1Als der Tumult sich legte, ergriff Holofernes, der Oberbefehlshaber der assyrischen Streitmacht, das Wort. Er sagte zu Achior vor der ganzen Menge aus den verschiedensten Völkern und vor allen Moabitern:2»Wer bist du, du käuflicher Freund der Efraïmiter, dass du dich hier als Prophet aufspielst? Du sagst, wir sollen das Volk Israel nicht angreifen, weil ihr Gott sie beschützt? Was soll das heißen? Es gibt keinen Gott außer Nebukadnezzar! Er schickt sein Heer und fegt diese Schwächlinge vom Erdboden weg; da hilft ihr Gott ihnen gar nichts! (2Kön 18,34; Dan 3,15)3Wir, die Diener des großen Nebukadnezzar, erledigen dieses Volk mit einem einzigen Schlag. Dem Ansturm unserer Reiter können sie nicht standhalten.4Sie werden nur so weggefegt.[1] Die Berge ihres Landes sollen mit ihrem Blut getränkt werden und in den Ebenen sollen sich ihre Leichen häufen. Nicht die geringste Spur wird von ihnen übrig bleiben; sie werden bis auf den letzten Mann vernichtet. Das sagt Nebukadnezzar, der Herr der ganzen Welt. Und was er spricht, das geschieht! (Jdt 2,5)5Achior, du lächerlicher Söldner aus Ammon, du hast dich heute um Kopf und Kragen geredet! Du kommst mir jetzt nicht mehr unter die Augen, bis ich mich an diesen aus Ägypten entlaufenen Sklaven gerächt habe.6Wenn ich von der Schlacht zurückkomme, werden die Schwerter meiner Krieger und die Speere meiner Diener dich durchlöchern und du wirst das gleiche Ende nehmen wie die erschlagenen Israeliten!7Meine Leute werden dich jetzt zu den Israeliten ins Bergland hinaufschaffen und in einer ihrer Städte an der Passstraße abliefern.8Dort wirst du zusammen mit ihnen den Tod finden.9Aber warum wirst du auf einmal so blass? Wenn du sie für unbesiegbar hältst, hast du doch keinen Grund dazu! Doch ich habe gesprochen und jedes meiner Worte wird in Erfüllung gehen!«10Holofernes befahl den Dienern, die in seinem Zelt waren, Achior festzunehmen. Sie sollten ihn zur Stadt Betulia hinaufschaffen und an die Israeliten ausliefern.11Die Diener packten Achior, führten ihn zum Lager hinaus und brachten ihn durch die Ebene zum Rand des Berglandes. So kamen sie bis zu den Quellen unterhalb von Betulia.12Als die Männer in der Stadt den anrückenden Trupp bemerkten, griffen sie zu den Waffen und liefen schnell aus der Stadt hinaus auf den Gipfel des Berges. Ihre Steinschleuderer deckten die Assyrer mit einem Hagel von Geschossen ein, sodass sie den Berg nicht hinaufsteigen konnten.13Sie mussten unter einem Felsvorsprung am Fuß des Berges Deckung suchen. Dort ließen sie Achior gefesselt liegen und kehrten zu Holofernes zurück.14Die Israeliten kamen den Berg herunter, fanden Achior und befreiten ihn von seinen Fesseln. Sie nahmen ihn mit hinauf nach Betulia und brachten ihn vor die führenden Männer der Stadt.15Das waren damals Usija, der Sohn Michas aus dem Stamm Simeon, Kabri, der Sohn Otniëls, und Karmi, der Sohn Malkiëls.16Die drei riefen alle Ältesten der Stadt zusammen. Aber auch alle anderen Männer und sogar die Frauen liefen herbei, sodass schließlich alle Einwohner von Betulia versammelt waren. Achior wurde in die Mitte gestellt und von Usija vernommen.17Er berichtete von dem Kriegsrat, den Holofernes einberufen hatte, schilderte, was er selbst im Kreis der assyrischen Befehlshaber gesagt hatte und wie Holofernes daraufhin mit prahlerischen Worten verkündete, wie er mit dem Volk Israel verfahren werde.18Da warfen sich alle nieder auf die Erde und beteten:19»Herr, du Gott des Himmels, sieh doch, wie tief uns die Feinde in ihrem Übermut erniedrigen! Hab Erbarmen mit uns! Sieh freundlich auf alle, die sich dir heute weihen!«[2]20Dann sprachen sie Achior Mut zu und lobten ihn sehr für das, was er getan hatte.21Usija nahm ihn mit in sein Haus und lud auch die Ältesten zum Mahl dazu. Alle in der Stadt beteten die ganze Nacht hindurch zum Gott Israels um Hilfe gegen ihre Feinde.
