1Judit warf sich zu Boden, streute sich Asche auf den Kopf und öffnete ihr Kleid, sodass der Sack darunter sichtbar wurde. Es war gerade die Stunde, in der man im Tempel von Jerusalem das abendliche Räucheropfer darbringt. Mit lauter Stimme rief sie zum Herrn: (2Mo 30,8; Jdt 4,10)2»Herr, unser Gott, du hast meinem Stammvater Simeon das Schwert in die Hand gegeben, um die Fremden zu bestrafen, die damals eine so ungeheure Schandtat begingen. Sie taten, was du ausdrücklich verboten hast: Ein unberührtes Mädchen, Simeons Schwester Dina, schändeten sie. Sie nahmen sie, zogen sie nackt aus und missbrauchten sie. (1Mo 34,1)3Deshalb hast du ihre Anführer umbringen lassen. Das Lager, auf dem sie das Mädchen entehrten, wurde ihnen zum Totenbett. Du hast sie alle töten lassen: die Sklaven samt ihren Herren und auch die Machthaber auf ihren Thronen.4Ihre Frauen und Töchter mussten in die Gefangenschaft, ihr Hab und Gut wurde zum Besitz der Israeliten. Damals hattest du Gefallen an deinem Volk und hast ihm geholfen. Denn es nahm deinen Willen ernst und wollte die Schändung des Mädchens nicht hinnehmen. Sie beteten alle zu dir und erwarteten deine Hilfe. Herr, mein Gott, höre jetzt mein Gebet, das Gebet einer Witwe!5Alles kommt von dir, dein Werk ist es: was damals geschah und ebenso, was davor geschah und danach. Auch was wir jetzt erleben und was noch geschehen soll, hast du geplant; und alles, was du geplant hast, das geschieht.6Du hast beschlossen, was geschehen soll, und schon stand es da und sagte: ›Hier bin ich!‹ Du weißt alles im Voraus und niemand kann dich daran hindern, deine Beschlüsse auszuführen. (Ps 33,9)7Sieh doch die gewaltige Kriegsmacht der Assyrer! Sie sind stolz auf ihre Rosse und Reiter und auf die Kampfkraft ihrer Fußtruppen. Sie vertrauen auf ihre Schilde, Speere, Bogen und Schleudern – und wissen nicht, dass du, Herr, mächtig bist und Kriege beenden kannst. (Ps 20,8; Ps 46,10)8›Ich bin da‹ ist dein Name! Zeig ihnen deine Macht! Schlag zu in deinem Zorn und vernichte ihr Heer! Sie haben beschlossen, deinen Tempel zu schänden; sie wollen den Ort, an dem dein herrlicher Name wohnt, entehren und deinen Altar zerstören. (2Mo 3,14; 2Mo 15,3)9Sieh ihre Vermessenheit und lass deinem Zorn freien Lauf! Gib mir schwacher Frau[1] die Kraft, das durchzuführen, was ich plane!10Schlage sie alle durch das verführerische Wort einer Frau, das Heer samt seinen Führern, den Diener samt seinem Herrn! Durch Frauenhand mach ihrer Überheblichkeit ein Ende!11Deine Macht hängt nicht von der großen Zahl ab; deine Herrschaft gründet sich nicht auf starke Männer. Nein, du bist ein Gott der Demütigen, ein Helfer der Geringen. Du nimmst dich der Schwachen an, du beschützt die Verzweifelten und rettest die, die keine Hoffnung mehr haben. (Ps 33,16; Ps 147,10)12Mein Gott, du Gott meines Stammvaters Simeon, du Gott, dem unser Volk von alters her und für alle Zukunft gehört, du Herr des Himmels, der Erde und der Meere, du König über alles, was du geschaffen hast, höre auf mein Gebet:13Gib meinen Worten die Kraft, diese Männer zu täuschen und zugrunde zu richten – sie, die gegen das Volk kämpfen, mit dem du einen Bund geschlossen hast, die deinen Tempel vernichten und den Berg Zion und das Land Israel verwüsten wollen!14Lass dein ganzes Volk in allen seinen Stämmen erkennen, dass du allein Gott bist, der Gott, dem alle Macht und Gewalt gehört, und dass du es bist und kein anderer, der Israel schützt!« (2Kön 19,19)
