1Dieses Buch enthält die Geschichte Tobits. Tobit stammte aus der Sippe Asiël im Stamm Naftali. Er war ein Sohn Tobiëls, seine weiteren Vorfahren hießen Hananel, Aduël, Gabaël, Rafaël und Raguël.2Seine Heimat war das Dorf Tischbe südlich von Kedesch-Naftali in Obergaliläa; es liegt oberhalb von Hazor, jenseits der Straße, die nach Westen führt, nördlich von Pegor. Von dort wurde er zur Zeit des Assyrerkönigs Salmanassar nach Assyrien verschleppt. (Jos 19,32; Jos 19,37; 2Kön 17,3)
Der alte Tobit blickt zurück
3Tobit erzählt:[1] Ich habe mich mein Leben lang bemüht, das Rechte zu tun und Gottes Gebote zu befolgen. Meinen Landsleuten, die mit mir nach Ninive ins Land der Assyrer verschleppt worden sind, habe ich viel Gutes getan.4In meiner Jugend, als ich noch in meiner Heimat im Land Israel war, hatte ich miterleben müssen, wie der ganze Stamm meines Vorfahren Naftali sich vom Königshaus Davids und von Jerusalem lossagte. Dabei hatte doch Gott die Stadt Jerusalem aus allen Stämmen Israels ausgewählt und hatte bestimmt, dass alle im Volk Israel ihm dort ihre Opfer bringen sollten. Dort war der Tempel gebaut und geweiht worden, in dem Gott für alle Zeiten gegenwärtig sein wollte. (1Kön 6,1; 1Kön 8,1; 1Kön 12,26)5Alle meine Verwandten und Stammesgenossen opferten auf allen Bergen Galiläas dem Stier, den König Jerobeam von Israel in der Stadt Dan hatte aufstellen lassen. (1Kön 12,28)6Oft war ich der Einzige, der zu den Festen nach Jerusalem ging, wie es dem ganzen Volk Israel als ewige Ordnung vorgeschrieben ist. Pünktlich brachte ich die vorgeschriebenen Abgaben dorthin: die ersten Früchte meiner Ernte und die Erstgeburten meiner Herden, den zehnten Teil meines Viehbesitzes und die erste Schur meiner Schafe. (5Mo 12,4; 5Mo 16,16; 5Mo 18,4)7Ich gab das alles den Priestern aus dem Geschlecht Aarons als Opfergabe. Den Leviten, die am Tempel in Jerusalem Dienst tun, brachte ich den zehnten Teil von Getreide, Wein und Öl, Granatäpfeln, Feigen und anderen Früchten. Den zweiten Zehnten, der ebenfalls in sechs von sieben Jahren fällig wird, tauschte ich in Geld um und gab es alljährlich für das Fest in Jerusalem aus. (4Mo 18,21)8Jedes dritte Jahr entrichtete ich den dritten Zehnten[2] und gab ihn den Witwen und Waisen und den Fremden, die sich unserem Glauben angeschlossen hatten. Wir verzehrten ihn gemeinsam, wie es das Gesetz Moses vorschreibt und wie es mich Debora, die Mutter meines Vaters, gelehrt hatte. Mein Vater war nämlich schon früh gestorben und hatte mich als Waise zurückgelassen. (5Mo 26,12)9Als ich herangewachsen war, heiratete ich eine Frau aus meiner Sippe. Sie gebar mir einen Sohn, den ich Tobias nannte. (1Mo 24,37; 1Mo 28,1)
Tobit mit den Israeliten des Nordreichs in der Verbannung
10Später wurde ich mit dem ganzen Volk des Nordreichs Israel nach Ninive verschleppt. Dort aßen meine Verwandten und alle anderen aus Israel von den unreinen Speisen der fremden Völker;11ich aber hielt mich streng an die Nahrungsvorschriften in unserem Gesetz. (Dan 1,8; Jdt 12,2)12Und weil ich meinem Gott mit ganzem Herzen treu blieb,13sorgte Gott, der Höchste, dafür, dass König Salmanassar auf mich aufmerksam wurde. Ich erhielt den Auftrag, den gesamten Bedarf für seine Hofhaltung zu beschaffen. (1Mo 39,3)14Solange Salmanassar lebte, reiste ich für ihn nach Medien und kaufte dort für ihn ein. Bei dieser Gelegenheit hinterlegte ich einmal in Medien bei meinem Landsmann Gabaël, dem Sohn Gabris, zehn Zentner Silberstücke, in Beuteln abgepackt. (Tob 4,1; Tob 4,20)
