1Zu derselben Zeit musste König Antiochus aus Persien abziehen. Sein Heer war geschlagen worden und befand sich in Auflösung. (1Mak 6,1; 2Mak 1,11)2Der König war nämlich in die Stadt Persepolis einmarschiert und hatte dort versucht, einen Tempel auszurauben und eine Besatzung in die Stadt zu legen. Darauf hatte die Bevölkerung zu den Waffen gegriffen. Antiochus war geschlagen worden und hatte mit Schimpf und Schande den Rückzug antreten müssen.3In der Gegend von Ekbatana erfuhr er, was mit Nikanor und mit Timotheus und seinem Heer geschehen war.4Voller Zorn beschloss er, den Juden diese Niederlagen heimzuzahlen und auch seine Wut über die eigene Niederlage in Persien an ihnen auszulassen. Er befahl seinem Wagenlenker, nicht mehr anzuhalten, bevor sie nicht in Jerusalem wären. In seiner Anmaßung rief er: »Wenn ich erst in Jerusalem bin – ich mache aus der Stadt ein Massengrab!« Doch er wusste nicht, wie nahe ihm die Strafe Gottes war.5Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, da traf ihn der Herr, der alles sieht, der Gott Israels, mit einem unsichtbaren, aber tödlichen Schlag: Der König spürte plötzlich in seinem Gedärm und im ganzen Leib unerträglich heftige Schmerzen.6Eine passende Strafe für den Mann, der andere Menschen durch zahllose ausgefallene Foltern gequält hatte!7Das konnte aber seinen anmaßenden Sinn keineswegs brechen. In glühendem Hass auf die Juden und schnaubend vor Wut befahl er, nun umso schneller zu fahren. Da geschah es: In rasender Fahrt stürzte er vom Wagen und verrenkte sich alle Glieder.8Eben noch hatte er in seiner Anmaßung gedacht, er wäre mehr als ein Mensch, die Wellen des Meeres müssten ihm gehorchen und die höchsten Berge könnte er auf der Waagschale wiegen. Jetzt lag er am Boden und musste auf einer Bahre fortgeschafft werden – für alle ein sichtbarer Beweis für die Macht Gottes. (Jes 40,12)9Bei lebendigem Leibe fiel schon das Fleisch in Stücken von ihm ab. Er litt furchtbare Schmerzen. Sogar aus den Augen dieses Schurken krochen bereits die Würmer und der Verwesungsgeruch, der von ihm ausging, belästigte das ganze Heer. (Apg 12,23; Sir 7,17)10Eben meinte er noch, nach den Sternen greifen zu können, jetzt konnte niemand mehr in seine Nähe kommen, um auch nur seine Bahre zu tragen; so unerträglich war der Gestank. (Jes 14,13)
Antiochus ändert seinen Sinn
11Die Krankheit, die Gott ihm geschickt hatte, quälte den König von Minute zu Minute mit größeren Schmerzen. In dieser Lage kam er endlich zu Verstand und fing an, seine Überheblichkeit aufzugeben.12Als er schließlich seinen eigenen Gestank nicht mehr ertragen konnte, sagte er: »Ein sterblicher Mensch sollte sich Gott unterordnen und nicht meinen, er wäre ihm gleich.«13Jetzt, wo es zu spät war und der Herr kein Erbarmen mehr mit ihm hatte, machte dieser Verbrecher dem Herrn sogar Versprechungen. Er sagte:14»Ich war auf dem Weg nach Jerusalem, um die Heilige Stadt schnellstens dem Erdboden gleichzumachen und sie in ein Massengrab zu verwandeln. Doch jetzt gebe ich ihr den Rang einer freien Stadt!15Ich hatte mir vorgenommen, alle erwachsenen Juden umzubringen und ihre Leichen unbestattet liegen zu lassen. Zusammen mit den kleinen Kindern sollten sie ein Fraß der Vögel und wilden Tiere werden; für mehr hielt ich sie nicht wert. Jetzt werde ich ihnen Vorrechte einräumen, wie sie sonst nur die Bürger von Athen haben!16Einst habe ich den heiligen Tempel ausgeraubt. Jetzt werde ich ihn mit den herrlichsten Weihegeschenken ausstatten und die entwendeten heiligen Geräte vielfach ersetzen. Für die Darbringung der Opfer werde ich aus meinen eigenen Einkünften das nötige Geld bereitstellen.17Darüber hinaus werde ich auch den jüdischen Glauben annehmen, und überall, wo Menschen leben, werde ich hingehen, um Gottes Macht zu verkünden!« (2Mak 7,37)
Antiochus schreibt einen Brief an die Juden
