Martyrium der sieben Brüder mit ihrer Mutter, zehn Worte über die Bedeutung des Martyriums
1Ein andermal geschah es, dass man sieben Brüder mit ihrer Mutter festnahm. Der König wollte sie zwingen, entgegen dem göttlichen Gesetz Schweinefleisch anzurühren, und ließ sie darum mit Geißeln und Riemen peitschen. (3Mo 11,7)2Einer von ihnen ergriff für die andern das Wort und sagte: Was willst du uns fragen und was willst du von uns lernen? Eher sterben wir, als dass wir die Gesetze unserer Väter übertreten.3Da wurde der König zornig und befahl, Pfannen und Kessel heiß zu machen.4Kaum waren sie heiß geworden, ließ er ihrem Sprecher die Zunge abschneiden, ihm nach Skythenart die Kopfhaut abziehen und Nase, Ohren, Hände und Füße stückweise abhacken. Dabei mussten die anderen Brüder und die Mutter zuschauen.5Den grässlich Verstümmelten, der noch atmete, ließ er ans Feuer bringen und rösten. Während sich der Dunst aus der Pfanne nach allen Seiten verbreitete, sprachen sie und ihre Mutter einander Mut zu, in edler Haltung zu sterben. Sie sagten:6Gott, der Herr, sieht und gewiss hat er Erbarmen mit uns. Denn so hat es Mose klar gesagt in dem Lied, in dem er öffentlich das Volk anklagte: Und er wird mit seinen Dienern Erbarmen haben. (5Mo 32,36)7Als der Erste der Brüder auf diese Weise gestorben war, führten sie den Zweiten zur Folterung. Sie zogen ihm die Kopfhaut samt den Haaren ab und fragten ihn: Willst du essen, bevor wir Glied für Glied an deinem Körper martern?8Er antwortete in seiner Muttersprache: Nein! Deshalb wurde er genauso wie der Erste gefoltert.9Als er in den letzten Zügen lag, sagte er: Du Unmensch! Du nimmst uns dieses Leben; aber der König der Welt wird uns zu einem neuen, ewigen Leben auferstehen lassen, weil wir für seine Gesetze gestorben sind. (Dan 12,2; 2Mak 7,11; 2Mak 12,43; 2Mak 14,46)10Nach ihm folterten sie den Dritten. Als sie seine Zunge forderten, streckte er sie sofort heraus und hielt mutig die Hände hin.11Dabei sagte er gefasst: Vom Himmel habe ich sie bekommen und wegen seiner Gesetze achte ich nicht auf sie. Von ihm hoffe ich sie wiederzuerlangen.12Sogar der König und seine Leute staunten über den Mut des jungen Mannes, dem die Schmerzen nichts bedeuteten.13Als er tot war, quälten und misshandelten sie den Vierten genauso.14Dieser sagte, als er dem Ende nahe war: Gott hat uns die Hoffnung gegeben, dass er uns auferstehen lässt. Darauf warten wir gern, wenn wir von Menschenhand sterben. Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.15Anschließend nahmen sie sich den Fünften vor und misshandelten ihn.16Der sah den König an und sagte: Du bist ein vergänglicher Mensch und doch hast du die Macht, unter den Menschen zu tun, was du willst. Aber glaub nicht, unser Volk sei von Gott verlassen.17Du aber warte nur! Du wirst seine gewaltige Kraft sehen, wenn er dich und deine Nachkommen martert.18Nach ihm holten sie den Sechsten. Sterbend sagte er: Lass dich nicht für nichts täuschen! Denn wir sind selbst schuld an unserem Leid, weil wir gegen unseren Gott gesündigt haben. Darum konnte so Staunenswertes geschehen.19Glaub aber ja nicht, dass du heil davonkommst; denn du hast es gewagt, mit Gott zu kämpfen.20Über alle Maßen muss man über die Mutter staunen. Sie verdient es, dass man sich an sie mit Hochachtung erinnert. An einem einzigen Tag sah sie nacheinander ihre sieben Söhne sterben und ertrug es hochgesinnt in der Hoffnung auf den Herrn.21Voll edler Gesinnung pflanzte sie ihrem weiblichen Denken männlichen Mut ein, redete jedem von ihnen in ihrer Muttersprache zu und sagte zu ihnen:22Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Schoß entstanden seid, noch habe ich euch Atem und Leben geschenkt; auch habe ich keinen von euch aus den Grundstoffen zusammengefügt. (Hi 10,8; Ps 139,13)23Nein, der Schöpfer der Welt hat den werdenden Menschen geformt, als er entstand; er kennt die Entstehung aller Dinge. Er gibt euch in seinem Erbarmen Atem und Leben wieder, weil ihr jetzt um seiner Gesetze willen nicht auf euch achtet.24Antiochus aber glaubte, sie verachte ihn, und er hatte den Verdacht, sie wolle ihn beschimpfen.