Was Tobit für seine Landsleute tut
15Als dann Salmanassar starb und sein Sohn Sanherib ihm auf den Thron folgte, konnte ich nicht mehr nach Medien reisen, weil die Wege dorthin durch Aufständische unsicher gemacht wurden.16Schon zu Lebzeiten Salmanassars hatte ich meinen Brüdern und Schwestern,[3] den verschleppten Israeliten, viel Gutes getan.17Ich teilte mein Brot mit den Hungernden und kleidete die, die nichts anzuziehen hatten. Wenn ich sah, dass man verstorbene Israeliten vor die Mauer von Ninive geworfen hatte, begrub ich sie. (Hi 31,16; Jes 58,7; Am 8,3; Mt 25,35)18Als dann Sanherib nach Judäa zog und den König des Himmels schmähte, musste er vor dessen Strafgericht fliehen, und als er nach Ninive zurückkehrte, tötete er in seinem Zorn viele aus meinem Volk. Deren Leichen holte ich heimlich weg und begrub sie. Sanherib bemerkte ihr Verschwinden und ließ nach ihnen suchen; aber sie waren nirgends zu finden. (2Kön 18,13; 2Kön 19,20)19Ein Mann aus Ninive zeigte mich beim König an und ich musste mich verstecken. Weil der König nach mir suchen ließ und mich töten wollte, fürchtete ich um mein Leben und floh.20Mein ganzer Besitz wurde beschlagnahmt und ging in die Hand des Königs über. Es blieb mir nichts außer meiner Frau Hanna und meinem Sohn Tobias.21Aber keine vierzig Tage vergingen, da wurde Sanherib von zweien seiner Söhne ermordet. Sie mussten ins Gebirge Ararat fliehen und sein Sohn Asarhaddon folgte ihm auf dem Thron. Dieser übergab Achikar, dem Sohn meines Bruders Hanaël, die Verantwortung für die Verwaltung seines Reiches und für alle seine Geldangelegenheiten. (2Kön 19,37)22Achikar legte beim König ein Wort für mich ein und so konnte ich nach Ninive zurückkehren. Schon unter Sanherib war er Obermundschenk, Siegelbewahrer, Reichsverwalter und Schatzmeister, also der mächtigste Mann nach dem König, gewesen. Asarhaddon bestätigte ihn in dieser Stellung. Achikar zählte zu meiner Sippe und war mein Neffe. (Tob 11,19)
Tobit 1
Lutherbibel 2017
Tobit, der Vater des Tobias
1Dies ist das Buch der Geschichte Tobits, des Sohnes Tobiëls, des Sohnes Hananiëls, des Sohnes Aduels, des Sohnes Gabaëls, des Sohnes Rafaëls, des Sohnes Raguëls, aus dem Geschlecht Asiëls aus dem Stamme Naftali. (Jos 19,32)2Der wurde aus Tischbe mit in die Gefangenschaft geführt zur Zeit Salmanassars, des Königs von Assyrien. Tischbe aber liegt südlich von Kedesch Naftali in Galiläa oberhalb von Hazor und nordwestlich von Fogor. (Jos 19,36; 2Kön 18,8)3Ich, Tobit, wandelte mein Leben lang auf den Wegen der Wahrheit, übte gerechte Werke und erwies meinen Brüdern viel Barmherzigkeit und meinem Volk, das mit mir in die Gefangenschaft in das Land Assyrien nach Ninive gezogen war.4Als ich noch ein junger Mann in meiner Heimat im Land Israel war, fiel der ganze Stamm meines Vaters vom Haus meines Vaters David und von der Stadt Jerusalem ab. Sie aber ist aus allen Stämmen Israels erwählt, damit man dort opfere, und der Tempel der Wohnung Gottes ist dort geheiligt und erbaut für alle Geschlechter auf ewig.5Alle meine Brüder und das Haus meines Vaters Naftali opferten dem Kalb, das Jerobeam, der König von Israel, in Dan auf den Bergen Galiläas gemacht hatte. (1Kön 12,28)6Ich allein begab mich oft an den Festtagen nach Jerusalem, wie es ganz Israel geboten ist als ewige Satzung. Mit den Erstlingsgaben und den Erstlingsfrüchten