Gotteslästerung Nikanors, himmlische Fürbitte des Hohepriesters Onias und des Propheten Jeremia
1Nikanor erfuhr, dass Judas sich mit seinen Männern in der Gegend von Samaria aufhielt; da beschloss er, sie ohne jede Gefahr am Ruhetag anzugreifen.2Aber die Juden, die gezwungen waren, ihn zu begleiten, sagten: Bring sie doch nicht um, als seist du ein wildes Tier oder ein Barbar! Halte den Tag in Ehren, der von dem, der die ganze Welt überblickt, in besonderer Weise mit Heiligkeit ausgezeichnet wurde!3Der dreimal Verfluchte fragte, ob es im Himmel wirklich einen Herrscher gebe, der befohlen habe, den Sabbat zu begehen.4Sie bekannten: Der lebendige Herr selbst, der Herrscher im Himmel, hat angeordnet, den siebten Tag einzuhalten. (2Mo 20,8; 5Mo 5,12)5Da erwiderte er: Und ich bin der Herrscher auf der Erde; ich befehle, die Waffen zu ergreifen und zu tun, was das Staatswohl verlangt. Dennoch gelang es ihm nicht, seinen verbrecherischen Plan auszuführen.6Nikanor, der in seinem Stolz seinen Kopf hoch trug, hatte beschlossen, öffentlich ein Denkmal seines Sieges über die Männer des Judas zu errichten.7Der Makkabäer aber hörte nicht auf, sein Vertrauen und all seine Hoffnung auf die Hilfe des Herrn zu setzen.8Er ermahnte seine Männer, sich vor den anrückenden Heiden nicht zu fürchten. Sie sollten daran denken, wie der Himmel ihnen in der Vergangenheit geholfen habe; auch jetzt dürften sie vom Allherrscher den Sieg erwarten.9Mit Worten aus dem Gesetz und aus den Propheten flößte er ihnen Mut ein, erinnerte sie auch an die Kämpfe, die sie schon bestanden hatten, und stärkte so ihren Kampfesmut.10Nachdem er ihre Begeisterung geweckt hatte, spornte er sie noch weiter an, indem er sie daran erinnerte, wie die Heiden die Verträge nicht gehalten und ihre Schwüre gebrochen hatten.11So wappnete er jeden von ihnen, nicht mit der Sicherheit, die Schild und Lanze verleihen, sondern mit dem Mut, den rechte Worte entfachen. Auch erzählte er ihnen einen überaus glaubwürdigen Traum, eine Vision, die alle sehr erfreute.12Er hatte Folgendes gesehen: Ihm war der frühere Hohepriester Onias erschienen, ein edler und gerechter Mann, bescheiden im Umgang, von gütigem Wesen und besonnen im Reden, von Kindheit an in allem auf Tugend bedacht; dieser breitete seine Hände aus und betete für das ganze jüdische Volk. (2Mak 3,1)13In gleicher Haltung erschien dann ein Mann mit grauem Haar, von herrlicher Gestalt; der Glanz einer wunderbaren, überwältigenden Hoheit ging von ihm aus.14Onias begann zu reden und sagte: Das ist der Freund seiner Brüder, der viel für das Volk und die heilige Stadt betet, Jeremia, der Prophet Gottes.[1] (Jer 7,16; Jer 11,14; Jer 14,11; Jer 15,11; Jer 18,20; Jer 37,3; Jer 42,2)15Dann streckte Jeremia die rechte Hand aus und übergab ihm ein goldenes Schwert; dabei sagte er:16Nimm das heilige Schwert, das Gott dir schenkt! Mit ihm wirst du die Feinde schlagen.
