1Jeder kann sagen: »Ich bin dein Freund.« Aber mancher ist es nur dem Namen nach. (Spr 20,6; Sir 6,5)2Der Schmerz, den du empfindest, wenn ein vertrauter Freund zum Feind wird, ist so schlimm wie der Tod.3Die Neigung zum Bösen in uns, wie konnte sie nur entstehen? Wie konnte sie die Erde mit Falschheit überschwemmen?4Da genießt einer alle Freuden am Tisch seines Freundes; aber sobald es dem Freund schlecht geht, wendet er sich gegen ihn.5Solange er etwas für seinen Bauch bekommt, ist er bereit, mit seinem Freund zu leiden. Doch wenn es zum Kampf kommt, verschwindet er hinter seinem Schild. (Spr 17,17; Sir 6,8; Sir 6,10)6Einen Freund darfst du nie vergessen, erst recht nicht, wenn du reich wirst.
Über gute und schlechte Ratgeber
7Jeder Ratgeber hält seinen Plan für den besten; aber mancher sucht mit seinem Rat nur den eigenen Vorteil. (Sir 6,6)8Sei vorsichtig, wenn dir einer gute Ratschläge geben will! Finde heraus, was er damit bezweckt; denn für sich selbst plant er zuerst. Dann zieht er für dich das schlechtere Los9und sagt: »Es sieht gut für dich aus.« In sicherem Abstand bleibt er stehen und wartet ab, was mit dir geschieht.10Hol dir keinen Rat bei jemand, der dir nichts gönnt! Und einem Menschen, der neidisch auf dich ist, sag nichts von deinen Plänen!11Berate dich nie mit einer Frau über ihre Rivalin,[1] mit einem Feigling über den Krieg, mit einem Händler über ein gutes Geschäft, mit einem Käufer über das Verkaufen, mit einem Geizhals über Dankbarkeit, mit einem Unbarmherzigen über Güte, mit einem Faulenzer über eine Arbeit, mit einem Gelegenheitsarbeiter über ein Werk vieler Jahre, mit einem trägen Diener über eine schwierige Aufgabe. Erwarte von keinem dieser Leute einen brauchbaren Rat!12Halte dich vielmehr an jemand, der Gott ernst nimmt und von dem du weißt, dass er die Gebote befolgt. Halte dich an einen, der so denkt und fühlt wie du und dem es genauso wehtut wie dir, wenn dir etwas misslingt.13Und verlass dich auf dein eigenes Gewissen, es ist dein zuverlässigster Ratgeber!14Dein eigenes Empfinden sagt dir für gewöhnlich mehr als sieben Wächter, die auf einer Anhöhe Ausschau halten.15Vor allem aber bitte Gott, den Höchsten, dich immer auf den richtigen Weg zu bringen.
Über Weisheit und nutzloses Wissen
16Der Anfang jeder Tat ist das Gespräch; vor jedem Unternehmen kommt die Unterredung.17-18Die Entscheidung, die ein Mensch trifft, kann in vier verschiedene Richtungen führen: zum Guten oder zum Bösen, zum Leben oder zum Tod. Und deine Zunge kann andere Menschen in jede dieser Richtungen lenken. (Spr 18,21)19Mancher ist so klug, dass er andere belehren kann, aber nicht klug genug, um sich selber zu helfen.20Mancher kann geschickt mit Worten umgehen; aber er muss hungern, weil ihn niemand leiden kann. (Sir 20,5)21Der Herr hat ihm keine Liebenswürdigkeit geschenkt, weil von wirklicher Weisheit nichts bei ihm zu finden ist.22Mancher ist nur für sich selbst weise und von seinem Wissen hat er allein den Nutzen.23Ein wirklich weiser Mann belehrt sein Volk und seine Belehrung hat beständigen Nutzen.24Ein solcher Mann wird von allen gerühmt; alle, die ihn kennen, preisen ihn glücklich.25Ein Mensch lebt nur eine bestimmte Zahl von Jahren; aber die Lebensjahre Israels kann man nicht zählen.26Ein Weiser gewinnt das Vertrauen seines Volkes und sein Name wird für alle Zeiten fortleben.
Warnung vor übermäßigem Essen
27Mein Sohn,[2] während deines ganzen Lebens prüfe dich selbst! Wenn du merkst, dass dir etwas nicht bekommt, dann verweigere es dir!28Nicht jeder kann alles vertragen und nicht alles ist für alle gleich gut.29Sei maßvoll bei jeder Art von Genuss, stürze dich nicht gierig auf das Essen! (Sir 31,20)30Zu viel Essen macht krank und Maßlosigkeit führt nur zu Bauchschmerzen.31Gefräßigkeit hat schon viele umgebracht; wer sie vermeidet, lebt länger.
