Richter 9 | Einheitsübersetzung 2016 New International Version

Richter 9 | Einheitsübersetzung 2016

KÖNIG ABIMELECH

Abimelechs Erhebung zum König von Sichem

1 Abimelech, der Sohn Jerubbaals, ging nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und sagte zu ihnen und zur ganzen Sippe des Vaterhauses seiner Mutter: 2 Redet doch vor den Ohren aller Bürger von Sichem und sagt: Was ist besser für euch: wenn siebzig Männer über euch herrschen, alle Söhne Jerubbaals, oder wenn nur ein Mann über euch herrscht? Denkt auch daran, dass ich euer Fleisch und Bein bin. 3 Da redeten die Brüder seiner Mutter seinetwegen vor den Ohren aller Bürger von Sichem all diese Worte, sodass sich ihr Herz Abimelech zuwandte. Denn sie sagten sich: Er ist unser Bruder. 4 Sie gaben ihm siebzig Silberstücke aus dem Tempel des Baal des Bundes und Abimelech warb damit Männer an, die nichts zu verlieren hatten und zu allem fähig waren; sie wurden sein Gefolge. 5 Dann drang er in das Haus seines Vaters in Ofra ein und brachte seine Brüder, die Söhne Jerubbaals, siebzig Mann, auf ein und demselben Stein um. Nur Jotam, der jüngste Sohn Jerubbaals, blieb übrig, weil er sich versteckt hatte. 6 Da versammelten sich alle Bürger von Sichem und Bet-Millo, zogen zu der Terebinthe, die bei Sichem steht, und machten Abimelech zum König.

Jotams Fabel

7 Als man das Jotam meldete, stellte er sich auf den Gipfel des Berges Garizim und rief ihnen mit erhobener Stimme zu: Hört auf mich, ihr Bürger von Sichem, / damit Gott auf euch hört! 8 Einst gingen die Bäume hin, / um sich einen König zu salben, / und sie sagten zum Ölbaum: / Sei du unser König! 9 Der Ölbaum sagte zu ihnen: / Habe ich etwa schon mein Fett aufgegeben, / das Götter und Menschen an mir ehren, / und werde hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? 10 Da sagten die Bäume zum Feigenbaum: / Geh du hin, sei unser König! 11 Der Feigenbaum sagte zu ihnen: / Habe ich etwa schon meine Süßigkeit / und meine guten Früchte aufgegeben / und werde hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? 12 Da sagten die Bäume zum Weinstock: / Geh du hin, sei unser König! 13 Der Weinstock sagte zu ihnen: / Habe ich etwa schon meinen Most aufgegeben, / der Götter und Menschen erfreut, / und werde hingehen, um über den Bäumen zu schwanken? 14 Da sagten alle Bäume zum Dornenstrauch: / Geh du hin, sei unser König! 15 Der Dornenstrauch sagte zu den Bäumen: / Wenn ihr mich wirklich zu eurem König salben wollt, / kommt, bergt euch in meinem Schatten! / Wenn aber nicht, dann soll vom Dornenstrauch Feuer ausgehen / und die Zedern des Libanon fressen. 16 Wenn ihr also treu und redlich gehandelt habt, als ihr Abimelech zum König machtet, und wenn ihr an Jerubbaal und seinem Haus gut gehandelt habt, wenn ihr so an ihm gehandelt habt, wie das Wirken meines Vaters es verdient, 17 der für euch gekämpft, sein Leben gewagt und euch aus der Hand Midians befreit hat, 18 während ihr euch heute gegen das Haus meines Vaters erhoben habt, seine Söhne, siebzig Männer, auf ein und demselben Stein umgebracht und Abimelech, den Sohn seiner Sklavin, zum König über die Bürger von Sichem gemacht habt, weil er euer Bruder ist, - 19 wenn ihr also heute treu und redlich an Jerubbaal und seinem Haus gehandelt habt, dann sollt ihr eure Freude haben an Abimelech und er soll seine Freude an euch haben. 20 Wenn aber nicht, dann soll Feuer von Abimelech ausgehen und die Bürger Sichems und Bet-Millo fressen. Und von den Bürgern Sichems und von Bet-Millo soll Feuer ausgehen und Abimelech fressen. 21 Dann machte sich Jotam davon, floh vor seinem Bruder Abimelech nach Beer und ließ sich dort nieder.