Nun war nur noch der Jüngste übrig. Auf ihn redete der König nicht nur mit guten Worten ein, sondern versprach ihm unter Schwüren, ihn reich und sehr glücklich zu machen, wenn er von der Lebensart seiner Väter abfalle; auch wolle er ihn zu seinem Freund machen und ihn mit hohen Staatsämtern betrauen.25Als der Junge nicht darauf einging, rief der König die Mutter und redete ihr zu, sie solle dem Knaben doch raten, sich zu retten.26Erst nach langem Zureden willigte sie ein, ihren Sohn zu überreden.27Sie beugte sich zu ihm nieder und, den grausamen Tyrannen verspottend, sagte sie in ihrer Muttersprache: Mein Sohn, hab Mitleid mit mir! Neun Monate habe ich dich in meinem Leib getragen, ich habe dich drei Jahre gestillt, dich ernährt, großgezogen und für dich gesorgt, bis du nun so groß geworden bist.28Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen und so entstehen auch die Menschen. (Hi 26,7)29Hab keine Angst vor diesem Henker, sei deiner Brüder würdig und nimm den Tod an! Dann werde ich dich zur Zeit des Erbarmens mit deinen Brüdern wiederbekommen.30Kaum hatte sie aufgehört, da sagte der Junge: Auf wen wartet ihr? Dem Befehl des Königs gehorche ich nicht; ich höre auf den Befehl des Gesetzes, das unseren Vätern durch Mose gegeben wurde.31Du aber, der sich alle Bosheit gegen die Hebräer ausgedacht hat, du wirst Gottes Händen nicht entkommen.32Denn wir leiden nur, weil wir gesündigt haben.33Wenn auch der lebendige Herr eine kurze Zeit lang zornig auf uns ist, um uns durch Strafen zu erziehen, so wird er sich doch mit seinen Dienern wieder versöhnen.34Du Ruchloser aber, du größter Verbrecher der Menschheit, überheb dich nicht vergeblich im Übermut ungewisser Hoffnungen, wenn du deine Hand gegen die Kinder des Himmels erhebst!35Denn noch bist du dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alles sieht, nicht entronnen.36Unsere Brüder sind jetzt nach kurzem Leiden mit der göttlichen Zusicherung ewigen Lebens für den Bund Gottes gestorben; du jedoch wirst beim Gericht Gottes die gerechte Strafe für deinen Übermut zahlen.37Ich gebe wie meine Brüder Leib und Leben hin für die Gesetze unserer Väter und rufe dabei Gott an, dass er seinem Volk bald wieder gnädig sei; du aber sollst unter Qualen und Schlägen bekennen müssen, dass er allein Gott ist.38Bei mir und meinen Brüdern möge der Zorn des Allherrschers aufhören, der sich zu Recht über unser ganzes Volk ergossen hat.39Außer sich verfuhr der König mit ihm noch schlimmer als mit den anderen - so sehr hatte ihn der Hohn verletzt.40Auch der Jüngste starb also in Reinheit und mit ganzem Vertrauen auf den Herrn.41Zuletzt starb nach ihren Söhnen die Mutter.[1]42So viel sei über die Opfermähler und die äußerst schlimmen Misshandlungen berichtet.
