2.Samuel 13 | Einheitsübersetzung 2016 New International Version

2.Samuel 13 | Einheitsübersetzung 2016

Amnon und Tamar

1 Danach geschah Folgendes: Abschalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Tamar und Amnon, der Sohn Davids, verliebte sich in sie. 2 Amnon war sehr bedrückt und wurde fast krank wegen seiner Schwester Tamar; denn sie war Jungfrau und es schien Amnon unmöglich, ihr etwas anzutun. 3 Nun hatte Amnon einen Freund namens Jonadab, einen Sohn des Schima, des Bruders Davids. Jonadab war ein sehr kluger Mann. 4 Er sagte zu Amnon: Warum bist du jeden Morgen so bedrückt, Sohn des Königs? Willst du es mir nicht erzählen? Amnon antwortete ihm: Ich liebe Tamar, die Schwester meines Bruders Abschalom. 5 Da sagte Jonadab zu ihm: Leg dich ins Bett und stell dich krank! Wenn dann dein Vater kommt, um nach dir zu sehen, sag zu ihm: Lass doch meine Schwester Tamar zu mir kommen und mir etwas zu essen machen; sie soll die Krankenkost vor meinen Augen zubereiten, sodass ich zusehen und aus ihrer Hand essen kann. 6 Amnon legte sich also hin und stellte sich krank. Als der König kam, um nach ihm zu sehen, sagte Amnon zum König: Meine Schwester Tamar möge doch zu mir kommen; sie soll mir vor meinen Augen zwei Kuchen backen und ich will die Krankenkost aus ihrer Hand essen. 7 David schickte jemand ins Haus der Tamar und ließ ihr sagen: Geh doch in das Haus deines Bruders Amnon und mach ihm etwas zu essen! 8 Tamar ging in das Haus ihres Bruders Amnon, der im Bett lag. Sie nahm Teig, knetete vor seinen Augen die Kuchen und backte sie. 9 Dann nahm sie die Pfanne und schüttete sie vor ihm aus. Amnon aber wollte nichts essen, sondern sagte: Schickt alle hinaus! Als alle aus dem Zimmer hinausgegangen waren, 10 sagte Amnon zu Tamar: Bring das Essen in das Schlafgemach, ich möchte es aus deiner Hand essen. Tamar nahm die Kuchen, die sie zubereitet hatte, und brachte sie ihrem Bruder Amnon in das Gemach. 11 Als sie ihm aber die Kuchen zum Essen reichte, griff er nach ihr und sagte zu ihr: Komm, leg dich zu mir, Schwester! 12 Sie antwortete ihm: Nein, mein Bruder, entehre mich nicht! So etwas tut man in Israel nicht. Begeh keine solche Schandtat! 13 Wohin sollte ich denn in meiner Schande gehen? Du würdest als einer der niederträchtigsten Menschen in Israel dastehen. Rede doch mit dem König, er wird mich dir nicht verweigern. 14 Doch Amnon wollte nicht auf sie hören, sondern tat ihr Gewalt an und demütigte sie und schlief mit ihr. 15 Hinterher aber empfand Amnon eine sehr große Abneigung gegen sie; ja, der Hass, mit dem er sie nun hasste, war größer als die Liebe, mit der er sie geliebt hatte. Amnon sagte zu ihr: Steh auf, geh weg! 16 Sie erwiderte ihm: Nicht doch! Wenn du mich wegschickst, wäre das ein noch größeres Unrecht als das, das du mir schon angetan hast. Er aber wollte nicht auf sie hören, 17 sondern rief den jungen Mann, der in seinen Diensten stand, und sagte: Bringt dieses Mädchen da von mir weg auf die Straße hinaus und schließt die Tür hinter ihr ab! 18 Sie hatte ein Ärmelkleid an; denn solche Obergewänder trugen die Königstöchter, solange sie Jungfrauen waren. Sein Diener brachte sie hinaus und schloss die Tür hinter ihr zu. 19 Tamar aber streute sich Asche auf das Haupt und zerriss das Ärmelkleid, das sie anhatte, sie legte ihre Hand auf den Kopf und ging schreiend weg. 20 Ihr Bruder Abschalom fragte sie: War dein Bruder Amnon mit dir zusammen? Sprich nicht darüber, meine Schwester, er ist ja dein Bruder. Nimm dir die Sache nicht so zu Herzen! Von da an lebte Tamar einsam im Haus ihres Bruders Abschalom. 21 Doch der König David erfuhr von der ganzen Sache und wurde darüber sehr zornig. 22 Abschalom aber redete nicht mehr mit Amnon, weder im Guten noch im Bösen; er hasste Amnon, weil dieser seine Schwester Tamar vergewaltigt hatte.