Judit 6
Lutherbibel 2017
Antwort des Holofernes
1Als sich der Tumult unter den Männern rings um den Kriegsrat gelegt hatte, sprach Holofernes, der Feldhauptmann der assyrischen Streitmacht, zu Achior vor der ganzen Volksversammlung der Philister und zu allen Moabitern:2Wer bist du denn, Achior, mit deinen Söldnern aus Ephraim, dass du heute unter uns als Prophet auftrittst und sagst, man solle gegen das Volk Israel keinen Krieg führen, weil ihr Gott sie beschirme? Wer ist denn Gott außer Nebukadnezar? Der wird seine Macht aufbieten und sie vernichten von der Erde, und ihr Gott wird sie nicht retten können.3Sondern wir, Nebukadnezars Knechte, werden sie schlagen wie einen einzigen Mann, und sie werden der Kraft unserer Rosse nicht standhalten.4Denn wir werden sie überrennen, und ihre Berge werden trunken sein von ihrem Blut, und ihre Felder werden übersät sein mit ihren Leichen, und sie werden uns nicht widerstehen können, sondern zugrunde gehen – spricht der König Nebukadnezar, der Herr der ganzen Erde. Denn er hat es gesagt, und was er sagt, wird geschehen.5Du aber, Achior, du ammonitischer Söldner, der du dich heute um Kopf und Kragen geredet hast, du sollst mir von diesem Tag an nicht mehr unter die Augen kommen, bis ich dieses Volk, das aus Ägypten dahergelaufen ist, bestraft habe.6Dann werden das Schwert meiner Leute und der Spieß meiner Diener deine Rippen durchbohren, und du wirst unter den Verwundeten Israels liegen, wenn ich zurückkehre.7Meine Knechte werden dich jetzt in eine der Städte am Rande des Gebirges bringen.8Und du sollst nicht eher als die Verwundeten Israels zugrunde gehen.9Solltest du aber in deinem Herzen hoffen, dass sie doch nicht besiegt werden, dann musst du den Blick nicht senken. Ich habe es gesagt, und so wird es geschehen.
Achior wird an die Einwohner Betulias ausgeliefert
10Und Holofernes befahl seinen Knechten, die in seinem Zelt bereitstanden, Achior zu ergreifen, ihn nach Betulia zu bringen und in die Hände der Israeliten auszuliefern.11Da ergriffen ihn seine Knechte und führten ihn hinaus aus dem Lager in die Ebene, und von dort brachten sie ihn in das Gebirge hinauf. So kamen sie zu den Quellen, die unterhalb von Betulia liegen.12Als die Männer der Stadt sie von oben sahen, griffen sie zu den Waffen und liefen hinaus auf die Bergkuppe. Die Schleuderer aber besetzten den Weg, der zur Stadt hinaufführte, und beschossen sie mit Steinen.13Da suchten die Assyrer unten am Berg Schutz, fesselten den Achior und ließen ihn dort liegen. Dann zogen sie sich wieder zurück zu ihrem Herrn.
Achior wird ehrenvoll aufgenommen
14Die Israeliten aber kamen herab aus ihrer Stadt, traten zu ihm und banden ihn los. Und sie führten ihn nach Betulia und stellten ihn vor die Oberhäupter der Stadt.15Das waren zu dieser Zeit Usija, der Sohn des Micha aus dem Stamme Simeon, und Kabri, der Sohn des Otniël, und Karmi, der Sohn des Malkiël.16Die riefen alle Ältesten der Stadt zusammen; ebenso kamen alle jungen Männer und Frauen herbei. Sie stellten Achior in die Mitte des ganzen Volkes, und Usija fragte ihn, was sich zugetragen habe.17Der antwortete und berichtete ihnen alles, was Holofernes im Kriegsrat und im Kreis der assyrischen Befehlshaber gesagt und wie er gegen Israel geprahlt hatte.18Da fiel das Volk nieder, und alle beteten zu Gott, schrien und sprachen:19Herr, Gott des Himmels, sieh doch herab auf ihren Hochmut und erbarme dich des Elends unseres Volkes, und schau gnädig auf dein heiliges Volk am heutigen Tag!20Dann sprachen sie Achior Mut zu und lobten ihn sehr.21Nach der Versammlung nahm Usija ihn mit in sein Haus und bereitete ihm ein Gastmahl mit den Ältesten, und die ganze Nacht hindurch riefen sie den Gott Israels um Hilfe an.