Sichems Vernichtung

22 Als Abimelech drei Jahre lang über Israel geherrscht hatte, 23 sandte Gott einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Bürger von Sichem, sodass die Bürger von Sichem von Abimelech abfielen. 24 Das Verbrechen an den siebzig Söhnen Jerubbaals sollte zurückkommen und ihr Blut sollte auf ihrem Bruder Abimelech liegen, der sie ermordet hatte, aber auch auf den Bürgern von Sichem, die seinen Händen die Kraft gegeben hatten, sie zu ermorden. 25 Die Bürger von Sichem legten ihm auf den Höhen der Berge einen Hinterhalt. Sie raubten dort jeden aus, der auf seinem Weg bei ihnen vorbeikam. Das wurde Abimelech gemeldet. 26 Gaal, der Sohn Ebeds, kam mit seinen Brüdern her und sie zogen herüber nach Sichem und die Bürger von Sichem fassten Vertrauen zu ihm. 27 Sie gingen aufs Feld hinaus, hielten in ihren Weinbergen die Weinlese, kelterten und feierten ein Freudenfest; sie zogen zum Haus ihres Gottes, aßen und tranken und verfluchten Abimelech. 28 Gaal, der Sohn Ebeds, sagte: Wer ist schon Abimelech? Und wer ist Sichem, dass wir ihm dienen sollten? Ist er nicht der Sohn Jerubbaals und ist nicht Sebul sein Vogt? Dient lieber den Männern Hamors, des Vaters von Sichem! Warum sollten gerade wir ihm dienen? 29 Wer gäbe diese Leute in meine Hand! Ich wollte Abimelech vertreiben. Und er sagte zu Abimelech: Vermehre dein Heer und zieh in den Kampf! 30 Als Sebul, der Vogt der Stadt, von den Reden Gaals, des Sohnes Ebeds, hörte, entbrannte sein Zorn. 31 Er schickte heimlich Boten zu Abimelech und ließ ihm sagen: Gaal, der Sohn Ebeds, und seine Brüder sind nach Sichem gekommen und hetzen nun die Stadt gegen dich auf. 32 Brich also noch in der Nacht mit den Leuten auf, die du bei dir hast, und leg dich auf dem freien Feld in einen Hinterhalt! 33 Am Morgen aber brich bei Sonnenaufgang auf und rück gegen die Stadt vor! Sobald dann Gaal mit seinen Leuten gegen dich ausrückt, mach mit ihm, wie deine Hand es finden wird. 34 Abimelech brach noch in der Nacht mit allen Leuten, die er bei sich hatte, auf und sie legten sich in vier Abteilungen bei Sichem in einen Hinterhalt. 35 Als Gaal, der Sohn Ebeds, herauskam und vor das Stadttor trat, brach Abimelech mit seinen Leuten aus dem Hinterhalt hervor. 36 Als Gaal die Männer sah, sagte er zu Sebul: Sieh, da steigen Leute von den Höhen der Berge herunter. Sebul entgegnete ihm: Du siehst den Schatten der Berge für Menschen an. 37 Doch Gaal redete weiter und sagte: Sieh doch, da kommen Leute vom Nabel des Landes herab und eine Abteilung kommt aus der Richtung der Orakel-Terebinthe. 38 Da sagte Sebul zu ihm: Wo bleibt nun dein Maul, mit dem du gesagt hast: Wer ist schon Abimelech, dass wir ihm dienen sollten? Sind das nicht die Leute, die du verachtet hast? Rück jetzt nur aus und kämpfe gegen ihn! 39 Da rückte Gaal an der Spitze der Bürger von Sichem aus und kämpfte gegen Abimelech. 40 Abimelech verfolgte ihn, er musste vor ihm fliehen und viele fielen erschlagen bis zum Eingang des Tores. 41 Abimelech aber blieb in Aruma wohnen und Sebul vertrieb Gaal und seine Brüder; sie konnten nicht mehr in Sichem bleiben. 42 Am anderen Morgen gingen die Leute aufs Feld hinaus. Das meldete man Abimelech. 43 Er nahm seine Leute, teilte sie in drei Abteilungen und legte auf dem Feld einen Hinterhalt. Als er sah, wie die Leute aus der Stadt herauskamen, überfiel er sie und erschlug sie. 44 Abimelech stürmte mit den Abteilungen, die bei ihm waren, vor und bezog am Eingang des Stadttors Stellung, während die beiden Abteilungen auf die, die auf dem Feld waren, eindrangen und sie erschlugen. 45 Abimelech kämpfte jenen ganzen Tag gegen die Stadt. Er eroberte sie und tötete ihre Einwohner. Dann zerstörte er die Stadt und streute Salz über sie. 46 Als die Besatzung der Burg von Sichem davon hörte, zog sie sich in das Gewölbe des Tempels des Bundesgottes zurück. 47 Abimelech wurde gemeldet, dass sich die ganze Besatzung der Burg von Sichem dort versammelt hatte. 48 Daraufhin stieg Abimelech mit all seinen Leuten den Berg Zalmon hinauf. Abimelech nahm seine Axt in die Hand, hieb einen Busch ab, hob ihn auf, legte ihn auf seine Schulter und sagte zu seinen Leuten: Macht mir nach, was ihr gesehen habt, aber schnell!* 49 Da hieben auch alle seine Leute einen Busch ab und zogen hinter Abimelech her. Sie legten die Zweige auf das Gewölbe und zündeten sie an und steckten das Gewölbe über der Besatzung in Brand. So kam auch die ganze Besatzung der Burg von Sichem um, etwa tausend Männer und Frauen.

