1Als das Volk sah, dass Mose noch immer nicht vom Berg herabkam, versammelte es sich um Aaron und sagte zu ihm: Komm, mach uns Götter, die vor uns herziehen. Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat - wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist.[1] (1Kön 12,26)2Aaron antwortete: Nehmt euren Frauen, Söhnen und Töchtern die goldenen Ringe ab, die sie an den Ohren tragen, und bringt sie her!3Da nahm das ganze Volk die goldenen Ohrringe ab und brachte sie zu Aaron.4Er nahm sie aus ihrer Hand. Und er bearbeitete sie mit einem Werkzeug und machte daraus ein gegossenes Kalb. Da sagten sie: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben.5Als Aaron das sah, baute er vor ihm einen Altar und rief aus: Morgen ist ein Fest für den HERRN.6Früh am Morgen standen sie auf, brachten Brandopfer dar und führten Tiere für das Heilsopfer herbei. Das Volk setzte sich zum Essen und Trinken und stand auf, um sich zu vergnügen.7Da sprach der HERR zu Mose: Geh, steig hinunter, denn dein Volk, das du aus dem Land Ägypten heraufgeführt hast, läuft ins Verderben.8Schnell sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, sich vor ihm niedergeworfen und ihm Opfer geschlachtet, wobei sie sagten: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben.9Weiter sprach der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen und siehe, es ist ein hartnäckiges Volk.10Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt! Dich aber will ich zu einem großen Volk machen.11Mose aber besänftigte den HERRN, seinen Gott, indem er sagte: Wozu, HERR, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit großer Macht und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast.12Wozu sollen die Ägypter sagen können: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie vom Erdboden verschwinden zu lassen? Lass ab von deinem glühenden Zorn und lass dich das Unheil reuen, das du deinem Volk antun wolltest!13Denk an deine Knechte, an Abraham, Isaak und Israel, denen du selbst geschworen und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel, und: Dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich euren Nachkommen geben und sie sollen es für immer besitzen. (1Mo 22,17; 1Mo 26,4)14Da ließ sich der HERR das Unheil reuen, das er seinem Volk angedroht hatte.15Mose kehrte um und stieg den Berg hinab, die zwei Tafeln des Bundeszeugnisses in der Hand, die Tafeln, die auf beiden Seiten beschrieben waren. Auf der einen wie auf der andern Seite waren sie beschrieben.16Die Tafeln hatte Gott selbst gemacht und die Schrift, die auf den Tafeln eingegraben war, war Gottes Schrift.17Josua hörte das Lärmen und die Schreie des Volkes und sagte zu Mose: Horch, Kriegslärm ist im Lager.18Mose antwortete: Nicht Geschrei der Starken, nicht Geschrei der Schwachen, Geschrei höre ich!19Als er dem Lager näher kam und das Kalb und die Tänze sah, entbrannte der Zorn des Mose. Er schleuderte die Tafeln fort und zerschmetterte sie am Fuß des Berges. (2Mo 24,4)20Dann packte er das Kalb, das sie gemacht hatten, verbrannte es im Feuer und zerstampfte es zu Staub. Den Staub streute er in Wasser und gab es den Israeliten zu trinken.21Zu Aaron sagte Mose: Was hat dir dieses Volk getan, dass du ihm eine so große Schuld aufgeladen hast?22Aaron erwiderte: Mein Herr möge sich doch nicht vom Zorn hinreißen lassen. Du kennst das Volk, es ist böse.23Sie haben zu mir gesagt: Mach uns Götter, die uns vorangehen! Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat - wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist.24Da habe ich zu ihnen gesagt: Wer Goldschmuck trägt, soll ihn ablegen. Sie haben es mir übergeben, ich habe es ins Feuer geworfen und herausgekommen ist dieses Kalb.25Mose sah, wie verwildert das Volk war. Denn Aaron hatte es verwildern lassen, zur Schadenfreude ihrer Widersacher.26Mose trat in das Lagertor und sagte: Wer für den HERRN ist, her zu mir! Da sammelten sich alle Leviten um ihn.27Er sagte zu ihnen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Jeder lege sein Schwert an. Zieht durch das Lager von Tor zu Tor! Jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nachbarn.28Die Leviten taten, was Mose gesagt hatte. Vom Volk fielen an jenem Tag gegen dreitausend Mann.29Dann sagte Mose: Füllt heute eure Hände für den HERRN! Denn jeder ist gegen seinen Sohn und seinen Bruder vorgegangen, damit Segen auf euch komme.[2]
Mose, der Fürbitter
30Am folgenden Morgen sprach Mose zum Volk: Ihr habt eine große Sünde begangen. Jetzt will ich zum HERRN hinaufsteigen; vielleicht kann ich für eure Sünde Sühne erwirken.31Mose kehrte zum HERRN zurück und sagte: Ach, dieses Volk hat eine große Sünde begangen. Götter aus Gold haben sie sich gemacht.32Jetzt nimm ihre Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du geschrieben hast.33Der HERR antwortete Mose: Nur wer gegen mich gesündigt hat, den streiche ich aus meinem Buch.34Aber jetzt geh, führe das Volk, wohin ich dir gesagt habe! Siehe, mein Engel wird vor dir hergehen. Am Tag meiner Heimsuchung werde ich ihre Sünde an ihnen heimsuchen.35Der HERR schlug das Volk dafür, dass sie das Kalb gemacht hatten, das Aaron gemacht hatte.