2.Makkabäer 7
Lutherbibel 2017
Der Märtyrertod der sieben Brüder und ihrer Mutter
1Es wurden auch sieben Brüder samt ihrer Mutter gefangen und vom König bedrängt, sie sollten Schweinefleisch essen, das ihnen im Gesetz verboten war, darum wurden sie mit Geißeln und Riemen geschlagen. (2Mak 6,18)2Da sagte einer von ihnen, der Wortführer: Was willst du viel fragen und von uns wissen? Wir wollen eher sterben, als die väterlichen Gesetze zu übertreten. (Dan 3,16)3Da ergrimmte der König und gebot, man sollte Eisenroste und Kessel über das Feuer setzen.4Als man das sogleich getan hatte, gebot er, man sollte dem, der für sie das Wort geführt hatte, die Zunge herausschneiden und die Haut vom Kopf abziehen, wie das die Skythen tun, und Hände und Füße abhauen, und die andern Brüder und die Mutter sollten dabei zusehen. (2Mak 4,47)5Als er nun so verstümmelt war, ließ der König ihn noch lebend zum Feuer bringen und rösten. Und als der Dampf von dem Rost sich weithin verbreitete, ermahnten sich die Brüder untereinander, mit ihrer Mutter unverzagt zu sterben, und sprachen:6Gott der Herr sieht alles und wird sich unser ganz gewiss erbarmen, wie uns Mose in seinem Gesang eindeutig bezeugt hat, wenn er verkündigt: »Und über seine Knechte wird er sich erbarmen.« (5Mo 31,19; 5Mo 32,36)7Als der Erste so aus dem Leben geschieden war, führten sie den Zweiten auch hin, um ihren Mutwillen mit ihm zu treiben; und sie zogen ihm vom Kopf Haut und Haar ab und fragten ihn, ob er Schweinefleisch essen wollte oder den ganzen Leib Glied für Glied martern lassen.8Er aber antwortete in der Sprache seiner Väter und sagte: Ich will’s nicht tun. Daher marterten sie ihn weiter wie den Ersten.9Als er nun in den letzten Zügen lag, sprach er: Du verruchter Mensch, du nimmst uns wohl das zeitliche Leben; aber der König der Welt wird uns, die wir um seiner Gesetze willen sterben, wieder erwecken in der Auferstehung zum ewigen Leben. (Dan 12,2)10Danach nahmen sie den Dritten und trieben auch mit ihm ihren Mutwillen. Und als sie es von ihm forderten, streckte er sogleich die Zunge heraus und hielt unerschrocken die Hände hin11und sagte tapfer: Diese Glieder sind mir vom Himmel gegeben; darum will ich sie gern gering achten um seiner Gesetze willen; denn ich hoffe, er wird sie mir wiedergeben.12Der König aber und sein Gefolge wunderten sich darüber, dass der Jüngling so mutig war und die Marter für nichts achtete.13Als auch dieser aus dem Leben geschieden war, peinigten sie den Vierten ebenso und geißelten ihn.14Als es aber mit ihm zum Sterben ging, sprach er: Das ist ein großer Trost, dass wir auf Gottes Verheißungen trauen: Wenn uns Menschen töten, wird er uns wieder auferwecken. Du aber wirst nicht auferweckt werden zum Leben. (Mt 16,25; Hebr 11,35)15Gleich danach brachten sie den Fünften und geißelten ihn.16Der sah Antiochus an und sprach zu ihm: Du bist zwar ein Mensch und musst sterben; weil du aber unter den Menschen Gewalt hast, tust du, was du willst. Du sollst aber nicht meinen, dass Gott unser Volk verlassen habe. (Dan 5,18; 2Mak 6,16)17Warte nur, dann wirst du erfahren, wie mächtig der ist, der dich und dein Geschlecht plagen wird. (2Mak 9,5)18Nach diesem führten sie den Sechsten auch heran. Der sagte, als er sterben sollte: Täusche dich nicht! Wir haben ja unser Leiden sehr wohl verdient, da wir uns an unserm Gott versündigt haben. – Bewundernswertes ist hier geschehen! – (Bar 1,15)19Du aber meine nicht, du würdest ungestraft bleiben, da du es gewagt hast, gegen Gott zu kämpfen. (Jes 10,5)20Überaus bewundernswert aber war die Mutter und wert, dass man mit höchstem Lobe an sie denkt. Denn sie sah, wie ihre Söhne alle sieben nacheinander an einem einzigen Tag zu Tode gemartert wurden, und durchlitt es tapfer um der Hoffnung willen, die sie zum Herrn