1Ich bin so verzweifelt! Ich fühle mich wie ein Obstpflücker nach der Ernte, wie bei der Nachlese im Weinberg. Nicht eine einzige Traube, keine Feige ist mehr zu finden. (Hos 9,10)2Im ganzen Land gibt es keinen Gottesfürchtigen mehr, und unter allen Menschen keinen, der ehrlich und aufrichtig lebt. Sie sind blutrünstig; jeder versucht, seinen Bruder zu hintergehen. (Jes 57,1; Jes 59,7; Jer 5,26; Hos 5,1)3Ihr Tun ist durch und durch böse: Wenn ein Fürst etwas haben will, besticht er den Richter, der dann zu seinen Gunsten richtet. Und wenn der Mächtige nach etwas giert, sind die Richter bereit, das Recht zu verdrehen. (Spr 4,16)4Noch der Beste von ihnen ist wie eine Distel; selbst der Aufrichtigste ist schlimmer als eine Dornenhecke. Doch der Tag des Gerichts, den deine Propheten angekündigt haben, kommt. Dann werdet ihr bestürzt und ratlos sein. (Jes 10,3; Jes 22,5; Hes 2,6; Hes 28,24; Nah 1,10)5Vertrau nicht deinem Nächsten, auch nicht deinem besten Freund! Achte auf deine Worte, auch vor der Frau, die in deinen Armen liegt! (Jer 9,3)6Denn der Sohn verachtet seinen Vater, die Tochter widersetzt sich ihrer Mutter, die Schwiegertochter stellt sich gegen ihre Schwiegermutter.[1] Eure Feinde leben in eurem eigenen Haus! (Mt 10,35; Lk 12,53)7Ich aber will mich auf den HERRN verlassen. Erwartungsvoll will ich nach dem HERRN Ausschau halten. (Ps 4,4; Ps 130,5)8Lacht nicht über mich, meine Feinde! Denn wenn ich auch falle, werde ich doch wieder aufstehen. Ist um mich herum auch alles dunkel, ist doch der HERR selbst mein Licht. (Spr 24,15; Jes 9,1; Am 9,11)9Ich habe gesündigt und muss nun den Zorn des HERRN ertragen, bis er meine Sache in die Hand nimmt und mir zu meinem Recht verhilft: Er wird mich wieder ins Licht hinausführen und ich werde voller Freude seine Gerechtigkeit sehen. (Ps 37,6; Jer 50,34)10Auch meine Feinde werden es miterleben und werden zutiefst beschämt sein darüber, dass sie mich verlästert und gespottet haben: »Wo ist er denn, der HERR, dein Gott?« Triumphierend werde ich dann mit ansehen können, wie sie wie Dreck auf der Straße zertreten werden. (Jes 51,23; Sach 10,5)11Es kommt ein Tag, Jerusalem, da werden deine Mauern wieder aufgebaut und deine Grenzen weit ausgedehnt werden. (Am 9,11)12An jenem Tag werden alle zu dir herbeiströmen – aus Assyrien und den Städten Ägyptens, aus dem gesamten Gebiet von Ägypten bis hin zum Euphrat[2], von einem Meer zum anderen und von einem Gebirge zum anderen. (Jes 11,16; Jes 19,23)13Doch die Erde soll zur Wüste werden, als Strafe für die Taten ihrer Bewohner. (Jes 3,10)
Der HERR hat Mitleid mit Israel
14HERR, weide dein Volk, die Herde deines Erbteils, als ein Hirte. Sie leben abgesondert in der Wildnis auf dem Karmel. Lass sie wieder in Baschan und Gilead weiden, so wie es früher war. (Am 9,11)15»Ja, wie damals in den Tagen, als du aus Ägypten ausgezogen bist, wirst du sehen, wie ich Wunder vollbringe.« (2Mo 3,20)16Alle Völker der Welt werden über das staunen, was der HERR für euch tun wird. Sie werden beschämt sein, weil sie mit ihrer Macht nichts gegen seine Taten ausrichten können. Sie werden sprachlos verharren und nichts mehr um sich herum wahrnehmen. (Mi 3,7)17Sie werden Staub lecken wie die Schlangen, wie das Gewürm auf der Erde. Sie werden zitternd und voller Angst aus ihren Festungen zum HERRN, unserem Gott, kommen. Sie werden vor dir erschaudern und sich fürchten. (1Mo 3,14; Ps 9,21; Ps 72,9)18Wo ist ein Gott wie du, der die Sünden vergibt und die Missetaten seines Volkes verzeiht? Der nicht für immer an seinem Zorn festhält, sondern der sich freut, wenn er barmherzig sein kann? (2Mo 34,9; 4Mo 14,18; Jer 4,2; Jer 32,41)19Er wird sich wieder über uns erbarmen, alle unsere Sünden zertreten und alle unsere Verfehlungen ins tiefe Meer werfen! (Jes 43,25; Jer 50,20)20Du wirst an Jakob Treue und an Abraham Gnade erweisen, wie du es unseren Vorfahren geschworen hast. (1Mo 24,27; 1Mo 32,10; 5Mo 7,8; Lk 1,72)
