Jesaja 29 | Menge Bibel Einheitsübersetzung 2016

Jesaja 29 | Menge Bibel
1 Wehe dir, Gottesherd, Gottesherd (Hes 43,15-16), du Stadt, wo David einst sein Lager aufgeschlagen hat! Füget Jahr zu Jahr, laßt die Feste ihren Kreislauf vollziehen: 2 dennoch will ich den Gottesherd bedrängen, daß Stöhnen und Wehklagen entstehen soll: dann wird es* mir ein richtiger Gottesherd sein. 3 Ja ich will ein Lager rings um dich aufschlagen und dich mit einer Wagenburg eng einschließen und Belagerungswerke gegen dich aufführen. 4 Dann wirst du, unten am Boden liegend, gedämpft reden und, in den Staub gesunken, eine bescheidene Sprache führen, deine Stimme wird wie die eines Totengeistes aus der Erde hervorkommen und deine Rede aus dem Staube heraus nur flüstern. 5 Aber die lärmende Menge deiner Feinde wird wie feiner Staub sein und wie zerstiebende Spreu die lärmende Menge der Gewalttätigen*. Doch dann wird es geschehen urplötzlich, in einem Augenblick: 6 da wirst du vom HERRN der Heerscharen heimgesucht werden unter Donner und Erdbeben und mächtigem Krachen, unter Sturmwind und Unwetter und Flammen verzehrenden Feuers. 7 Und gleich einem Traum, einem Nachtgesicht wird die lärmende Menge aller der Völker sein, die gegen den Gottesherd zu Felde ziehen, und alle, die ihn und seine Bollwerke bestürmen und ihn bedrängen. 8 Und es wird so sein, wie wenn ein Hungriger träumt, er esse, dann aber mit ungestilltem Verlangen erwacht; und wie wenn ein Durstiger träumt, er trinke, dann aber beim Erwachen sich noch vor Durst erschöpft fühlt und gierig lechzt: ebenso wird es der lärmenden Menge aller der Völker ergehen, die gegen den Berg Zion zu Felde ziehen. 9 Starret nur, so daß ihr erstarrt! Lebt in Verblendung, so daß ihr blind werdet! Sie sind trunken, aber nicht vom Wein, sie taumeln, aber nicht vom Rauschtrank. 10 Denn der HERR hat einen Geist tiefen Schlafes über euch ausgegossen und hat eure Augen, die Propheten, verschlossen und eure Häupter, die Seher, umschleiert. 11 So ist denn die gesamte Offenbarung für euch geworden wie der Inhalt eines versiegelten Buches, das man einem, der lesen kann, mit den Worten reicht: »Lies doch dies einmal!«, doch er entgegnet dann: »Ich kann nicht, es ist ja versiegelt!« 12 Reicht man aber das Buch einem, der sich nicht auf Geschriebenes versteht, mit den Worten: »Lies doch dies einmal!«, so entgegnet er: »Ich kann nicht lesen.« 13 Weiter hat der Allherr gesagt: »Weil dieses Volk sich mir immer nur mit seinem Munde naht und mich nur mit seinen Lippen ehrt, während es sein Herz fern von mir hält und ihre Furcht vor mir nur in angelernten Menschengeboten besteht: 14 darum will ich fernerhin wunderlich mit diesem Volk verfahren, wunderlich und wundersam, so daß die Weisheit seiner Weisen zuschanden werden soll und von dem Verstande seiner Verständigen* nichts zu sehen ist.« 15 Wehe denen, die ihre Pläne vor dem HERRN tief geheim halten, damit ihr Tun im Finstern vor sich gehe, und die dabei denken: »Wer sieht uns, und wer kennt uns?« 16 O über eure Verkehrtheit! Ist etwa der Töpfer dem Ton gleichzuachten, so daß ein hergestelltes Werk von seinem Hersteller sagen könnte: »Er hat mich nicht geschaffen«, und ein Gebilde von seinem Bildner sagen dürfte: »Er versteht nichts«? 17 Dauert es nicht nur noch eine ganz kleine Weile, daß der Libanon sich zu einem Fruchtgarten umwandelt und der Fruchtgarten nur als Wald geachtet werden wird? 18 An jenem Tage werden die Tauben Worte der Schrift* vernehmen und die Augen der Blinden aus Dunkel und Finsternis heraus sehen; 19 und die Demütigen werden sich des HERRN aufs neue freuen und die Armen* unter den Menschen über den Heiligen Israels jubeln. 20 Denn die Gewalttätigen werden ein Ende genommen haben, und mit den Spöttern wird es aus sein, und alle, deren Gedanken auf Böses gerichtet sind, werden ausgerottet sein, 21 alle, die da Menschen in einer Rechtssache zur Sünde verleiteten und dem, der im Tor* Recht spricht*, Schlingen legten und den, der im Recht ist, auf nichtige Gründe hin ins Unrecht setzten. 22 Darum hat der HERR, der einst Abraham erlöst hat, so zum Hause* Jakobs gesprochen: »Nunmehr soll Jakob nicht mehr enttäuscht werden, und nunmehr soll sein Angesicht nicht mehr erblassen; 23 sondern wenn er [d.h. seine Kinder] das Werk* meiner Hände in seiner Mitte sieht, so werden sie meinen Namen heiligen und den Heiligen Jakobs als heilig anerkennen und vor dem Gott Israels Ehrfurcht haben; 24 und solche, die jetzt verkehrten Sinnes sind, werden Einsicht gewinnen, und die Murrenden werden Belehrung annehmen.«