Abschaloms Rache an Amnon

23 Zwei Jahre später ließ Abschalom in Baal-Hazor, das bei Efraim liegt, seine Schafe scheren und lud alle Söhne des Königs ein. 24 Er ging zum König und sagte: Dein Knecht lässt gerade seine Schafe scheren. Der König möge doch samt seinen Dienern seinen Knecht dorthin begleiten. 25 Der König antwortete Abschalom: Nein, mein Sohn, wir können doch nicht alle kommen; wir wollen dir nicht zur Last fallen. Obwohl Abschalom ihn dringend bat, wollte er nicht mitgehen, sondern segnete ihn zum Abschied. 26 Da sagte Abschalom: Kann nicht wenigstens mein Bruder Amnon mit uns gehen? Der König fragte ihn: Warum soll er mit dir gehen? 27 Abschalom aber drängte ihn und der König ließ Amnon und seine anderen Söhne mit ihm gehen. 28 Abschalom befahl seinen jungen Leuten: Gebt Acht: Wenn Amnon vom Wein guter Laune ist, werde ich zu euch sagen: Schlagt Amnon tot! Dann tötet ihn! Habt keine Angst! Ich selbst habe es euch ja befohlen. Seid mutig und tapfer! 29 Die jungen Leute Abschaloms machten mit Amnon, was ihnen Abschalom befohlen hatte. Da sprangen alle Söhne des Königs auf, stiegen auf ihre Maultiere und flohen. 30 Sie waren noch auf dem Weg, als zu David das Gerücht gelangte: Abschalom hat alle Söhne des Königs erschlagen; nicht einer von ihnen ist übrig geblieben. 31 Da stand der König auf, zerriss seine Kleider und warf sich zu Boden. Auch alle seine Diener, die um ihn herumstanden, zerrissen ihre Kleider. 32 Jonadab aber, der Sohn Schimas, des Bruders Davids, sagte: Mein Herr soll nicht glauben, dass alle jungen Männer, alle Söhne des Königs, tot sind. Nur Amnon ist tot; denn auf Befehl Abschaloms war das eine beschlossene Sache seit dem Tag, an dem Amnon seine Schwester gedemütigt hatte. 33 Mein Herr, der König, nehme sich die Sache nicht so zu Herzen und denke nicht: Alle Söhne des Königs sind tot. Nur Amnon ist tot. 34 Abschalom aber war geflohen. Der junge Mann jedoch, der Wache hielt, schaute aus und sah plötzlich, dass eine Menge Leute auf dem hinter ihm liegenden Weg von der Seite des Berges herabkamen. 35 Da sagte Jonadab zum König: Sieh, da kommen die Söhne des Königs. Es ist so, wie dein Knecht gesagt hat. 36 Kaum hatte er das gesagt, da kamen die Söhne des Königs. Sie begannen laut zu weinen und auch der König und alle seine Diener brachen in heftiges Weinen aus. 37 Abschalom aber floh und ging zu Talmai, dem Sohn des Königs Ammihud von Geschur, und David trauerte lange Zeit um seinen Sohn.

Abschaloms Rückkehr

38 Abschalom war also geflohen und nach Geschur gegangen; dort blieb er drei Jahre. 39 Dann aber hörte der König allmählich auf, gegen Abschalom zu hadern; denn er hatte sich damit abgefunden, dass Amnon tot war.*

