1»Wenn das geschieht«, sagt der HERR, »wird der Feind die Gebeine der Könige von Juda und ihrer hohen Beamten, die Gebeine der Priester und der Propheten und aller Bewohner Jerusalems aus ihren Gräbern holen. (Bar 2,24)2Sie werden zerstreut umherliegen vor der Sonne, dem Mond und dem Sternenheer, vor den Göttern, die sie liebten und anbeteten, denen sie Opfer darbrachten, bei denen sie Weisung suchten und nach denen sie ihr Leben ausrichteten. Niemand wird die Gebeine sammeln, um sie wieder ins Grab zu legen. Sie werden zerfallen und zum Dünger für die Äcker werden.« (5Mo 4,19; Jer 19,13)
Sterben ist besser als Überleben
3Der HERR, der Herrscher der Welt,[1] sagt: »Die Menschen, die ich übrig lasse von dieser bösen Generation, werde ich überallhin vertreiben und an jedem Ort werden sie lieber sterben wollen als leben.«
Beispiellose Halsstarrigkeit
4»Sag zu ihnen: ›So spricht der HERR: Wenn jemand hinfällt, steht er dann nicht schnell wieder auf? Wenn jemand vom Weg abkommt, kehrt er nicht gleich wieder um?5Warum bleibt Jerusalem bei seinen falschen Göttern und weigert sich, zu mir zurückzukehren? (Jer 5,3)6Ich habe genau gehört, was sie reden. Sie haben ihren Irrtum nicht erkannt. Niemand bereut seine Schlechtigkeit, niemand fragt sich: Was habe ich getan? Alle rennen auf ihrem Irrweg weiter wie Pferde, die sich in die Schlacht stürzen.7Alle Zugvögel kennen ihre Ordnung und gehen und kommen zu der Zeit, die ich ihnen bestimmt habe: der Storch, die Taube, die Schwalbe, die Drossel. Nur mein Volk hält sich nicht an die Ordnungen, die ich ihm gegeben habe.‹«
Warnung an das verführte Volk und an seine Verführer
8Der HERR sagt: »Wie könnt ihr behaupten: ›Wir wissen Bescheid, wir haben doch das Gesetz des HERRN‹? Gewiss, ihr habt es, aber es ist durch seine Ausleger völlig verfälscht worden!9Diese Leute, die sich für weise halten, werden bestürzt und sprachlos dastehen, wenn das Unheil sie trifft und sie gefangen weggeführt werden. Sie haben mein Wort verachtet, und da wollen sie auf Weisheit Anspruch erheben?10Ihre Frauen und ihre Äcker nehme ich ihnen weg und gebe sie anderen. Denn Vornehme wie Geringe sind darauf aus, sich zu bereichern. Propheten wie Priester täuschen das Volk: (Jer 6,12)11Sie tun so, als wären die Wunden meines Volkes nur leichte Schrammen. ›Alles steht gut‹, sagen sie, ›alles ist in Ordnung.‹ Aber nichts steht gut, nichts ist in Ordnung!12Sie müssten sich schämen wegen ihres schändlichen Treibens. Aber sie denken nicht daran; sie wissen gar nicht, was Schämen ist. Deshalb werden sie untergehen, zusammen mit allen anderen in Israel. Wenn ich komme und sie bestrafe, ist es aus mit ihnen.« Das sagt der HERR.
Keine falschen Hoffnungen!
13»Will ich bei meinem Volk ernten«,[2] sagt der HERR, »so ist keine Traube und keine Feige zu finden und das Laub ist verwelkt. Darum habe ich dieses Volk aufgegeben; sollen die Fremden es doch zertreten!« (Mk 11,12)14Die Leute in Juda sagen: »Was sitzen wir hier noch herum? Auf, los! Hinein in die befestigten Städte – auch wenn wir unser Leben dadurch nicht retten! Denn der HERR, unser Gott, hat unseren Tod beschlossen; er gibt uns vergiftetes Wasser zu trinken, weil wir vor ihm schuldig geworden sind. (Jer 4,5; Jer 9,14; Jer 23,15)15Wir warteten darauf, dass sich alles noch zum Guten wenden würde, aber es kam nichts Gutes. Wir hofften auf eine Zeit, in der alle Wunden verheilen würden, aber nichts als Entsetzen ist gekommen: (Jer 14,19)16Die Feinde stehen schon bei der Stadt Dan. Das Schnauben ihrer Pferde dringt bis zu uns herüber, von ihrem Wiehern zittert das Land. Sie kommen und werden alles vernichten: das offene Land und was darauf wächst, die Städte und ihre Bewohner.«17»Ja«, sagt der HERR, »ich lasse Giftschlangen auf euch los, gegen die keine Beschwörung hilft, und sie werden euch beißen!« (4Mo 21,6)
Jeremia leidet mit seinem Volk
18Mein heiteres Gesicht verbirgt meinen Kummer. Er lastet auf mir und macht mich krank.19Aus dem ganzen Land höre ich mein Volk verzweifelt schreien: »Ist denn der HERR nicht mehr auf dem Zionsberg? Wohnt unser König nicht mehr dort?« Doch der HERR antwortet: »Warum haben sie mich mit ihren Götterbildern erzürnt, den fremden Götzen, die ihnen nichts helfen?«20Das Volk klagt: »Die Ernte ist vorüber, der Herbst vorbei und es ist keine Hilfe gekommen.«21Weil mein Volk zusammengebrochen ist, ist mein Herz zerbrochen. Trauer und Verzweiflung drücken mich nieder.22Gibt es denn in Gilead[3] keine Salbe mehr und ist dort kein Arzt zu finden? Gibt es für mein Volk[4] keine Heilung? Die Wunde will sich nicht schließen. (Jer 10,19; Jer 30,17; Jer 33,6; Jer 46,11)23Wäre doch mein Kopf ein Brunnen, wären meine Augen Tränenquellen! Dann könnte ich Tag und Nacht weinen über die vielen aus meinem Volk, die erschlagen wurden! (2Kön 8,11; Jes 22,4; Jer 13,17; Jer 14,17; Kla 3,48; Lk 19,41)
Jeremia 8
Lutherbibel 2017
1Zu dieser Zeit, spricht der HERR, wird man die Gebeine der Könige von Juda, die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bürger Jerusalems aus ihren Gräbern werfen2und wird sie hinstreuen der Sonne, dem Mond und dem ganzen Heer des Himmels, die sie geliebt und denen sie gedient haben, denen sie nachgelaufen sind, die sie befragt und angebetet haben. Sie sollen nicht wieder aufgelesen und begraben werden, sondern Dung auf dem Acker sein. (5Mo 4,19; 2Kön 21,3; Jer 19,13)3Und alle, die übrig geblieben sind von diesem bösen Volk, werden an allen Orten, wohin ich sie verstoße, lieber tot als lebendig sein wollen, spricht der HERR Zebaoth.