Micha 7
Lutherbibel 2017
Klage über die Verderbnis des Volkes
1Ach, es geht mir wie einem, der Obst pflücken wollte, der im Weinberge Nachlese hielt, doch keine Traube gab’s zu essen, keine Frühfeige, nach der ich verlangte! (Jer 6,9)2Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut, ein jeder jagt den andern, dass er ihn fange. (Ps 12,2; Jes 57,1)3Ihre Hände sind geschäftig, Böses zu tun. Obere und Richter fordern Geschenke. Der Gewaltige redet nach seinem Mutwillen, und so verdrehen sie alles.4Der Beste unter ihnen ist wie ein Dornstrauch und der Redlichste schlimmer als eine Dornenhecke. Der Tag ist gekommen, den deine Späher geschaut haben, deine Heimsuchung ist da; dann werden sie nicht wissen, wo aus noch ein. (Ri 9,14)5Niemand glaube seinem Nächsten, niemand verlasse sich auf einen Freund! Bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft! (Jer 9,3)6Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter widersetzt sich der Mutter, die Schwiegertochter ist wider die Schwiegermutter; und des Menschen Feinde sind seine eigenen Hausgenossen. (Mt 10,35)7Ich aber will auf den HERRN schauen und harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören.
Die Hoffnung der Gemeinde auf Gottes Gnade
8Freue dich nicht über mich, meine Feindin! Wenn ich auch darniederliege, so werde ich wieder aufstehen; und wenn ich auch im Finstern sitze, so ist doch der HERR mein Licht. (Ps 27,1; Ob 1,12)9Ich will des HERRN Zorn tragen – denn ich habe wider ihn gesündigt –, bis er meinen Rechtsstreit führe und mir Recht schaffe. Er wird mich ans Licht bringen, dass ich meine Freude an seiner Gerechtigkeit habe. (Jer 14,7)10Meine Feindin wird’s sehen müssen und in Schande dastehen, die jetzt zu mir sagt: Wo ist er, der HERR, dein Gott? Meine Augen werden’s sehen, dass sie dann wie Dreck auf der Gasse zertreten wird. (Ps 79,10; Joe 2,17)11Es kommt der Tag, da werden deine Mauern gebaut werden, der Tag, an dem die Grenzen sich weiten; (Jes 61,4)12an jenem Tag werden sie von Assur und von den Städten Ägyptens zu dir kommen, von Ägypten bis an den Euphrat, von einem Meer zum andern, von einem Gebirge zum andern.13Die Erde wird wüst sein ihrer Bewohner wegen, um der Frucht ihrer Werke willen.14Weide dein Volk mit deinem Stabe, die Herde deines Erbteils, die da einsam wohnt im Walde, mitten im fruchtbaren Lande; lass sie in Baschan und Gilead weiden wie vor alters! (Ps 95,7; Jer 50,19; Mi 5,3)15Lass uns Wunder sehen wie zur Zeit, als du aus Ägyptenland zogst,16dass die Völker es sehen und zuschanden werden in ihrer ganzen Macht und die Hand auf ihren Mund legen und ihre Ohren taub werden.17Sie sollen Staub lecken wie die Schlangen und wie das Gewürm auf Erden. Zitternd sollen sie hervorkommen aus ihren Verstecken. Dem HERRN, unserm Gott, sollen sie sich ängstlich nähern und sich vor dir fürchten. (Ps 72,9; Hos 3,5; Hos 11,11)18Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! (2Mo 34,6; Ps 103,3; Ps 103,8)19Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.20Du wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unsern Vätern vorzeiten geschworen hast. (1Mo 22,16; 1Mo 28,13; Lk 1,73)