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New International Version

Amnon and Tamar

1 In the course of time, Amnon son of David fell in love with Tamar, the beautiful sister of Absalom son of David. 2 Amnon became so obsessed with his sister Tamar that he made himself ill. She was a virgin, and it seemed impossible for him to do anything to her. 3 Now Amnon had an advisor named Jonadab son of Shimeah, David’s brother. Jonadab was a very shrewd man. 4 He asked Amnon, ‘Why do you, the king’s son, look so haggard morning after morning? Won’t you tell me?’ Amnon said to him, ‘I’m in love with Tamar, my brother Absalom’s sister.’ 5 ‘Go to bed and pretend to be ill,’ Jonadab said. ‘When your father comes to see you, say to him, “I would like my sister Tamar to come and give me something to eat. Let her prepare the food in my sight so that I may watch her and then eat it from her hand.” ’ 6 So Amnon lay down and pretended to be ill. When the king came to see him, Amnon said to him, ‘I would like my sister Tamar to come and make some special bread in my sight, so that I may eat from her hand.’ 7 David sent word to Tamar at the palace: ‘Go to the house of your brother Amnon and prepare some food for him.’ 8 So Tamar went to the house of her brother Amnon, who was lying down. She took some dough, kneaded it, made the bread in his sight and baked it. 9 Then she took the pan and served him the bread, but he refused to eat. ‘Send everyone out of here,’ Amnon said. So everyone left him. 10 Then Amnon said to Tamar, ‘Bring the food here into my bedroom so that I may eat from your hand.’ And Tamar took the bread she had prepared and brought it to her brother Amnon in his bedroom. 11 But when she took it to him to eat, he grabbed her and said, ‘Come to bed with me, my sister.’ 12 ‘No, my brother!’ she said to him. ‘Don’t force me! Such a thing should not be done in Israel! Don’t do this wicked thing. 13 What about me? Where could I get rid of my disgrace? And what about you? You would be like one of the wicked fools in Israel. Please speak to the king; he will not keep me from being married to you.’ 14 But he refused to listen to her, and since he was stronger than she, he raped her. 15 Then Amnon hated her with intense hatred. In fact, he hated her more than he had loved her. Amnon said to her, ‘Get up and get out!’ 16 ‘No!’ she said to him. ‘Sending me away would be a greater wrong than what you have already done to me.’ But he refused to listen to her. 17 He called his personal servant and said, ‘Get this woman out of my sight and bolt the door after her.’ 18 So his servant put her out and bolted the door after her. She was wearing an ornate* robe, for this was the kind of garment the virgin daughters of the king wore. 19 Tamar put ashes on her head and tore the ornate robe she was wearing. She put her hands on her head and went away, weeping aloud as she went. 20 Her brother Absalom said to her, ‘Has that Amnon, your brother, been with you? Be quiet for now, my sister; he is your brother. Don’t take this thing to heart.’ And Tamar lived in her brother Absalom’s house, a desolate woman. 21 When King David heard all this, he was furious. 22 And Absalom never said a word to Amnon, either good or bad; he hated Amnon because he had disgraced his sister Tamar.

Absalom kills Amnon

23 Two years later, when Absalom’s sheep-shearers were at Baal Hazor near the border of Ephraim, he invited all the king’s sons to come there. 24 Absalom went to the king and said, ‘Your servant has had shearers come. Will the king and his attendants please join me?’ 25 ‘No, my son,’ the king replied. ‘All of us should not go; we would only be a burden to you.’ Although Absalom urged him, he still refused to go but gave him his blessing. 26 Then Absalom said, ‘If not, please let my brother Amnon come with us.’ The king asked him, ‘Why should he go with you?’ 27 But Absalom urged him, so he sent with him Amnon and the rest of the king’s sons. 28 Absalom ordered his men, ‘Listen! When Amnon is in high spirits from drinking wine and I say to you, “Strike Amnon down,” then kill him. Don’t be afraid. Haven’t I given you this order? Be strong and brave.’ 29 So Absalom’s men did to Amnon what Absalom had ordered. Then all the king’s sons got up, mounted their mules and fled. 30 While they were on their way, the report came to David: ‘Absalom has struck down all the king’s sons; not one of them is left.’ 31 The king stood up, tore his clothes and lay down on the ground; and all his attendants stood by with their clothes torn. 32 But Jonadab son of Shimeah, David’s brother, said, ‘My lord should not think that they killed all the princes; only Amnon is dead. This has been Absalom’s express intention ever since the day that Amnon raped his sister Tamar. 33 My lord the king should not be concerned about the report that all the king’s sons are dead. Only Amnon is dead.’ 34 Meanwhile, Absalom had fled. Now the man standing watch looked up and saw many people on the road west of him, coming down the side of the hill. The watchman went and told the king, ‘I see men in the direction of Horonaim, on the side of the hill.’* 35 Jonadab said to the king, ‘See, the king’s sons have come; it has happened just as your servant said.’ 36 As he finished speaking, the king’s sons came in, wailing loudly. The king, too, and all his attendants wept very bitterly. 37 Absalom fled and went to Talmai son of Ammihud, the king of Geshur. But King David mourned many days for his son. 38 After Absalom fled and went to Geshur, he stayed there for three years. 39 And King David longed to go to Absalom, for he was consoled concerning Amnon’s death.