Judit 9
Lutherbibel 2017
Gebet der Judit
1Judit aber fiel nieder auf ihr Angesicht, streute Asche auf ihr Haupt und enthüllte den Sack, mit dem sie sich bekleidet hatte. Es war aber gerade um die Zeit, da man zu Jerusalem das abendliche Rauchopfer im Hause Gottes darbrachte. Und Judit schrie mit lauter Stimme zum Herrn und sprach: (Dan 9,21; Jdt 8,5; Jdt 10,3)2Herr, du Gott meines Vaters Simeon, dem du ein Schwert in die Hand gegeben hast zur Rache an den Fremden, die dem Leib der Jungfrau Gewalt antaten, um sie zu beflecken, und die ihren Schenkel entblößten, um sie zu entehren, und die ihren Schoß aufbrachen, um sie zu schänden. Denn du hattest gesagt: So soll es nicht sein! Und sie taten es doch. (1Mo 34,1; 1Mo 34,25)3Deshalb gabst du ihre Befehlshaber dem Tode preis. Ihr Bett, missbraucht durch ihren Betrug, wurde nun selbst blutig betrogen. Du erschlugst die Knechte wie die Mächtigen, ja die Mächtigen auf ihren Thronen.4Und du gabst ihre Frauen der Plünderung und ihre Töchter der Gefangenschaft preis und all ihren Besitz zur Verteilung an deine geliebten Söhne; denn die eiferten deinem Vorbild nach und verabscheuten die Schande, die an ihrem Blut geschehen war, und riefen dich als Helfer an. Gott, mein Gott, erhöre auch mich, die Witwe!5Denn alle Dinge, die vormals waren und danach, hast du gemacht, und die jetzigen wie die noch kommenden hast du ersonnen, und was du erdacht hast, ist geschehen. (Jes 46,9)6Und die Dinge, die du beschlossen hattest, standen da und sprachen: Siehe, hier sind wir! Denn alle deine Wege sind bereitet, und dein Urteil ist schon gesprochen.7Und siehe, die Assyrer sind groß geworden mit ihrer Streitmacht, sie sind emporgekommen mit Ross und Reiter, sie haben sich gebrüstet mit der Kraft ihres Kriegsvolks, haben ihre Hoffnung gesetzt auf Schild und Speer, Bogen und Schleuder, aber sie haben nicht erkannt: Du bist der Herr, der die Kriege zerschlägt![1] (2Mo 15,3; Sach 4,6; Jdt 16,2)8»Herr« ist dein Name. Brich ihre Stärke mit deiner Macht und wirf ihre Kraft nieder in deinem Zorn! Denn sie haben beschlossen, dein Heiligtum zu entweihen, das Zelt zu verunreinigen, in dem dein herrlicher Name wohnt, und das Horn deines Altars mit dem Eisen abzuhauen. (2Mo 20,25)9Sieh an ihren Hochmut! Gieß aus deinen Zorn über ihre Häupter! Gib meiner schwachen Hand die Kraft, zu tun, was ich vorhabe!10Wirf zu Boden den Knecht wie den Herrn und den Herrn wie den Diener durch meine trügerischen Worte! Brich ihren Hochmut durch die Hand einer Frau!11Denn nicht in der Übermacht liegt deine Kraft, und deine Herrschaft ruht nicht auf den Starken, sondern du bist ein Gott der Erniedrigten, ein Helfer der Geringen, ein Beistand der Schwachen, ein Beschützer der Verachteten und ein Retter der Hoffnungslosen! (Jes 61,1)12Ja, du Gott meines Vaters und Gott des Erbbesitzes Israels, du Herrscher des Himmels und der Erde, Schöpfer allen Wassers und König deiner ganzen Schöpfung, erhöre mein Flehen!13Gib, dass mein trügerisches Wort zur Wunde und Strieme werde für jene, die Unheil beschlossen haben gegen deinen Bund und deinen heiligen Tempel, gegen den Berg Zion und das Haus, das deine Söhne bewohnen. (1Mo 4,23)14Lass dein ganzes Volk und jeden Stamm erkennen, dass du der Gott aller Macht und Kraft bist und dass es keinen anderen gibt, der das Volk Israel beschirmt, als dich allein!