1Daraufhin ließ Pilatus Jesus auspeitschen. (Jes 50,6; Jes 53,5)2Die Soldaten flochten eine Krone aus langen Dornenzweigen, setzten sie ihm auf den Kopf und legten ihm ein purpurfarbenes Gewand um.3Dann spotteten sie: »Sei gegrüßt, du König der Juden!«, und sie schlugen ihn mit den Fäusten. (Joh 18,22)4Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu den Leuten: »Ich lasse ihn jetzt zu euch hinausbringen, damit ihr wisst, dass ich keine Schuld an ihm finden kann.« (Lk 23,4; Joh 18,38)5Dann kam Jesus heraus. Er trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus sagte: »Hier ist er, der Mensch!«6Als sie ihn sahen, fingen die obersten Priester und die Männer der Tempelwache an zu schreien: »Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!« Pilatus entgegnete: »Nehmt ihr ihn selbst und kreuzigt ihr ihn. Ich kann keine Schuld an ihm finden.« (Joh 18,31)7Die Juden erwiderten: »Nach unserem Gesetz muss er sterben, weil er sich selbst als Gottes Sohn bezeichnet hat.« (3Mo 24,16; Mt 26,63)8Als Pilatus das hörte, fürchtete er sich noch mehr.9Er ließ Jesus wieder zurück ins Prätorium bringen und fragte ihn: »Woher kommst du?« Aber Jesus gab keine Antwort.10»Sprichst du nicht mit mir?«, fragte Pilatus. »Weißt du denn nicht, dass ich die Macht habe, dich freizulassen oder dich zu kreuzigen?«11Da sagte Jesus: »Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre. Deshalb hat der, der mich dir ausgeliefert hat, die schwerere Sünde begangen.« (Röm 13,1)12Darauf wollte Pilatus ihn erneut freilassen, die Juden aber schrien: »Wenn du diesen Mann freilässt, bist du kein Freund des Kaisers. Wer sich zum König erklärt, erhebt sich gegen den Kaiser.« (Lk 23,2; Apg 17,7)13Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus wieder hinausführen. Dann setzte er sich auf den Richterstuhl, an einer Stelle, die man »Steinpflaster« nannte (auf Hebräisch Gabbata). (Mt 27,19)14Das war um die Mittagszeit am Tag vor dem Passahfest. Und Pilatus sagte zu den Leuten[1]: »Hier ist euer König!«15Sie schrien: »Weg mit ihm! Weg mit ihm – kreuzige ihn!« Pilatus fragte: »Was? Euren König soll ich kreuzigen lassen?« Die obersten Priester gaben zurück: »Wir haben keinen König außer dem Kaiser.«
Die Kreuzigung
16Da überließ Pilatus ihnen Jesus zur Kreuzigung. Sie nahmen Jesus und führten ihn ab.17Jesus trug das Kreuz selbst zu dem Ort, der Schädelstätte genannt wird (auf Hebräisch Golgatha).18Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm noch zwei andere, einen auf jeder Seite von ihm, mit Jesus in der Mitte.19Pilatus ließ ein Schild über ihm anbringen, auf dem stand: »Jesus von Nazareth, König der Juden.«20Der Ort, an dem Jesus gekreuzigt wurde, lag in unmittelbarer Nähe der Stadt; und das Schild war in Hebräisch, Lateinisch und Griechisch geschrieben, sodass viele Leute es lesen konnten.21Da sagten die obersten Priester zu Pilatus: »Schreib nicht ›König der Juden‹, sondern schreib: ›Er hat behauptet: Ich bin der König der Juden.‹«22Pilatus entgegnete: »Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.«23Nachdem die Soldaten – es waren vier Mann – Jesus gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider unter sich auf. Sie nahmen auch sein Untergewand an sich. Es war ohne Naht aus einem einzigen Stück gewebt,24deshalb sagten sie: »Wir wollen es nicht zerreißen, sondern darum würfeln.« Damit erfüllte sich die Schrift, in der es heißt: »Sie teilten meine Kleider unter sich auf und würfelten um mein Gewand.«[2] (Ps 22,19)25Und so machten sie es. In der Nähe des Kreuzes standen die Mutter von Jesus und ihre Schwester sowie Maria, die Frau von Klopas, und Maria von Magdala. (Mt 27,55; Mk 15,40; Lk 8,2; Lk 23,49)26Als Jesus seine Mutter dort neben dem Jünger stehen sah, den er lieb hatte, sagte er zu ihr: »Frau, das ist jetzt dein Sohn.« (Joh 2,4; Joh 13,23; Joh 20,2; Joh 21,7)27Und zu dem Jünger sagte er: »Das ist nun deine Mutter.« Von da an nahm der Jünger sie zu sich in sein Haus.
