1Zum Ekel ist mein Leben mir geworden, / ich lasse meiner Klage freien Lauf, / reden will ich in meiner Seele Bitternis. (Spr 29,11)2Ich sage zu Gott: Sprich mich nicht schuldig, / lass mich wissen, warum du mich befehdest!3Was hast du davon, dass du Gewalt verübst, / dass du die Mühsal deiner Hände verwirfst, / doch über dem Plan der Frevler aufstrahlst?4Hast du die Augen eines Sterblichen, / siehst du, wie Menschen sehen? (1Sam 16,7)5Sind Menschentagen deine Tage gleich / und deine Jahre wie des Mannes Tage,6dass du Schuld an mir suchst, / nach meiner Sünde fahndest,7obwohl du weißt, dass ich nicht schuldig bin / und dass keiner retten kann aus deiner Hand? (Hi 33,9)8Deine Hände haben mich gebildet, mich gemacht; / dann hast du dich umgedreht und mich vernichtet.[1] (1Mo 2,7)9Denk doch daran, wie Ton hast du mich gemacht / und zu Staub lässt du mich zurückkehren.10Hast du mich nicht ausgegossen wie Milch, / wie Käse mich gerinnen lassen? (Ps 139,13)11Mit Haut und Fleisch hast du mich umkleidet, / mit Knochen und Sehnen mich durchflochten.12Leben und Huld hast du mir verliehen, / deine Obhut schützte meinen Geist.13Doch verbirgst du dies in deinem Herzen; / ich weiß, das hattest du im Sinn.14Sündige ich, wirst du mich bewachen, / mich nicht freisprechen von meiner Schuld.15Wenn ich schuldig würde, dann wehe mir! / Aber selbst wenn ich im Recht wäre, dürfte ich mein Haupt nicht erheben, / bin gesättigt mit Schmach und geplagt mit Kummer.[2]16Erhebe ich es doch, jagst du mich wie ein Löwe / und erweist dich wieder wunderbar an mir. (Jes 38,13)17Neue Zeugen bietest du gegen mich auf, / häufst deinen Unwillen auf mich, / immer neue Heere führst du mir entgegen.18Warum ließest du mich aus dem Mutterschoß kommen, / warum verschied ich nicht, ehe mich ein Auge sah? (Hi 3,11; Pred 4,2)19Wie nie gewesen wäre ich dann, / vom Mutterleib zum Grab getragen.20Sind wenig nicht die Tage meines Lebens? / Lass ab von mir, damit ich ein wenig heiter blicken kann,[3] (Hi 7,7; Hi 14,1; Ps 39,14)21bevor ich fortgehe ohne Wiederkehr / ins Land der Finsternis und des Todesschattens, (Hi 16,22; Ps 49,20)22ins Land, so dunkel wie die Nacht, / wo Todesschatten herrscht und keine Ordnung, / und wenn es leuchtet, ist es wie die Nacht.
Hiob 10
Lutherbibel 2017
1Mich ekelt mein Leben an. Ich will meiner Klage ihren Lauf lassen und reden in der Betrübnis meiner Seele2und zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! Lass mich wissen, warum du mich vor Gericht ziehst.3Gefällt dir’s, dass du Gewalt tust und verwirfst das Werk deiner Hände und dein Licht leuchten lässt über den Plan der Frevler?4Hast du denn Menschenaugen, oder siehst du, wie ein Sterblicher sieht? (1Sam 16,7)5Oder ist deine Zeit wie eines Menschen Zeit oder deine Jahre wie eines Mannes Jahre,6dass du nach meiner Schuld fragst und nach meiner Sünde suchst,7wo du doch weißt, dass ich nicht schuldig bin und niemand da ist, der aus deiner Hand erretten kann?8Deine Hände haben mich gebildet und bereitet; danach hast du dich abgewandt und mich verdorben. (Ps 139,14)9Bedenke doch, dass du mich aus Lehm gemacht hast, und lässt mich wieder zum Staub zurückkehren? (1Mo 2,7; 1Mo 3,19; Hi 33,6)10Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse gerinnen lassen?11Du hast mir Haut und Fleisch angezogen; aus Knochen und Sehnen hast du mich geflochten;12Leben und Wohltat hast du an mir getan, und deine Obhut hat meinen Odem bewahrt. (Apg 17,28)13Aber dies verbargst du in deinem Herzen – ich weiß, du hattest das im Sinn –,14dass du darauf achten wolltest, wenn ich sündigte, und mich von meiner Schuld nicht lossprechen.15Wäre ich schuldig, dann wehe mir! Und wäre ich schuldlos, so dürfte ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Schmach und getränkt mit Elend.16Und wenn ich es aufrichtete, so würdest du mich jagen wie ein Löwe und wiederum erschreckend an mir handeln. (Jes 38,13)17Du würdest immer neue Zeugen gegen mich stellen und deinen Zorn auf mich noch mehren und immer neue Heerhaufen gegen mich senden.18Warum hast du mich aus meiner Mutter Schoß kommen lassen? Ach dass ich umgekommen wäre und mich nie ein Auge gesehen hätte! (Hi 3,11; Jer 20,14)19So wäre ich, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterleib weg zum Grabe gebracht.20Ist denn mein Leben nicht kurz? So höre auf und lass ab von mir, dass ich ein wenig erquickt werde,21ehe denn ich hingehe – und komme nicht zurück – ins Land der Finsternis und des Dunkels, (Hi 7,10)22ins Land, wo es stockfinster ist und dunkel ohne alle Ordnung, und wenn’s hell wird, so ist es immer noch Finsternis.