1Judit sang: »Kommt, preist meinen Gott, singt zum Klang eurer Trommeln! Kommt, singt für den Herrn, singt zum Schall eurer Zimbeln! Vereint euch und singt ihm den neuen Gesang! Den Herrn sollt ihr rühmen, in Not zu ihm rufen;2denn er ist ein Gott, der die Kriege beendet. Er hat mich befreit aus der Hand meiner Feinde, hat heil mich geborgen bei seinem Volk. (Ps 46,10)3Der Feind rückte an von den Bergen im Norden, ein riesiges Heer – es war nicht zu zählen. Die Menge der Krieger verstopfte die Täler, vom Reiterheer waren die Hügel bedeckt.4Sie wollten die Städte und Dörfer verbrennen, die Männer und Jungen mit Schwertern erschlagen, die Frauen und Kinder als Sklaven verschleppen, die Säuglinge töten mit grausamer Hand.5Doch Gott, unser Herr, hat die Pläne vereitelt; er selbst, der Allmächtige, kam uns zu Hilfe, er gab uns den Sieg durch die Hand einer Frau. (Ri 4,9; Ps 33,10; Jdt 13,15)6Nicht kräftige Krieger erschlugen den Feldherrn, den Tod fand er nicht durch gewaltige Männer, nein, weiblicher Schönheit und Täuschung erlag er, die Tochter Meraris bezauberte ihn.7Sie wollte ihr Volk aus Bedrängnis erretten. Drum zog sie entschlossen ihr Witwenkleid aus, sie salbte den Körper mit duftenden Ölen,8durchflocht ihre Haare mit schmückenden Bändern, dann ging sie in festlicher Kleidung zum Feind.9Sein Blick war geblendet von ihren Sandalen, die Schönheit der Frau nahm dem Feldherrn den Atem – da traf ihn das Schwert und durchschnitt ihm den Hals.10Die Perser erschraken vor solch großer Kühnheit, der Mut dieser Frau ließ die Meder erschaudern,[1]11doch Israel jauchzte, befreit von der Schande. Aus Angst vor den Schwachen erbebten die Starken, sie schrien vor Furcht und ergriffen die Flucht.12Die Kinder und Schwächlinge[2] gaben es ihnen; sie wurden verprügelt wie flüchtige Sklaven. Das Heer meines Herrn hat sie niedergemacht!13Drum singe ich ihm, meinem Gott, neue Weisen: Du, Herr, bist so groß, voller Hoheit und Macht, so stark, dass kein Gegner dir standhalten kann! (2Mo 15,6; 2Mo 15,11; Ps 96,1)14Auf Erden soll alles dir deshalb gehorchen; du riefst es ins Dasein durch deinen Befehl, dein Lebenshauch formte den Bau dieser Welt. Drum kann kein Geschöpf deinem Wort widerstehn.15Sobald sie dich sehen, erzittern die Berge, die Meere erschrecken, sie toben und schäumen, die Felsen zerschmelzen, als wären sie Wachs; doch Liebe und Treue erfährt, wer dich ehrt. (Ps 97,5; Ps 103,13; Ps 103,17)16Dem Herrn zu gehorchen bringt bleibende Größe, das ist ihm auch lieber als Opfer von Tieren; für ihn ist doch jegliches Opfer zu klein! (Ps 40,7)17Doch wehe den Völkern, die frech sich erheben, mein Volk unterdrücken und gegen es kämpfen! Der Herrscher der Welt, er wird sie zerschmettern, wird streng sie bestrafen am Tag des Gerichts. Ihr Fleisch wird gefressen von Wundbrand und Würmern, ihr Klagen und Heulen hört nie wieder auf.« (Jes 66,24; Hes 39,21)
Das Siegesfest in Jerusalem
18Als der Festzug in Jerusalem ankam, hielten sie einen feierlichen Gottesdienst im Tempel. Sie reinigten sich und brachten Gott die vorgeschriebenen Brandopfer, ihre freiwilligen Opfer und dazu noch reiche Geschenke.19Judit schenkte dem Tempel alles, was man ihr von Holofernes’ Besitz zugesprochen hatte. Auch das Mückennetz, das sie von seinem Bett abgenommen hatte, ließ sie im Tempel als Weihegabe für Gott.20Drei Monate lang feierte das Volk in Jerusalem vor dem Tempel ein Freudenfest und Judit feierte mit.
Judits weiteres Leben und ihr Lebensende
21Danach kehrten alle in ihre Heimatorte zurück. Judit ging nach Betulia und blieb dort auf ihrem Besitztum. Bis ans Ende ihres Lebens war sie im ganzen Land berühmt.22Viele Männer warben um sie, aber seit dem Tod ihres Gatten Manasse ließ sie sich von keinem Mann mehr berühren.23Sie wurde 105 Jahre alt und lebte bis zu ihrem Tod in dem Haus, das ihr Mann ihr hinterlassen hatte. Ihrer Dienerin schenkte sie die Freiheit. Sie starb in Betulia und wurde in der Grabhöhle ihres Mannes neben ihm beigesetzt.24Ganz Israel hielt sieben Tage lang Totenklage um sie. Vor ihrem Tod hatte sie ihren Besitz an die Verwandten ihres Mannes und die Verwandten in ihrer eigenen Familie verteilt. (Sir 22,12)25Während Judits ganzer Lebenszeit und noch viele Jahre danach lebten die Israeliten ohne Angst; denn kein Feind wagte sie anzugreifen.
