1Wehe mir, denn es geht mir wie denen, die Obst einsammeln, die bei der Weinernte Nachlese halten: Keine Traube mehr gibt es zu essen, keine Frühfeige, nach der doch meine Seele verlangt! (Jes 5,7; Mk 11,13)2Der Getreue ist aus dem Land verschwunden, und es ist kein Redlicher mehr unter den Menschen. Sie lauern alle auf Blut, jeder jagt seinen Bruder mit Netzen. (Ps 12,2; Spr 1,11; Jer 5,26; Hos 6,9)3Zum Bösen brauchen sie beide Hände, um es ja recht gut zu machen; der Fürst fordert, und dem Richter ist es um den Lohn zu tun; der Große sagt, wie er es haben will, und danach drehen sie’s! (Jes 1,23; Jer 4,22; Am 5,12)4Der Beste von ihnen ist wie ein Dornstrauch, der Redlichste schlimmer als eine Dornhecke. Doch der Tag, den deine Wächter schauten, deine Heimsuchung ist gekommen; da werden sie nicht aus noch ein wissen! (2Sam 23,6; Jer 5,28; Hes 2,6; Hos 9,7; Am 4,12; Zef 1,14)5Verlasst euch nicht auf den Nächsten, vertraut dem Verwandten nicht; bewahre die Pforte deines Mundes vor der, die in deinen Armen liegt! (Jer 9,4)6Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter lehnt sich auf gegen die Mutter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter; die Feinde des Menschen sind seine [eigenen] Hausgenossen! (Hes 22,7)
Die Hoffnung der Gottesfürchtigen auf die Gnade und die Rettung des Herrn
7Ich aber will nach dem HERRN ausschauen, will harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören. (Ps 25,5; Ps 38,16; Jes 25,9; Jes 49,23; Kla 3,24; Hab 2,1)8Freue dich nicht über mich, meine Feindin! Denn wenn ich auch gefallen bin, so stehe ich doch wieder auf; wenn ich auch in der Finsternis sitze, so ist doch der HERR mein Licht. (Ps 27,1; Ps 37,24; Spr 24,17; Jes 9,1)9Den Zorn des HERRN will ich tragen — denn ich habe gegen ihn gesündigt —, bis er meine Sache hinausführt und mir Recht verschafft; er wird mich herausführen ans Licht; ich werde mit Lust seine Gerechtigkeit schauen. (Hi 19,25; Ps 37,6; Ps 112,4; Ps 140,13; Jer 10,19; Kla 3,39)10Wenn meine Feindin das sieht, wird Schamröte sie bedecken, sie, die zu mir sagt: »Wo ist der HERR, dein Gott?« Meine Augen werden es mit ansehen; nun wird sie zertreten werden wie Kot auf den Gassen. (Ps 18,43; Ps 35,26; Ps 42,4; Ps 42,11; Ps 79,10; Ps 92,12)11An dem Tag, da man deine Mauern baut, an dem Tag wird deine Grenze weit werden. (Neh 2,17; Jes 54,2; Jes 61,4; Am 9,11)12An jenem Tag wird man zu dir kommen von Assyrien und von den Städten Ägyptens und von Ägypten bis zum [Euphrat-]Strom, von Meer zu Meer und von Berg zu Berg. — (Jes 19,23)13Aber das Land wird zur Wüste werden um ihrer Bewohner willen, um der Frucht ihrer Taten willen. (Jes 6,11; Jes 24,1; Jer 21,14)14Weide dein Volk mit deinem Stab, die Schafe deines Erbteils, die abgesondert wohnen im Wald, mitten auf dem Karmel; lass sie in Baschan und Gilead weiden wie in uralter Zeit! (4Mo 23,9; 5Mo 33,28; Ps 95,7; Jer 50,19; Hes 34,14)15Ich will sie Wunder sehen lassen, wie zu der Zeit, als du aus dem Land Ägypten zogst! (Jes 51,10; Jer 23,7)16Die Heidenvölker werden es sehen und zuschanden werden trotz aller ihrer Macht; sie werden ihre Hand auf den Mund legen, und ihre Ohren werden taub sein. (Hi 40,4; Jes 26,11)17Sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie die Kriechtiere der Erde; sie werden zitternd aus ihren Festungen hervorkriechen; angstvoll werden sie zu dem HERRN, unserem Gott, nahen und sich fürchten vor dir. (1Sam 14,11; 2Chr 17,10; Ps 72,9; Hebr 11,38)18Wer ist ein Gott wie du, der die Sünde vergibt und dem Überrest seines Erbteils die Übertretung erlässt, der seinen Zorn nicht allezeit festhält, sondern Lust an der Gnade hat? (2Mo 15,11; Ps 103,9; Ps 130,4; Jer 3,12; Jer 50,20)19Er wird sich wieder über uns erbarmen, unsere Missetaten bezwingen. Ja, du wirst alle ihre Sünden in die Tiefe des Meeres werfen! (5Mo 30,3; Ps 32,1; Jes 1,18; Jes 54,8; Jer 31,34; Kla 3,22; Joh 1,29; 2Kor 5,21; Offb 1,6)20Du wirst Jakob Treue erweisen und an Abraham Gnade üben, wie du unseren Vätern von den Tagen der Vorzeit her geschworen hast. (Ps 78,72; Ps 85,11; Ps 105,9; Lk 1,72; Röm 11,28; 2Tim 2,13)
