Vom Leihen (V.1-13), Bürgschaft leisten (V.14-20) und vom Glück dessen, der nicht auf fremde Unterstützung angewiesen ist (Kap. 29)
1Wer Barmherzigkeit übt, leiht seinem Nächsten, und wer ihn mit seinen Mitteln unterstützt, beobachtet die Gebote.2Leihe dem Nächsten, wenn er in Not ist, und gibt du es[1] deinem Nächsten zu rechter Zeit zurück.3Halte an deiner Zusage fest und beweise dich ihm als zuverlässig, so wirst du allezeit zur Verfügung haben, was du bedarfst.4Viele betrachten ein Darlehen als einen guten Fund und machen denen Verdruß, die ihnen geholfen haben;5bis er’s erhält, küßt er ihm die Hände und redet gar demütig um des Nächsten Geld; aber zur Zeit der Rückzahlung zieht er die Frist hin, gibt kummervolle Reden zur Antwort und klagt über schlechte Zeiten.6Wenn er zahlen kann, bringt er kaum die Hälfte wieder und rechnet es jenem noch als glücklichen Fund an; wenn aber nicht, so bringt er ihn um sein Geld und gewinnt obendrein an ihm einen Feind; mit Flüchen und Schimpfworten vergilt er ihm und zahlt ihm Schmach statt rühmlicher Anerkennung zurück.7So halten sich denn viele wegen solcher Schlechtigkeit zurück, sie fürchten ohne ihre Schuld Verluste zu erleiden.8Trotzdem habe mit dem Notleidenden Geduld und laß ihn nicht lange auf deine Mildtätigkeit warten;9um des Gebotes willen nimm dich des Armen an und laß ihn wegen seiner Bedürftigkeit nicht mit leeren Händen von dir gehen.10Verliere immerhin dein Geld um eines Bruders oder Freundes willen und laß es nicht unter dem Steine rosten, so daß es wertlos wird.11Lege dir einen Schatz an nach den Geboten des Höchsten, der wird dir mehr Gewinn bringen als das Gold.12Verschließe die Mittel zu Almosen in deinen Vorratskammern, das wird dich aus aller Bedrängnis erretten;13besser als ein starker Schild und ein wuchtiger Speer wird es gegen den Feind für dich kämpfen.14Ein braver Mann leistet Bürgschaft für seinen Nächsten, nur wer die Scham verloren hat, läßt ihn im Stich.15Den Liebesdienst eines Bürgen vergiß nicht; er hat sich ja selbst für dich geopfert.16Nur ein verworfener Mensch bringt den Bürgen um sein Vermögen, und nur ein durch und durch Undankbarer läßt den im Stich, der ihn gerettet hat.17Bürgschaft hat viele Wohlhabende zugrunde gerichtet und sie hin- und hergeschleudert wie die Meereswogen;18vermögende Männer hat sie von Haus und Hof getrieben, so daß sie unter fremden Völkern umherirren mußten.19Ein schlechter Mensch, der sich in Bürgschaft stürzt und ungerechtem Gewinn nachjagt (?), verfällt dem Gericht.20Nimm dich des Nächsten nach deinem Vermögen an, aber sieh dich vor, daß du dabei nicht selbst hineinfällst.21Die wichtigsten Lebensbedürfnisse sind Wasser und Brot, dazu Kleidung und Wohnung, um die Blöße zu bedecken.22Besser das Leben des Armen unter dem Bretterdach als köstliche Leckerbissen in fremden Häusern.23Bei kleinem und bei großem Besitz laß dir genügen, so wirst du nicht die Schmähung zu hören bekommen, daß du ein Fremder seist.24Ein schlimmes Leben ist’s, von Haus zu Haus zu ziehen; und wo du fremd[2] bist, darfst du den Mund nicht auftun.25Du wirst ihnen zu essen und zu trinken geben, ohne Dank zu ernten, und wirst zu alledem noch bittere Worte zu hören bekommen:26»Komm her, Fremdling, decke den Tisch, und wenn du etwas hast, so gib mir zu essen!«27»Zieh ab, Fremdling, mache dem Höherstehenden Platz! Mein Bruder ist als Gast bei mir eingekehrt: ich brauche das Haus«.28Hart ist solches für einen verständigen Mann: das Schelten des Hausherrn und das Schimpfen des Gläubigers.
