1Und Hiob fuhr mit seiner Rede fort: (Hi 27,1)2»Könnte mein Leben doch so sein wie früher, als Gott mich noch beschützte, (Jer 31,28)3als sein Licht über mir leuchtete und ich bei seinem Licht durch die Dunkelheit ging. (Hi 11,17)4Ach, wäre es wie in meinen besten Jahren, als Gott mir ein vertrauter Freund war[1],5als der Allmächtige auf meiner Seite stand und ich von meinen Kindern umgeben war,6als ich Milch im Überfluss hatte und mein Olivenöl in Strömen floss.[2] (5Mo 32,13; Ps 81,17)7Wenn ich damals zum Stadttor ging, nahm ich einen Ehrenplatz ein.8Die jungen Leute machten mir Platz, wenn sie mich sahen, und selbst die Alten erhoben sich achtungsvoll, wenn ich kam, und blieben vor mir stehen.9Die Vornehmen unterbrachen ihre Rede und legten respektvoll die Hand an den Mund. (Hi 21,5; Hi 29,21)10Die führenden Männer hielten im Gespräch inne und schwiegen.11Was ich sagte, stieß auf begeisterte Zustimmung. Alle, die mich sahen, sprachen gut von mir. (Hi 4,3)12Denn ich rettete den Armen, der in seiner Not aufschrie, und stand dem Waisenkind bei, das niemanden mehr hatte. (Hi 24,4; Hi 31,16; Hi 34,28)13Ich half denen, die alle Hoffnung verloren hatten, und sie segneten mich dafür. Und ich machte die Witwen wieder froh. (Hi 31,19)14Gerechtigkeit machte ich zum Mantel, der mich bekleidete, und das Recht zu meiner Kopfbedeckung. (Ps 132,9; Jes 59,17; Jes 61,10; Eph 6,14)15Ich ersetzte den Blinden die Augen und den Lahmen die Füße.16Ich kümmerte mich wie ein Vater um die Armen und sorgte dafür, dass auch Fremde einen gerechten Prozess bekamen. (Spr 29,7)17Ich brach dem gottlosen Unterdrücker den Kiefer, sodass er seine Beute freigeben musste. (Ps 3,8)18Ich dachte: ›Ich werde nach einem langen Leben im Kreise meiner Familie sterben.[3]19Ich werde wie ein Baum sein, dessen Wurzeln bis zum Wasser reichen und dessen Zweige vom Tau erfrischt werden. (Jer 17,8; Hos 14,6)20Meine Würde wird mir erhalten bleiben und meine Kraft wird sich immer wieder erneuern[4].‹ (1Mo 49,24; Ps 18,35)21Ja, alle hörten auf mich und warteten auf meinen Rat. Sie hörten sich schweigend an, was ich zu sagen hatte.22Und wenn ich fertig war, hatten sie nichts hinzuzufügen, denn mein Rat stellte sie völlig zufrieden[5].23Sie sehnten sich nach meinen Worten wie nach dem Regen; sie warteten so begierig darauf wie auf den Spätregen.24Wenn sie mutlos waren, lächelte ich ihnen zu, und mein froher Blick richtete sie auf.25Ich sagte ihnen, was sie tun sollten, und saß als Oberhaupt bei ihnen, wie ein König, auf den das Volk einstürmt[6] und der die Trauernden tröstet. (Hi 1,3; Hi 4,4; Hi 16,5)
Hiob 29
Lutherbibel 2017
Hiobs früheres Glück
1Und Hiob hob abermals an mit seinem Spruch und sprach:2O dass ich wäre wie in den früheren Monden, in den Tagen, da Gott mich behütete,3da seine Leuchte über meinem Haupt schien und ich in seinem Licht durch die Finsternis ging! (Ps 18,29)4Wie war ich in der Blüte meines Lebens, als Gottes Freundschaft mein Zelt beschützte, (Ps 25,14)5als der Allmächtige noch mit mir war und meine Kinder um mich her,6als ich durch Milch schritt und die Felsen mir Ölbäche ergossen!7Wenn ich ausging zum Tor der Stadt und meinen Platz auf dem Markt einnahm,8dann sahen mich die Jungen und verbargen sich scheu, und die Alten standen vor mir auf und blieben stehen,9die Oberen hörten auf zu reden und legten ihre Hand auf ihren Mund,10die Fürsten hielten ihre Stimme zurück, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen.11Denn wessen Ohr mich hörte, der pries mich glücklich, und wessen Auge mich sah, der rühmte mich.12Denn ich errettete den Armen, der da schrie, und die Waise, die keinen Helfer hatte. (2Mo 22,21; Hi 31,16)13Der Segen des Verlassenen kam über mich, und ich erfreute das Herz der Witwe.14Gerechtigkeit war mein Kleid, und wie Mantel und Turban umhüllte mich das Recht.15Ich war des Blinden Auge und des Lahmen Fuß.16Ich war ein Vater der Armen, und der Sache des Unbekannten nahm ich mich an. (Hi 31,18)17Ich zerbrach die Kinnbacken des Ungerechten und riss ihm den Raub aus den Zähnen.18Ich dachte: Ich werde in meinem Nest verscheiden und meine Tage so zahlreich machen wie Sand am Meer;19meine Wurzel reiche zum Wasser hin, und der Tau bleibe auf meinen Zweigen;20meine Ehre bleibe immer frisch bei mir, und mein Bogen sei immer stark in meiner Hand.21Sie hörten mir zu und warteten und schwiegen vor meinem Rat.22Nach meinen Worten redete niemand mehr, und meine Rede troff auf sie nieder.23Sie warteten auf mich wie auf den Regen und sperrten ihren Mund auf wie nach Spätregen.24Wenn ich ihnen zulachte, so glaubten sie es kaum, und das Licht meines Angesichts tröstete die Trauernden.25Ich bestimmte ihren Weg und saß obenan und thronte wie ein König über der Schar, als einer, der die Trauernden tröstet.