18Die Schmerzen ließen aber keineswegs nach; Gott strafte den König, wie er es verdient hatte. Antiochus gab schließlich alle Hoffnung auf und schrieb an die Juden folgenden Brief, der geradezu die Art eines Bittschreibens hatte:19»Der König und oberste Heerführer Antiochus grüßt vielmals seine tüchtigen jüdischen Bürger und wünscht ihnen Glück und Gesundheit.20Wenn es euch und euren Kindern gut geht und sich eure persönlichen Wünsche erfüllen, dann bin ich voll Dank gegen Gott, denn von ihm erhoffe ich alles Gute für euch.21In herzlicher Zuneigung zu euch denke ich stets an die Ehrerbietung und das Wohlwollen, die ihr mir entgegengebracht habt. Bei meiner Rückkehr aus Persien hat mich eine schwere Krankheit befallen. Ich wurde durch sie derart geschwächt, dass ich es für nötig hielt, für das allgemeine Wohl Vorsorge zu treffen.22Zwar habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, wieder gesund zu werden – ganz im Gegenteil.23Doch erinnere ich mich daran, dass mein Vater schon einen Nachfolger benannte, wenn er nur einen Feldzug in die Provinzen östlich des Tigris unternahm.24Für den Fall, dass etwas Unerwartetes geschähe oder eine ungünstige Nachricht einträfe, wollte er sichergestellt sehen, dass unter der Bevölkerung keine Unruhe ausbrach. Alle sollten wissen, auf wen die Regierungsgewalt im Fall eines Falles überging.25Mir ist überdies klar, dass die Herrscher an den Grenzen meines Reiches jede günstige Gelegenheit für sich ausnützen werden und nur darauf warten, wie es mit mir ausgeht. Ich habe deshalb meinen Sohn Antiochus[1] zu meinem Nachfolger bestimmt. Den meisten von euch habe ich ihn schon öfter vorgestellt und habe ihn eurer Obhut anvertraut, wenn ich mit dem Heer in die Provinzen östlich des Tigris aufbrach. Ich habe ihn über den Inhalt dieses Briefes unterrichtet.26Ich ermahne euch nun sehr eindringlich: Vergesst nicht die Wohltaten, die ich eurem Volk und jedem Einzelnen von euch zuteilwerden ließ, und bewahrt mir und meinem Sohn weiterhin euer Wohlwollen!27Ich bin überzeugt, dass er meinen Grundsätzen folgen und euch seine Güte und Freundschaft zuwenden wird.«28Darauf starb dieser Mörder und Gotteslästerer im Gebirge in fremdem Land auf ganz erbärmliche Weise. Die schlimmen Qualen, die er anderen zugefügt hatte, waren ihm selbst nicht erspart geblieben.29Philippus, der mit dem König zusammen erzogen worden war, brachte seine Leiche nach Antiochia. Danach aber begab er sich zu König Ptolemäus Philometor nach Ägypten, denn er traute dem Sohn von König Antiochus nicht.
2.Makkabäer 9
Lutherbibel 2017
Das schreckliche Ende des Antiochus IV.
1Um dieselbe Zeit musste Antiochus ungeordnet aus Persien abziehen. (1Mak 6,1)2Denn als er in Persepolis eingerückt war und den Tempel zu plündern und die Stadt fest in die Hand zu bekommen versuchte, machten sich die Einwohner in Scharen auf und suchten Hilfe bei den Waffen; so kam es, dass Antiochus von ihnen zurückgeschlagen wurde und mit Schimpf und Schande abziehen musste.3Als er nun in Ekbatana war, kam ihm zu Ohren, wie es Nikanor und den Leuten des Timotheus ergangen war. (Jdt 1,1)4Zornentbrannt nahm er sich vor, die Schmach, die ihm von denen widerfahren war, die ihn in die Flucht geschlagen hatten, nunmehr an den Juden zu rächen. Darum gebot er dem Wagenlenker, Tag und Nacht zu fahren, um die Reise rasch hinter sich zu bringen. Doch das Gericht vom Himmel her schwebte schon über ihm. Denn in seiner Überheblichkeit hatte er gesagt: Sobald ich nach Jerusalem komme, mache ich aus der Stadt einen Totenacker für die Juden. (Spr 16,18)5Darum bestrafte ihn der Herr, der alles sieht, der Gott Israels, mit einem inneren Leiden, das niemand heilen konnte. Denn sobald er das gesagt hatte, kam ihn ein solches Reißen im Leib an und ein so großes Grimmen in den Därmen, dass man ihm nicht helfen konnte. (Ps 33,13; 2Mak 7,17)6So geschah ihm eben recht, weil er andere Leute mit so vielen und bisher unerhörten Martern geplagt hatte.7Dennoch ließ er von seinem wilden Trotz nicht ab, sondern wurde noch überheblicher und brannte vor Wut gegen die Juden und befahl, noch schneller zu fahren. Da stürzte er von dem dahinjagenden Wagen und tat einen so unglücklichen Fall, dass ihm alle Glieder seines Leibes verrenkt wurden.8Da musste er, der soeben noch in übermenschlicher Prahlerei meinte, er könnte den Wogen des Meeres gebieten und die hohen Berge auf die Waagschale legen, nach einem einzigen