2.Mose 32
Neue Genfer Übersetzung
Das Volk betet ein goldenes Kalb an
1Als das Volk merkte, dass Moses Rückkehr vom Berg auf sich warten ließ, versammelten sich alle bei Aaron. »Los, mach uns einen Gott, der uns führt[1]«, verlangten sie von ihm. »Denn dieser Mose, der uns aus Ägypten herausgeführt hat, ist verschollen, keiner weiß, was aus ihm geworden ist.«2Aaron antwortete: »Nehmt euren Frauen, Söhnen und Töchtern ihre goldenen Ohrringe ab und bringt sie mir!«3Da entfernten alle Israeliten ihre goldenen Ohrringe und brachten sie zu Aaron.4Er nahm die Schmuckstücke entgegen und fertigte daraus mit Hilfe eines Meißels vorgeformte Goldplättchen[2]. Diese verwendete er, um die mit Gold beschlagene Figur eines Stierkalbs herzustellen.[3] Als es fertig war, riefen die Israeliten: »Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten geführt hat!«[4] (Ri 17,3)5Als Aaron das hörte[5], errichtete er vor dem Kalb einen Altar und gab bekannt: »Morgen findet zu Ehren des HERRN ein Fest statt.«6Am nächsten Morgen standen die Israeliten früh auf und brachten Brand- und Gemeinschaftsopfer dar. Sie setzten sich, um zu essen und zu trinken, und dann wurde wild und zügellos getanzt[6].
Mose bittet um Gnade für sein Volk
7Da sagte der HERR zu Mose: »Steig schnell vom Berg hinab! Denn dein Volk, das du aus Ägypten geführt hast, hat etwas Schlimmes getan:8Es hat nicht lange gedauert, bis sie den Weg verlassen haben, den ich ihnen mit meinen Geboten gewiesen habe. Sie haben sich ein goldenes Stierkalb gemacht, sich vor ihm niedergeworfen, ihm Opfer gebracht und gesagt: ›Das ist unser Gott, der uns aus Ägypten geführt hat!‹«9Der HERR fuhr fort: »Ich habe gemerkt, wie eigensinnig dieses Volk ist.10Und jetzt versuche nicht, mich umzustimmen:[7] Ich bin so zornig auf sie, dass ich sie vernichten werde. Deine Nachkommen aber will ich zu einem großen Volk machen.«11Mose versuchte, den HERRN zu besänftigen. Er sagte: »HERR, mein Gott, warum[8] willst du dem Zorn auf dein Volk freien Lauf lassen? Du hast es doch mit großer Kraft und starker Hand aus Ägypten befreit.12Sollen die Ägypter etwa sagen können: ›Der HERR hat die Israeliten in böser Absicht befreit. Er wollte sie nur in den Bergen töten und vom Erdboden verschwinden lassen.‹ Bitte hör auf, so zornig zu sein, und mach den Entschluss, deinem Volk etwas anzutun, wieder rückgängig[9].13Denk an Abraham, Isaak und Jakob[10], die dir treu gedient haben. Schließlich hast du ihnen unter Eid versprochen[11]: ›Ich lasse eure Nachkommen so zahlreich werden wie die Sterne am Himmel! Sie werden das ganze Land, das ich ihnen versprochen habe, in Besitz nehmen und für immer behalten.‹«14Da änderte der HERR seinen Entschluss und ließ das angedrohte Unheil nicht über sein Volk hereinbrechen.[12]
Mose zerschmettert die Gesetzestafeln und zerstört das Stierkalb