Schlacht, Niederlage und Tod Nikanors, Einsetzung des Nikanortages
17Die Worte des Judas gaben ihnen Zuversicht; denn sie waren sehr schön und hatten die Kraft, zur Tapferkeit anzuspornen und die Jugend mit männlichem Mut zu erfüllen. Man beschloss, kein Lager zu beziehen, sondern kühn anzugreifen und mit allem Mut im Kampf Mann gegen Mann die Entscheidung herbeizuführen; denn die Stadt, das Heilige und das Heiligtum seien in Gefahr.18Sie fürchteten weniger um Frauen und Kinder, um Brüder und Verwandte als um die Heiligkeit des Tempels.19Die in der Stadt Zurückgebliebenen waren hauptsächlich in Angst wegen des Angriffs draußen auf offenem Feld.20Alle warteten, dass die Entscheidung falle. Schon hatten die Feinde sich vereinigt und ihr Heer rückte geordnet vor; die Elefanten wurden aufgestellt, wo es am günstigsten war; die Reiterei verteilte sich auf die Flügel.21Der Makkabäer sah, wie die Massen der Feinde dastanden, die verschiedenen Waffengattungen, die zur Wildheit gereizten Tiere. Da erhob er seine Hände zum Himmel und rief zum Herrn, der Wunder vollbringt. Denn er wusste, dass es nicht auf die Waffen ankommt, sondern dass denen der Sieg zufällt, die Gott für würdig erachtet.22Dabei sprach er dieses Gebet: Unser Herrscher, du hast zu Hiskija, dem König von Juda, deinen Engel gesandt und er erschlug im Heer Sanheribs hundertfünfundachtzigtausend Mann. (2Kön 19,35)23Herrscher im Himmel, sende auch jetzt einen guten Engel vor uns her, damit er Furcht und Schrecken verbreitet!24Vor deinem gewaltigen Arm sollen alle erschrecken, die lästernd gegen dein heiliges Volk heranziehen. So sprach er.25Die Truppen Nikanors rückten mit Trompetengeschmetter und Kampfliedern vor. (1Mak 7,39)26Die Leute des Judas dagegen griffen die Feinde unter Beten und Flehen an.27Mit den Händen kämpften sie, im Herzen beteten sie zu Gott. Mindestens fünfunddreißigtausend Mann streckten sie zu Boden, hocherfreut, dass Gott sich so sichtbar offenbarte.28Schon war der Kampf beendet und sie wollten voller Freude aufbrechen, da entdeckten sie Nikanor, der in seiner Rüstung erschlagen dalag.29Es gab ein großes Geschrei und Getümmel und sie priesen den Herrn in der Sprache ihrer Väter.30Judas, der immer mit Leib und Seele für seine Mitbürger gestritten hatte, der von Jugend an seinen Landsleuten herzlich zugetan war, gab den Befehl, ihm den Kopf und eine Hand mitsamt dem Arm abzuschlagen und nach Jerusalem zu bringen.31Sobald er dort angekommen war, rief er seine Landsleute zusammen und befahl den Priestern, sich vor dem Altar aufzustellen; auch schickte er Boten zu der Besatzung der Burg.32Dann zeigte er den Kopf des Verbrechers Nikanor und die Hand des Lästerers, die dieser prahlend gegen das heilige Haus des Allherrschers ausgestreckt hatte.33Die Zunge des Frevlers Nikanor ließ er herausschneiden, zerstückeln und den Vögeln zum Fraß vorwerfen; den Arm ließ er dem Tempel gegenüber aufhängen als Zeichen des bestraften Wahnsinns.34Alle priesen den Herrn im Himmel, der seine Macht so sichtbar gezeigt hatte, und riefen: Gepriesen sei der, der seinen Ort vor der Entweihung bewahrt hat!35Den Kopf Nikanors hängte Judas an die Burg als ein für alle sichtbares und offenkundiges Zeichen der Hilfe des Herrn.36In einer öffentlichen Abstimmung beschlossen alle einstimmig, diesen Tag nicht ohne Fest zu belassen, sondern ihm einen besonderen Rang zu verleihen; es ist der dreizehnte Tag des zwölften Monats, der auf aramäisch Adar heißt, der Tag vor dem Mordechai-Tag. (Est 9,19; Est 10,3)
Epilog
37Das waren die Ereignisse, die mit Nikanor zusammenhingen. Seit jener Zeit blieb die Stadt im Besitz der Hebräer. Darum höre ich hier mit der Erzählung auf. (1Mak 7,27)38Ist sie gut und geschickt erzählt, habe ich mein Ziel erreicht; ist sie aber schlecht oder mittelmäßig - ich habe mein Bestes getan.39Es ist gleich schädlich, unvermischten Wein oder pures Wasser zu trinken. Wein mit Wasser vermischt hingegen schmeckt vorzüglich. Ähnlich hängt es auch vom Aufbau der Erzählung ab, ob sie die Ohren dessen erfreut, dem dieses Buch in die Hände kommt. Damit will ich schließen.