und den Zehnten vom Vieh und der ersten Wolle der Schafe zog ich eilends nach Jerusalem (2Mo 23,19; 5Mo 12,4; 5Mo 14,22; 5Mo 14,28)7und gab es den Priestern, den Söhnen Aarons, für den Altar; und den Zehnten von Getreide und Wein und Öl und Granatäpfeln und Feigen und den übrigen Früchten gab ich den Söhnen Levis, die Dienst tun in Jerusalem. Und den zweiten Zehnten von sechs Jahren verkaufte ich und gab das Silber in jedem Jahr bei der Wallfahrt in Jerusalem.8Und ich gab es den Waisen und Witwen und denen, die sich Israel angeschlossen hatten; ich brachte den Zehnten herbei und gab ihn im dritten Jahr, und wir verzehrten ihn nach der Anordnung im Gesetz des Mose und nach dem, was mir Debora, die Mutter unseres Vaters Hananiël, geboten hatte. Denn mein Vater war gestorben und hatte mich als Waise zurückgelassen.9Da ich nun erwachsen war, nahm ich eine Frau aus dem Geschlecht unserer Väter und zeugte mit ihr einen Sohn, den nannte ich Tobias. (4Mo 36,6)10Als ich aber zu den Assyrern in Gefangenschaft gebracht worden war und gefangen nach Ninive kam, da aßen alle meine Brüder und die aus meinem Volk von den Speisen der Heiden.11Ich aber hütete mich, von den Speisen der Heiden zu essen. (Dan 1,8; Jdt 12,2)12Und da ich mit ganzer Seele meines Gottes gedachte, (Dan 1,18)13ließ mich der Höchste Gnade und Gunst bei Salmanassar finden, und ich kaufte für ihn alles, was er brauchte.14Und ich reiste nach Medien und kaufte für ihn dort ein, solange er lebte. Damals ließ ich bei Gabaël, dem Bruder des Gabri, im Lande Medien zehn Talente Silber zurück.15Als aber Salmanassar starb und sein Sohn Sanherib König wurde an seiner statt, da wurden die Wege in Medien unsicher, und ich konnte nicht mehr dorthin reisen.16Auch in den Tagen Salmanassars erwies ich den Brüdern aus meinem Geschlecht viel Barmherzigkeit:17Die Hungrigen speiste ich, die Nackten kleidete ich, und wenn ich einen Toten aus meinem Volk sah, der hinter Ninives Mauer geworfen war, so begrub ich ihn. (Hi 31,17; Hi 31,19; Jes 58,7)18Sanherib aber war in den Tagen des Gerichts, das der König des Himmels an ihm um seiner Lästerungen willen vollzog, aus Judäa geflohen. Wenn er jemanden tötete, so begrub ich ihn. Denn in seinem Zorn tötete er viele der Israeliten. Da stahl ich ihre Leichname und begrub sie. Sanherib aber suchte sie und fand sie nicht. (2Kön 18,35; 2Kön 19,35)19Doch einer aus Ninive ging hin und zeigte mich beim König an, dass ich sie begrub. Da verbarg ich mich. Als ich aber erfuhr, dass der König über mich Bescheid wusste und ich gesucht wurde, um getötet zu werden, fürchtete ich mich und flüchtete.20All mein Hab und Gut wurde mir geraubt. Mir blieb nichts, was nicht zum königlichen Schatz zugeschlagen wurde, außer meiner Frau Hanna und meinem Sohn Tobias.21Doch es waren noch keine vierzig Tage vergangen, da wurde der König von zwei seiner Söhne erschlagen, und sie flohen in das Gebirge Ararat. Da wurde sein Sohn Asarhaddon König an seiner statt. Der setzte Achikar, den Sohn meines Bruders Hanaël, über den gesamten Schatz seines Reiches, und er erhielt Macht über die ganze Verwaltung. (2Kön 19,37)22Damals legte Achikar Fürsprache für mich ein, und ich kam zurück nach Ninive. Achikar war nämlich der oberste Mundschenk, Siegelbewahrer, Verwalter und Schatzmeister unter Sanherib, dem König der Assyrer. Und Asarhaddon setzte ihn wieder in sein Amt ein. Achikar war mein Neffe und aus meiner Verwandtschaft.