Jesus Sirach 37
Lutherbibel 2017
Über Freunde und Ratgeber
1Jeder Freund sagt zwar: Ich bin auch dein Freund –; aber manche sind nur dem Namen nach Freunde.2Bleibt nicht Gram bis zum Tod, wenn ein Gefährte und Freund einem zum Feind wird?3Ach trauriger Gedanke: Woher kommt es, dass du in Hinterlist verstrickt bist und damit die Welt überziehst?4Wenn’s dem Freund gut geht, freut sich sein Gefährte mit ihm; wenn’s ihm aber schlecht geht, wird er sich gegen ihn stellen. (Sir 6,8)5Der Gefährte steht dem Freund bei, wenn es um den Bauch geht; aber wenn es Kampf gibt, versteckt er sich hinter dem Schild.6Vergiss den Freund nicht in deinem Herzen, und erinnere dich seiner, wenn du reich wirst.7Jeder Ratgeber bietet seinen Rat an, aber manche raten zu ihrem eignen Nutzen. (Sir 6,6)8Darum hüte dich vor dem Ratgeber: Überlege zuvor, was ihm nützlich sein kann, denn er denkt vielleicht daran, zu seinem Vorteil zu raten; lass ihn nicht über dich bestimmen,9damit er nicht sagt: Du bist auf dem rechten Weg –, selbst aber beiseitesteht und achtgibt, wie es dir ergeht.10Berate dich nicht mit dem, der dich missgünstig betrachtet, und vor denen, die dich beneiden, verbirg deinen Plan.11Berate dich nicht mit einer Frau über ihre Nebenbuhlerin oder mit einem Ängstlichen über den Krieg oder mit einem Kaufmann über die Ware oder mit einem Käufer über den Preis. Berate dich auch nicht mit einem Missgünstigen über Dankbarkeit oder mit einem Unbarmherzigen über Barmherzigkeit, mit einem Faulen über die Arbeit oder mit einem Tagelöhner über das Ende der Arbeit oder mit einem trägen Hausknecht über zu viel Arbeit. Solche Leute frag nicht um Rat,12sondern halte dich stets an einen Gottesfürchtigen, von dem du weißt, dass er die Gebote hält, der wie du gesinnt ist und Mitleid mit dir hat, wenn du strauchelst. (Sir 9,14)13Und bleibe bei dem, was dir dein Herz rät; denn du wirst keinen treueren Ratgeber finden.14Denn mit seinem Herzen kann ein Mann mehr erkennen als sieben Wächter, die oben auf der Warte sitzen.15Doch bei alledem rufe den Allerhöchsten an, dass er in Wahrheit deinen Weg ebne.16Ehe du etwas anfängst, überleg dir’s zuvor; und ehe du etwas tust, geh mit dir zurate.17Veränderung beginnt im Herzen,18und vier Dinge erwachsen daraus: Gutes und Böses, Leben und Tod; und darüber regiert allezeit die Zunge. (Spr 18,21; Jak 3,5)19Mancher ist zwar fähig, vielen andern zu raten, aber sich selbst kann er nicht helfen.20Mancher möchte klug raten und wird doch gehasst; der wird alles verlieren.21Denn er hat vom Herrn keine Gnade empfangen, weil keine Weisheit in ihm ist.22Mancher ist weise nur für sich selbst und schafft mit seinem Rat für sich selbst Nutzen.23Aber ein weiser Mann lehrt sein Volk und schafft mit seinem Rat bleibenden Nutzen.24Ein weiser Mann wird sehr gelobt, und alle, die ihn sehen, preisen ihn.25Jeder hat eine bestimmte Zeit zu leben; aber Israels Tage sind nicht zu zählen. (5Mo 11,21; Hi 14,5)26Der Weise hat in seinem Volk großes Ansehen, und sein Name bleibt ewig.
Warnung vor Unmäßigkeit
27Mein Kind, prüfe, was für dich gesund ist, und meide, was schlecht ist.28Denn nicht alles ist jedem nützlich, auch mag nicht jeder alles.29Überfriss dich nicht beim Gastmahl und sei nicht gierig beim Essen.30Denn zu viel Essen macht krank, und Unersättlichkeit führt zu Erbrechen. (Röm 13,13; Sir 31,20)31An übermäßigem Essen sind viele gestorben; wer aber mäßig isst, lebt länger.