2.Makkabäer 15
Lutherbibel 2017
Sieg über Nikanor
1Als aber Nikanor hörte, dass Judas sich mit seinen Leuten in Samarien aufhielt, dachte er, er könnte sie am Sabbat ohne jede Gefahr angreifen. (1Mak 7,39)2Und als ihn die Juden, die er gezwungen hatte mitzuziehen, baten, er möge sie nicht so grausam und unmenschlich umbringen, sondern den heiligen Tag achten, den der Allwissende selbst geehrt und geheiligt hat,3fragte sie der Erzfrevler: Gibt es denn den Herrscher im Himmel, der den Sabbat geboten hätte?4Und sie antworteten ihm: Ja, der lebendige Herr ist Herrscher im Himmel, der hat den siebenten Tag zu feiern geboten. (2Mo 20,8)5Darauf sagte er: So bin ich der Herrscher auf Erden und gebiete euch, ihr sollt die Waffen ergreifen und den Befehl des Königs ausführen. Aber er konnte sein ruchloses Vorhaben trotzdem nicht vollbringen. (Dan 7,25)6Und Nikanor prahlte vermessen und hatte sich schon vorgenommen, für seinen Sieg über Judas ein Denkmal errichten zu lassen.7Aber Makkabäus hatte unablässig die Zuversicht und Hoffnung, der Herr werde ihm beistehen,8und ermunterte seine Männer, sie sollten sich vor den anrückenden Heiden nicht fürchten, sondern an die Hilfe denken, die ihnen früher oft vom Himmel gesandt worden war, und jetzt auch auf den Sieg hoffen, den der Allmächtige ihnen schicken werde.9Er sagte ihnen ermutigende Worte aus dem Gesetz und den Propheten und erinnerte sie an die Schlachten, die sie früher gewonnen hatten, und machte ihnen so Mut. (2Mo 14,13; 1Mak 12,9)10Als er sie nun angefeuert hatte, erzählte er ihnen auch, wie die Heiden ihre Zusagen nicht gehalten und ihre Eide gebrochen hätten.11Und er rüstete sie aus, doch nicht mit Vertrauen auf Schild und Spieß, sondern mit Zuspruch guter Worte. Er berichtete ihnen auch von einem Traum, der glaubwürdig war; davon bekamen alle Mut.12Und dies hatte er gesehen: Onias, der frühere Hohepriester, ein trefflicher, im Umgang bescheidener, gütiger, beredter Mann, der von Jugend auf allem Guten nachgestrebt hatte, der streckte seine Hände aus und betete für das ganze Heer der Juden. (2Mak 3,1)13Danach erschien ihm ein würdiger, alter Mann, und um ihn war ein wunderbarer, herrlicher Glanz.14Und Onias sagte zu Judas: Dies ist Jeremia, der Prophet Gottes, der deine Brüder sehr lieb hat und stets für das Volk und die heilige Stadt betet. (Jer 37,3)15Danach gab Jeremia mit der Rechten dem Judas ein goldenes Schwert und sagte zu ihm:16Nimm hin das heilige Schwert, das dir Gott schenkt; damit sollst du die Feinde schlagen!17Als Judas sie nun mit solchen guten Worten, die zur Tapferkeit anfeuern und den Jungen Mut geben konnten, aufgerufen hatte, beschlossen sie, kein Lager mehr aufzuschlagen, sondern entschlossen gegen die Feinde zu ziehen, sie tapfer anzugreifen und die Sache zu entscheiden, weil die Stadt, der Gottesdienst und der Tempel in Gefahr waren. (2Mak 14,33)18Denn sie bangten nicht so sehr um ihre Frauen und Kinder, Brüder und Verwandten, sondern sie sorgten sich vor allem um den heiligen Tempel.19Und die in der Stadt blieben, waren in großer Sorge um ihr Kriegsvolk draußen im Felde.20Als es nun zum Treffen kommen sollte und die Feinde sich gesammelt hatten und in Schlachtordnung angetreten und die Elefanten an einem günstigen Ort