hatte.21Dadurch wurde sie so hochgesinnt, dass sie einen Sohn nach dem andern in der Sprache ihrer Väter tröstete, und fasste sich, obwohl sie nur eine schwache Frau war, ein männliches Herz und sprach zu ihnen:22Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Schoß entstanden seid, und den Odem und das Leben habe ich euch nicht gegeben noch habe ich zusammengefügt, woraus jeder von euch besteht. (Ps 139,13; Pred 11,5)23Darum wird der, der die Welt geschaffen und alle Menschen gemacht und das Werden aller Dinge erdacht hat, euch den Odem und das Leben gnädig zurückgeben, weil ihr jetzt um seiner Gesetze willen keinerlei Rücksicht nehmt auf euch selbst.24Antiochus meinte voll Argwohn, sie verachtete und schmähte ihn in ihrer Sprache; so redete er dem jüngsten Sohn, der noch übrig war, nicht allein mit guten Worten zu, sondern verhieß ihm sogar mit einem Eide, wenn er sich von den Gesetzen seiner Väter lossagen würde, so wollte er ihn reich und glücklich machen, ihn unter seine Freunde aufnehmen und ihm Ämter anvertrauen. (1Mak 2,18)25Als der Jüngling sich aber nicht bereden lassen wollte, ließ der König die Mutter vor sich kommen und ermahnte sie, sie sollte den Sohn doch zu seinem Besten beraten.26Als er sie mit vielen Worten ermahnt hatte, nahm sie es auf sich, ihren Sohn zu überreden.27Aber sie spottete nur über den rohen Tyrannen. Denn sie neigte sich zu ihrem Sohn und sagte in der Sprache ihrer Väter zu ihm: Mein lieber Sohn, den ich neun Monate unter meinem Herzen getragen und drei Jahre gestillt und großgezogen und bis zu diesem Alter geleitet und gepflegt habe, erbarme dich doch über mich!28Ich bitte dich, mein Kind, sieh Himmel und Erde an und betrachte alles, was darin ist, und erkenne: Dies hat Gott alles aus nichts[1] gemacht, und wir Menschen sind auch so gemacht. (Röm 4,17; Hebr 11,3)29Darum fürchte dich nicht vor diesem Henker, sondern zeige dich deiner Brüder würdig und nimm den Tod auf dich, damit ich dich zur Zeit des Erbarmens samt deinen Brüdern wiederbekomme.30Während sie noch redete, sprach der Jüngling: Worauf wartet ihr? Ich gehorche dem Gebot des Königs nicht, sondern ich höre auf das Gebot des Gesetzes, das unsern Vätern durch Mose gegeben ist. (Apg 5,29)31Du aber, der du jede Bosheit gegen die Hebräer ausgeheckt hast, wirst der Hand Gottes gewiss nicht entrinnen.32Wir leiden ja um unsrer Sünden willen;33aber obwohl unser lebendiger Herr eine Zeit lang zornig ist und uns bestraft und züchtigt, so wird er doch seinen Knechten wieder gnädig werden. (Jes 54,7)34Du Gottloser, Verruchtester unter allen Menschen, überhebe dich nicht in eitlen Hoffnungen und lege nicht Hand an die Kinder des Himmels!35Denn du bist dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alle Dinge sieht, noch nicht entronnen.36Unsere Brüder, die eine kurze Zeit sich haben martern lassen, die haben jetzt teil am ewigen Leben nach der Verheißung Gottes: du aber sollst nach dem Urteil Gottes bestraft werden, wie du es mit deinem Hochmut verdient hast. (2Kor 4,17)37Ich will Leib und Leben um der Gesetze meiner Väter willen dahingeben wie meine Brüder und zu Gott schreien, dass er bald seinem Volk gnädig werde, du aber unter Prüfungen und Qualen bekennen musst, dass er allein Gott ist. (2Mak 9,13)38Der Zorn des Allmächtigen aber, der mit Recht über unser ganzes Volk ergangen ist, möge an mir und meinen Brüdern zum Stehen kommen.39Als dies der König hörte, geriet er außer sich und ließ ihn noch schlimmer martern als die andern; denn es verdross ihn, dass er so verspottet wurde.40So ist auch dieser, ohne unrein geworden zu sein, gestorben und hat sein ganzes Vertrauen auf den Herrn gestellt.41Zuletzt, nach den Söhnen, wurde auch die Mutter hingerichtet.42Dies sei genug von den heidnischen Opfern und grausamen Martern.