohnes Elijas, des Sohnes Hilkijas, des Sohnes Eliabs, des Sohnes Natanaëls, des Sohnes Schelumiëls, des Sohnes Zurischaddais, des Sohnes Israels.2Judits Mann Manasse aber, aus ihrem Stamm und ihrer Sippe, war zur Zeit der Gerstenernte gestorben.3Er hatte auf dem Felde die Garbenbinder beaufsichtigt, als ihn ein Hitzschlag traf. Da fiel er auf sein Bett und starb in seiner Stadt Betulia. Und sie begruben ihn bei seinen Vätern auf dem Feld, das zwischen Dotan und Belmain liegt. (2Kön 4,18)4Judit aber lebte nun schon drei Jahre und vier Monate als Witwe in ihrem Haus.5Auf dem Dach ihres Hauses hatte sie sich ein Zelt gemacht. Um ihre Hüften hatte sie einen Sack gelegt und trug darüber die Kleider einer Witwe. (Jdt 9,1; Jdt 10,3)6Und sie fastete alle Tage ihrer Witwenschaft, außer am Tag vor dem Sabbat und am Sabbat selbst, am Tag vor dem Neumond und am Neumond selbst sowie an den Festen und Freudentagen des Hauses Israel.7Sie war sehr schön von Gestalt und von blühendem Aussehen. Ihr Mann Manasse hatte ihr Gold und Silber, Knechte und Mägde, Vieh und Felder hinterlassen, über die sie verfügte.8Und es gab niemanden, der ihr etwas Schlechtes nachsagen konnte, denn sie fürchtete Gott sehr.
Judit redet zu den Ältesten von Betulia
9Und Judit hörte die harten Reden des Volkes gegen sein Oberhaupt Usija, weil sie kleinmütig geworden waren wegen des Mangels an Wasser. Auch hörte sie alle Worte, die Usija zu ihnen gesagt hatte, und wie er ihnen geschworen hatte, die Stadt nach fünf Tagen an die Assyrer zu übergeben.10Da sandte sie die Magd, die ihr Hab und Gut verwaltete, und lud Usija, Kabri und Karmi zu sich ein, die Ältesten ihrer Stadt.
Rede der Judit
11Als die nun zu ihr kamen, sprach sie zu ihnen: Hört mich an, ihr Oberhäupter von Betulia! Das Wort, das ihr heute zu dem Volk gesprochen habt, war nicht recht. Ihr habt einen Eid geschworen, der nun zwischen Gott und euch steht, und habt versprochen, die Stadt unseren Feinden zu übergeben, wenn der Herr uns unterdessen nicht hilft!12Wer seid ihr denn, dass ihr Gott am heutigen Tage versucht und euch vor allen Menschen über Gott erhebt? (5Mo 6,16)13Wollt ihr etwa den Herrn, den Allmächtigen, herausfordern? Wollt ihr denn ewig unverständig bleiben? (5Mo 6,16; Jes 7,12)14Könnt ihr doch nicht einmal die Tiefe des menschlichen Herzens noch seine Gedanken begreifen! Wie wollt ihr da Gott erforschen, der alles geschaffen hat, seinen Sinn erkennen oder seine Überlegungen begreifen? Niemals, Brüder! Erzürnt nicht den Herrn, unsern Gott!15Denn auch wenn er uns nicht in diesen fünf Tagen helfen will, hat er doch die Macht, uns vor unseren Feinden zu schützen oder uns zu vernichten, wann immer er will.16Versucht nicht, den Willen des Herrn, unseres Gottes, zu erzwingen! Gott ist ja nicht wie ein Mensch, dem man drohen könnte, und nicht wie einer, der sich bedrängen ließe! (4Mo 23,19)17Darum lasst uns auf seine Rettung warten und ihn um Hilfe anrufen! Er wird unsere Stimme erhören, wann es ihm gefällt!18Denn es gibt ja zu dieser Zeit unter uns keinen Stamm und keine Sippe, kein Geschlecht und keine Stadt mehr, die selbst gemachte Götter anbeten, wie das in früheren Zeiten geschehen ist.19Darum kamen Schwert und Raub über unsere Väter, und sie wurden vor unseren Feinden tief gedemütigt.20Wir aber kennen keinen anderen Gott als ihn allein. Deshalb hoffen wir auch, dass er niemanden von uns und unserem Volk vergessen wird. (5Mo 6,4)21Denn wenn wir besiegt werden, wird ganz Judäa fallen. Dann wird auch unser Heiligtum geplündert, und für seine Entweihung wird von uns Rechenschaft gefordert. (Ps 94,10)22Der Tod unserer Brüder und die Verbannung aus unserem Land und die Verwüstung unseres Erbteils werden auf unser Haupt zurückfallen, wenn wir fremden Völkern dienen müssen. Und wir müssen zu Hohn und Spott werden bei denen, die uns beherrschen.23Dann wird sich unsere Knechtschaft nicht mehr zum Guten wenden; sondern der Herr, unser Gott, wird uns zuschanden machen.24Deshalb lasst uns unseren Brüdern in Jerusalem zeigen, dass wir für ihr Leben einstehen und uns vor das Heiligtum, den Tempel und den Altar stellen wollen.25Zugleich aber lasst uns dem Herrn, unserem Gott, danken, dass er uns ebenso prüft wie unsere Väter auch.26Erinnert euch, was er mit Abraham getan hat, wie er Isaak versuchte und wie es Jakob in Mesopotamien erging, als er die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, hütete.27Denn wie er jene im Feuer geläutert hat, um ihre Herzen zu prüfen, so ist auch dies keine Strafe für uns, sondern durch Züchtigung ermahnt der Herr, die ihm nahe sind.
Antwort des Usija
28Da antwortete Usija ihr: Alles, was du sagst, kommt aus einem reinen Herzen, und es gibt niemanden, der deinen Worten widerstehen könnte.29Nicht erst seit heute ist ja deine Weisheit offenbar, sondern schon von jeher kennt das ganze Volk deine Einsicht und das Gute, das dein Herz ersinnt.30Aber das Volk litt furchtbaren Durst und zwang uns, zu tun, was wir ihnen zugesagt haben, und uns einen Eid aufzuerlegen, den wir nicht mehr brechen dürfen.31Darum bete nun für uns, denn du bist eine gottesfürchtige Frau. Vielleicht wird der Herr uns Regen senden, damit sich unsere Zisternen füllen und wir nicht verschmachten müssen.
Judit bittet die Ältesten um Unterstützung
32Judit aber entgegnete ihnen: Hört mich an! Ich will eine Tat vollbringen, von der man noch in fernen Zeiten bei den Nachkommen unseres Volkes erzählen wird.33Wartet heute Nacht am Tor, wenn ich mit meiner Magd hinausgehe. Noch bevor ihr die Stadt übergeben müsst, wie ihr es versprochen habt, wird sich der Herr durch meine Hand Israel wieder zuwenden.34Ihr sollt aber meinem Vorhaben nicht nachforschen, denn nichts davon will ich euch sagen, bis vollbracht ist, was ich tun will.35Und Usija und die Oberhäupter sprachen zu ihr: Geh hin in Frieden! Gott der Herr sei mit dir, um uns an unseren Feinden zu rächen!36Und sie verließen Judits Zelt und kehrten auf ihre Posten zurück.