Alle sind verblendet
4Sprich zu ihnen: So spricht der HERR: Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?5Warum will denn dies Volk zu Jerusalem irregehen für und für? Sie halten so fest am Trug, dass sie nicht umkehren wollen.6Ich sehe und höre, dass sie nicht die Wahrheit reden. Es gibt niemand, dem seine Bosheit leid wäre und der spräche: Was hab ich doch getan! Sie laufen alle ihren Lauf wie ein Hengst, der in der Schlacht dahinstürmt.7Der Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit, Turteltaube, Schwalbe und Drossel halten die Zeit ein, in der sie wiederkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HERRN nicht wissen. (Jes 1,3)8Wie könnt ihr sagen: »Wir sind weise und haben das Gesetz des HERRN bei uns«? Ist’s doch lauter Lüge, was die Schreiber daraus machen.9Die Weisen müssen zuschanden, erschreckt und gefangen werden; denn was können sie Weises lehren, wenn sie des HERRN Wort verwerfen?10Darum will ich ihre Frauen den Fremden geben und ihre Äcker denen, durch die sie verjagt werden. Denn sie gieren alle, Klein und Groß, nach unrechtem Gewinn; Priester und Propheten gehen mit Lüge um (Jer 6,13; Jer 22,17)11und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede.12Sie werden mit Schande dastehen, weil sie solche Gräuel getrieben haben; aber sie wollen sich nicht schämen und wissen nichts von Scham. Darum sollen sie fallen unter den Fallenden, und wenn ich sie heimsuchen werde, sollen sie stürzen, spricht der HERR.13Ich will unter ihnen Lese halten, spricht der HERR: Es bleiben keine Trauben am Weinstock und keine Feigen am Feigenbaum, auch die Blätter sind abgefallen. So habe ich es für sie bestimmt: Man wird über sie herfallen.
Der Feind naht
14»Wozu wollen wir noch da sitzen? Sammelt euch und lasst uns in die festen Städte ziehen, dass wir dort umkommen. Denn der HERR, unser Gott, lässt uns umkommen und tränkt uns mit einem giftigen Trank, weil wir so gesündigt haben wider den HERRN. (Jer 4,5; Jer 9,14)15Wir hofften, es sollte Friede werden, aber es kommt nichts Gutes; wir hofften, wir sollten heil werden, aber siehe, es ist Schrecken da. (Jer 14,19)16Man hört ihre Rosse schnauben von Dan her, vom Wiehern ihrer Hengste erbebt das ganze Land. Sie fahren daher und fressen das Land auf mit allem, was darin ist, die Stadt samt allen, die darin wohnen.« (Jer 4,15)17Denn siehe, ich will Schlangen und Nattern unter euch senden, die nicht zu beschwören sind; die sollen euch stechen, spricht der HERR,18ohne dass es Heilung gibt. Kummer steigt in mir auf. Mein Herz ist krank. (Kla 1,22)19Siehe, die Tochter meines Volks schreit aus fernem Lande her: »Will denn der HERR nicht mehr in Zion sein, oder soll es keinen König mehr haben?« Ja, warum haben sie mich so erzürnt durch ihre Bilder, durch fremde, nichtige Götzen?20»Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin und uns ist keine Hilfe gekommen!«21Mich jammert von Herzen, dass die Tochter meines Volks so zerschlagen ist; ich gräme und entsetze mich.22Ist denn keine Salbe in Gilead oder ist kein Arzt da? Warum ist denn die Tochter meines Volks nicht geheilt? (Jer 46,11)23Ach dass ich Wasser genug hätte in meinem Haupte und meine Augen Tränenquellen wären, dass ich Tag und Nacht beweinen könnte die Erschlagenen der Tochter meines Volks! (Jer 13,17; Lk 19,41)