Judit 16
Lutherbibel 2017
Lobgesang der Judit
1Und Judit sang: Spielt meinem Gott mit Pauken, singt meinem Herrn mit Zimbeln! Lasst ihm erklingen Psalm und Lobgesang, erhöht und ruft an seinen Namen! (2Mo 15,20; Ri 5,1)2Denn der Herr ist ein Gott, der die Kriege zerschlägt! Denn er führte mich heim in sein Lager inmitten des Volkes, und entriss mich aus der Hand meiner Verfolger. (Jdt 9,7)3Assur kam von den Bergen des Nordens, kam mit Zehntausenden seiner Streitmacht, ihre Menge erfüllte die Täler, und ihre Reiter bedeckten die Hügel.4Sie drohten, mein Land zu verbrennen, meine Jünglinge mit dem Schwert zu töten, meine Säuglinge am Boden zu zerschmettern, meine Kinder der Plünderung preiszugeben und meine Jungfrauen als Beute zu nehmen. (Ps 137,9)5Doch der Herr, der Allmächtige, hat sie verworfen durch die Hand einer Frau.6Denn der Machthaber fiel nicht durch junge Krieger, noch haben Göttersöhne ihn erschlagen; auch sind ihm keine Riesen entgegengetreten, sondern Judit, die Tochter Meraris, hat ihn mit ihrer Schönheit überwunden.7Denn sie legte ihre Witwenkleider ab, um die Bedrückten in Israel aufzurichten, sie salbte ihr Antlitz mit Öl,8wand Bänder in ihr Haar und kleidete sich in Leinen, um ihn zu verführen.9Ihre Sandalen blendeten seine Augen, und ihre Schönheit nahm seine Seele gefangen – da traf das Schwert seinen Nacken.10Die Perser erschraken vor solcher Kühnheit, und die Meder entsetzten sich über ihren Mut.11Da jubelte mein erniedrigtes Volk, und alle Schwachen jauchzten auf. Die Feinde aber erschraken. Sie schrien laut auf und flohen.12Unmündige Knaben erstachen die Feinde und erschlugen sie auf der Flucht. Sie wurden vernichtet durch das Heer des Herrn, meines Gottes.13Ich will singen meinem Gott ein neues Lied! Groß bist du, Herr, und herrlich, wunderbar in deiner Stärke, und niemand kann dich überwinden!14Dir muss die ganze Schöpfung dienen. Denn du sprachst, und es geschah. Du sandtest aus deinen Geist, und alles wurde geschaffen, und niemand kann deiner Stimme widerstehen. (Ps 104,30; Weis 16,24)15Berge und Meer erbeben in ihren Grundfesten, und Felsen schmelzen vor deinem Angesicht wie Wachs. Denen aber, die dich fürchten, schenkst du Gnade!16Denn viel zu gering sind alle Opfer, als dass sie dir wohlgefielen, und viel zu wenig ist alles Fett, als dass es ein Brandopfer sein könnte für dich. Wer aber den Herrn fürchtet, ist groß allezeit. (Ps 40,7)17Wehe den Völkern, die gegen mein Volk aufstehen! Der Herr, der Allmächtige, wird sie bestrafen am Tag des Gerichts und wird ihren Leib plagen mit Feuer und Würmern. Da werden sie seiner Macht innewerden und klagen bis in Ewigkeit. (Jes 66,24; Sir 7,17)
Die Judäer feiern ihren Sieg
18Als sie nun nach Jerusalem kamen, beteten sie Gott an, und sobald sich das Volk gereinigt hatte, brachten sie ihre Brandopfer, Dankopfer und Gaben dar.19Judit aber legte alle Geräte des Holofernes, die ihr das Volk gegeben hatte, im Tempel nieder. Auch das Mückennetz, das sie von seinem Bett genommen hatte, brachte sie Gott als Weihegabe dar.20Und das Volk war fröhlich in Jerusalem bei dem Heiligtum drei Monate lang, und Judit blieb bei ihnen.
Judit beschließt ihr Leben
21Nach diesen Tagen brachen alle wieder auf zu ihrem Erbteil. Auch Judit kehrte zurück nach Betulia und wohnte in ihrem Haus. Und sie war hochgeehrt zu ihrer Zeit im ganzen Land.22Viele begehrten sie zur Frau, doch zeit ihres Lebens vermochte keiner sie zu gewinnen, nachdem ihr Mann Manasse gestorben und zu seinen Vätern versammelt worden war.23Und sie wurde sehr alt und lebte im Haus ihres Mannes, bis sie hundertundfünf Jahre alt war. Und sie schenkte ihrer Magd die Freiheit. Sie starb in Betulia, und man begrub sie in der Grabhöhle ihres Mannes Manasse.24Und das ganze Haus Israel betrauerte sie sieben Tage lang. Noch vor ihrem Tod hatte sie ihr Hab und Gut unter ihre Verwandten und die ihres Mannes Manasse verteilt. (1Mo 50,10)25Und niemand vermochte die Israeliten in Furcht zu versetzen, solange Judit lebte und weit über ihren Tod hinaus.