Jesus Sirach 29
Lutherbibel 2017
Über Darlehen und ihre Rückzahlung
1Wer seinem Nächsten etwas leiht, tut ein Werk der Barmherzigkeit, und wer ihm aushilft, der hält die Gebote. (Ps 37,21; Ps 37,26)2Leihe deinem Nächsten, wenn er’s nötig hat, und zahle auch du deinem Nächsten deine Schulden, wenn es an der Zeit ist.3Halte dein Wort und sei zuverlässig, dann bekommst du stets, was du brauchst.4Viele halten ein Darlehen für ein Geschenk und fallen dem zur Last, der ihnen geholfen hat.5Manch einer küsst die Hände, bis er erhält, was er verlangt, und redet unterwürfig, um an das Geld des Nächsten zu kommen; aber wenn er’s zurückgeben soll, verzögert er’s, klagt und bittet um Aufschub.6Wenn er bezahlen kann, bekommt jener kaum die Hälfte zurück, und selbst darüber muss er froh sein. Wenn aber nicht, so bringt er den anderen um sein Geld und macht ihn sich zum Feind. Denn er bezahlt ihn mit Fluchen und Schelten und gibt ihm Schmähworte statt Dank.7Viele verleihen ungern, nicht aus Bosheit, sondern weil sie fürchten, schuldlos um ihr Gut zu kommen. (Sir 8,12)8Doch du habe Geduld mit dem Bedürftigen, sei barmherzig und dränge ihn nicht! (Mt 18,29; Sir 4,1; Sir 7,32)9Um des Gebotes willen hilf dem Armen, und lass ihn in der Not nicht mit leeren Händen fortgehen. (5Mo 15,11)10Verlier dein Geld lieber an deinen Bruder oder Freund, und lass es nicht unter einem Stein rosten, bis es verloren ist! (Mt 25,18; Lk 6,30; Lk 6,35)11Sammle dir einen Schatz nach dem Gebot des Allerhöchsten: Er wird dir mehr einbringen als alles Gold. (Mt 6,20; Jak 5,2)12Fülle deine Kammer mit Wohltaten: Sie werden dich aus allem Unglück retten; (Ps 41,2; Lk 16,9; Tob 4,10; Tob 12,8; Sir 3,30)13sie werden dich besser vor deinen Feinden schützen als ein starker Schild oder schwerer Spieß.
Über Bürgschaften
14Ein guter Mann bürgt für seinen Nächsten, aber ein Schamloser lässt ihn im Stich.15Vergiss nicht, was dein Bürge für dich getan hat, denn er hat sich selbst für dich verpfändet.16Der Sünder bringt seinen Bürgen um Hab und Gut,17und der Undankbare lässt seinen Retter im Stich. Eine Bürgschaft hat viele aufrechte Leute zugrunde gerichtet und umhergeworfen wie die Wellen im Meer. (Spr 6,1)18Sie hat mächtige Männer von Haus und Hof vertrieben, dass sie in fremden Ländern umherirren mussten.19Ein Sünder gerät in eine Bürgschaft, und wer auf Gewinn aus ist, wird vor Gericht gezogen.20Hilf deinem Nächsten aus, so viel du kannst; doch sieh dich vor, dass du nicht selbst darüber zu Schaden kommst! (Sir 8,13)
Vom Elend in der Fremde
21Das Erste zum Leben sind Wasser und Brot, Kleider und Haus als Schutz. (1Tim 6,8; Sir 39,26)22Besser ein armes Leben in einer eigenen Hütte als ein köstlich gedeckter Tisch in fremden Häusern.23Lass dir genügen, ob du wenig oder viel hast; so wirst du nicht als Fremder geschmäht.24Denn es ist ein schlimmes Leben, von Haus zu Haus zu ziehen. Und wo du fremd bist, darfst du deinen Mund nicht auftun. (Sir 40,28)25Auch wenn du Speis und Trank bereitest, wirst du keinen Dank erfahren und sogar noch bittere Worte hören:26»Auf, Fremder, komm, bereite den Tisch und lass mich essen, was du hast!«,27oder: »Geh, Fremder, du verdienst die Ehre nicht; mein Bruder kommt zu Gast, ich muss das Haus haben.«28Das ist schwer für einen vernünftigen Menschen: Verachtung in der Fremde und Schmähung als Gläubiger.