15Mose wandte sich Richtung Lager und stieg den Berg hinunter. In der Hand hielt er die beiden Gesetzestafeln[13]. Beide waren sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite beschrieben.16Gott selbst hatte sie gemacht und die Buchstaben mit eigener Hand eingraviert.[14]17Als Josua den Lärm im Lager hörte, sagte er zu Mose: »Im Lager muss ein Kampf ausgebrochen sein.«18Mose entgegnete: »Das ist kein Siegesjubel und auch kein Klagegeschrei nach einer Niederlage. Das hört sich an wie Festgesang.«19Als Mose sich dem Lager näherte, sah er das Stierkalb und den Tanz. Da packte ihn der Zorn. Er schmetterte die Tafeln am Fuß des Berges auf den Boden, so dass sie in Stücke brachen.20Dann nahm er das Stierkalb, das die Israeliten gemacht hatten, und warf es ins Feuer. Die Überreste zerstieß er zu Pulver, streute es ins Trinkwasser und gab es den Israeliten zu trinken.21Anschließend stellte er Aaron zur Rede: »Warum hast du so eine große Schuld über das Volk gebracht? Was haben sie dir denn getan?«22»Sei nicht erzürnt, mein Herr!«, bat Aaron. »Du weißt doch, dass dieses Volk zum Bösen neigt.23Sie haben von mir verlangt: ›Mach uns einen Gott, der uns vorangeht. Denn niemand weiß, was aus diesem Mose geworden ist, der uns aus Ägypten hierher geführt hat.‹24Da befahl ich: ›Jeder, der Goldschmuck besitzt, soll ihn abnehmen.‹ Sie gaben mir das Gold, ich warf es ins Feuer, und heraus kam dieses Stierkalb.«
Die Leviten bestrafen das Volk
25Mose sah, wie zügellos das Volk geworden war – denn Aaron ließ sie tun, was sie wollten – und welche Genugtuung es damit seinen Gegnern bereiten würde.26Er stellte sich an den Eingang des Lagers und rief: »Wer auf der Seite des HERRN steht, soll zu mir kommen!« Da scharten sich die Nachkommen Levis um ihn.27Er sagte zu ihnen: »So spricht der HERR, der Gott Israels: Schnallt eure Schwerter um und zieht einmal quer durch das Lager und wieder zurück[15]. Tötet, wen ihr findet, selbst wenn es eure Brüder, Freunde und Verwandten sind![16]«28Die Leviten führten Moses Befehl aus. An diesem Tag starben ungefähr dreitausend Israeliten.29Daraufhin sagte Mose zu den Leviten: »Heute habt ihr bewiesen, dass ihr würdig seid, dem HERRN zu dienen[17], denn ihr habt um seinetwillen nicht einmal eure eigenen Brüder und Kinder verschont. Deshalb wird er euch segnen.[18]«
Mose bittet erneut um Gnade für sein Volk
30Am darauffolgenden Tag wandte sich Mose an das Volk: »Ihr habt eine große Sünde begangen. Ich gehe jetzt auf den Berg zum HERRN. Vielleicht kann ich für eure Sünde Vergebung erwirken.«31So kehrte Mose zurück zum HERRN und sagte: »O Herr[19], dieses Volk hat eine schwere Sünde begangen. Sie haben sich einen Gott aus Gold gemacht.32Bitte vergib ihnen ihre Schuld! Wenn nicht, dann streiche auch mich aus dem Buch, in dem du die Namen der Menschen aufgeschrieben hast, die zu dir gehören[20].«33Doch der HERR entgegnete: »Ich streiche nur den aus meinem Buch, der gegen mich sündigt.34Geh jetzt zurück und führe das Volk in das Land, das ich dir genannt habe. Mein Engel wird dir vorausgehen. Aber es wird einen Tag der Vergeltung geben, an dem ich sie für ihre Sünden zur Rechenschaft ziehe.«35Weil die Israeliten Aaron dazu gebracht hatten, ein Stierkalb zu machen[21], ließ der HERR unter ihnen eine Seuche ausbrechen[22].