Micha 7
Lutherbibel 2017
Klage über die Verderbnis des Volkes
1Ach, es geht mir wie einem, der Obst pflücken wollte, der im Weinberge Nachlese hielt, doch keine Traube gab’s zu essen, keine Frühfeige, nach der ich verlangte! (Jer 6,9)2Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut, ein jeder jagt den andern, dass er ihn fange. (Ps 12,2; Jes 57,1)3Ihre Hände sind geschäftig, Böses zu tun. Obere und Richter fordern Geschenke. Der Gewaltige redet nach seinem Mutwillen, und so verdrehen sie alles.4Der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch und der Redlichste schlimmer als eine Dornenhecke. Der Tag ist gekommen, den deine Späher geschaut haben, deine Heimsuchung ist da; dann werden sie nicht wissen, wo aus noch ein. (Ri 9,14)5Niemand glaube seinem Nächsten, niemand verlasse sich auf einen Freund! Bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft! (Jer 9,3)6Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter widersetzt sich der Mutter, die Schwiegertochter ist wider die Schwiegermutter; und des Menschen Feinde sind seine eigenen Hausgenossen. (Mt 10,35)7Ich aber will auf den HERRN schauen und harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören.
Die Hoffnung der Gemeinde auf Gottes Gnade
8Freue dich nicht über mich, meine Feindin! Wenn ich auch darniederliege, so werde ich wieder aufstehen; und wenn ich auch im Finstern sitze, so ist doch der HERR mein Licht. (Ps 27,1; Ob 1,12)9Ich will des HERRN Zorn tragen – denn ich habe wider ihn gesündigt –, bis er meinen Rechtsstreit führe und mir Recht schaffe. Er wird mich ans Licht bringen, dass ich meine Freude an seiner Gerechtigkeit habe. (Jer 14,7)10Meine Feindin wird’s sehen müssen und in Schande dastehen, die jetzt zu mir sagt: Wo ist er, der HERR, dein Gott? Meine Augen werden’s sehen, dass sie dann wie Dreck auf der Gasse zertreten wird. (Ps 79,10; Joe 2,17)11Es kommt der Tag, da werden deine Mauern gebaut werden, der Tag, an dem die Grenzen sich weiten; (Jes 61,4)12an jenem Tag werden sie von Assur und von den Städten Ägyptens zu dir kommen, von Ägypten bis an den Euphrat, von einem Meer zum andern, von einem Gebirge zum andern.13Die Erde wird wüst sein ihrer Bewohner wegen, um der Frucht ihrer Werke willen.14Weide dein Volk mit deinem Stabe, die Herde deines Erbteils, die da einsam wohnt im Walde, mitten im fruchtbaren Lande; lass sie in Baschan und Gilead weiden wie vor alters! (Ps 95,7; Jer 50,19; Mi 5,3)15Lass uns Wunder sehen wie zur Zeit, als du aus Ägyptenland zogst,16dass die Völker es sehen und zuschanden werden in ihrer ganzen Macht und die Hand auf ihren Mund legen und ihre Ohren taub werden.17Sie sollen Staub lecken wie die Schlangen und wie das Gewürm auf Erden. Zitternd sollen sie hervorkommen aus ihren Verstecken. Dem HERRN, unserm Gott, sollen sie sich ängstlich nähern und sich vor dir fürchten. (Ps 72,9; Hos 3,5; Hos 11,11)18Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! (2Mo 34,6; Ps 103,3; Ps 103,8)19Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.20Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast. (1Mo 22,16; 1Mo 28,13; Lk 1,73)