Fall sich in einer Sänfte tragen lassen, sodass alle an ihm die Gewalt Gottes erkannten. (Jes 40,12; 2Mak 5,21)9Es kam so weit, dass auch unzählige Würmer aus den Augen des Gottlosen hervorkrochen und dass ihm noch bei lebendigem Leibe unter großen Schmerzen und Qualen ganze Stücke seines Fleisches abfielen und dass er so scheußlich stank, dass das ganze Heer darunter litt. (Apg 12,23)10Und ihn, der kurz zuvor noch gemeint hatte, er könnte nach den Sternen am Himmel greifen, den konnte niemand tragen wegen des unerträglichen Gestanks. (Jes 14,13)11Da begann er, schwer getroffen, von seiner Überheblichkeit abzulassen und zur Erkenntnis zu kommen, weil er von Gott so gegeißelt wurde und die Schmerzen jeden Augenblick größer wurden.12Und als er zuletzt den Gestank selbst nicht mehr ertragen konnte, da sagte er: Es ist recht, dass man sich Gott unterwirft und dass ein sterblicher Mensch nicht so vermessen ist, zu meinen, er sei Gott gleich. (Dan 4,27)13Und der Verruchte hob an und betete zu dem Herrscher, der sich nun freilich nicht mehr über ihn erbarmen wollte, (2Mak 6,14)14und versprach, dass er die heilige Stadt, auf die er eilends zugefahren war, um sie dem Erdboden gleichzumachen und sie in einen Totenacker zu verwandeln, für frei erklären wollte.15Und die Juden, die er zuvor nicht wert geachtet hatte, dass sie begraben würden, sondern samt ihren Kindern den Vögeln und wilden Tieren zum Fraß vorwerfen wollte, die wollte er alle den Bürgern von Athen gleichstellen.16Und den heiligen Tempel, den er zuvor beraubt hatte, wollte er mit den schönsten Weihegaben schmücken und heilige Geräte zurückgeben, mehr als zuvor da gewesen wären; und alle Zuwendungen, die man für Opfer nötig hätte, würde er von seinen eignen Einkünften gewähren. (2Mak 3,2)17Darüber hinaus wollte er selber ein Jude werden und an allen bewohnten Orten die Macht Gottes verkünden. (2Mak 7,37)18Als aber die Qualen nicht nachlassen wollten – denn es war Gottes gerechtes Gericht über ihn gekommen –, verzweifelte er an seinem Leben und schrieb an die Juden folgenden Brief, der als Bittschrift abgefasst war und so lautete:19Den redlichen Juden, den Bürgern, entbietet seinen Gruß und wünscht Gesundheit und Wohlergehen Antiochus, König und oberster Heerführer.20Wenn ihr samt euren Kindern frisch und gesund seid und es euch gut geht, will ich dafür Gott danken, der ich meine Hoffnung auf den Himmel setze.21Ich aber bin sehr krank und denke in Liebe an eure Ehrerbietung und Freundlichkeit. Weil ich bei der Rückkehr aus Persien schwer krank geworden bin, habe ich es für nötig gehalten, für die gemeinsame Sicherheit aller zu sorgen,22wiewohl ich an meinem Leben nicht verzweifle, sondern fest hoffe, dass es besser mit mir werden wird.23Aber wie mein Vater, als er mit einem Heer in die oberen Länder zog, seinen künftigen Nachfolger bestimmte,24damit die Bewohner des Landes, falls sich etwas Unerwartetes zutrüge oder Schlimmes gemeldet würde, wüssten, wer Herr werden sollte, und nicht in Verwirrung gerieten,25so auch ich: Weil ich überdies sehe, wie die angrenzenden Fürsten und die Nachbarn des Reiches auf die Gelegenheit lauern und darauf warten, wie es ausgehen wird, habe ich meinen Sohn Antiochus zum König bestimmt, den ich den meisten von euch schon oft anvertraut und anbefohlen habe, wenn ich in die oberen Provinzen gezogen bin. Im gleichen Sinn habe ich auch an ihn geschrieben. (1Mak 3,32)26Deshalb ermahne und bitte ich euch, all der Wohltaten zu gedenken, die ich allen gemeinsam wie auch jedem Einzelnen erwiesen habe, und mir und meinem Sohn fortan wie bisher freundlich und treu zu sein.27Denn ich habe das Vertrauen zu ihm, er werde meine Milde und Menschenfreundlichkeit fortsetzen und so mit euch gut auskommen.28So litt denn der Mörder und Gotteslästerer so große Schmerzen, wie er sie andern angetan hatte, und starb eines jämmerlichen Todes in fremdem Lande in der Wildnis.29Philippus aber, der mit ihm erzogen worden war, besorgte seine Bestattung. Das ist der Philippus, der später, weil er sich vor dem Sohn des Antiochus fürchtete, nach Ägypten zu Ptolemäus Philometor floh. (1Mak 6,14; 2Mak 4,21)