Abimelechs Ende

50 Dann zog Abimelech nach Tebez, belagerte die Stadt und nahm sie ein. 51 Mitten in der Stadt aber war eine starke Burg. Dorthin flohen alle Männer und Frauen und alle Herren der Stadt. Sie schlossen hinter sich zu und stiegen auf das Dach der Burg. 52 Abimelech rückte an die Burg heran und eröffnete den Kampf gegen sie. Als er sich dem Burgtor näherte, um es in Brand zu stecken, 53 warf eine Frau Abimelech einen Mühlstein auf den Kopf und zerschmetterte ihm den Schädel. 54 Da rief er eilends seinen Waffenträger und sagte zu ihm: Zieh dein Schwert und töte mich! Man soll nicht von mir sagen: Eine Frau hat ihn umgebracht. Der junge Mann durchbohrte ihn und er starb. 55 Als die Israeliten sahen, dass Abimelech tot war, ging jeder zurück in seinen Heimatort. 56 So ließ Gott das Verbrechen, das Abimelech an seinem Vater begangen hatte, als er seine siebzig Brüder umbrachte, zurückfallen 57 und alles Böse, das die Einwohner von Sichem getan hatten, ließ Gott auf ihren Kopf zurückfallen. So kam über sie der Fluch Jotams, des Sohnes Jerubbaals.