Jesus stirbt
28Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, und um zu erfüllen, was in der Schrift vorausgesagt war, sagte er: »Ich habe Durst.«[3] (Ps 22,1; Ps 22,16)29Sie tauchten einen Schwamm in ein Gefäß mit Weinessig und steckten ihn auf einen Ysopzweig, den sie an seine Lippen hielten.30Als Jesus davon genommen hatte, sagte er: »Es ist vollbracht!« Dann neigte er den Kopf und starb. (Hi 19,26)31Die führenden Männer des jüdischen Volkes wollten die Gekreuzigten nicht bis zum nächsten Tag, einem Sabbat – der wegen des Passahfestes noch dazu ein besonderer Sabbat war –, am Kreuz hängen lassen. Um den Tod schneller herbeizuführen, baten sie Pilatus, dass man ihnen die Beine brach. Dann konnten die Leichname vom Kreuz abgenommen werden. (5Mo 21,22)32Da kamen die Soldaten und brachen den beiden Männern, die mit Jesus gekreuzigt worden waren, die Beine.33Doch als sie zu Jesus kamen, sahen sie, dass er schon tot war, deshalb brachen sie ihm nicht die Beine.34Einer der Soldaten bohrte jedoch einen Speer in seine Seite, und Blut und Wasser flossen heraus.35Dieser Bericht stammt von einem Augenzeugen. Alles, was er sagt, ist zuverlässig und wahr; er berichtet darüber, damit auch ihr zum Glauben findet. (Joh 20,30; Joh 21,24; 1Joh 1,1)36Diese Dinge sind geschehen, damit sich erfüllt, was in der Schrift vorausgesagt ist: »Nicht einer seiner Knochen wird zerbrochen werden«[4], (2Mo 12,1; 4Mo 9,12; Ps 34,21)37und: »Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben«[5]. (Sach 12,10; Offb 1,7)
Die Grablegung
38Danach bat Josef von Arimathäa Pilatus um die Erlaubnis, den Leichnam vom Kreuz abnehmen zu dürfen. Er war insgeheim ein Jünger von Jesus, denn er fürchtete sich vor den führenden Juden. Als Pilatus es ihm gestattete, ging er und holte den Leichnam.39Auch Nikodemus, der Jesus einmal in der Nacht aufgesucht hatte, kam und brachte zum Einbalsamieren etwa dreißig Kilogramm[6] Myrrhe und Aloe mit. (Joh 3,1; Joh 7,50)40Gemeinsam wickelten sie den Leichnam mit den Kräutern in lange Leinentücher, wie es bei den Juden vor dem Begräbnis Brauch ist. (Lk 24,12; Joh 20,5)41Der Ort der Kreuzigung befand sich in der Nähe eines Gartens; dort lag ein neues Grab, das noch nie benutzt worden war.42Und weil es der Tag der Vorbereitung für das Passahfest war und das Grab sich in der Nähe befand, bestatteten sie Jesus dort.
Johannes 19
Lutherbibel 2017
Jesu Geißelung und Verspottung
1Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.2Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an3und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht.4Und Pilatus ging wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde.5Da kam Jesus heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch! (1Sam 9,17)
Jesu Verurteilung
6Als ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie: Kreuzige! Kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.7Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. (3Mo 24,16; Joh 10,33)8Als Pilatus das hörte, fürchtete er sich noch mehr9und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.10Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?11Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre. Darum hat, der mich dir überantwortet hat, größere Sünde.12Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. (Apg 17,7)13Da Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf Hebräisch Gabbata.14Es war aber der Rüsttag für das Passafest, um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Sehet, euer König!15Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. (Joh 18,37)
Jesu Kreuzigung und Tod
16Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber,17und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha.18Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.19Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König.20Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.21Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König.22Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.23Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück.24Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.25Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena.26Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! (Joh 13,23)27Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.28Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. (Ps 22,16)29Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. (Ps 69,22)30Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.[1]31Weil es aber Rüsttag war und die Leichname nicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über – denn dieser Sabbat war ein hoher Festtag –, baten die Juden Pilatus, dass ihnen die Beine gebrochen und sie abgenommen würden. (5Mo 21,23)32Da kamen die Soldaten und brachen dem ersten die Beine und auch dem andern, der mit ihm gekreuzigt war.33Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht;34sondern einer der Soldaten stieß mit einer Lanze in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.35Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubt.36Denn das ist geschehen, damit die Schrift erfüllt würde: »Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.« (2Mo 12,46)37Und ein anderes Schriftwort sagt: »Sie werden auf den sehen, den sie durchbohrt haben.« (Offb 1,7)
Jesu Grablegung
38Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab. (Joh 7,13)39Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. (Joh 3,2)40Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit Spezereien, wie die Juden zu begraben pflegen.41Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war.42Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.