1HERR, denk doch daran, was mit uns geschehen ist! Sieh her, schau unser Leid an!2Unser Erbe wurde Fremden gegeben, Ausländer erhielten unsere Häuser. (Jes 1,7; Hos 8,7; Zef 1,13)3Wir sind verwaist und vaterlos, unsere Mütter sind Witwen.4Unser eigenes Trinkwasser bekommen wir nur gegen Bezahlung, und wir müssen unser eigenes Feuerholz kaufen.5Unsere Verfolger sitzen uns im Nacken; wir sind erschöpft und können doch nicht ausruhen.6Wir haben Ägypten und Assyrien die Hand gereicht, um Brot zum Essen zu haben.7Unsere Vorfahren haben gesündigt, doch sie starben. Nun erleiden wir ihre Strafe! (Jer 14,20; Jer 16,12)8Sklaven herrschen nun über uns; es ist keiner da, der uns aus ihrer Hand reißen kann. (Neh 5,15; Sach 11,6)9Wir müssen in der Wüste auf Nahrungssuche gehen und dabei unser Leben aufs Spiel setzen. (Jer 40,9)10Unsere Haut ist vor Hunger schwarz geworden, sie wirkt wie verbrannt.11In Jerusalem[1] vergewaltigen sie unsere Frauen und in den Städten ganz Judas die jungen Mädchen. (Jes 13,16; Sach 14,2)12Unsere Fürsten werden durch ihre Hand gehängt, die alten Männer wurden entehrt. (Jes 47,6)13Junge Männer müssen Mühlsteine tragen, die Kinder taumeln vom Gewicht des Holzes auf ihren Schultern.14Die alten Männer sitzen nicht mehr an den Stadttoren und die jungen Männer spielen ihre Saiteninstrumente nicht mehr. (Jes 24,8; Jer 7,34)15Unsere Herzen kennen keine Freude mehr, unser Reigentanz ist zur Trauer geworden. (Jer 25,10; Am 8,10)16Die Kränze[2] sind uns vom Kopf gefallen. Doch Schlimmes wird geschehen, weil wir gesündigt haben!17Darum wurden unsere Herzen müde und krank und unsere Augen verfinsterten sich. (Hi 17,7; Jes 1,5)18Denn der Berg Zion ist verlassen und öde, sodass die Füchse auf ihm umherstreunen.19Du aber, HERR, herrschst ewig! Dein Thron besteht über alle Generationen. (Ps 45,7; Ps 102,13)20Willst du uns wirklich für immer vergessen, uns lebenslang verlassen?21HERR, bring uns wieder zu dir zurück, damit wir uns zu dir wenden! Mach unsere Tage neu, damit sie wie früher werden! (Ps 80,4; Jes 60,20; Jer 31,18)22Oder hast du uns völlig verworfen? Zürnst du so sehr mit uns?
Klagelieder 5
Lutherbibel 2017
Gebet des Volks in tiefster Erniedrigung
1Gedenke, HERR, wie es uns geht; schau und sieh an unsre Schmach!2Unser Erbe ist den Fremden zuteilgeworden und unsre Häuser den Ausländern.3Wir sind Waisen und haben keinen Vater; unsre Mütter sind wie Witwen.4Unser Wasser müssen wir um Geld trinken; unser eigenes Holz müssen wir bezahlen.5Die Verfolger sitzen uns im Nacken, und wenn wir auch müde sind, lässt man uns doch keine Ruhe.6Wir mussten Ägypten und Assur die Hand hinhalten, um uns an Brot zu sättigen.7Unsre Väter haben gesündigt und leben nicht mehr, wir aber müssen ihre Schuld tragen. (2Mo 20,5; Jer 31,29)8Knechte herrschen über uns und niemand ist da, der uns von ihrer Hand errettet.9Wir müssen unser Brot unter Gefahr für unser Leben holen, bedroht von dem Schwert in der Wüste.10Unsre Haut ist verbrannt wie in einem Ofen von dem schrecklichen Hunger.11Sie haben die Frauen in Zion geschändet und die Jungfrauen in den Städten Judas.12Fürsten wurden von ihnen gehenkt, und die Alten hat man nicht geehrt. (2Kön 25,19)13Jünglinge mussten Mühlsteine tragen und Knaben beim Holztragen straucheln.14Es sitzen die Ältesten nicht mehr im Tor und die Jünglinge nicht mehr beim Saitenspiel.15Unsres Herzens Freude hat ein Ende, unser Reigen ist in Wehklagen verkehrt.16Die Krone ist von unserm Haupt gefallen. O weh, dass wir so gesündigt haben! (Jer 13,18)17Darum ist auch unser Herz krank, und unsre Augen sind trübe geworden18um des Berges Zion willen, weil er so wüst liegt, dass die Füchse darüber laufen.19Aber du, HERR, der du ewiglich bleibst und dein Thron von Geschlecht zu Geschlecht,20warum willst du uns so ganz vergessen und uns lebenslang so ganz verlassen?21Bringe uns, HERR, zu dir zurück, dass wir wieder heimkommen; erneure unsre Tage wie vor alters! (Ps 126,1)22Auch wenn du uns ganz verworfen hast und über uns so sehr erzürnt warst.