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New International Version

Abimelek

1 Abimelek son of Jerub-Baal went to his mother’s brothers in Shechem and said to them and to all his mother’s clan, 2 ‘Ask all the citizens of Shechem, “Which is better for you: to have all seventy of Jerub-Baal’s sons rule over you, or just one man?” Remember, I am your flesh and blood.’ 3 When the brothers repeated all this to the citizens of Shechem, they were inclined to follow Abimelek, for they said, ‘He is related to us.’ 4 They gave him seventy shekels* of silver from the temple of Baal-Berith, and Abimelek used it to hire reckless scoundrels, who became his followers. 5 He went to his father’s home in Ophrah and on one stone murdered his seventy brothers, the sons of Jerub-Baal. But Jotham, the youngest son of Jerub-Baal, escaped by hiding. 6 Then all the citizens of Shechem and Beth Millo gathered beside the great tree at the pillar in Shechem to crown Abimelek king. 7 When Jotham was told about this, he climbed up on the top of Mount Gerizim and shouted to them, ‘Listen to me, citizens of Shechem, so that God may listen to you. 8 One day the trees went out to anoint a king for themselves. They said to the olive tree, “Be our king.” 9 ‘But the olive tree answered, “Should I give up my oil, by which both gods and humans are honoured, to hold sway over the trees?” 10 ‘Next, the trees said to the fig-tree, “Come and be our king.” 11 ‘But the fig-tree replied, “Should I give up my fruit, so good and sweet, to hold sway over the trees?” 12 ‘Then the trees said to the vine, “Come and be our king.” 13 ‘But the vine answered, “Should I give up my wine, which cheers both gods and humans, to hold sway over the trees?” 14 ‘Finally all the trees said to the thorn-bush, “Come and be our king.” 15 ‘The thorn-bush said to the trees, “If you really want to anoint me king over you, come and take refuge in my shade; but if not, then let fire come out of the thorn-bush and consume the cedars of Lebanon!” 16 ‘Have you acted honourably and in good faith by making Abimelek king? Have you been fair to Jerub-Baal and his family? Have you treated him as he deserves? 17 Remember that my father fought for you and risked his life to rescue you from the hand of Midian. 18 But today you have revolted against my father’s family. You have murdered his seventy sons on a single stone and have made Abimelek, the son of his female slave, king over the citizens of Shechem because he is related to you. 19 So have you acted honourably and in good faith towards Jerub-Baal and his family today? If you have, may Abimelek be your joy, and may you be his, too! 20 But if you have not, let fire come out from Abimelek and consume you, the citizens of Shechem and Beth Millo, and let fire come out from you, the citizens of Shechem and Beth Millo, and consume Abimelek!’ 21 Then Jotham fled, escaping to Beer, and he lived there because he was afraid of his brother Abimelek. 22 After Abimelek had governed Israel for three years, 23 God stirred up animosity between Abimelek and the citizens of Shechem so that they acted treacherously against Abimelek. 24 God did this in order that the crime against Jerub-Baal’s seventy sons, the shedding of their blood, might be avenged on their brother Abimelek and on the citizens of Shechem, who had helped him murder his brothers. 25 In opposition to him these citizens of Shechem set men on the hilltops to ambush and rob everyone who passed by, and this was reported to Abimelek. 26 Now Gaal son of Ebed moved with his clan into Shechem, and its citizens put their confidence in him. 27 After they had gone out into the fields and gathered the grapes and trodden them, they held a festival in the temple of their god. While they were eating and drinking, they cursed Abimelek. 28 Then Gaal son of Ebed said, ‘Who is Abimelek, and why should we Shechemites be subject to him? Isn’t he Jerub-Baal’s son, and isn’t Zebul his deputy? Serve the family of Hamor, Shechem’s father! Why should we serve Abimelek? 29 If only this people were under my command! Then I would get rid of him. I would say to Abimelek, “Call out your whole army!” ’* 30 When Zebul the governor of the city heard what Gaal son of Ebed said, he was very angry. 31 Under cover he sent messengers to Abimelek, saying, ‘Gaal son of Ebed and his clan have come to Shechem and are stirring up the city against you. 32 Now then, during the night you and your men should come and lie in wait in the fields. 33 In the morning at sunrise, advance against the city. When Gaal and his men come out against you, seize the opportunity to attack them.’ 34 So Abimelek and all his troops set out by night and took up concealed positions near Shechem in four companies. 35 Now Gaal son of Ebed had gone out and was standing at the entrance of the city gate just as Abimelek and his troops came out from their hiding-place. 36 When Gaal saw them, he said to Zebul, ‘Look, people are coming down from the tops of the mountains!’ Zebul replied, ‘You mistake the shadows of the mountains for men.’ 37 But Gaal spoke up again: ‘Look, people are coming down from the central hill,* and a company is coming from the direction of the diviners’ tree.’ 38 Then Zebul said to him, ‘Where is your big talk now, you who said, “Who is Abimelek that we should be subject to him?” Aren’t these the men you ridiculed? Go out and fight them!’ 39 So Gaal led out* the citizens of Shechem and fought Abimelek. 40 Abimelek chased him all the way to the entrance of the gate, and many were killed as they fled. 41 Then Abimelek stayed in Arumah, and Zebul drove Gaal and his clan out of Shechem. 42 The next day the people of Shechem went out to the fields, and this was reported to Abimelek. 43 So he took his men, divided them into three companies and set an ambush in the fields. When he saw the people coming out of the city, he rose to attack them. 44 Abimelek and the companies with him rushed forward to a position at the entrance of the city gate. Then two companies attacked those in the fields and struck them down. 45 All that day Abimelek pressed his attack against the city until he had captured it and killed its people. Then he destroyed the city and scattered salt over it. 46 On hearing this, the citizens in the tower of Shechem went into the stronghold of the temple of El-Berith. 47 When Abimelek heard that they had assembled there, 48 he and all his men went up Mount Zalmon. He took an axe and cut off some branches, which he lifted to his shoulders. He ordered the men with him, ‘Quick! Do what you have seen me do!’ 49 So all the men cut branches and followed Abimelek. They piled them against the stronghold and set it on fire with the people still inside. So all the people in the tower of Shechem, about a thousand men and women, also died. 50 Next Abimelek went to Thebez and besieged it and captured it. 51 Inside the city, however, was a strong tower, to which all the men and women – all the people of the city – had fled. They had locked themselves in and climbed up on the tower roof. 52 Abimelek went to the tower and attacked it. But as he approached the entrance to the tower to set it on fire, 53 a woman dropped an upper millstone on his head and cracked his skull. 54 Hurriedly he called to his armour-bearer, ‘Draw your sword and kill me, so that they can’t say, “A woman killed him.” ’ So his servant ran him through, and he died. 55 When the Israelites saw that Abimelek was dead, they went home. 56 Thus God repaid the wickedness that Abimelek had done to his father by murdering his seventy brothers. 57 God also made the people of Shechem pay for all their wickedness. The curse of Jotham son of Jerub-Baal came on them.