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Einheitsübersetzung 2016

Weheruf über Ariël, Jerusalem

1 Wehe dir, Ariël, Ariël, / du Stadt, wo David lagerte! / Fügt nur Jahr an Jahr, die Feste gehen im Kreis! 2 Ich werde Ariël bedrängen, / sodass Traurigkeit und Trauer herrschen. / Dann wirst du mir wie ein Opferherd sein. 3 Ringsum werde ich gegen dich lagern, / dich mit einem Wall einschließen / und Schanzen gegen dich aufrichten. 4 Dann wirst du erniedrigt von der Erde aus sprechen, / aus dem Staub dringt dumpf deine Rede. Deine Stimme wird sein / wie die eines Totengeistes aus der Erde / und aus dem Staub wird deine Rede flüstern. 5 Dann wird der Haufen der Fremden bei dir wie feiner Staub sein, der Haufen der Unterdrücker wie dahinfliegende Spreu. Und es wird sein - plötzlich, ganz plötzlich: 6 Vom HERRN der Heerscharen wirst du mit Donner und Getöse und mit lautem Dröhnen heimgesucht, mit Wind und Wirbelsturm und mit Flammen verzehrenden Feuers. 7 Wie ein Traum, eine nächtliche Vision, wird der Haufen all der Nationen sein, die gegen Ariël kämpfen mit all ihrem Heer, ihren Schanzen und ihren Bedrängern. 8 Dann wird es sein, wie wenn ein Hungriger träumt, dass er isst, aber aufwacht und sein Magen ist leer; und wie wenn ein Durstiger träumt, dass er trinkt, aber aufwacht und siehe: Er ist erschöpft und seine Kehle ist ausgedörrt. So wird es dem Haufen all der Nationen gehen, die gegen den Berg Zion kämpfen.

Verblendung gegenüber dem geschriebenen Wort

9 Starrt einander an und erstarrt, / seid verblendet und erblindet! Sie sind betrunken, aber nicht vom Wein, / sie taumeln, aber nicht vom Bier! 10 Denn der HERR hat über euch einen Geist der Ohnmacht ausgegossen; / er hat eure Augen, die Propheten, verschlossen und eure Köpfe, die Seher, verhüllt. 11 So wurde für euch die Vision von alledem wie Worte in einem versiegelten Buch: Gibt man es einem, der lesen kann, und sagt: Lies dies doch!, dann wird er sagen: Ich kann nicht, denn es ist versiegelt. 12 Und gibt man das Buch einem, der nicht lesen kann, und sagt: Lies dies doch!, dann wird er sagen: Ich kann nicht lesen. 13 Der Herr sagte: Weil dieses Volk sich mir mit seinem Mund näherte / und mich mit seinen Lippen ehrte, sein Herz aber fernhielt von mir und weil ihre Furcht vor mir / zu einem angelernten menschlichen Gebot wurde, 14 darum, siehe, will ich weiterhin wunderbar an diesem Volk handeln, / wunderbar und wundersam. Dann wird die Weisheit seiner Weisen vergehen / und die Klugheit seiner Klugen sich verbergen.

Weherufe gegen die Selbstklugen

15 Wehe denen, die einen Plan tief unten vor dem HERRN verborgen halten, / damit ihre Taten in der Dunkelheit bleiben! Sie sagen: Wer sieht uns / und wer weiß um uns? 16 Oh, eure Verkehrtheit! / Wird denn der Töpfer wie Ton geachtet? Sagt denn das Werk von dem, der es herstellt: / Er hat mich nicht gemacht? Und ein Topf von seinem Töpfer: / Er versteht nichts?

Aufhebung der Verblendung und Ende der Not

17 Ist es nicht nur noch eine kurze Zeit, / dann wandelt sich der Libanon in einen Baumgarten / und der Baumgarten wird als Wald gelten? 18 Die Tauben werden an jenem Tag die Worte des Buches hören / und aus Dunkel und Finsternis werden die Augen der Blinden sehen. 19 Die Gedemütigten freuen sich wieder am HERRN / und die Armen unter den Menschen jubeln über den Heiligen Israels. 20 Denn der Unterdrücker ist nicht mehr da, / der Spötter ist am Ende, / ausgerottet sind alle, die auf Böses bedacht sind, 21 die durch ein Wort Menschen zur Sünde verleiten, / die dem, der im Stadttor entscheidet, Fallen stellen / und den Gerechten mit haltlosen Gründen wegdrängen. 22 Darum - so spricht der HERR zum Haus Jakob, / der HERR, der Abraham losgekauft hat: Nun braucht sich Jakob nicht mehr zu schämen, / sein Gesicht muss nicht mehr erbleichen. 23 Denn wenn er seine Kinder, das Werk meiner Hände, in seiner Mitte sieht, / werden sie meinen Namen heilig halten. Sie werden den Heiligen Jakobs heilig halten / und den Gott Israels werden sie fürchten. 24 Dann werden, die verwirrten Geistes waren, Einsicht erkennen, / und die murrten, nehmen Belehrung an.