aufgestellt und die Reiter auf beide Flügel verteilt worden waren21und als Makkabäus die Feinde sah und ihre vielfältige Rüstung und die schrecklichen Tiere, streckte er seine Hände zum Himmel empor und betete zum Herrn, der Wunder tut. Denn er wusste wohl, dass der Sieg nicht durch Waffen kommt, sondern Gott ihn denen gibt, die er würdig findet. (2Mak 12,22)22Und er betete so: Herr, zur Zeit Hiskias, des Königs von Juda, hast du deinen Engel gesandt; der erschlug in Sanheribs Lager 185000 Mann. (2Kön 19,35; 2Mak 8,19)23So schicke nun auch, du Herrscher im Himmel, einen guten Engel vor uns her, der Furcht und Schrecken verbreitet.24Lass die erzittern vor deinem starken Arm, die mit Gotteslästerung gegen dein heiliges Volk ziehen. Und damit hörte Judas auf.25So zogen Nikanor und sein Heer heran mit Trompeten und Kriegsgeschrei.26Judas aber und seine Leute griffen die Feinde an mit Gebet und Flehen.27Und mit den Händen führten sie das Schwert, mit dem Herzen aber schrien sie zu Gott und erschlugen nicht weniger als 35000 Mann. Und sie freuten sich sehr, dass Gott sich so mächtig gezeigt hatte.28Als nun die Schlacht beendet war und sie mit Freuden wieder abzogen, sahen sie, wie Nikanor in seinem Harnisch gefallen dalag.29Da erhob sich ein Freudengeschrei und Jauchzen, und sie lobten den Herrn in der Sprache ihrer Väter.
Das Siegesfest
30Judas, der Leib und Leben für sein Volk eingesetzt und von Jugend auf sich zu seinen Landsleuten gehalten hatte, gebot, man solle dem Nikanor den Kopf und die Hand samt der Schulter abhauen und mit nach Jerusalem bringen. (1Sam 17,54; 1Mak 7,47)31Als er nun dorthin kam, rief er seine Landsleute zusammen und stellte die Priester vor den Altar und schickte zu den Feinden auf der Burg32und zeigte den Kopf des verruchten Nikanor und die Hand des Lästerers, die er gegen das heilige Haus des Allmächtigen ausgestreckt und dabei Lästerworte ausgestoßen hatte.33Er schnitt auch dem gottlosen Nikanor die Zunge aus und ließ sie in Stücken den Vögeln vorwerfen und die Hand, mit der er so unsinnig gehandelt hatte, gegenüber dem Tempel aufhängen. (2Mak 7,4)34Und das ganze Volk lobte den Herrn im Himmel, der wahrhaftig erschienen war[1], und sprach: Gelobt sei, der seine Stätte bewahrt hat, dass sie nicht unrein geworden ist!35Und er steckte Nikanors Kopf auf, sodass ihn alle aus der Burg sehen konnten, zu einem öffentlichen Zeichen dafür, dass ihnen der Herr geholfen hatte.36Es wurde auch einträchtig von allen beschlossen, man solle diesen Tag niemals vergessen, sondern ihn feiern am dreizehnten Tag des zwölften Monats, der auf Syrisch Adar heißt, einen Tag vor dem Gedenktag des Mordechai. (Est 9,17)
Schlusswort des Verfassers
37So will ich nun hiermit dies Buch beschließen, nachdem Nikanor umgekommen ist und die Hebräer die Stadt seit jener Zeit wieder in Besitz haben.38Und wenn es gut gelungen und geschickt geordnet ist, so war das meine Absicht. Ist’s aber zu schlicht und einfach geraten, so habe ich doch getan, so viel ich vermochte.39Denn immer nur Wein oder nur Wasser trinken wird einem zuwider. Wenn aber Wein mit Wasser vermischt erst wirklich Freude macht, so erfreut die Art, wie man die Worte setzt, die Ohren derer, die die Geschichte hören. Damit bin ich am Ende angelangt.